Die Läufigkeit bei der Hündin

Die Läufigkeit – ein Thema das jeden Halter einer unkastrierten Hündin regelmäßig beschäftigt. Während der Läufigkeit, oft auch als „Hitze“ bezeichnet, brauchen die Weibchen besondere Aufmerksamkeit und Pflege. Denn in ihrem Körper finden in dieser Zeit viele hormonelle Veränderungen statt.

Wissenswertes zu Anzeichen und Verlauf der Läufigkeit

Als Läufigkeit wird eine Phase im Sexualzyklus der Hündin bezeichnet, in der sich der Körper auf eine mögliche Trächtigkeit einstellt. Sie wird in zwei Abschnitte unterteilt: Vorbrunst (Proöstrus) und Brunst (Östrus).

Während der Vorbrunst reifen die Eizellen im Eierstock heran und die Gebärmutter wird für eine „Schwangerschaft“ vorbereitet. Von außen ist die Vorbrunst für den Besitzer durch den fleischwasserfarbigen bis blutigen Ausfluss aus der Scheide und die stark geschwollenen Schamlippen (Vulva) gut erkennbar. Zu diesem Zeitpunkt riecht das Weibchen für Rüden schon sehr attraktiv und viele Verehrer versuchen bereits ihr Glück.

Aber erst in der Brunst (Östrus) ist die Hündin für die Annäherungsversuche der Rüden offen und lässt die Paarung auch zu. Sie stellt sich dann mit breiten Hinterbeinen in Richtung Männchen und hebt den Schwanz zur Seite. Aus diesem Grund wird die Brunst auch als Standhitze bezeichnet. Meist ist der Ausfluss aus der Vagina in der Brunst weniger blutig und die Schamlippen sind nicht mehr so stark geschwollen.

Wann wird eine Hündin das erste Mal läufig?

Mit Beginn der Pubertät wird die Hündin das erste Mal läufig. Dies ist meist zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat der Fall. Abhängig ist das vom Körpergewicht des Tieres: Je größer und schwerer die Hündin, desto später beginnt meist die Pubertät. Bei sehr großen und schweren Rassen kann es sogar bis zum 24. Lebensmonat dauern, bis die erste „Hitze“ einsetzt.

Im Gegensatz zur Frau kommt der Hund nicht in die Wechseljahre. Ein unkastriertes Weibchen kann also bis zum Ende ihres Lebens läufig werden. Der Abstand zwischen zwei Läufigkeiten wird aber oft länger oder unregelmäßiger.

Wie lange dauert die Läufigkeit?

Wie lange eine Hündin läufig ist, kann man pauschal nicht sagen, denn das ist von Tier zu Tier sehr unterschiedlich. Die Vorbrunst kann zwischen 3 und 17 Tage dauern. Die Länge der Brunst variiert zwischen 3 und 21 Tagen.

Um die Dauer bei der eigenen Hündin genauer einschätzen zu können, können Sie sich den ersten Tag der Blutung und den ersten Tag der Standhitze notieren, ebenso wie die jeweilige Dauer dieser Abschnitte. So haben Sie bei der nächsten Läufigkeit einen guten Überblick und können sich besser darauf einstellen.

Wie oft wird eine Hündin läufig?

Im Durchschnitt wird eine Hündin alle 7 Monate läufig, also zweimal pro Jahr. Der Abstand zwischen zwei Läufigkeiten ist aber – genau wie die Dauer einer Läufigkeit – bei jedem Hund individuell. Bei manchen Rassen (wie z.B. dem Basenji) können auch bis zu 12 Monate dazwischen vergehen.

Auch das Verhalten der Weibchen ändert sich!

Die hormonellen Schwankungen rufen nicht nur die beschriebenen körperlichen Veränderungen in der Läufigkeit hervor, sondern auch das Verhalten der Hündin ändert sich.

Oft kann man beobachten, dass die Weibchen (manchmal schon vor Beginn der Blutung) auf dem Spaziergang häufiger kleine Mengen Urin absetzen. In einigen Fällen heben sie sogar das Bein, genau wie Rüden, wenn sie markieren. Die Hündin setzt dadurch Duftmarken und informiert damit die Rüden: „Ich bin bald paarungsbereit!“.

In der Vorbrunst reagieren manche läufigen Hündinnen abweisend oder sogar „zickig“ gegenüber anderen Artgenossen. Vor allem bei sehr aufdringlichen Verehrern kann ihre Reaktion sehr heftig ausfallen.

In der Brunst, also wenn die Hündin paarungsbereit ist, sieht das meist ganz anders aus. Nicht selten vergisst dann sogar die gehorsamste Vierbeinerin ihre gute Erziehung und geht alleine auf die Suche nach paarungswilligen Rüden. Andere Weibchen werden wiederum sehr anhänglich und wollen viel gestreichelt werden.

Bei manchen Hündinne kommt es einige Wochen nach dem Ende der Läufigkeit zu einer sogenannten Scheinträchtigkeit. Dem Körper wird dabei durch Hormonschwankungen eine Trächtigkeit vorgespielt. Lesen Sie hier mehr dazu.

Tipps wie sie gut durch die Läufigkeit ihrer Hündin kommen:

  • Wenn sie keinen Nachwuchs planen, sollten sie ihre Hündin während der Läufigkeit nur an der Leine bzw. Schleppleine spazieren führen. So haben Sie sie immer gut unter Kontrolle. Denn wie schon gesagt: wenn die Hormone verrücktspielen, sind die guten Manieren schnell vergessen. Außerdem können Sie ihrer Hündin dann auch besser dabei helfen, aufdringliche Rüden abzuwehren. Warnen Sie Besitzer von freilaufenden Vierbeinern vor, damit diese ihr Tier früh zurückrufen oder ebenfalls anleinen können.
  • Hundebegegnungen während der Läufigkeit bedeuten sowohl für den Halter als auch für den Hund meist viel Stress. Gehen Sie deshalb lieber an Orten oder zu Uhrzeiten spazieren, an denen eher wenig Artgenossen unterwegs sind.
  • Wenn in ihrer Nachbarschaft unkastrierte Rüden wohnen, sollten Sie deren Besitzer informieren, dass ihre Hündin gerade läufig ist. Nicht selten versuchen die Rüden von zu Hause „auszubrechen“, um dem Weibchen den Hof zu machen.
  • Neben dem veränderten Verhalten, ist vor allem der blutige Scheidenausfluss eine unangenehme Angelegenheit während der Läufigkeit. In vielen Fällen bemerken die Besitzer nur sehr wenig davon, weil die meisten Hündinnen sich sehr sorgfältig und häufig putzen. Wenn sie sehr starken Ausfluss haben oder weniger reinlich sind, können sie aber doch mal das ein oder andere Tröpfchen verlieren. Das ist vor allem auf Teppichböden oder im Körbchen ein Problem. Ein einfaches Hilfsmittel sind hier alte Spannbettlaken oder Bettwäsche. Diese können über den Teppich oder das Körbchen gezogen werden und sind einfach in der Waschmaschine zu reinigen. Außerdem gibt es spezielle Höschen*, die den Ausfluss auffangen. Wichtig ist es aber, die Tiere langsam daran zu gewöhnen. Diese Läufigkeits-Höschen sind nicht nur in der Wohnung ganz praktisch, sondern können auch draußen eine ungewollte Paarung verhindern.

Ist die Läufigkeit für ihre Hündin und Sie sehr belastend, sollten Sie mit ihrem Tierarzt die Vor- und Nachteile einer Kastration besprechen. In manchen Fällen kann auch eine chemische Kastration, also eine Art Verhütung für den Hund, in Erwägung gezogen werden. Beide Möglichkeiten sollten gut überlegt und mit dem Tierarzt besprochen werden.

Wichtig

Falls es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch zu einer ungewollten Paarung kommt, ist es wichtig, den Rüden und die Hündin nicht abrupt und mit Gewalt voneinander zu trennen!

Es gibt nämlich eine Besonderheit beim Deckakt des Hundes: Nach dem Samenerguss schwillt der Penis des Rüden so stark an, dass er in der Scheide der Hündin „stecken bleibt“. Dies wird als sogenanntes „Hängen“ bezeichnet und dauert etwa 20 Minuten (bis zu 1 Stunde). Versucht man die Tiere in dieser Zeit voneinander zu trennen, kann es zu schweren Verletzungen am Penis oder an der Scheide kommen.

Ist das Kind also erst mal in den Brunnen gefallen, kann man nur abwarten bis die Hunde von alleine auseinandergehen. Da die Wahrscheinlichkeit einer Trächtigkeit nach einem Deckakt hoch ist, sollten Sie ihre Hündin nach einer ungewollten Paarung beim Tierarzt vorstellen. Dieser kann mit ihnen die Vor- und Nachteile der „Pille danach“ für den Hund besprechen, wenn kein Nachwuchs geplant war.

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Tierärztin Stefanie Mallmann

Über Dr. med. vet. Stefanie Mallmann

Tierärztin und fellomed-Mitgründerin Dr. Mallmann hat bis 2014 an der LMU München Tiermedizin studiert. Auch sie hat ihre Doktorarbeit in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik München geschrieben, anschließend aber auch noch ein Jahr in der Onkologie gearbeitet. Neben unserer Freundschaft verbindet uns beide die Liebe zu Tieren, ein hoher Anspruch an die Qualiät unserer Arbeit und ein ausgeprägtes Helfersyndrom – und so haben wir 2018 unsere Leidenschaften zum Beruf gemacht und gemeinsam fellomed gegründet. Mittlerweile hat meine liebe Kollegin fellomed leider verlassen, dennoch wird sie immer ein Teil dieses Projektes bleiben!


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