Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) beim Hund
Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung bei Hunden ist eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung, bei der sich die Bauchspeicheldrüse selbst verdaut. Die entstehende Entzündung kann bis zum Tod des Hundes führen. Andererseits erkranken manche Hunde aber auch nur an einer sehr milden Erkrankungsform.
Lesen Sie hier, welche Ursachen eine akute Pankreatitis haben kann und wie sie diagnostiziert und behandelt wird.
Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung/Pankreatitis (Hund): Steckbrief
Beschreibung
Bei der akuten Pankreatitis handelt es sich um eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Bauchspeicheldrüse=Pankreas). Sie entsteht, wenn die von ihr produzierten Verdauungsenzyme statt im Darm bereits im Pankreas aktiviert werden. Dadurch verdaut sich die Bauchspeicheldrüse selbst und es kommt zu einer teilweise massiven Entzündung.
Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung kann von Hund zu Hund sehr unterschiedlich schwer verlaufen: manche entwickeln nur eine milde Erkrankungsform mit wenigen Symptomen. Bei anderen Hunden kommt es dagegen zu einem sehr schweren, teilweise tödlichen Verlauf.
Grundsätzlich sind die Schäden, die während einer akuten Pankreatitis an der Bauspeicheldrüse entstehen, reversibel, d.h. das Organ kann sich vollständig erholen. Bei sehr schweren Schäden oder bei immer wiederkehrenden Erkrankungen kann sich allerdings auch eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung entwickeln.
Was ist die Bauchspeicheldrüse und was macht sie normalerweise?
Die Bauspeicheldrüse ist ein L-förmiges Bauchorgan, das aus zwei länglichen Abschnitten (sog. Schenkeln) und einem dazwischenliegenden Körper besteht. Einer dieser Schenkel liegt direkt hinter dem Magen, der andere Schenkel schmiegt sich an den Dünndarm.
Die Bauspeicheldrüse hat vereinfacht gesagt zwei Funktionen: einerseits produziert sie Verdauungsenzyme. Diese werden über einen speziellen Gang zum Nahrungsbrei im Dünndarm hinzugefügt. Sie spalten die Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate in der Nahrung so weit auf, dass sie vom Körper aufgenommen werden können.
Andererseits werden in der Bauchspeicheldrüse aber auch Hormone hergestellt, die v.a. für die Regulation des Blutzuckerspiegels verantwortlich sind. Besonders wichtig ist hierbei das Insulin.
Was passiert bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung?
Die Verdauungsenzyme aus dem Pankreas unterscheiden nicht, ob die angegriffenen Eiweiße und Fette aus der Nahrung stammen oder von körpereigenen Organen. Deswegen wird die Bauspeicheldrüse eigentlich durch verschiedene Sicherheitsmaßnahmen vor einer Selbstverdauung durch diese Enzyme geschützt. So liegen die Enzyme im Pankreas z.B. in einer inaktiven Form vor – erst im Darm werden sie soweit verändert und aktiviert, dass sie ihre Funktion erfüllen können.
Bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung werden diese Schutzmaßnahmen allerdings umgangen. Die Enzyme werden bereits im Pankreas aktiviert und verdauen das Organ. Als Folge kommt es zu einer teilweise massiven Entzündung der Bauchspeicheldrüse sowie der umliegenden Organe (z.B. Magen, Darm, Bauchfell).
Sind Magen und Darm sehr schwer von der Entzündung betroffen, können bei manchen Hunden Bakterien aus diesen Organen in die Blutbahn übertreten und zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis) führen.
Die Erkrankung kann allerdings auch noch weiter um sich greifen und zu einer heftigen systemischen Entzündungsreaktion führen, also zu einer Entzündung, die den gesamten Körper betrifft. Die möglichen Folgen sind dann Schock, lebensbedrohliche Gerinnungsstörungen (Disseminierte intravasale Gerinnung, DIC) oder Multiorganversagen.
Außerdem können durch die Entzündung auch Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume) oder Abszesse (mit Eiter gefüllte Hohlräume) in der Bauchspeicheldrüse entstehen.
Zusammenhang zwischen akuter und chronischer Pankreatitis
Neben der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung gibt es auch eine chronische Form der Erkrankung. Leider lassen sich diese beiden Krankheitsformen nicht so gut anhand der Dauer der Symptome unterscheiden – denn eine chronische Pankreatitis verläuft oft subklinisch (also ohne Symptome) oder mit sehr milden Symptomen (gelegentliche Appetitlosigkeit, gelegentliches Erbrechen, Unwohlsein nach dem Fressen), d.h. als Besitzer merkt man dem Hund teilweise gar nicht an, dass er eine Bauchspeicheldrüsenentzündung hat.
Oft haben Hunde mit einer chronischen Pankreatitis dann aber einen akuten Schub der Erkrankung – und der kann genauso aussehen wie eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung. Tatsächlich leiden viele Hunde, die wirken, als hätten sie eine akute Pankreatitis, eigentlich an einer chronischen Entzündung, die sich plötzlich verschlechtert hat (vermutlich etwa die Hälfte aller Fälle).
Auf der anderen Seite kann eine akute Pankreatitis aber auch
- wie eine chronische Erkrankung wirken (wenn sie immer wieder auftritt)
oder
- in eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung übergehen (wenn schwere Schäden entstanden sind oder die Entzündung immer wiederkommt).
Wieso ist diese Unterscheidung zwischen chronisch und akut wichtig?
Für die kurzfristige Behandlung ist es erstmal egal, ob ein Hund eine akute Pankreatitis oder einen akuten Schub einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung hat. Für die Langzeitbehandlung und die Prognose ist diese Unterscheidung allerdings sehr wichtig!
Die Schäden, die während einer akuten Pankreatitis an der Bauspeicheldrüse entstehen, sind reversibel, d.h. das Organ kann sich vollständig erholen.
Bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung werden die eigentlichen Pankreaszellen dagegen durch Bindegewebe ersetzt (Fibrose). Von diesen Veränderungen kann sich das Organ nicht mehr erholen – im Gegenteil, i.d.R. schreitet der Organumbau immer weiter fort. Dadurch kann die Bauchspeicheldrüse ihre Funktionen (also die Produktion von Verdauungsenzymen und von Insulin) irgendwann nicht mehr erfüllen. Als Folge kann es zu Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder einer sog. exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI, mangelhafte Produktion von Verdauungsenzymen) kommen.
Um zweifelsfrei zu unterscheiden, an welcher Form ein Hund leidet, ist eine histologische Untersuchung von Gewebe aus der Bauchspeicheldrüse nötig (siehe „Untersuchungen und Diagnose“). Meist wird das wegen der dazu nötigen Operation aber nicht gemacht. In diesem Fall kann nur versucht werden, aufgrund der Vorgeschichte des Hundes (immer wiederkehrende oder anhaltende, milde Magen-Darm-Symptome?) sowie mittels Untersuchungen in „symptomfreien“ Zeiten, Hinweise darauf zu kriegen, ob eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung vorliegt oder nicht.
Symptome bei akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
Leider zeigen Hunde mit Bauchspeicheldrüsenentzündung nur unspezifische Symptome, also Symptome, die auch bei vielen anderen Erkrankungen vorkommen. Deswegen kann man von den Symptomen nicht direkt auf eine Pankreatitis schließen.
Je nach Schwere der Erkrankung können die Symptome außerdem unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
- Hunde mit einer milden Bauchspeicheldrüsenentzündung zeigen oft:
- Wenig oder keinen Appetit
- Unwohlsein nach dem Fressen
- Leichte Bauchschmerzen
- Erbrechen (teilweise Erbrechen von unverdautem Futter lange nach der Futteraufnahme)
- Schleimigen Kot, teilweise mit Blutbeimengungen
- Schwäche
- Mögliche Symptome bei Hunden mit einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung sind:
- Verweigerung der Futteraufnahme (Anorexie)
- (Anhaltendes) Erbrechen
- Durchfall
- Blut im Stuhl/schwarzer Kot
- Deutliche Bauchschmerzen (bei manchen Hunden zu erkennen an einer „Gebetshaltung“: die Vorderbeine liegen auf dem Boden, das Hinterteil ist in die Luft gestreckt)
- Teilnahmslosigkeit und/oder Unruhe
- Austrocknung (u.a. zu erkennen an „pappigen“, klebrigen Schleimhäuten)
- Gelblich verfärbte Schleimhäute (Gelbsucht, Ikterus)
- Fieber oder Untertemperatur (Körperinnentemperatur unter 38,0°C oder über 39°C)
- Einblutungen in die Haut und Schleimhaut
- Atemnot
- Kollaps/Schock
Natürlich gibt es aber auch Hunde mit mittelschweren Erkrankungsformen. Außerdem müssen nicht bei jedem Hund alle beschriebenen Symptome auftreten.
Vor allem bei einem akuten Schub einer chronischen Pankreatitis können auch Symptome beobachtet werden, die gar nicht von der Bauchspeicheldrüsenentzündung selbst kommen, sondern von den durch sie ausgelösten Erkrankungen (Diabetes mellitus und/oder exokrine Pankreasinsuffizienz), z.B. vermehrtes Pinkeln, viel Trinken oder Abmagerung bei gesteigertem Appetit.
Ursachen und Risikofaktoren der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung
Bis heute ist noch nicht vollständig aufgeklärt, wieso es bei manchen Hunden zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung kommt.
Wahrscheinlich haben die betroffenen Hunde eine gewisse genetische Veranlagung für eine Pankreatitis. Damit es zur Erkrankung kommt, müssen allerdings noch bestimmte, auslösende Umweltfaktoren dazu kommen.
Welche das sein können, ist noch nicht klar. Unter anderem folgende „Ereignisse“ stehen allerdings im Verdacht, bei dazu veranlagten Hunden zu einer Pankreatitis führen zu können:
- Fressen von ungewöhnlicher „Nahrung“, z.B. von
- sehr fettreichem Futter
- Müll/Resten aus dem Müll
- Tischabfällen
- Verletzung/Trauma der Bauchspeicheldrüse (z.B. bei einem Unfall, Schlag in den Bauch)
- Hyperlipidämie/Hypertriglyzeridämie (zu hohe Blutfettwerte)
- Gabe bestimmter Medikamente, z.B.
- Azathioprin (ein Medikament, das das Immunsystem unterdrückt),
- Kaliumbromid (ein Medikament gegen epileptische Anfälle),
- Asparaginase (ein Medikament, das in der Chemotherapie eingesetzt wird)
- Vorangegangene Operation
- Magendrehung oder -aufgasung
- Schock
- schwere hämolytische Anämie (Blutarmut, die durch Zerstörung der roten Blutkörperchen entsteht), z.B. bei
- Babesiose (Infektionskrankheit)
- Autoimmunhämolytische Anämie (AIHA) (Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die körpereigenen roten Blutkörperchen angreift und zerstört)
Bei den meisten Hunden kann allerdings kein Auslöser für die Bauchspeicheldrüsenentzündung ermittelt werden.
Risikofaktoren
Grundsätzlich kann jeder Hund an einer Pankreatitis erkranken, unabhängig von Alter, Rasse oder Geschlecht. Die meisten betroffenen Hunde sind allerdings mittelalt bis alt (über 5 Jahre alt). Kastrierte Hunde scheinen öfter zu erkranken als unkastrierte.
Manche Rassen scheinen häufiger betroffen zu sein als andere, wobei das vermutlich von Land zu Land ein bisschen anders ist. In den USA sind vermehrt Zwergschnauzer und Terrier (v.a. Yorkshire Terrier) von der akuten Pankreatitis betroffen. Für die chronische Erkrankungsform scheinen dagegen Cavalier King Charles Spaniels, Cocker Spaniels, Boxer und Border Collies eine gewisse Neigung zu haben (zumindest in Großbritannien).
Hunde, die bereits an einer Hormonerkrankung leiden (Diabetes mellitus, Cushing-Syndrom, Schilddrüsenunterfunktion), haben ein erhöhtes Risiko, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung zu entwickeln.
Möglicherweise stellt auch Übergewicht bzw. Fettleibigkeit (Adipositas) einen Risikofaktor für die Erkrankung dar.
Untersuchungen und Diagnose bei akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
Leider ist es oft gar nicht so einfach, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung zu diagnostizieren – denn es gibt keinen einzigen Test, der für sich genommen eine Pankreatitis nachweist.
Um die Diagnose zu stellen, wird der Tierarzt deswegen zunächst alle anderen Erkrankungen ausschließen, die als Ursache für die Symptome in Frage kommen. Die Diagnose „Bauchspeicheldrüsenentzündung“ ergibt sich dann aus der Kombination von Vorbericht und Untersuchungsergebnissen.
Der Tierarzt wird also einige Fragen stellen (Vorbericht, Anamnese) und den Hund gründlich klinisch untersuchen. Eine Blutuntersuchung (Blutbild und Organwerte) sowie eine Urinuntersuchung helfen dabei, andere Erkrankungen auszuschließen und sind auch für die spätere Wahl der Therapie wichtig. Röntgenbilder können für den Tierarzt hilfreich sein, um zu beurteilen, ob z.B. eine Magendrehung oder ein Darmverschluss für die Symptome verantwortlich ist. Das Pankreas lässt sich damit in aller Regel jedoch nicht beurteilen.
Bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes kann ein geübter Tierarzt mit einer guten Ausrüstung dagegen oft deutliche Hinweise auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bekommen.
Messung der caninen Pankreaslipase (cPL/cPLI)
Den letzten Schritt zur Diagnose stellt dann meist die Durchführung eines bestimmten Bluttests dar. Beim diesem sog. cPLI– oder cPL-Test (cPL = canine Pankreaslipase) wird gemessen, wie hoch die Konzentration eines bestimmten Enzyms (Lipase) aus dem Pankreas im Blut ist. Wenn in der Bauchspeicheldrüse Zellen zerstört werden (wie bei einer Pankreatitis), wird dieses nämlich freigesetzt, so dass es im Blut ansteigt. Mittlerweile gibt es auch Schnelltests, die noch in der Praxis durchgeführt werden können (ist der Schnelltest positiv, muss das Ergebnis allerdings meist in einem Labor wiederholt werden, weil falsch positive Ergebnisse vorkommen).
Der Nachteil an der Messung von cPL ist, dass es einen Graubereich gibt (200 bis 400 µg/l), in dem unklar ist ob ein Hund eine Pankreatitis hat oder nicht. Außerdem gibt es gelegentlich auch fehlerhafte Ergebnisse. Für sich alleine genommen ist der cPL also nicht geeignet, um die Diagnose „Bauchspeicheldrüsenentzündung“ zu stellen. Zusammen mit den anderen Untersuchungsbefunden (v.a. Ultraschall) sind die Hinweise aber meistens deutlich genug, um ziemlich sicher von einer Pankreatitis auszugehen.
Histologische Untersuchung
Der „Goldstandard“ zur Diagnose einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ist die histologische Untersuchung eines Gewebestücks (Biopsie) direkt aus dem Pankreas. Bei dieser Untersuchung werden die Zellen und Zellstrukturen durch ein Mikroskop beurteilt. Damit kann die Entzündung direkt im Organ nachgewiesen werden.
Ist die Untersuchung positiv, hat der Hund also zweifelsfrei eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Findet sich in der Probe kein Hinweis auf eine Entzündung, kann der Hund allerdings trotzdem an einer Pankreatitis leiden – denn manchmal ist nicht das gesamte Organ von der Erkrankung betroffen, so dass das entnommene Gewebestück trotz Pankreatitis unauffällig sein kann.
Ein weiterer Nachteil der histologischen Untersuchung ist, dass der Hund zur Entnahme der Gewebeprobe in Narkose gelegt und die Bauchhöhle geöffnet werden muss. Deswegen wird diese Untersuchung nicht routinemäßig durchgeführt. Wenn der Hund allerdings sowieso operiert und die Bauchhöhle geöffnet werden muss, wird eine Probenentnahme aus dem Pankreas empfohlen.
Die histologische Untersuchung ist auch die einzige Möglichkeit, zu unterscheiden, ob ein Hund an einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung leidet oder ob stattdessen eine eigentlich chronische Pankreatitis vorliegt, die jetzt akut aufgeflammt ist. Diese Unterscheidung ist wichtig für die Prognose und langfristige Behandlung des Hundes (siehe auch Abschnitt „Zusammenhang zwischen akuter und chronischer Pankreatitis“).
Behandlung der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung
Die Pankreatitis kann eine sehr schwere, lebensbedrohliche Erkrankung sein. Hunde mit einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung sind deswegen am besten in einer Klinik mit Intensivstation aufgehoben, da die Behandlung sehr aufwendig ist und die Hunde auch gut beobachtet werden müssen.
Bei einer milden Bauchspeicheldrüsenentzündung kann es dagegen genügen, den Hund nur über 12-24 Stunden in der Praxis/Klinik zu behandeln; die weitere Therapie kann dann zuhause erfolgen.
Die Grundsäulen der Behandlung sind allerdings immer die gleichen:
Flüssigkeitsausgleich
Die meisten Hunde mit Pankreatitis sind durch das Erbrechen und die fehlende Futteraufnahme ausgetrocknet (dehydriert). Dieser Flüssigkeitsmangel führt u.a. dazu, dass die Bauchspeicheldrüse schlechter durchblutet wird – und das kann wiederum zu einer Verschlechterung der Erkrankung führen.
Hunde mit Bauchspeicheldrüsenentzündung erhalten deswegen i.d.R. intravenöse Infusionen, also eine Gabe von Flüssigkeit direkt in die Vene. Darüber können auch Veränderungen der Blutsalze (Elektrolyte) und des Säure-Basen-Haushalts ausgeglichen werden.
Schmerzmittel & Mittel gegen das Erbrechen
Eine Pankreatitis kann extrem schmerzhaft sein – erkrankte Menschen werden deswegen sogar teilweise in ein künstliches Koma gelegt. Experten gehen davon aus, dass selbst Hunde, die nicht schmerzhaft erscheinen, zu einem gewissen Grad an Schmerzen leiden. Hunde mit Bauchspeicheldrüsenentzündung erhalten deswegen i.d.R. starke Schmerzmittel.
Die meisten erkrankten Hunde erbrechen außerdem oder zeigen zumindest Anzeichen von Übelkeit (z.B. wiederholtes Schlecken der Lippen, Speicheln, Abneigung gegen Futter). Hunde mit Pankreatitis sollten deswegen mit einem Mittel gegen Übelkeit behandelt werden (z.B. mit Cerenia®).
Antibiotika & Cortison
Bei Hunden ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung normalerweise steril, d.h. es sind keine Bakterien oder anderen Keime an der Entzündung beteiligt. Dementsprechend ist eine Behandlung mit Antibiotika i.d.R. auch nicht erforderlich. Wie bereits beschrieben, kann die Entzündung allerdings auch auf Magen und Darm übergreifen, so dass Bakterien von dort in den Blutkreislauf gelangen und eine Blutvergiftung auslösen können. In einem solchen Fall sind Antibiotika sehr wichtig. Der Tierarzt wird deswegen von Fall zu Fall entscheiden, ob Antibiotika nötig sind.
Es wird angenommen, dass die Pankreatitis bei English Cocker Spaniels eine Autoimmunerkrankung sein könnte. Bei Hunden dieser Rasse kann die Gabe von sog. Glukokortikoiden (immunsuppressive Medikamente wie z.B. Cortison) deswegen Sinn machen. Dies muss allerdings im Einzelfall sorgfältig abgewogen werden.
Ernährung bei akuter Pankreatitis
Früher war die allgemeine Meinung, dass Hunde mit Bauchspeicheldrüsenentzündung mindestes 48 Stunden nüchtern bleiben sollten, um der Bauchspeicheldrüse eine „Pause“ zu gönnen und die Ausschüttung weiterer Verdauungsenzyme im Pankreas zu verhindern. Heute gibt es allerdings immer mehr Hinweise darauf, dass es sinnvoll sein könnte, Hunde mit Pankreatitis so schnell wie möglich (innerhalb der ersten 48 Stunden) wieder mit Nahrung zu versorgen.
Das Problem ist, dass Hunde mit Bauchspeicheldrüsenentzündung i.d.R. nicht so schnell wieder freiwillig fressen. Deswegen ist es bei diesem Ansatz der frühen Fütterung meistens nötig, den Hunden eine Magensonde zu legen. Dazu wird ein Schlauch entweder über die Nase oder mittels eines kleinen Schnitts am Hals über die Speiseröhre direkt in den Magen gelegt. Über diesen Schlauch kann den Hunden dann ein Futterbrei verabreicht werden.
Obwohl die Fütterung über eine Magensonde in aller Regel sehr gut toleriert und vertragen wird, kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen (z.B. zu einer sog. Aspirationspneumonie, also einer Lungenentzündung durch eingeatmetes Futter). Die meisten Komplikationen lassen sich aber durch einige Vorsichtsmaßnahmen minimieren.
Die Experten des American College of Veterinary Nutrition (Amerikanischer Verband von Spezialisten für Tierernährung) empfehlen im Moment, Hunde mit Pankreatitis grundsätzlich so bald wie möglich wieder mit Nahrung zu versorgen, selbst wenn dafür eine Magensonde gelegt werden muss.
Wenn etwas dagegenspricht (z.B. starkes Erbrechen, Kostengründe) oder der Hund nur mild betroffen und in einem guten Allgemeinzustand ist, kann jedoch darauf verzichtet werden. Spätestens nach 5 Tagen ohne Nahrungsaufnahme sollte allerdings auf jeden Fall mit der künstlichen Ernährung begonnen werden.
Was sollte während der akuten Erkrankung gefüttert werden?
Eigentlich wurde immer empfohlen, Hunde mit Pankreatitis sehr fettarm zu ernähren – denn fettreiche Ernährung steht im Verdacht, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen zu können.
Allerdings wurde das nie wirklich nachgewiesen. Dementsprechend ändert sich auch hier die Meinung der Experten. Heute wird empfohlen, Hunden, die keinen Hinweis auf eine Fett-Unverträglichkeit haben (also bei denen nicht vermutet wird, dass eine fettreiche Mahlzeit die Erkrankung ausgelöst hat und bei denen auch kein erhöhter Blutfettgehalt vorliegt), während der akuten Erkrankung ein leichtverdauliches Futter mit moderatem Fettgehalt zu füttern.
Vor allem wenn es den Hunden noch sehr schlecht geht, wird von kommerziellen Spezialdiäten mit sehr niedrigem Fettgehalt abgeraten (außer wenn die Hunde einen erhöhten Blutfettgehalt haben). Denn Hunde können die Übelkeit und das Unwohlsein sonst mit dem Futter assoziieren und es zukünftig ablehnen. Das kann die weitere Behandlung verkomplizieren.
Langfristige Ernährung
Wenn angenommen wird, dass ein Hund nicht an einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung leidet, kann er langfristig ganz normales Futter erhalten.
Falls der Hund in der Klinik bzw. während der akuten Erkrankung ein Spezialfutter erhalten hat, kann er deswegen zuhause langsam wieder auf ein normales Futter umgestellt werden (dazu das Futter aus der Klinik mit dem alten bzw. erwünschten Futter mischen, wobei erst ganz wenig und dann nach und nach immer mehr vom erwünschten Futter verwendet wird). Allerdings sollte mit dieser Umstellung erst begonnen werden, wenn der Hund gut frisst und klinisch stabil ist!
Falls es dem Hund während des Futterwechsels plötzlich wieder schlechter geht (Teilnahmslosigkeit, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit), sollte die Futterumstellung abgebrochen und der behandelnde Tierarzt kontaktiert werden.
Mögliche Pankreatitis-Auslöser wie Tischabfälle, sehr fettreiche Mahlzeiten, plötzliche Futterumstellungen, Fressen von Müll bzw. Lebensmitteln aus dem Müll und Übergewicht sollten zukünftig vermieden werden.
Prognose bei akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung
Die Prognose hängt stark vom Schweregrad der Bauchspeicheldrüsenentzündung ab und kann von sehr gut bis sehr schlecht reichen:
- Bei Hunden mit einer schweren Pankreatitis ist die Prognose vorsichtig bis schlecht. Leider versterben viele Hunde an den schweren Komplikationen der Erkrankung.
- Hunde mit einer moderaten, also mittelschweren, Bauchspeicheldrüsenentzündung haben bei intensiver Therapie eine vorsichtige bis gute Prognose.
- Bei Hunden mit einer milden Erkrankung ist die Prognose dagegen gut bis sehr gut.
In allen drei Fällen können sich die Hunde (wenn sie die akute Erkrankung überstehen) allerdings vollständig von der Erkrankung erholen, d.h. die Bauchspeicheldrüse trägt oft keine bleibenden Schäden davon.
Ein Problem ist jedoch, dass Hunde, die einmal eine Pankreatitis hatten, eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine erneute Erkrankung haben. Bei immer wiederkehrenden Bauchspeicheldrüsenentzündungen steigt das Risiko, dass es zu einer chronischen Pankreatitis kommt. Dabei wird das Organ immer weiter durch Bindegewebe ersetzt, so dass es irgendwann seine Funktionen nicht mehr korrekt wahrnehmen kann.
Wie bereits erwähnt, ist die Bauchspeicheldrüse einerseits für die Bereitstellung von Verdauungsenzymen und andererseits für die Produktion von Insulin verantwortlich. Als Folge einer chronischen Pankreatitis kann es deswegen langfristig zu einem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und/oder zur Entwicklung einer sog. exokrinen Pankreasinsuffizienz kommen (Exokrine Pankreasinsuffizienz = EPI; Erkrankung, die durch einen Mangel an Verdauungsenzymen gekennzeichnet ist; als Folge magern die betroffenen Hunde ab).
Vorbeugung
Vor allem bei Hunden, die ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben (mittelalt bis alt, kastriert, übergewichtig, gefährdete Rasse, Hunde, die schon mal eine Pankreatitis hatten), sollte alles vermieden werden, was möglicherweise eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen kann, also v.a.
- Sehr fettreiche Mahlzeiten/Lebensmittel
- Sehr plötzliche Futterumstellungen
- Tischabfälle
- Fressen von Müll bzw. Sachen aus dem Müll
Leiden Hunde an Hormonerkrankungen, die zu einer Pankreatitis führen können (z.B. Cushing-Syndrom, Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus), sollten diese selbstverständlich behandelt und regelmäßig kontrolliert werden.
Vor allem Hunde mit einem hohen Erkrankungsrisiko sollten außerdem schlank und fit gehalten werden, da Übergewicht möglicherweise ein Risikofaktor für die Erkrankung ist.
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .