Katzenaids: FIV bei der Katze
Katzenaids klingt sehr dramatisch und tödlich. Bei richtiger Haltung haben FIV-infizierte Katzen aber tatsächlich keine kürzere Lebensdauer als nicht erkrankte Katzen. Katzenaids ist also kein Todesurteil! Allerdings ist es wichtig, einiges zu beachten, um einer FIV-infizierten Katze ein möglichst langes und glückliches Leben zu ermöglichen!
FIV/Katzenaids (Katze): Steckbrief
Beschreibung
Was ist Katzenaids/FIV?
Katzenaids ist eine unheilbare Infektionskrankheit bei Katzen, die durch das feline Immunschwächevirus (feline immunodeficiency virus, FIV; ein Retrovirus) hervorgerufen wird. Hauptmerkmal der Erkrankung ist die namensgebende Immunschwäche der infizierten Katzen. Das Virus ist eng verwandt mit HIV, dem Auslöser von AIDS bei Menschen.
Obwohl das dramatisch klingt („AIDS“, „nicht heilbar“): FIV ist kein Todesurteil und in aller Regel kein Grund, eine Katze einzuschläfern – im Gegenteil: FIV-infizierte Katzen können sehr gut und lange leben. Oft vergehen Jahre bis eine Katze mit Katzenaids die ersten Erkrankungssymptome zeigt, und tatsächlich ist die Lebenserwartung von FIV-Katzen nicht geringer als die von nicht-infizierten Artgenossen. Allerdings sollte beachtet werden, dass Katzen mit Katzenaids ihr Leben lang ihre Artgenossen anstecken können (v.a. über Bisse).
In Deutschland leiden etwa 3% aller Katzen an Katzenaids. In anderen Ländern (z.B. Italien) kommt FIV dagegen sehr viel häufiger vor – in einigen Gegenden sind über 30% der Katzen betroffen.
Was passiert bei Katzenaids/FIV im Körper?
Das feline Immunschwächevirus befällt v.a. die weißen Blutkörperchen der Katze (z.B. Lymphozyten und Makrophagen). Dabei können diese Immunzellen zerstört werden. Weil das Virus gut an den Körper der Katze „angepasst“ ist, bleibt eine Infektion dennoch meist jahrelang (oder sogar lebenslang) ohne Symptome.
Bei Fortschreiten der Erkrankung kommt es durch die Zerstörung der Abwehrzellen allerdings meistens zur namensgebenden Immunschwäche. Die FIV-infizierten Katzen sind dann sehr anfällig für Infektionen mit anderen Erregern (v.a. Viren, Pilze und Parasiten). Viele der Symptome bei Katzenaids kommen deswegen gar nicht von der FIV-Erkrankung selbst, sondern durch sog. Sekundärinfektionen, also zusätzliche Infektionen, die aufgrund der Immunschwäche entstanden sind.
Über die Hälfte der Katzen mit Katzenaids entwickeln eine sog. chronische Stomatitis, also eine chronische Entzündung der Maulschleimhaut (u.a. Zahnfleischentzündung). Häufig bilden sich blutende Geschwüre (Ulzera), die bis zum Zahnverlust führen können. Weil diese Entzündung sehr schmerzhaft ist, verlieren viele betroffene Katzen ihren Appetit und magern ab. Vermutlich ist die Katzenaids-Erkrankung tatsächlich selbst für die Stomatitis verantwortlich, aber auch zusätzliche Erreger wie das Calici-Virus (ein Katzenschnupfen-Erreger) scheinen eine Rolle zu spielen.
FIV-infizierte Katzen haben außerdem ein 5-fach höheres Risiko eine Krebserkrankung zu entwickeln als gesunde Katzen (vermutlich schwächt das Virus die Mechanismen, die normalerweise dazu dienen, Tumorzellen früh zu erkennen und zu zerstören). Zusätzlich kann das Virus auch direkt Schäden im Gehirn der Katzen verursachen, so dass es zu neurologischen Symptomen kommen kann (eher selten).
Verlauf der FIV-Infektion
Grundsätzlich verläuft FIV/Katzenaids i.d.R. deutlich milder als sein Verwandter beim Menschen (HIV/AIDS).
Den meisten betroffenen Katzen ist zunächst gar nicht anzumerken, dass sie sich mit Katzenaids angesteckt haben (nur bei manchen kommt es relativ bald nach der Infektion für einige Tage bis Wochen zu Fieber, Teilnahmslosigkeit, geschwollenen Lymphknoten oder Durchfall). Diese symptomfreie Phase dauert bei den meisten Katzen mehrere Jahre lang.
Erst danach zeigen die betroffenen Katzen Symptome. Dabei können diese von Katze zu Katze recht unterschiedlich aussehen – je nachdem, welchen zusätzlichen Keim sie sich einfangen oder ob sie z.B. eine Krebserkrankung entwickeln. Auch diese Phase kann wiederum mehrere Monate bis Jahre andauern.
Symptome bei Katzenaids/FIV
Die meisten Symptome bei Katzenaids kommen, wie bereits erwähnt, gar nicht von der Erkrankung selbst, sondern von sogenannten Sekundärinfektionen, also Infektionen mit zusätzlichen Erregern. Vor allem für Viren, Pilze und Parasiten sind FIV-Katzen aufgrund ihrer Immunschwäche sehr anfällig.
Beispiele für solche zusätzlichen Krankheiten sind Katzenschnupfen, Katzenseuche, Hautpilze (Dermatophytose) oder FIP (feline infektiöse Peritonitis). Je nachdem, an welcher Sekundärinfektion eine Katze leidet, sind verschiedene Symptome möglich, z.B.
- Bei Atemwegserregern: (chronischer) Nasen- und Augenausfluss, Niesen, Röcheln oder „Pfeifen“ beim Atmen
- Bei Magen-Darm-Erregern: Durchfall und Erbrechen
- Bei Infektionen mit Hautpilzen: runde, haarlose Stellen; Rötungen
Etwa jede zweite Katze mit FIV leidet allerdings an einer sogenannten Stomatitis, einer chronischen Zahnfleischentzündung und Entzündung der Maulschleimhaut. Typische Symptome sind dabei:
- Blutende, schmerzhafte Geschwüre im Maul (Ulzera)
- Zahnverlust
- Übermäßiges Speicheln
- Mundgeruch
- Appetitverlust und Abmagerung
Andererseits können unspezifische Symptome bei Katzen mit Katzenaids auch die einzige Auffälligkeit sein, z.B.
- Wiederkehrendes Fieber
- Geschwollene Lymphknoten
- Appetitverlust und Abmagerung
- Teilnahmslosigkeit
- Blasse Schleimhäute (als Folge einer Blutarmut)
FIV-infizierte Katzen haben allerdings auch ein 5-mal größeres Risiko, eine Krebserkrankung zu entwickeln als Katzen ohne Katzenaids. Dabei kommen v.a. (B-Zell-) Lymphome und Leukämien, aber auch andere Krebsarten wie Plattenepithelkarzinome, Fibrosarkome oder Mastzelltumoren vor. Oft zeigen betroffene Katzen diese Symptome:
- unspezifische Anzeichen wie Appetitverlust und Abmagerung
- Durchfall, Erbrechen, Hautknoten
Folgende Auffälligkeiten und Symptome kommen bei Katzen mit FIV ebenfalls gelegentlich vor:
- Augenentzündungen (z.B. Uveitis, Chorioretinitis):
- Augenkneifen (Blepharospasmus)
- Augenausfluss
- Gerötete Augen
- Neurologische Symptome
- Verhaltensänderungen, z.B. Teilnahmslosigkeit, Unruhe, „Demenz“, psychotisches Verhalten
- Muskelzuckungen im Gesicht
- Zwanghaftes Umherlaufen
- Inkontinenz
- Krampfanfälle
- Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie)
- Zittern
Übertragung und Risikofaktoren
Hervorgerufen wird Katzenaids – wie bereits erwähnt – vom felinen Immunschwäche-Virus (FIV). Dabei wird der Erreger direkt von Katze zu Katze übertragen. Eine einmal mit FIV infizierte Katze ist ihr Leben lang ansteckend für ihre Artgenossen.
FIV wird bei infizierten Katzen v.a. mit dem Speichel ausgeschieden. Damit sich eine Katze mit Katzenaids ansteckt, muss das Virus allerdings mehr oder weniger direkt in ihre Blutbahn gelangen. Meistens wird Katzenaids deswegen über Bisse übertragen, z.B. bei Revierkämpfen oder beim „Nackenbiss“ während des Deckakts.
Typischerweise infizieren sich erwachsene Freigänger-Katzen in Gegenden mit vielen Artgenossen, wobei Kater aufgrund ihres „aggressiveren“ Revierverhaltens häufiger betroffen sind (über ¾ aller FIV-Katzen sind männlich). Das höchste Risiko haben unkastrierte, freilaufende „Kampfkater“. Bei reinen Wohnungskatzen ist die Erkrankung sehr selten.
Eine Übertragung von Katzenaids durch gegenseitiges Putzen und Belecken oder die gemeinsame Benutzung von Schlafplätzen oder Näpfen ist nicht möglich.
Außerhalb von Katzen ist das feline Immunschwächevirus nur wenige Sekunden bis Minuten überlebensfähig. Zusätzlich kann es mit den meisten üblichen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln unschädlich gemacht werden.
Eine Infektion von Katzenwelpen während der Trächtigkeit, während der Geburt oder beim Säugen ist theoretisch möglich, aber selten.
Bei anderen Tieren als Katzenartigen führt FIV zu keiner Erkrankung – Hunde, Menschen, Frettchen etc. können sich also nicht bei Katzen anstecken (d.h. FIV kann bei Menschen auch nicht zu HIV bzw. AIDS führen).
Untersuchungen und Diagnose
Diagnose der FIV-Infektion
Nur aufgrund der Symptome und der Vorgeschichte kann man nicht erkennen, ob eine Katze an Katzenaids leidet. Es gibt aber Bluttests, mit denen der Tierarzt ganz schnell und einfach in der Praxis herausfinden kann, ob eine Katze infiziert ist.
Diese sogenannten Schnelltests weisen nach, ob eine Katze Antikörper gegen das feline Immunschwächevirus hat. Dabei spricht ein positiver Schnelltest sehr für eine FIV-Infektion. Allerdings ist praktisch kein Test zu 100% zuverlässig und die Konsequenzen einer Infektion sind schwer. Wenn der Schnelltest positiv ist, sollte die Diagnose deswegen auf jeden Fall noch mal in einem Spezial-Labor mit einer noch zuverlässigeren Untersuchungsmethode (sog. Western Blot) bestätigt werden.
Ein negativer Schnelltest schließt dagegen weitgehend aus, dass eine Katze an FIV leidet. Nur in sehr seltenen Fällen haben Katzen mit Katzenaids einen negativen Schnelltest. Nach einer Infektion mit Katzenaids dauert es allerdings meist etwa 2 – 4 Wochen, bis die Katzen Antikörper entwickelt haben (selten bis zu 1 Jahr). Vorher kann ein Antikörper-Test die Infektion also nicht nachweisen und fälschlicherweise negativ sein.
Bei Katzen unter sechs Monaten kann der Test auf FIV-Antikörper positiv sein, obwohl sie gar nicht mit Katzenaids infiziert sind. Das liegt daran, dass Katzenwelpen von der Mutter schützende Antikörper mit auf den Weg kriegen (v.a. beim Säugen). War die Mutter mit Katzenaids infiziert, kann sie auch FIV-Antikörper auf ihre Welpen übertragen, die dann zu einem positiven Test führen können. Bei positiv getesteten Katzen unter 6 Monaten sollte die Untersuchung deswegen wiederholt werden, wenn sie älter als ein halbes Jahr sind.
Untersuchungen auf zusätzliche Erkrankungen
Wenn Katzen mit Katzenaids Symptome zeigen, kommen die oft gar nicht von der FIV-Infektion selbst, sondern von anderen Krankheitserregern, die die Immunschwäche der erkrankten Katze ausgenutzt haben, um sich ebenfalls einzunisten (Und ein positiver FIV-Test sagt leider auch nichts darüber aus, ob die Symptome einer Katze vom Katzenaids verursacht werden – er bedeutet nur, dass die Katze mit dem felinen Immunschwächevirus infiziert ist).
Wann immer eine Katze mit positivem FIV-Test Symptome zeigt, sollte deswegen unbedingt untersucht werden, ob weitere Krankheiten vorliegen. Diese können nämlich das Fortschreiten der Katzenaids-Erkrankung beschleunigen und sollten deswegen auf jeden Fall behandelt werden.
Welche Untersuchungen dazu durchgeführt werden, hängt von den Symptomen der Katze ab.
Wann sollte man auf FIV/Katzenaids testen?
Eigentlich sollte bei jeder Katze bekannt sein, ob sie mit FIV infiziert ist oder nicht, denn:
- FIV-Katzen brauchen besondere Haltungsbedingungen und ein besonderes Management (z.B. bei der Fütterung, bei Impfungen, bei der Behandlung anderer Erkrankungen)
- oft haben Katzen mit Katzenaids jahrelang keine Symptome, so dass die Erkrankung sonst lange unbemerkt bleiben kann
Bei Freigängern sollte ein FIV-Test deswegen am besten jährlich, zumindest aber routinemäßig bei jeder Impfung mit durchgeführt werden. Reine Wohnungs- bzw. Hauskatzen ohne Ansteckungsgefahr sollten einmal getestet werden, um ihren Infektionsstatus zu kennen.
Soll eine neue Katze zu bereits vorhandenen Artgenossen einziehen, ist es ebenfalls wichtig, den Infektionsstatus aller Katzen zu kennen. Eine Katze mit Katzenaids sollte auf keinen Fall mit FIV-freien Katzen vergesellschaftet werden, weil die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung sehr hoch ist.
Ansonsten sollte ein FIV-Test immer dann erfolgen, wenn eine Katze unklare Symptome hat oder diese nicht auf eine Behandlung ansprechen, z.B.
- geschwollene Lymphknoten
- chronische oder wiederkehrende Entzündungen
- Entzündungen im Maulbereich
- Fieber
- Blutarmut
- Durchfall
Behandlung bei Katzenaids/FIV
Eine Heilung ist bei Katzenaids leider nicht möglich. In stress- und erregerarmer Umgebung und mit dem richtigen Management leben die meisten FIV-Katzen aber noch jahrelang ein glückliches Leben.
Antivirale Medikamente
Auch wenn Katzenaids nicht geheilt werden kann, ist es mit einigen antiviralen Medikamenten möglich, die Erkrankung zu lindern und die Ausbreitung der Infektion zu verlangsamen. Beispiele für solche Medikamente sind Zidovudin/AZT und Lactoferrin.
Zidovudin/AZT (z.B. Retrovir®)
Dieses antivirale Medikament kann die klinischen Symptome verringern und die symptomfreien Phasen verlängern. Es muss zweimal täglich oral (z.B. als Sirup oder Kapseln) gegeben oder unter die Haut gespritzt werden. Von den meisten Katzen wird Zidovudin gut vertragen. Es kann als Nebenwirkung allerdings zu einer Blutarmut (Anämie) kommen. Außerdem kann das Katzenaids-Virus bereits nach 6 Monaten resistent gegen das Medikament werden, so dass es nicht mehr wirkt. Wegen der möglichen Nebenwirkungen wird eine Behandlung mit Zidovudin nur bei Katzen mit schweren Symptomen (z.B. schwere Entzündung der Maulschleimhaut oder neurologische Symptome) empfohlen.
Lactoferrin
Lactoferrin ist ein eisenbindendes Protein, dass sich natürlicherweise z.B. in Tränenflüssigkeit, Speichel und Milch vieler Säugetiere befindet. Es hemmt die Vermehrung von Viren, Bakterien und anderen Keimen. Bei Katzen mit Stomatitis (Entzündung der Maulschleimhaut) scheint es gut gegen die Entzündung zu wirken. Dabei sind keine Nebenwirkungen bekannt. Um wirksam zu sein, muss das Lactoferrin-Pulver allerdings mindestens 2 Wochen lang 1 Mal täglich mit dem Finger oder einer weichen Zahnbürste auf die veränderten Schleimhautstellen im Maul der Katze aufgetragen werden. Macht die Katze dabei nicht mit, kann es auch mit etwas Wasser aufgelöst und ins Mäulchen gegeben werden.
Behandlung der von FIV ausgelösten Veränderungen
Je nachdem, welche Krankheitsbilder oder Symptome eine Katze mit Katzenaids entwickelt, können weitere Behandlungen nötig bzw. sinnvoll sein.
Bei einer schweren, chronischen Stomatitis, die nicht in den Griff zu kriegen ist, kann es beispielsweise sinnvoll sein, Zähne zu ziehen – wenn nötig sogar alle. Das klingt sehr dramatisch, aber häufig beruhigt sich die Entzündung dadurch, so dass die Katze wieder schmerzfrei leben kann.
Leidet eine Katze dagegen z.B. an Blutarmut (Anämie) kann Erythropoetin (EPO) gegeben werden – dieses Medikament sorgt dafür, dass mehr rote Blutkörperchen produziert werden.
Haltung und Management von Katzen mit FIV/Katzenaids
Haltung
So ungern die Besitzer von Freigängern das auch hören werden: Eigentlich sollten Katzen mit Katzenaids ausschließlich im Haus gehalten werden. Dafür gibt es zwei gute Gründe:
- Wegen ihrer Immunschwäche können sich FIV-Katzen draußen leicht mit anderen Krankheiten anstecken.
- Sie können alle anderen freilaufenden Katzen in der Nachbarschaft mit Katzenaids anstecken.
Tatsächlich konnte gezeigt werden, dass erkrankte Katzen, die ausschließlich drinnen gehalten werden, signifikant länger leben und auch länger keine Symptome haben als freilaufende Artgenossen mit Katzenaids.
Sekundärinfektionen (also zusätzliche Infektionskrankheiten, die sich FIV-Katzen aufgrund ihrer Immunschwäche einfangen) können nämlich nicht nur zu schweren klinischen Symptomen führen – sie beschleunigen auch das Fortschreiten der Katzenaids-Erkrankung.
Fütterung
Aufgrund dieser Anfälligkeit für Infektionserreger sollten FIV-Katzen auch keine rohen Lebensmittel wie rohes Fleisch, rohe Eier oder Milch bekommen – denn diese Produkte können mit vielen Keimen belastet sein.
Kastration
Das Leben als unkastrierte Katze kann sehr viel Stress bedeuten: die Rolligkeit, das Bedürfnis nach einer Paarung und sexuell motiviertes Revierverhalten kann selbst entspannte Katzen und Kater aus dem Gleichgewicht bringen. Stress fördert allerdings das Fortschreiten der Erkrankung. Aus diesem Grund sollten FIV-infizierte Katzen und Kater wenn möglich kastriert werden.
Gesundheits-Checks
Katzen mit Katzenaids sollten idealerweise halbjährlich beim Tierarzt vorgestellt und klinisch untersucht werden, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Eine Blutuntersuchung (Blutbild, Organwerte) und Urinuntersuchung sollte einmal pro Jahr erfolgen.
Bekämpfung von Sekundärinfektionen
Wie bereits erwähnt, sind Katzen mit Katzenaids aufgrund ihrer Immunschwäche besonders anfällig für zusätzliche Infektionserreger. Bei FIV-Katzen ist es sehr wichtig
- bei Erkrankungssymptomen früh zu reagieren und die Katze bald beim Tierarzt vorzustellen
- die Katze ausreichend lang (oft länger als nicht mit FIV infizierte Katzen) zu behandeln
Denn, wie bereits erwähnt, beschleunigen (unbehandelte) Sekundärinfektionen das Fortschreiten der Erkrankung und können auch schwere Symptome verursachen.
Vorsicht bei einigen Medikamenten
Medikamente, die das Immunsystem schwächen (Immunsuppressiva wie Cortison oder Cyclosporin), sollten nur gegeben werden, wenn es gar nicht anders geht.
Aber auch Medikamente, die das Immunsystem unspezifisch stimulieren oder modulieren (z.B. sog. Paraimmunitätsinducer wie Zylexis®) sollten vermutlich eher nicht gegeben werden. Bislang ist noch nicht ganz klar, welche Wirkung sie auf die Erkrankung haben. Es könnte aber sein, dass sie durch ihren Einfluss auf die Immunzellen die Virusvermehrung sogar noch fördern, so dass die Katzenaids-Erkrankung schneller statt langsamer voranschreitet.
Impfung gegen andere Krankheiten
Hier gehen die Meinungen der Experten auseinander: Einerseits sind FIV-Katzen besonders anfällig für Infektionskrankheiten, so dass regelmäßige Impfungen zum Schutz der betroffenen Katzen sinnvoll erscheinen. Andererseits stimuliert eine Impfung das Immunsystem, und das könnte wiederum zu einem Fortschreiten der Erkrankung führen.
Bei jeder Katze mit Katzenaids sollte deswegen gemeinsam mit dem Tierarzt genau abgewogen werden, ob die Vorteile einer Impfung die Nachteile und Risiken überwiegen.
Manche Experten empfehlen, nur FIV-Katzen zu impfen, die ein hohes Ansteckungsrisiko haben (z.B., weil noch andere Katzen/Hunde im Haushalt leben, die nach draußen dürfen). Bei diesen sollte zumindest eine Impfung gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche (bei den meisten Impfstoffen: RCP-Komponente) erfolgen.
Reine Wohnungskatzen, die alleine oder nur mit anderen Wohnungskatzen zusammenleben und in der Vergangenheit grundimmunisiert wurden, sollten laut Expertenempfehlung dagegen eher nicht weiter geimpft werden.
In jedem Fall sollten bei Impfungen sicherheitshalber keine Lebendimpfstoffe verwendet werden.
Prognose bei Katzenaids/FIV
Katzenaids ist leider nicht heilbar. Betroffene Katzen leben bei angepasster Haltung aber oft viele Jahre ohne Symptome und sterben teilweise erst in hohem Alter an Ursachen, die gar nichts mit der Katzenaids-Erkrankung zu tun haben.
Tatsächlich haben FIV-Katzen statistisch gesehen keine geringere Lebenserwartung als Katzen ohne Katzenaids. Ein positiver FIV-Test ist also kein Grund, eine Katze einzuschläfern!
Vorbeugung
Leider gibt es in Europa im Moment noch keine Impfung gegen Katzenaids. Es ist sehr schwierig einen Impfstoff gegen FIV herzustellen, weil verschiedene Subtypen („Unterarten“) des Erregers vorkommen und das Virus oft mutiert. In manchen Studien konnten sich Katzen deswegen trotz Impfung mit Katzenaids anstecken – und die Erkrankung verlief dann teilweise sogar schwerer als bei ungeimpften Artgenossen. In den USA ist ein Impfstoff erhältlich, dieser wirkt aber nicht zuverlässig gegen die in Europa verbreiteten Erregerstämme und wird hierzulande nicht empfohlen.
Der einzige wirksame Schutz gegen Katzenaids ist deshalb, die Katze nicht nach draußen zu lassen bzw. den Kontakt zu infizierten Artgenossen (bzw. zu solchen mit unklarem FIV-Status) zu verhindern (z.B. durch gesicherten Freigang in einem katzensicheren Garten oder durch Spaziergänge an der Leine).
Ist dies nicht möglich, sollten Freigänger zumindest kastriert werden – denn, wie erwähnt, wird FIV v.a. über Bisse übertragen. Blutige Revierkämpfe kommen bei unkastrierten Katzen und Katern deutlich häufiger vor als bei ihren kastrierten Artgenossen. Und auch der Nackenbiss beim Deckakt, bei dem Katzenaids übertragen werden kann, entfällt bei kastrierten Katzen.
Außerdem sollten neue Katzen unbedingt auf Katzenaids getestet werden, bevor sie in einen Haushalt einziehen, in dem bereits eine oder mehrere Katzen ohne FIV leben (siehe „Untersuchungen und Diagnose“). Katzen mit FIV sollten auf keinen Fall mit Katzen ohne Katzenaids vergesellschaftet werden, weil das Ansteckungsrisiko sehr groß ist.
Bei den mit einem Sternchen (*) versehenen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links – das heißt, wenn Sie auf der verlinkten Website etwas kaufen, erhalten wir eine Provision.
Dies hat keinerlei Einfluss darauf, über welche Produkte wir schreiben. Wir verlinken ausschließlich Produkte, über die wir Sie so oder so informieren würden.
Für Sie entstehen durch den Kauf über einen solchen Affiliate-Link natürlich keine zusätzlichen Kosten! Sie helfen uns jedoch bei der Finanzierung dieses Projekts – und sorgen dafür, dass unsere eigenen Tiere das ein oder andere Leckerli erhalten :). Danke!

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .