Giardien beim Hund

Giardien können bei Hunden unter Umständen zu Durchfall und Gewichtsverlust führen – doch nicht immer ist eine Infektion auch mit Symptomen verbunden. Für eine erfolgreiche Behandlung muss, neben speziellen Medikamenten, einiges beachtet werden!

Giardiose (Hund): Steckbrief

  • Symptome: Wiederkehrender Durchfall, Gewichtsverlust
  • Verlauf: Akut bis chronisch
  • Schwere der Erkrankung: Mild bis mittelschwer
  • Häufigkeit: Gelegentlich bis häufig
  • Vorkommen: V. a. bei Welpen/Junghunden oder immungeschwächten Hunden; aber bei Tieren jeder Rasse und jeden Alters möglich
  • Diagnose: Untersuchung einer Sammelkotprobe
  • Behandlung: Behandlung mit Medikamenten und Hygienemaßnahmen
  • Prognose: Gut
  • Ansteckungsgefahr: Ansteckend für andere Tiere; potentiell auch auf den Menschen übertragbar
  • Fachgebiet: Innere Medizin

Beschreibung der Giardiose

Giardien sind mikroskopisch kleine Einzeller, die beim Hund eine Erkrankung namens Giardiose auslösen können. Sie geht mit dünnbreiigem, wiederkehrendem Durchfall und Gewichtsverlust einher. Die Giardien befallen die Darmwand im Dünndarm und heften sich dort fest. Vor allem Welpen, Junghunde oder Tiere mit geschwächtem Immunsystem sind anfällig für die Parasiten.

Giardie im Lichtmikroskop (CDC / Janice Haney Carr, Giardia lamblia SEM 8698 lores, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons)

Giardien verursachen aber nicht bei allen infizierten Hunden Symptome. Häufig bleibt die Erkrankung unbemerkt und die Tiere scheiden die Parasiten ohne Symptome mit dem Kot aus – in so einem Fall spricht man von einer subklinischen Infektion.

Giardien kommen nicht nur bei Hunden vor, sondern auch bei vielen anderen Säugetieren sowie beim Menschen. Hunde und Menschen erkranken zwar in den meisten Fällen an unterschiedlichen Giardien-Arten, im Einzelfall kann es aber passieren, dass sich der Mensch bei einem infizierten Vierbeiner ansteckt. Vor allem Personen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Erkrankungen sind gefährdet. Mit einem speziellen Test kann die Giardien-Art beim Hund bestimmt und damit das Risiko für eine Übertragung besser eingeschätzt werden.

Ursachen und Risikofaktoren für Giardien

Zur Verbreitung haben Giardien eine recht schlaue Strategie: Sie bilden sogenannte Zysten aus, die die infizierten Hunde mit dem Kot ausscheiden. So gelangen die Zysten in die Umwelt und werden dort von anderen Tieren, z.B. über verunreinigtes Wasser/Futter, über Kot oder durch Abschlecken eines infizierten Tieres, aufgenommen. Die Giardienzysten sind sehr widerstandsfähig und können bei kühlen und feuchten Bedingungen mehrere Monate in der Umwelt überleben.

Das Ansteckungsrisiko ist dort am größten, wo Hunde viel Kontakt zu Artgenossen haben. In Tierheimen, Hundepensionen oder Hundeschulen können sich die Giardien deshalb besonders schnell verbreiten.

Bei Hunden deren Immunsystem noch nicht voll ausgebildet (Welpen, Junghunde) oder geschwächt ist (z.B. bei chronischer Krankheit), haben Giardien leichteres Spiel und die Gefahr einer Infektion ist größer als bei erwachsenen, gesunden Tieren.

Symptome bei Giardien

Ein typisches Symptom einer Infektion mit Giardien ist der immer wiederkehrende, breiig bis flüssige und übelriechende Durchfall. Manchmal kann man im Kot der infizierten Hunde auch Schleimbeimengungen sowie selten Blut feststellen. Die Darmparasiten können außerdem zu Gewichtsverlust führen. Fieber oder Erbrechen zeigen die Hunde nur ganz selten.

Wie bereits erwähnt, verursachen Giardien aber nicht bei jedem Hund Symptome und häufig bleibt die Erkrankung unbemerkt.

Untersuchungen und Diagnose

Bei wiederkehrendem Durchfall oder Gewichtsverlust, sollten Sie ihren Hund auf alle Fälle bei einem Tierarzt vorstellen. Neben einer klinischen Allgemeinuntersuchung wird er ihren Vierbeiner auf zusätzliche Symptome oder Schmerzen untersuchen. Infizierte Hunde scheiden die Giardien und Zysten über den Kot aus, so dass der Tierarzt die Parasiten mit einer Kotprobe nachweisen kann.

Weil die Zysten intermittierend – also nicht bei jedem Kotabsatz – ausgeschieden werden, ist es wichtig, eine Sammelkotprobe untersuchen zu lassen. Für eine Sammelkotprobe sollten Sie als Besitzer den Kot der letzten 3 Kotportionen in einem Gefäß sammeln und bis zum Tierarzttermin möglichst kühl lagern.

Der Kot kann mit unterschiedlichen Methoden auf die Einzeller untersucht werden. Am besten eignet sich dafür aber ein spezieller Schnelltest (SNAP-Test), dessen Prinzip dem eines Schwangerschaftstestes ähnelt, oder die Untersuchung unter dem Mikroskop in einem geeigneten Labor.

Behandlung von Giardien

Um eine Infektion mit Giardien beim Hund zu behandeln, gibt es spezielle Medikamente. Am häufigsten wird dafür Panacur mit dem Wirkstoff Fenbendazol verwendet. Fenbendazol tötet neben den Giardien auch andere Darmparasiten wie z.B. Spul- oder Bandwürmer ab. In der Regel wird der infizierte Hund über 5 Tage mit Panacur behandelt. Um die „gute“ Darmflora während der Behandlung zu unterstützen, kann man eine Magen-Darm schonende Diät und Probiotika füttern.

Um den Behandlungserfolg zu überprüfen, ist es wichtig nach dem Ende der Therapie nochmals eine Sammelkotprobe zu untersuchen. Weil der SNAP-Test evtl. auch tote Parasiten nachweist, sollte der Kot bei der Kontrolluntersuchung unter dem Mikroskop untersucht werden – ansonsten kann es zu falsch positiven Ergebnissen kommen.

Giardien können sehr widerstandsfähig sein und nicht immer ist die erste Behandlung erfolgreich. Bei manchen Hunden ist ein zweiter oder dritter Behandlungszyklus – eventuell mit einem anderen Medikament (z.B. Metronidazol) und über einen längeren Zeitraum – notwendig.

Die Hunde können sich auch während der Behandlung immer wieder neu an den ausgeschiedenen Zysten anstecken. Damit dieses Risiko gemindert wird, sollten Sie während der Behandlung die folgenden Hygienemaßnahmen beachten:

  • Kot mit einem Beutel möglichst schnell entfernen und im Hausmüll entsorgen.
  • Bereich um den Anus regelmäßig reinigen und sauber halten.
  • Wasser- und Futternäpfe täglich mit kochendem Wasser ausspülen und danach gut abtrocknen, weil die Giardienzysten bei feuchten Bedingungen besonders lange infektiös bleiben.
  • Die Näpfe vor Verunreinigung mit Kot oder durch Fliegen schützen.
  • Ausschließlich frisches Wasser zu trinken anbieten.
  • Am Anfang und am Ende der Therapie alle Decken, Körbchen und Spielzeuge so heiß wie möglich waschen.
  • Die Hunde regelmäßig gründlich duschen und shampoonieren, um die Zysten aus dem Fell zu waschen. Beim Putzen schlecken sie die Zysten sonst ab und infizieren sich wieder neu.
  • Feste Böden am besten mit einem Dampfstrahler (über 60 °C) abspritzen und danach desinfizieren. (Eine Liste geeigneter Desinfektionsmittel finden Sie auf der Website der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft DVG: http://www.desinfektion-dvg.de/index.php?id=1800)
  • Weil Giardien potentiell auf den Menschen übertragbar sind, sollten Sie ihren Hund sein Geschäft nicht in der Nähe von Spielplätzen oder Liegewiesen verrichten lassen. Das sollte aber eigentlich immer selbstverständlich sein!

Prognose bei Giardiose

Die Prognose bei einer Giardieninfektion ist in aller Regel gut. Nach einer erfolgreichen Behandlung zeigen ansonsten gesunde Hunde keine Symptome mehr. Weil die Giardien sehr widerstandsfähig sein können oder es zu einem Rückfall kommen kann, ist in manchen Fällen aber eine mehrfache Behandlung notwendig.

Vorbeugung gegen Giardien

Weil die Giardienzysten in der Umwelt so lange überleben und praktisch überall vorhanden sein können, ist kein Hund vor einer Ansteckung gefeit und die Vorbeugung ist deshalb äußerst schwierig. Bei vielen Vierbeinern bleibt die Infektion aber unbemerkt und ohne Konsequenzen.

Um nach einer Behandlung einen Rückfall zu vermeiden, sollte man als Besitzer versuchen die angesprochenen Hygienemaßnahmen bestmöglich einzuhalten.

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Tierärztin Stefanie Mallmann

Über Dr. med. vet. Stefanie Mallmann

Tierärztin und fellomed-Mitgründerin Dr. Mallmann hat bis 2014 an der LMU München Tiermedizin studiert. Auch sie hat ihre Doktorarbeit in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik München geschrieben, anschließend aber auch noch ein Jahr in der Onkologie gearbeitet. Neben unserer Freundschaft verbindet uns beide die Liebe zu Tieren, ein hoher Anspruch an die Qualiät unserer Arbeit und ein ausgeprägtes Helfersyndrom – und so haben wir 2018 unsere Leidenschaften zum Beruf gemacht und gemeinsam fellomed gegründet. Mittlerweile hat meine liebe Kollegin fellomed leider verlassen, dennoch wird sie immer ein Teil dieses Projektes bleiben!


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