Kann Trockenfutter bei Hunden und Katzen wirklich Zahnstein verhindern?
Antwort von Tierärztin Dr. Stefanie Mallmann:
Vielen Dank für diese interessante, aber gar nicht so einfach zu beantwortende Frage! Ob Trockenfutter tatsächlich zur Maulgesundheit beiträgt, wird nämlich nicht nur unter Hunde- und Katzenbesitzern heiß diskutiert, sondern auch Tierärzte und Spezialisten sind sich diesbezüglich uneinig.
Zuallererst ist zu sagen, dass die Zahngesundheit bei unseren Haustieren eine genauso bedeutende Rolle spielt wie beim Menschen. Denn gesunde Zähne tragen zum Wohlbefinden und zur Gesundheit bei und umgekehrt können Zahnerkrankungen der Auslöser zahlreicher anderer Probleme sein (z.B. Herzmuskelentzündungen durch abgeschwemmte Bakterien oder Schwächung des Immunsystems).
Warum bekommen Hunde und Katzen überhaupt Zahnstein?
Zahnstein ist für Besitzer oft das erste und auffälligste Anzeichen „schlechter Zähne“. Neben dem kosmetischen Aspekt, hat Zahnstein nämlich auch häufig einen unangenehmen Maulgeruch zur Folge und wer möchte schon beim kuscheln mit seinem Vierbeiner ständig den schlechten Atem in der Nase haben.
Zahnstein entsteht dadurch, dass sich Calciumcarbonat- und Calciumphosphat-Salze aus dem Speichel im Zahnbelag (Ablagerungen aus Eiweißen, Kohlenhydraten, Nahrungsresten und Bakterien; auch Plaque genannt) ablagern und diesen sozusagen „verkalken“. Weil der Speichel von Hunden und Katzen einen hohen pH-Wert hat, lagern sich die Calciumsalze besonders leicht im Plaque ab. Aber auch Zahnfehlstellungen, ein geringer Speichelfluss oder zuckerhaltiges Futter können die Entwicklung von Zahnstein beschleunigen.
Zahnstein ist ein idealer Platz für Bakterien, die dort wachsen und gedeihen. Die Bakterien verursachen über kurz oder lang eine Zahnfleischentzündung und die gefürchtete Parodontitis (= Entzündung des Zahnhalteapparates).
Warum sollte jetzt Trockenfutter zu gesünderen Zähnen beitragen?
Der Gedanke dahinter ist, dass durch das Kauen der harten Futterkroketten der Plaque auf dem Zahn abgerieben wird, der Speichelfluss angeregt wird und dadurch die Bildung von Zahnstein verhindert wird – so die Theorie. Praktisch ist es vermutlich aber eher so, dass die meisten Hunde die Kroketten viel zu kurz kauen oder einfach schlucken. Vor allem der obere Teil des Zahnes kommt zu wenig mit dem harten Trockenfutter in Berührung, als dass das Trockenfutter den Zahn wirklich „reinigen“ könnte.
Tatsächlich gibt es eine große Studie die zu dem Ergebnis kam, dass Hunde und Katze die mit Trockenfutter gefüttert werden, weniger Zahnstein, Zahnfleischentzündung und Parodontitis haben, als Tiere die hauptsächlich Feuchtfutter bekommen. Weil die Patienten in dieser Studie aber nur einmalig untersucht wurden, muss man die Ergebnisse vorsichtig beurteilen. Bis heute gibt es also keinen wirklichen wissenschaftlichen Beweis, dass Trockenfutter die Bildung von Zahnstein verhindert oder verlangsamt (ausgenommen spezielle Trockenfutter für die Zahngesundheit; diese haben spezielle Zusätze oder Texturen, die der Bildung von Zahnstein vorbeugen).
Aber wie kann man dann die Beißerchen von Hund und Katze gesund halten?
Kauartikel und Zahnpflege-Sticks
Wie schon in der Frage erwähnt, sind Kauartikel vor allem bei Hunden gut geeignet für die Zahnpflege. Die Tiere müssen auf Knochen, Ochsenziemern, Kauhölzern, Rinderklauen oder Ähnlichem nämlich lange herumkauen – dadurch wird nicht nur der Speichelfluss gesteigert, sondern die Zähne auch von Plaque gereinigt und das Zahnfleisch „massiert“. Gut zur Vorsorge von Plaque- und Zahnsteinbildung eignen sich auch spezielle Zahnpflege-Sticks.Wichtig ist, dass die Tiere regelmäßig etwas zum kauen haben, da sich Plaque und Zahnstein recht schnell bilden.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Hunde bei Kauartikeln recht wählerisch sein können. Für Lotta habe ich schon alles möglich angeschafft, was aber nur mit mäßiger Begeisterung bedacht wurde. Vor kurzem habe ich ihr dann ein Stück Hirschgeweih gekauft, das liebt sie und kaut darauf ewig herum – ausprobieren lohnt sich also!
Regelmäßig Zähneputzen
Zusätzlich zu den Kauartikeln kann man außerdem bei Hunden und Katzen auch versuchen die Zähne zu putzen. Viele Besitzer fragen sich jetzt bestimmt ob das ein Witz ist, aber regelmäßiges Zähneputzen (mindestens 3-4 x die Woche) beugt Zahnfleischentzündungen und Parodontitis vor.
Natürlich lässt sich nicht jeder Hund und jede Katze einfach so die Zähne putzen. Mit ein bisschen Übung und Training (am besten schon im Welpenalter), kann man aber einige Vierbeiner zum Mitmachen bewegen. Spezielle Tierzahnpasten, Enzymgels und Fingerzahnbürsten gibt es auf dem Markt viele, teilweise auch mit leckerem Geschmack. Da muss man sicher auch ein bisschen probieren, was beim eigenen Tier am besten klappt. Was man aber auf keinen Fall verwenden sollte, ist Zahnpasta für Menschen! Die kann nämlich Xylitol (ein Zuckerersatzstoff) enthalten und das ist für Hunde und Katzen giftig.
Professionelle Zahnreinigung
In regelmäßigen Abständen sollte man außerdem das Hunde- oder Katzengebiss von einem Tierarzt untersuchen lassen. Denn wenn sich trotz der Vorbeugung Zahnstein gebildet hat oder es Anzeichen für eine Zahnfleischentzündung gibt, sollte man eine professionelle Zahnreinigung machen lassen. Während einer leichten Narkose, kann der Tierarzt mit speziellen Geräten den Zahnstein und Plaque entfernen und zwar auch unter dem Zahnfleisch. Das ist extrem wichtig, damit die Bakterien nicht weiter aufsteigen können und eine Parodontitis verursachen. Außerdem können auch lockere oder kaputte Zähne, die Schmerzen verursachen, gezogen werden. Am Ende der Behandlung werden die Zähne mit einer Politur versiegelt.
Viele Hundesalons werben mit einer Zahnsteinentfernung ohne Narkose. Man muss aber wissen, dass hierbei nur die sichtbaren Ablagerungen entfernt werden können. Das ist also lediglich eine rein kosmetische Behandlung, die keine Zahnfleischentzündung oder Parodontitis verhindert. Unter dem Zahnfleisch sitzen weiterhin Bakterien, die den Zahnhalteapparat angreifen.
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Über Dr. med. vet. Stefanie Mallmann
Tierärztin und fellomed-Mitgründerin Dr. Mallmann hat bis 2014 an der LMU München Tiermedizin studiert. Auch sie hat ihre Doktorarbeit in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik München geschrieben, anschließend aber auch noch ein Jahr in der Onkologie gearbeitet. Neben unserer Freundschaft verbindet uns beide die Liebe zu Tieren, ein hoher Anspruch an die Qualiät unserer Arbeit und ein ausgeprägtes Helfersyndrom – und so haben wir 2018 unsere Leidenschaften zum Beruf gemacht und gemeinsam fellomed gegründet. Mittlerweile hat meine liebe Kollegin fellomed leider verlassen, dennoch wird sie immer ein Teil dieses Projektes bleiben!