Gebärmuttervereiterung (Pyometra) beim Hund

Bei einer Gebärmuttervereiterung, medizinisch auch Pyometra genannt, kommt es zur Ansammlung von Eiter in der Gebärmutter. In den meisten Fällen ist der Auslöser eine Entzündung, die durch Bakterien hervorgerufen wird. Eine Gebärmuttervereiterung ist eine lebensbedrohliche Erkrankung und muss schnellstmöglich behandelt werden.

Gebärmuttervereiterung/Pyometra (Hund): Steckbrief

  • Symptome: Eitriger bis blutiger Ausfluss aus der Scheide (nur bei offener Gebärmuttervereiterung), Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, gesteigerter Durst
  • Verlauf: Akut
  • Schwere der Erkrankung: Schwer
  • Häufigkeit: Gelegentlich
  • Vorkommen: Vor allem bei mittelalten und älteren, nicht kastrierten Hündinnen
  • Diagnose: Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter, Blutuntersuchung
  • Behandlung: Operative Entfernung der Gebärmutter
  • Prognose: Gut bis vorsichtig
  • Ansteckungsgefahr: Nicht ansteckend für Tiere oder Menschen
  • Fachgebiet: Chirurgie oder Gynäkologie

Beschreibung

Die Gebärmuttervereiterung (Pyometra) ist eine Erkrankung, die bei unkastrierten Hündinnen ca. 4 Wochen bis 4 Monate nach der Läufigkeit auftreten kann. Die Erkrankung wird in der Regel durch Bakterien verursacht. Diese wandern vermutlich während der Läufigkeit aus der Scheide durch den Muttermund in die Gebärmutter (Uterus) ein. Dort verursachen die Bakterien eine Entzündung. Als Reaktion darauf bildet der Körper Eiter, der sich im Inneren der Gebärmutter ansammelt.

Häufig (in ca. 85% der Fälle) ist der Muttermund der erkrankten Hündin noch so weit geöffnet, dass ein Teil des Eiters über die Scheide abfließen kann. Man spricht dann von einer sogenannten offenen Pyometra. Ist der Muttermund aber geschlossen und der Eiter kann nicht abfließen, nennt man das eine geschlossene Pyometra. Der Krankheitsverlauf ist bei einer geschlossenen Gebärmuttervereiterung oft dramatischer und im schlimmsten Fall kann die Gebärmutter sogar in den Bauchraum aufplatzen.

Bleibt eine Gebärmuttervereiterung zu lange unbehandelt, können die Bakterien in die Blutbahn gelangen und eine Blutvergiftung verursachen. Einige Keime bilden außerdem für den Körper gefährliche Gifte (Toxine). Aus diesem Grund muss eine Gebärmuttervereiterung immer und schnellstmöglich behandelt werden, weil es sonst für die Hündin zu einer lebensbedrohlichen Situation kommen kann.

Wenn bei der Kastration versehentlich Eierstockgewebe zurückbleibt, können auch kastrierte Hündinnen an einer Pyometra erkranken – selbst wenn die Gebärmutter mitentfernt wurde. Manchmal bleibt nämlich ein kleiner Rest (Stumpf) der Gebärmutter zurück, der sich entzünden kann. Man spricht dann von einer sogenannten Stumpfpyometra.

Ursachen und Risikofaktoren einer Gebärmuttervereiterung

Normalerweise kann sich eine gesunde Gebärmutter gegen die Bakterien gut verteidigen. Warum gelingt es manchen Keimen dennoch sich dort festzusetzen und eine Gebärmuttervereiterung zu verursachen?

Daran sind verschiedene weibliche Hormone, allen voran Progesteron, beteiligt. Gegen Ende der Läufigkeit wird im Körper eine große Menge davon ausgeschüttet. Progesteron führt dazu, dass die Abwehrkräfte der Gebärmutter geschwächt werden. Außerdem kann die wiederholte Ausschüttung von Progesteron im Zyklus, vor allem bei älteren Hündinnen, zu einer zystischen Veränderung der Gebärmutterschleimhaut führen. Dadurch haben die Bakterien ebenfalls leichteres Spiel.

Da die Entstehung einer Gebärmuttervereiterung stark durch Hormone begünstigt wird, stellt jede Hormonbehandlung der Hündin einen Risikofaktor dar. Zur Läufigkeitsunterdrückung (chemische Kastration) oder Empfängnisverhütung werden bei der Hündin meist die Hormone Progesteron und Östrogen eingesetzt. Das Risiko für die Entwicklung einer Pyometra wird dadurch erhöht.

Auch durch eine unbehandelte Blasenentzündung kann das Risiko für eine Gebärmuttervereiterung steigen. Auch hier sind Bakterien im Spiel, die ständig mit dem Urin ausgeschieden werden und während der Läufigkeit in die Gebärmutter eindringen können.

Symptome einer Gebärmuttervereiterung

Die Symptome einer Gebärmuttervereiterung sind meist unspezifisch. Nur bei einer offenen Pyometra kann man einen eitrigen, manchmal auch blutigen Ausfluss aus der Scheide beobachten. Leidet die Hündin aber an einer geschlossenen Pyometra fehlt dieses Symptom in der Regel und die Erkrankung wird meist erst spät erkannt.

Auch Teilnahmslosigkeit, verminderter Appetit oder Erbrechen sind häufige Symptome bei einer Gebärmuttervereiterung. Einige betroffene Weibchen trinken auffallend viel und pinkeln häufiger als normal (Polyurie/Polydipsie). Manchmal sind die erkrankten Hündinnen außerdem schmerzhaft am Bauch oder haben Fieber.

Weil die Symptome zu Beginn nur mild ausgeprägt sein können, wird die Erkrankung oftmals erst spät bemerkt. Nicht selten kommt es deshalb zu einer Blutvergiftung oder einem Schock. Dabei geht es den Tieren plötzlich und rapide sehr schlecht. Die Situation ist lebensbedrohlich und die Gebärmuttervereiterung muss unverzüglich von einem Tierarzt behandelt werden.

  • Häufige Symptome:
    • eitrig bis blutiger Ausfluss aus der Scheide (bei offener Pyometra)
    • Teilnahmslosigkeit
    • Appetitlosigkeit

Untersuchungen und Diagnose

Damit der Tierarzt eine Gebärmuttervereiterung sicher diagnostizieren kann sind verschiedene Untersuchungen notwendig. Neben einer gründlichen Allgemeinuntersuchung wird der Arzt vor allem die Scheide der Hündin sorgfältig untersuchen. So kann er beurteilen, ob Scheidenausfluss vorliegt und wodurch dieser verursacht wird. Denn auch andere Erkrankungen, wie z.B. ein Tumor oder eine Verletzung, können Ausfluss auslösen.

Lesen Sie hier mehr zu den Ursachen von Ausfluss aus der Scheide bei der Hündin.

Eine Ultraschalluntersuchung ist die beste Untersuchungsmethode um eine Gebärmuttervereiterung sicher feststellen zu können. Der Tierarzt kann dabei sehen, ob das Gewebe der Gebärmutter verändert ist und ob sie mit Eiter gefüllt ist. Als Alternative zum Ultraschall kann auch ein Röntgenbild des Bauchraums gemacht werden. In einigen Fällen kann es dabei aber schwierig sein, eine Gebärmuttervereiterung zweifelsfrei zu diagnostizieren.

Durch eine zusätzliche Blutuntersuchung kann die Diagnose bestätigt werden. Dabei kann der Arzt z.B. eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen feststellen, die durch die Entzündung hervorgerufen wird.

Behandlung einer Gebärmuttervereiterung

Die Therapie der Wahl bei einer Gebärmuttervereiterung ist eine Kastration der Hündin, also eine operative Entfernung der erkrankten Gebärmutter und der Eierstöcke. Dem Körper wird damit schnell Erleichterung verschafft, weil der Entzündungsherd und der Eiter schnell entfernt werden. Zusätzlich zur Operation benötigen die Hündinnen Antibiotika, damit die im Körper verbleibenden Keime abgetötet werden.

Soll die Hündin aber weiterhin für die Zucht verwendet werden oder sprechen andere Gründe gegen eine Kastration, kann durch verschiedene Medikamente versucht werden die Pyometra zu behandeln. Meist dauert es damit aber länger, bis sich die Tiere von der Erkrankung erholen. Außerdem kommt es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nach der nächsten Läufigkeit zu einer erneuten Gebärmuttervereiterung. Bei einer geschlossenen Pyometra ist eher von einer medikamentösen Behandlung abzuraten, da es hier leicht zu einem Aufplatzen der Gebärmutter in den Bauchraum kommen kann.

Prognose bei Gebärmuttervereiterung

Die Prognose der Gebärmuttervereiterung ist bei einer frühzeitigen und erfolgreichen Therapie gut. Nach einer Kastration erholen sich die Tiere meist schnell.

Entscheidet man sich für eine medikamentöse Behandlung ohne Operation, ist – wie bereits oben erwähnt – die Wahrscheinlichkeit hoch, dass nach einer der nächsten Läufigkeiten erneut eine Pyometra auftritt. Ist mit der Hündin eine Zucht geplant, sollte sie deshalb direkt in der nächsten Läufigkeit gedeckt werden, um einer wiederkehrenden Erkrankung zuvor zu kommen. Oft ist aber die Fruchtbarkeit bei den betroffenen Weibchen vermindert.

Liegt bereits eine Blutvergiftung vor oder geht es der Hündin sehr schlecht, ist die Prognose vorsichtiger.

Vorbeugung einer Gebärmuttervereiterung

Sicher vorbeugen kann man eine Gebärmutterentzündung und -vereiterung nur durch eine Kastration der Hündin.

Um bei einer unkastrierten Hündin eine Gebärmuttervereiterung rechtzeitig erkennen und therapieren zu können, sollte man das Verhalten und Befinden des Weibchens gut im Auge behalten. Bei Auffälligkeiten ist ein schneller Gang zum Tierarzt wichtig.

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Tierärztin Stefanie Mallmann

Über Dr. med. vet. Stefanie Mallmann

Tierärztin und fellomed-Mitgründerin Dr. Mallmann hat bis 2014 an der LMU München Tiermedizin studiert. Auch sie hat ihre Doktorarbeit in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik München geschrieben, anschließend aber auch noch ein Jahr in der Onkologie gearbeitet. Neben unserer Freundschaft verbindet uns beide die Liebe zu Tieren, ein hoher Anspruch an die Qualiät unserer Arbeit und ein ausgeprägtes Helfersyndrom – und so haben wir 2018 unsere Leidenschaften zum Beruf gemacht und gemeinsam fellomed gegründet. Mittlerweile hat meine liebe Kollegin fellomed leider verlassen, dennoch wird sie immer ein Teil dieses Projektes bleiben!


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