Plattenepithelkarzinom der Maulhöhle beim Hund
Das orale Plattenepithelkarzinom ist die zweithäufigste bösartige Krebserkrankung in der Maulhöhle des Hundes. Ein unangenehmer Geruch aus dem Maul des Hundes ist oft das erste Anzeichen, das der Besitzer bemerkt. Bei frühzeitiger Therapie haben manche Plattenepithelkarzinome in der Maulhöhle, je nach Lage, eine recht gute Prognose. In diesem Artikel haben wir für Sie das Wichtigste zu Symptomen, Diagnose, Behandlung und Prognose zusammengefasst.
Orales Plattenepithelkarzinom (Hund): Steckbrief
Beschreibung
Genau wie beim Menschen, ist die Haut des Hundes aus mehreren, einzelnen Schichten aufgebaut. Die oberste Schicht, auch Epidermis genannt, wird von einem sogenannten Plattenepithel gebildet. Das Plattenepithel setzt sich aus unzähligen, dicht aneinander liegenden und miteinander verbundenen Hautzellen zusammen. Fast unsere gesamte Körperoberfläche ist von Plattenepithel bedeckt – und auch diverse innere Körperoberflächen, wie z. B. die Mundhöhle, sind damit ausgekleidet.
Das Plattenepithelkarzinom ist die zweithäufigste bösartige Krebsart im Maul des Hundes. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Entartung des Plattenepithels und zur unkontrollierten Vermehrung der bösartigen Zellen.
Plattenepithelkarzinome können sich überall in der Maulhöhle bilden und wachsen an Ort und Stelle recht aggressiv. Meist greifen diese Tumore auch den Knochen des Ober- oder Unterkiefers an und lösen diesen fortschreitend auf.
Orale Plattenepithelkarzinome sind – je nach genauer Position im Maul – mehr oder weniger schwer zu kontrollieren. In einigen Fällen kann die Therapie schwierig sein. Häufig kommt es nach der Behandlung schnell zu einem Nachwachsen des Tumors (Rezidiv). Zu einer Streuung in andere Organe (Metastasierung) kommt es allerdings nur selten.
Eine Ausnahme bilden Plattenepithelkarzinome an den Mandeln (Tonsillen) oder der Zungenbasis. In diesen Fällen ist eine Metastasierung in die Kopflymphknoten oder die Lunge häufig (in über 70%).
Ursachen und Risikofaktoren
Bisher konnten beim Hund weder eine Ursache noch spezielle Risikofaktoren für ein orales Plattenepithelkarzinom gefunden werden. Manche Hunderassen scheinen jedoch ein erhöhtes Risiko für eine Tumorerkrankung der Maulhöhle zu haben. Dazu zählen Cocker Spaniel, Deutscher Schäferhund, Deutsch Kurzhaar, Weimaraner, Golden Retriever, Gordon Setter, Chow-Chow, Miniatur Pudel und Boxer.
Symptome
Ein orales Plattenepithelkarzinom verursacht eine geschwürartige Wucherung in der Maulhöhle. Diese kann sowohl blumenkohlartig erhaben als auch eher flach und flächig sein, die Oberfläche ist häufig offen und gerötet. Die Wucherung besteht oft über längere Zeit und heilt nicht ab.
Der Tumor wird schnell größer und beeinträchtigt die Hunde manchmal bei der Futteraufnahme. Für die Tiere sind die Plattenepithelkarzinome meist schmerzhaft, vor allem dann, wenn der Knochen mit betroffen ist.
Zusätzlich zu dem nicht heilenden Geschwür im Maul (welches je nach Lokalisation nicht immer direkt sichtbar ist), fallen bei den betroffenen Hunde häufig folgende Symptome auf:
- Unangenehmer Geruch aus dem Maul (Foetor ex ore)
- Vermehrtes Speicheln (Hypersalivation)
- Probleme bei der Futteraufnahme (Dysphagie)
- Verminderter Appetit (Inappetenz)
- Teilnahmslosigkeit (Apathie)
- Gewichtsverlust
- Blutungen aus dem Maul
- Schmerzen beim Öffnen des Maules
Wenn der Tumor den Kieferknochen angegriffen hat, können gelegentlich auch Zähne locker werden und sogar ausfallen.
Wann sollten Sie zum Tierarzt gehen?
Wenn Ihnen bei Ihrem Hund eine komische Veränderung oder Wucherung in der Maulhöhle auffällt oder Sie eines der oben beschriebenen Symptome feststellen, sollten Sie Ihr Tier möglichst zeitnah einem Tierarzt vorstellen. Vor allem wenn es sich um einen bösartigen Tumor handelt, kann Abwarten wertvolle Zeit kosten, denn je früher mit der Therapie begonnen wird, desto besser ist die Prognose.
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Untersuchungen und Diagnose
Zu Beginn wird der Tierarzt möglichst viel über die Krankengeschichte (Anamnese) des betroffenen Hundes erfahren wollen. Dazu wird er einige Fragen stellen – beispielsweise seit wann Sie die Symptome beobachtet haben, ob der Tumor größer geworden ist oder ob noch andere Krankheiten bekannt sind. Nach einer gründlichen Allgemeinuntersuchung wird sich der Tierarzt die Maulhöhle und den Tumor genau anschauen.
Manchmal kann der Tierarzt danach schon einen ersten Verdacht äußern, jedoch ist eine definitive Diagnose durch bloßes Anschauen nicht möglich. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass eine Probe aus dem Tumor (Biopsie) entnommen wird.
In den meisten Fällen kann mit Hilfe einer Biopsie ein Plattenepithelkarzinom sicher diagnostiziert werden. Um die Gewebeprobe aus der verdächtigen Stelle entnehmen zu können, ist eine kurze Narkose notwendig. Anschließend kann ein Pathologe die Probe unter einem Mikroskop auf bösartige Zellen untersuchen.
Da Plattenepithelkarzinome oft den Kieferknochen angreifen, sollte mit einer Röntgenaufnahme oder einer Computertomographie-Untersuchung des Kopfes das Ausmaß und die Ausbreitung des Krebses genau festgestellt werden. Dies ist vor allem für die Planung der Behandlung wichtig.
Vor einer intensiven Therapie sollte außerdem ausgeschlossen werden, dass der Tumor Metastasen in Lunge oder Lymphknoten gebildet hat. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, vorab eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbes und eine gründliche Untersuchung der Lymphknoten durchzuführen.
Behandlung
Die geeignetste Therapie bei einem oralen Plattenepithelkarzinom ist die möglichst vollständige chirurgische Entfernung. Bei Tumoren, die im vorderen Bereich der Maulhöhle liegen, ist dies in den meisten Fällen gut machbar. Wenn das Plattenepithelkarzinom den Knochen befallen hat, müssen jedoch zusätzlich Teile des Kiefers entfernt werden. Die meisten Hunde kommen aber mit einer Teilentfernung der Kieferknochen sehr gut zurecht.
Kann der Tumor nicht vollständig entfernt werden, bleiben bösartige Zellen im Gewebe zurück und das Karzinom wächst in der Regel wieder nach (Rezidiv). Bei Plattenepithelkarzinomen an den Mandeln oder der Zungenbasis ist die vollständige Entfernung oft nicht möglich und es kommt fast immer zu einem Rezidiv.
Eine Strahlentherapie – bei der die Tumorzellen durch ionisierende Strahlung abgetötet werden – kann beim Hund ebenfalls zur Behandlung des oralen Plattenepithelkarzinoms eingesetzt werden. Bei unvollständig entfernten Tumoren kann mit einer nachfolgenden Strahlentherapie ein Nachwachsen deutlich verzögert werden. Auch bei Karzinomen, bei denen eine chirurgische Entfernung nicht möglich ist – weil der Tumor zu groß ist oder an einer ungünstigen Stelle liegt –, kann eine Strahlentherapie hilfreich sein.
Eine Chemotherapie wird bei oralen Plattenepithelkarzinomen meist nicht durchgeführt, da diese Tumorart eher schlecht auf die Medikamente anspricht. Chemotherapie wird hauptsächlich bei bereits vorhandener Metastasierung empfohlen bzw. wenn eine Operation oder Strahlentherapie nicht in Frage kommen.
Prognose
Wird der Krebs frühzeitig erkannt und der Tumor kann vollständig entfernt werden, ist die Prognose beim oralen Plattenepithelkarzinom des Hundes häufig verhältnismäßig gut. Meist kann der Tumor dann über viele Monate oder sogar Jahre kontrolliert und in manchen Fällen sogar geheilt werden.
Bei Plattenepithelkarzinomen der Mandeln oder der Zungenbasis ist die Prognose dagegen leider schlecht. Selbst mit Therapie können ein schnelles Nachwachsen und eine Metastasierung nicht verhindert werden. Der schwere Krankheitsverlauf führt meist dazu, dass die Tiere nach kurzer Zeit eingeschläfert werden müssen.
Vorbeugung
Da weder die Ursache noch spezielle Risikofaktoren für das orale Plattenepithelkarzinom bekannt sind, gibt es leider nichts was man tun könnte um einer Erkrankung vorzubeugen oder diese zu verhindern.
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Über Dr. med. vet. Stefanie Mallmann
Tierärztin und fellomed-Mitgründerin Dr. Mallmann hat bis 2014 an der LMU München Tiermedizin studiert. Auch sie hat ihre Doktorarbeit in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik München geschrieben, anschließend aber auch noch ein Jahr in der Onkologie gearbeitet. Neben unserer Freundschaft verbindet uns beide die Liebe zu Tieren, ein hoher Anspruch an die Qualiät unserer Arbeit und ein ausgeprägtes Helfersyndrom – und so haben wir 2018 unsere Leidenschaften zum Beruf gemacht und gemeinsam fellomed gegründet. Mittlerweile hat meine liebe Kollegin fellomed leider verlassen, dennoch wird sie immer ein Teil dieses Projektes bleiben!