Schilddrüsenunterfunktion beim Hund (Hypothyreose)

Die Schilddrüsenunterfunktion des Hundes (Hypothyreose) ist eine häufige Hormonerkrankung, die vor allem bei mittelalten Hunden mittelgroßer bis großer Rassen auftritt. Die betroffenen Vierbeiner sind häufig schlapp, nehmen zu und leiden unter verschiedenen Hautsymptomen, wie z.B. Haarausfall.

Erfahren Sie hier von einer Tierärztin, wie Sie erkennen, ob Ihr Hund betroffen ist, wie die Schilddrüsenunterfunktion richtig diagnostiziert wird und wie sie behandelt werden kann.

Schilddrüsenunterfunktion (Hund): Steckbrief

  • Symptome: Teilnahmslosigkeit, Gewichtszunahme, Hautsymptome wie schuppige Haut, haarlose Stellen, Hautentzündungen
  • Verlauf: Chronisch
  • Schwere der Erkrankung: Mittel
  • Häufigkeit: Häufig
  • Vorkommen: V.a. bei mittelalten Hunden mittelgroßer bis großer Rassen
  • Diagnose: Untersuchung der Schilddrüsenwerte (mind. T4 und TSH)
  • Behandlung: Lebenslange Behandlung mit künstlichen Schilddrüsenhormonen
  • Prognose: Mit Behandlung ausgezeichnet
  • Ansteckungsgefahr: Nicht ansteckend für Tiere oder Menschen
  • Fachgebiet: Innere Medizin

Beschreibung

Bei der Schilddrüsenunterfunktion des Hundes (Hypothyreose) handelt es sich um eine Erkrankung, bei der die Schilddrüse (lat. Glandula thyroidea) nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Hormone herzustellen. Es liegt also – wie der Name schon sagt – eine Unterfunktion der Schilddrüse vor.

Die Schilddrüsenhormone (T3, T4) haben Einfluss auf viele verschiedene Körperfunktionen und Organsysteme. Grob vereinfacht, sorgen sie jedoch für eine Anregung des Stoffwechsels. Liegt – wie bei der Schilddrüsenunterfunktion – ein Mangel vor, wird der Stoffwechsel also heruntergefahren und es kommt zu einer Vielzahl an Symptomen, wie Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit, Kälteempfindlichkeit und verschiedenen Hautsymptomen (z.B. Haarausfall, schuppige Haut). Leider sind die Symptome allerdings oft sehr uneindeutig, so dass von ihnen i.d.R. nicht direkt auf eine Schilddrüsenunterfunktion geschlossen werden kann.

Die Hypothyreose ist vermutlich die häufigste Hormonerkrankung bei Hunden. Dabei tritt sie v.a. bei mittelalten Hunden mittelgroßer bis großer Rassen auf. Seltener kann sie aber auch (sehr) junge oder alte Vierbeiner betreffen. In der Regel entwickelt sich die Erkrankung schleichend über längere Zeit (Monate bis Jahre).

Einmal erkannt, ist die Hypothyreose sehr gut behandelbar – die betroffenen Hunde haben eine hervorragende Prognose.

Was ist die Schilddrüse eigentlich und was macht sie?

Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse, die bei Hunden vorne am Hals der Luftröhre seitlich anliegt. In der Schilddrüse werden u.a. die beiden Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) produziert. Von dort werden diese dann ins Blut abgegeben, wodurch sich die Botenstoffe im ganzen Körper verteilen und dort ihre Wirkung entfalten.

Die Schilddrüsenhormone sind für sehr, sehr viele Körperfunktionen wichtig. Vereinfacht gesagt sorgen sie dafür, dass der Stoffwechsel aktiviert wird: das Herz schlägt schneller und pumpt mehr Blut, es werden mehr rote Blutkörperchen hergestellt, die Atmung wird angeregt, der Sauerstoff- und Energieverbrauch von Zellen wird gesteigert (d.h. der Grundumsatz steigt) und es wird mehr Wärme produziert.

Bei Tieren im Wachstum sind die Schilddrüsenhormone auch wichtig für das Körper- und Skelettwachstum und für die Reifung des Nervensystems.

Welche Formen von Schilddrüsenunterfunktion gibt es bei Hunden?

Bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion liegt fast immer eine erworbene (d.h. nicht angeborene) Zerstörung des Schilddrüsengewebes vor.

Genauer gesagt, handelt es sich bei Hunden in aller Regel um eine von zwei Störungen: lymphozytäre Thyreoiditis oder idiopathische Atrophie (beide kommen etwa gleich häufig vor). In beiden Fällen kommt es – ohne dass wir genau wissen, wieso – nach und nach zu einem Verlust des Hormon-produzierenden Schilddrüsengewebes. Sind große Teile (etwa dreiviertel) der Schilddrüse zerstört, kann sie nicht mehr genug Hormone herstellen. So kommt es schließlich zu den Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion.

Für den Krankheitsverlauf, die Symptome und auch die Behandlung spielt die Unterscheidung zwischen lymphozytärer Thyreoiditis und idiopathischer Atrophie i.d.R. keine Rolle. Falls Sie dennoch mehr über diese beiden Störungen erfahren wollen, klicken Sie einfach hier:

Lymphozytäre Thyreoiditis

Bei der lymphozytären Thyreoiditis (auch als Autoimmunthyreoiditis bezeichnet) attackieren bestimmte Immunzellen (sog. Lymphozyten, daher der Namensbestandteil „lymphozytär“) das Schilddrüsengewebe. Es kommt so zur Entzündung, bei der immer mehr Schilddrüsengewebe zerstört wird („Thyreoiditis“ = Entzündung der Schilddrüse). Da hierbei körpereigenes Gewebe vom Immunsystem angegriffen wird, handelt es sich bei der lymphozytären Thyreoiditis um eine Autoimmunerkrankung.

Im Zuge dieser Entzündung entstehen Antikörper, die gegen bestimmte Schilddrüsenbestandteile gerichtet sind (i.d.R. sogenannte TgAAs oder TgAKs = Antikörper gegen Thyreoglobulin, einem wichtigen Eiweiß bei der Schilddrüsenhormonherstellung). Diese Antikörper können im Blut betroffener Hunde nachgewiesen werden und so bei der Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion helfen.

Idiopathische Atrophie

Bei der idiopathischen Atrophie kommt es ohne ersichtlichen Grund (= idiopathisch) zu einem Schwund des Schilddrüsengewebes (Atrophie). Dabei wird das funktionelle Schilddrüsengewebe durch Fett- oder Bindegewebe ersetzt.

Wieso das Schilddrüsengewebe zugrunde geht, ist unklar. Es liegt keine Entzündung vor, wodurch im Blut betroffener Hunde auch keine gegen die Schilddrüse gerichteten Antikörper zu finden sind. Vermutlich kann die idiopathische Atrophie als eigenständiges Phänomen auftreten. Zumindest in einem Teil der Fälle könnte es sich aber auch um das Endstadium einer lymphozytären Thyreoiditis handeln.

Weitere Formen der Hypothyreose beim Hund

Es gibt aber noch weitere, seltene Störungen bzw. Erkrankungen, die zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen können – z.B. ein Tumor der Schilddrüse oder Jodmangel (Jod ist essentiell für die Produktion von Schilddrüsenhormonen).

Da die Schilddrüse in ein kompliziertes System verschiedener Regelungsmechanismen eingebunden ist, können auch Erkrankungen an anderer Stelle für eine Hypothyreose verantwortlich sein. So wird die Menge an produzierten Schilddrüsenhormonen beispielsweise durch einen bestimmten Botenstoff namens TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon) aus der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gesteuert. Liegt dort eine Störung vor, durch die nicht mehr genug TSH hergestellt wird, produziert die Schilddrüse nicht mehr genügend Hormone – selbst wenn die Schilddrüse an sich vollkommen gesund ist.

Eine seltene Sonderform ist die angeborene Schilddrüsenunterfunktion (Kretinismus). Auch hier kommen verschiedene Ursachen in Frage (z.B. eine fehlerhafte Entwicklung der Schilddrüse oder ein Defekt in der Hormonproduktion). Die betroffenen Hunde zeigen schon sehr früh erste Symptome. Häufig kommt es zu Wachstumsstörungen und zu einer mangelhaften geistigen Entwicklung. Ein Kropf (also eine von außen sichtbar vergrößerte Schilddrüse) kann auftreten, muss aber nicht. Die angeborene Schilddrüsenunterfunktion kommt gehäuft bei Toy Foxterriern und Riesenschnauzern vor.

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Wie verläuft die Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden?

Wie schon erwähnt, tritt die Schilddrüsenunterfunktion bei den meisten Hunden nicht plötzlich auf – auch wenn es oft so wirkt. Stattdessen entwickelt sie sich über längere Zeit.

Zumindest bei Hunden mit lymphozytärer Thyreoiditis scheint die Hypothyreose sogar verschiedene Stadien zu durchlaufen (ob dies bei Hunden mit idiopathischer Atrophie genauso ist, weiß man noch nicht; auch hier scheint es aber sehr unwahrscheinlich, dass das Schilddrüsengewebe auf einen Schlag kaputt geht):

Zu Beginn der Erkrankung sind noch große Teile der Schilddrüse intakt. Dadurch kann die Schilddrüsenhormon-Produktion zunächst noch in einem normalen Bereich gehalten werden – und zwar, indem der „Chef“ der Schilddrüse (die Hirnanhangsdrüse = Hypophyse) die verbliebenen Zellen der Schilddrüse zur Mehrarbeit anregt. Das erreicht sie durch gesteigerte Ausschüttung eines Hormons namens TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon, also „Schilddrüse-stimulierendes Hormon“).

In diesem Stadium der Erkrankung – der sogenannten subklinischen Hypothyreose (subklinisch bedeutet, dass noch keine klinischen, also von außen erkennbaren, Anzeichen der Erkrankung sichtbar sind; der Hund ist also beschwerdefrei) – findet sich bei einer Blutuntersuchung i.d.R. ein normaler T4-Wert, während die Menge an TSH erhöht ist (bei Hunden mit lymphozytärer Thyreoiditis können bei Blutuntersuchungen zusätzlich auch die oben erwähnten TgAA-Antikörper festgestellt werden) .

Bei manchen Hunden scheint die Erkrankung tatsächlich in diesem Stadium zu bleiben, d.h. die betroffenen Tiere entwickeln keine von außen erkennbare Schilddrüsenunterfunktion. Bei den meisten Vierbeinern schreitet die Krankheit im Lauf der Zeit aber immer weiter fort. Wenn dann irgendwann sehr große Teile der Schilddrüse zerstört sind, hilft auch die gesteigerte Ausschüttung von TSH nichts mehr: die Schilddrüse ist einfach nicht mehr in der Lage, genug Schilddrüsenhormone herzustellen. Im Blut findet sich dann – neben dem gesteigerten TSH-Wert – auch ein erniedrigter T4-Wert.

Weil dann natürlich nicht mehr genug T4 im Gewebe ankommt, entwickelt der Hund schließlich die von außen sichtbaren Symptome der Hypothyreose: die Krankheit tritt klinisch in Erscheinung.

Ursachen und Risikofaktoren

Wie schon erwähnt, wissen wir noch nicht sehr viel darüber, wieso es bei manchen Hunden zur Zerstörung des Schilddrüsengewebes und damit zur Schilddrüsenunterfunktion kommt.

Vermutlich ist die Ursache bei den meisten Hunden multifaktoriell, d.h. es müssen verschiedene „auslösende Faktoren“ zusammenkommen, damit die Erkrankung ausbricht.

Dabei scheint die Krankheitsanfälligkeit, also die genetische Anlage für die Schilddrüsenunterfunktion, vererbbar zu sein. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das, dass der Nachwuchs von Hunden mit Hypothyreose zwar nicht auf jeden Fall, aber doch mit erhöhter Wahrscheinlichkeit die Erkrankung entwickeln wird.

Auch die Rasse könnte für das Erkrankungsrisiko möglicherweise eine Rolle spielen. So haben z.B. Hunde der Rassen Dobermann, Deutsche Dogge, Golden Retriever, Cocker Spaniel, Boxer, Riesenschnauzer, Pudel, Rhodesian Ridgeback und English Setter anscheinend ein erhöhtes Risiko, an einer Schilddrüsenunterfunktion zu erkranken.

Symptome der Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden

Weil die Schilddrüsenhormone Einfluss auf so viele verschiedene Körperfunktionen und Organsysteme haben, können die Symptome bei Hunden mit Hypothyreose sehr unterschiedlich sein. Leider sind sie aber oft nicht sehr spezifisch, d.h. man kann von ihnen nicht automatisch auf die Diagnose „Schilddrüsenunterfunktion“ schließen.

Häufige Symptome bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion

Bei den allermeisten Hunden mit Hypothyreose (über 70%) zeigen sich sowohl Anzeichen des heruntergefahrenen Stoffwechsels als auch Hautsymptome:

  • Antriebslosigkeit (Lethargie)

  • Gewichtszunahme (obwohl der Hund nicht mehr frisst als sonst)

  • Haut- und Fellveränderungen, wie
    • Trockenes, sprödes Fell
    • Haarlose Bereiche
    • Schuppige Haut
    • Haut- und Ohrentzündungen/-infektionen (in der Folge ist Juckreiz möglich)
    • Dunkel verfärbte Haut

Verringerter Stoffwechsel

Das allerhäufigste Symptom bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion ist Antriebslosigkeit (Lethargie). Oft fällt das gar nicht so sehr auf, weil sich das Symptom langsam entwickelt. Sobald die Therapie gestartet wurde, wird dann aber klar, wie schlapp und antriebslos der betroffene Vierbeiner eigentlich war.

Hunde mit Schilddrüsenunterfunktion nehmen außerdem häufig zu – obwohl sie nicht mehr fressen als früher oder sogar einen verringerten Appetit haben.

Manche Hunde sind auch weniger belastbar als früher und zeigen eine Leistungsschwäche. Häufig äußert sich das so, dass sie zwar erst mal genauso losrennen wie früher, dann aber schnell aus der Puste kommen und eine längere Pause einlegen müssen.

Ein weiteres Symptom, dass viele Vierbeiner mit Hypothyreose entwickeln, ist eine sog. Kälteintoleranz – die Hunde liegen nicht gerne an kühlen Orten, sondern suchen stattdessen warme Plätze auf. Manche fangen auch an zu zittern.

Haut- und Fellveränderungen

Schilddrüsenhormone spielen eine sehr große Rolle bei der Aufrechterhaltung der Hautgesundheit und beim Fellwachstum. Etwa 80% der Hunde mit Schilddrüsenunterfunktion entwickeln deswegen auch Hautsymptome. Deren Art und Ausprägung kann aber von Tier zu Tier unterschiedlich sein.

Häufig haben die betroffenen Vierbeiner ein trockenes, sprödes Fell (evtl. ist dieses heller als früher) und eine schuppige Haut. Diese ist häufig auch dunkel verfärbt (Hyperpigmentation).

Bei vielen Hunden kommt es außerdem zu haarlosen Bereichen (Alopezie). Theoretisch können diese ganz unterschiedlich aussehen – von einzelnen kleinen bis hin zu ausgedehnten Bereichen – und auch viele verschiedene Körperstellen betreffen. Oft kommt es allerdings zu größeren haarlosen Bereichen an den Flanken und am Rumpf, die auf beiden Seiten des Körpers symmetrisch sind.  Aber auch eine Haarlosigkeit am Hals, auf dem Nasenrücken oder am Schwanz (sog. „Rattenschwanz“) sind häufig zu beobachten. Auf der anderen Seite kann es bei manchen Hunden auch nur zu einem Verlust des langen Deckhaares kommen, während das Unterfell erhalten bleibt. Dadurch sehen die Hunde ein bisschen so aus, als hätten sie ein Welpenfell. Bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion lassen sich die Haare außerdem oft leicht auszupfen. Manchmal fällt auch auf, dass das Fell nur sehr langsam oder gar nicht nachwächst, nachdem eine Stelle rasiert wurde (z.B. für eine Blutentnahme).

Der Haarverlust bei Hunden mit Hypothyreose tritt an sich erst mal ohne Juckreiz auf – das heißt, die erkrankten Vierbeiner kratzen sich dort nicht das Fell weg, sondern die Haare fallen einfach so aus.

Allerdings haben Hunde mit Schilddrüsenunterfunktion ein geschwächtes (Haut-)Immunsystem. Dadurch kommt es bei ihnen häufig zu Hautentzündungen und -infektionen mit Bakterien oder Hefepilzen (Pyodermie). Diese können sich als gerötete, nässende Bereiche äußern und führen dann in der Folge häufig zu Juckreiz. Dadurch kratzten sich die betroffenen Hunde viel, so dass es zu Krusten, weiterem Haarverlust und sogar blutigen Bereichen kommen kann. Auch Ohrentzündungen sind bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion keine Seltenheit. Solange die Hypothyreose besteht, sind diese Haut- und Ohrentzündungen häufig schwer in den Griff zu kriegen und/oder kommen nach der Behandlung schnell wieder.

Außerdem kann das geschwächte Immunsystem bei einer Schilddrüsenunterfunktion auch dazu führen, dass sich – die bei jedem Hund vorkommenden – Haarbalgmilben (Demodex-Milben) krankhaft vermehren und es zu einer sog. Demodikose kommt.

Weitere Symptome bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion

Ein weiteres Symptom, das bei manchen Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion zu beobachten ist, ist ein „trauriger Gesichtsausdruck“ (um sich ein Bild davon anzusehen, klicken Sie einfach hier). Ursache davon ist ein sog. Myxödem. Hierbei lagern sich bestimmte körpereigene Substanzen (Glykosaminoglykane/Mucopolysaccharide wie Hyaluronsäure) verstärkt in der Haut ein. Dadurch wird diese dicker und schwillt an. Weil das v.a. im Kopfbereich passiert, kommt es zu „angeschwollenen“ Lefzen, einem verdickten, faltigen Stirnbereich und hängenden Augenlidern. Dadurch sehen die betroffenen Hunde ständig besorgt oder traurig aus.

Viele Hunde mit Schilddrüsenunterfunktion leiden außerdem an bestimmten Veränderungen von Blutwerten, z.B. an einer leichten Blutarmut (Anämie), einer Hypertriglyzeridämie (Erhöhung bestimmter Fette im Blut), einem Anstieg von Fruktosamin und/oder einer Hypercholesterinämie (erhöhter Cholesterinspiegel im Blut).

Neben diesen eher häufigen Symptomen sind noch viele weitere, seltenere Störungen möglich:

  • Störungen des Nervensystems, z.B.
    • generelle Muskelschwäche bis hin zu einer teilweisen Lähmung der Beine (so dass die betroffenen Hunde die Pfoten über den Boden schleifen)
    • Lahmheit eines Vorderbeins
    • Lähmungen von Gesichtsnerven
    • Peripheres Vestibularsyndrom (Störung des Gleichgewichtsorgans; betroffene Hunde zeigen häufig eine Kopfschiefhaltung, Kreislaufen, Gleichgewichtsstörungen, ein verändertes Gangbild und/oder rhythmische Augenbewegungen, z.B. von einer Seite zur anderen – Nystagmus)

  • Leichte Störungen am Herzen (z.B. verlangsamter Herzschlag, verringerte Pumpleistung und Herzrhythmusstörungen) – vermutlich verursachen diese Veränderungen jedoch keine Symptome und führen i.d.R. auch nicht zu Problemen (wie z.B. Herzversagen)

Symptome, bei denen der Zusammenhang mit der Hypothyreose noch unklar ist

Es gibt einige Symptome, die bei manchen Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion beobachtet wurden. Hier ist aktuell aber noch unklar, ob sie wirklich von der Hypothyreose verursacht wurden – oder ob sie nur zufällig bei diesen Hunden aufgetreten sind. Der Zusammenhang mit der Schilddrüsenunterfunktion ist also noch unbekannt.

Zu diesen Symptomen bzw. Störungen gehören z.B.

  • Magen-Darm-Symptome (wie Verstopfung, Erbrechen, Durchfall),
  • Megaösophagus (eine krankhaft erweiterte Speiseröhre),
  • Kehlkopflähmung (Larynxparalyse),
  • Epilepsie,
  • DCM (Dilatative Kardiomyopathie; „vergrößertes Herz“),
  • Augenveränderungen, wie Hornhautgeschwüre, milchige Eintrübungen der Hornhaut (durch Einlagerung von Fett; korneale Lipidose) und trockene Augen (Keratokonjunktivitis sicca) sowie
  • Fortpflanzungsstörungen bei Hündinnen und Rüden.

Schilddrüsenunterfunktion beim Hund und Verhalten

Immer wieder liest man, dass eine Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden Verhaltensänderungen bzw. -störungen, wie z.B. Aggression, verursachen kann. In vielen Fällen ist aber noch nicht klar, ob tatsächlich ein Zusammenhang besteht.

Bekannt ist, dass eine Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden zu Teilnahmslosigkeit, „Schlappheit“ und verringerter Bewegungslust führen kann – wie schon erwähnt, ist das ja sogar das häufigste Symptom bei Hunden mit Hypothyreose.

In seltenen Fällen können die Auswirkungen sogar noch gravierender sein und zu einer sog. „kognitiven Dysfunktion“ führen. Dieses Syndrom ähnelt der Demenz oder Alzheimer-Erkrankung beim Menschen. Betroffene Hunde wandern ziellos umher, wirken orientierungslos, starren ins Leere, hören nicht mehr auf ihren Namen, vergessen antrainierte Kommandos und Tricks, erkennen ihre Bezugspersonen nicht mehr, haben einen gestörten Schlafrhythmus und/oder verlieren sogar ihre Stubenreinheit.

Ob die Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden auch zu Verhaltensstörungen wie Aggression führen kann, ist dagegen noch unklar. Tatsächlich gibt es einige Fälle, in denen von einer gesteigerten Aggressivität berichtet wurde, welche nach der Behandlung der Hypothyreose zurückging. Hierbei handelt es sich aber nur um einige wenige anekdotische Berichte. Ein klarer Zusammenhang konnte noch nicht hergestellt werden.

Symptome bei angeborener Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Leiden Hunde an einer seltenen angeborenen Schilddrüsenunterfunktion (Kretinismus) zeigen sie i.d.R. etwas andere Symptome. Außerdem tritt die Erkrankung deutlich früher in Erscheinung (oft in den ersten Lebenswochen).

Die betroffenen Welpen bzw. Junghunde zeigen ein unproportioniertes, verringertes Wachstum und eine mangelhafte geistige Entwicklung. Sie sind „begriffsstutzig“ und teilnahmslos, zeigen nicht die für Welpen typische Verspieltheit und wirken geistig zurückgeblieben. Sie haben häufig einen kleinen, unproportionierten Körper mit großem, breitem Kopf, einen kurzen, dicken Hals, kurze Beine und eine große, hervortretende Zunge. Der Gang kann verändert sein und merkwürdig aussehen. Es kann zu ähnlichen Hautsymptomen kommen wie bei Hunden mit erworbener Schilddrüsenunterfunktion. Ein „Kropf“ (also eine äußerlich sichtbar vergrößerte Schilddrüse) kann vorkommen, muss aber nicht.

Oft sind Hunde mit angeborener Schilddrüsenunterfunktion bei der Geburt die größten im Wurf, verlieren beim Wachstum dann aber den Anschluss an ihre Geschwister (in der 3-8 Lebenswoche). Außerdem brechen die Zähne später durch als normal. Schwer betroffene Hunde können auch während der ersten Lebenswochen sterben.

Untersuchungen und Diagnose

Um eine Schilddrüsenunterfunktion zu diagnostizieren, wird Ihr Tierarzt Ihnen zunächst einmal einige Fragen stellen: Welche Symptome haben Sie beobachtet? Seit wann bestehen diese Anzeichen? Leidet Ihr Hund unter Juckreiz?

Nach diesem Vorgespräch wird er dann eine gründliche Allgemeinuntersuchung durchführen. Falls Ihr Hund unter Haut- oder Fellproblemen leidet, wird er sich auch Haut, Fell und ggf. Ohren genauer ansehen.

Unter Umständen ist es auch sinnvoll, eine allgemeine Blutuntersuchung (Blutbild + Organwerte) durchzuführen, um noch mehr Hinweise auf die Ursache zu erhalten.

Oft hat der Tierarzt nach dem Vorgespräch und den Untersuchungen dann schon den Verdacht, dass es sich um eine Schilddrüsenunterfunktion handeln könnte. Um diese dann zu diagnostizieren ist eine Blutuntersuchung der Schilddrüsenwerte nötig.

Blutuntersuchung zur Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden

Leider lauern hier aber einige Fallstricke: Theoretisch würde man meinen, dass es ausreicht, den T4-Spiegel im Blut zu messen, also die Menge des Schilddrüsenhormons Thyroxin (=T4). Denn schließlich schafft es die Schilddrüse bei einer Unterfunktion ja nicht mehr ausreichend T4 herzustellen. Ein niedriger T4-Wert müsste also bedeuten, dass der Hund eine Schilddrüsenunterfunktion hat. Richtig?

Leider ist es aber nicht ganz so einfach. Auch wenn manchmal noch so vorgegangen wird – also nur der T4-Wert bestimmt wird, um eine Hypothyreose zu diagnostizieren – ist das Ergebnis dieser Untersuchung nicht sehr zuverlässig.

Tatsächlich können nämlich auch andere Erkrankungen und sogar bestimmte Medikamente zu einem erniedrigten T4-Spiegel führen. Die Bestimmung von T4 kann also, wenn überhaupt, nur als „Screening-Test“ dienen, um eine Schilddrüsenunterfunktion bei normalem T4-Wert relativ sicher auszuschließen (Achtung: in seltenen Fällen haben auch Hunde mit Schilddrüsenunterfunktion ein normales T4). Zur Diagnose der Hypothyreose ist der T4-Wert allein dagegen nicht geeignet.

Etwas besser wird die Aussagekraft, wenn statt des „normalen“ T4-Werts (hier handelt es sich um das „totale T4“ = TT4) das sog. freie T4 (fT4) gemessen wird. Dieser Wert wird nämlich weniger stark von Medikamenten und anderen Erkrankungen beeinflusst.

Idealerweise sollten zur Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden aber immer zwei Werte zusammen bestimmt werden: T4 und TSH (oder besser noch TT4, fT4 und TSH).

Wie schon erwähnt, ist TSH ein Botenstoff, der vom „Chef“ der Schilddrüse (der Hirnanhangsdrüse) ausgeschüttet wird, um die Schilddrüsenhormonproduktion anzuregen. Schafft es die Schilddrüse – wie bei einer Unterfunktion – nicht mehr, ausreichend Hormone herzustellen, schüttet ihr Chef verstärkt TSH aus, um die Schilddrüsenhormonproduktion wieder zu steigern.

Das „klassische“ Bild bei einem Hund mit Schilddrüsenunterfunktion wäre also ein erniedrigter T4-Wert in Kombination mit einem erhöhten TSH-Wert.

Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion – gar nicht so einfach

Leider ist es aber selbst bei der gemeinsamen Messung dieser beiden Werte nicht immer so eindeutig – was die vermeintlich einfache Diagnosestellung bei einer Schilddrüsenunterfunktion ganz schön kompliziert machen kann.

Tatsächlich wird davon ausgegangen, dass viele Hunde falsch diagnostiziert werden – entweder als an einer Schilddrüsenunterfunktion leidend, obwohl sie gesund sind, oder andersrum als gesund, obwohl sie an einer Hypothyreose erkrankt sind.

Weil dieses Thema so wichtig, gleichzeitig aber auch ein bisschen kompliziert ist, haben wir ihm einen ausführlichen Artikel gewidmet. Dort erfahren Sie genauer, wieso die Diagnose so schwierig sein kann, welche Werte gemessen werden können (und sollten) und was bestimmte Messergebnisse bedeuten: Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion beim Hund: T4, TSH und Co.

Versuchsbehandlung mit Schilddrüsenmedikamenten

Gelegentlich wird Hunden mit Verdacht auf Schilddrüsenunterfunktion, aber unklaren Untersuchungsergebnissen, einfach eine Zeitlang Schilddrüsenmedikamente gegeben und geschaut, ob es zu einer Besserung der Symptome kommt. Diese Versuchstherapie soll dabei helfen, die Diagnose „Hypothyreose“ zu bestätigen.

Manchmal kann ein solches Vorgehen tatsächlich Sinn machen – aber längst nicht in jedem Fall.  Es ist nämlich so, dass die allermeisten Hunde erst mal einen besseren Eindruck machen, wenn sie Schilddrüsenmedikamente bekommen – ob sie nun an einer Hypothyreose leiden oder nicht. So wird das Fell z.B. schöner und glänzender und auch das Wesen des Vierbeiners kann etwas aufgeweckter und ausgeglichener sein. Auch bei gesunden Hunden kann also am Ende der – falsche – Eindruck entstehen, dass die Versuchstherapie geholfen hat und der Hund dementsprechend an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden muss.

Aus diesem Grund sollte eine Versuchstherapie wirklich nur dann durchgeführt werden, wenn

  • ein starker Verdacht für eine Hypothyreose besteht (aufgrund der Symptome und Vorgeschichte)
  • andere Erkrankungen ausgeschlossen wurden und
  • eine „korrekte“ Blutuntersuchung durchgeführt wurde (s.o.), die Untersuchungsergebnisse aber uneindeutig sind.

Nach 4-6 Wochen sollte dann gemeinsam mit dem Tierarzt besprochen werden, ob es tatsächlich zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome gekommen ist. Falls nicht, sollte die Behandlung wieder beendet werden.

Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Wenn die Schilddrüsenunterfunktion einmal (korrekt) diagnostiziert wurde, ist die Behandlung zum Glück ziemlich einfach: Der erkrankte Hund erhält einfach lebenslang künstliche Schilddrüsenhormone (Levothyroxin = L-Thyroxin, synthetisches T4).

Hier stehen einerseits Tabletten zur Verfügung, wie z.B. Forthyron® oder Wethyrox®, und andererseits ein flüssiges Präparat, dass man dem Hund direkt ins Maul oder über das Futter geben kann (Leventa®).

Dabei werden die Tabletten anfangs i.d.R. zweimal täglich, das flüssige Präparat dagegen einmal täglich verabreicht. Langfristig kann es allerdings sein, dass ihr Hund das Medikament in anderen Intervallen bekommen sollte (s.u. bei „Therapiekontrolle“).

Weil das Futter die Aufnahme des Schilddrüsenmedikaments beeinflussen kann, sollten Sie bei der Behandlung darauf achten, dass Sie den Zeitpunkt der Fütterung und der Medikamentengabe jeden Tag möglichst gleich halten.

Haben Sie Schwierigkeiten, Ihrem Hund Tabletten zu geben? Dann schauen Sie doch mal in unseren Artikel „Katze Tablette geben – mit diesen Tipps und Tricks klappts!“ rein – alle dort beschriebenen Methoden und Tipps funktionieren nämlich genauso auch für Hunde!

Therapiekontrolle

Wieso sind Therapiekontrollen bei Schilddrüsenunterfunktion wichtig?

Jeder Hund spricht ein bisschen anders auf die Schilddrüsen-Behandlung an: Bei manchen Hunden wird das Medikament sehr gut aus dem Darm aufgenommen, so dass eine niedrige Dosis ausreicht. Bei anderen ist dagegen eine höhere Dosierung nötig, damit die richtige Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut ankommt.

Und auch die Verstoffwechselung und der Abbau des L-Thyroxins kann sich von Hund zu Hund etwas unterscheiden. Deswegen kann es bei manchen Vierbeinern reichen, das Medikament nur 1x täglich zu geben, andere sind dagegen auf eine 2x tägliche Gabe angewiesen.

Es ist sehr wichtig, dass man bei einem Hund mit Schilddrüsenunterfunktion die optimale Dosis und das ideale Behandlungsintervall herausfindet. Ansonsten kann es passieren, dass der Hund nicht ausreichend Hormone erhält und dementsprechend weiter an den Symptomen seiner Hypothyreose leidet. Andererseits kann es aber auch vorkommen, dass der Hund sogar zu viele Hormone erhält – was wiederum zu anderen Symptomen und Problemen führen kann (s.u. „Überdosierung mit Schilddrüsenmedikamenten“).

Therapiekontrollen: Wann und was wird untersucht?

Aus diesem Grund wird empfohlen, bei jedem Hund mit Schilddrüsenunterfunktion 4-8 Wochen nach Behandlungsbeginn eine Kontrolle durchzuführen. Bei dieser wird – neben einem Gespräch und einer Allgemeinuntersuchung – der T4-Spiegel im Blut gemessen (ggf. auch TSH). Weder der Körper noch der Test unterscheiden nämlich, ob es sich um körpereigenes oder von außen zugeführtes Thyroxin handelt. Wenn ein Hund mit seinen Schilddrüsenmedikamenten gut eingestellt ist, sollte das T4 also im Referenzbereich (d.h. im Normalbereich) liegen.

Für ein aussagekräftiges Ergebnis ist allerdings sehr wichtig, wann genau die Blutentnahme stattfindet. Nach der Gabe des künstlichen Schilddrüsenhormons steigt der T4-Spiegel im Blut nämlich langsam an und sinkt dann schließlich wieder ab. Die höchste Konzentration an T4 ist also etwa in der Mitte zwischen zwei Gaben zu erwarten (bei Gabe alle 12 Stunden also nach ca. 6 Stunden), der niedrigste Spiegel dagegen kurz vor der Gabe.

Idealerweise sollte die Blutentnahme daher 4-6 Stunden nach Verabreichung der Schilddrüsenhormone stattfinden. Liegt der Spiegel dann im oberen Referenzbereich, ist die Dosierung gut. Alternativ (v.a. bei einmal täglicher Gabe) kann auch kurz vor der Medikamentenverabreichung getestet werden. In dem Fall sollte der T4-Spiegel am unteren Ende des Referenzbereichs liegen.

Weicht der T4-Wert von diesen Messwerten ab, muss die Dosis (und gegebenenfalls die Häufigkeit der Medikamenteneingabe) angepasst werden. In diesem Fall muss nach etwa 4 Wochen eine erneute Kontrolle erfolgen. Ist der T4-Wert dagegen in einem guten Bereich, dem Hund geht es aber nicht besser, sollte noch mal überprüft werden, ob die Diagnose Schilddrüsenunterfunktion tatsächlich korrekt ist.

Ist der Hund einmal gut eingestellt – d.h. die Symptome bessern sich und der T4-Wert ist so, wie er sein sollte – empfehlen Experten, den Hund alle 6 Monate (spätestens jedoch bei Verschlechterung der Symptome oder bei Anzeichen einer Überdosierung, s. nächster Abschnitt) beim Tierarzt vorzustellen und kontrollieren zu lassen.

Überdosierung mit Schilddrüsenmedikamenten

Erhält ein Hund zu viel und/oder zu oft Levothyroxin, kann das sozusagen zu einer künstlich herbeigeführten Schilddrüsenüberfunktion führen. Die betroffenen Hunde zeigen dann häufig die folgenden Symptome:

  • Hecheln
  • Gesteigerte Atemfrequenz (evtl. auch erschwerte Atmung)
  • Aufsuchen kühler Orte
  • Nervosität/Hyperaktivität, evtl. Aggressivität
  • Gesteigerten Appetit (Polyphagie) bei Gewichtsabnahme
  • Erbrechen u./o. Durchfall
  • Gesteigerten Durst und häufiges Absetzen großer Mengen Urin (Polyurie/Polydipsie)
  • Gesteigerte Herzfrequenz

Falls Ihr Hund Schilddrüsenmedikamente erhält und Sie bei ihm diese Symptome feststellen, sollten Sie unbedingt einen Tierarzt aufsuchen.

In sehr schweren Fällen kann eine Überdosierung mit Schilddrüsenhormonen zu Bewusstseinsstörungen und sogar zu Koma und Tod führen.

Was passiert, wenn man eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund nicht behandelt?

Wie schon erwähnt, ist es oft gar nicht so einfach, eine Schilddrüsenunterfunktion zu erkennen und zu diagnostizieren. Aber was passiert eigentlich, wenn ein Hund an einer Hypothyreose leidet, diese aber nicht erkannt und dementsprechend auch nicht behandelt wird?

Letztlich können sich all die Symptome entwickeln, die oben erwähnt sind – von Antriebslosigkeit und Bewegungsunlust über Hautsymptome und -entzündungen bis hin zu verschiedensten weiteren Störungen, z.B. des Nervensystems. Das ist für den Hund nicht schön – wer selber an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet, kann wohl am besten nachvollziehen, dass auch Schwäche und Antriebslosigkeit eine Belastung darstellen können. Zeigt der Hund noch weitere Symptome, wie wiederkehrende Hautentzündungen und Juckreiz, ist ganz klar, dass die Lebensqualität des Vierbeiners ohne Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion deutlich beeinträchtigt sein kann.

Myxödemkoma

Die wohl schwerste und gefürchtetste Komplikation, zu der es ohne Therapie kommen kann, ist allerdings ein sog. Myxödemkoma. Hierbei handelt es sich um eine – glücklicherweise sehr seltene – lebensbedrohliche Störung, bei der es zu Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma und schließlich sogar zum Tod kommen kann.

Zusätzlich zu den Bewusstseinsstörungen und den „klassischen“ Symptomen der Schilddrüsenunterfunktion können die betroffenen Hunde eine deutlich verringerte Körpertemperatur, kalte Beine, eine verlangsamte Atmung und einen verlangsamten Herzschlag zeigen (Erfahren Sie hier, welche Werte für Atemfrequenz, Herzfrequenz und Temperatur beim Hund normal sind). Auch das namensgebende Myxödem (trauriger Gesichtsausdruck hervorgerufen durch herunterhängende Augenlider, verdickte Lefzen und einen angeschwollenen, faltigen Stirnbereich) kann vorkommen.

Weitere mögliche Folgen

Wird eine Schilddrüsenunterfunktion nicht behandelt, sind aber noch weitere Folgen möglich. So kann es dadurch bei Hunden mit einem Herzproblem (wie z.B. DCM = dilatative Kardiomyopathie = „vergrößertes Herz“) vermutlich zu einer Verschlechterung der Symptome kommen.

Außerdem gibt es Hinweise, dass Hunde mit einer unbehandelten Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer akuten, lebensbedrohlichen Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) haben könnten.

Prognose der Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Bei erwachsenen Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion ist die Prognose – wenn die Erkrankung erkannt wurde und korrekt behandelt wird – in aller Regel ausgezeichnet. Die Lebenserwartung ist nicht eingeschränkt und auch die Lebensqualität ist nicht verringert.

Allerdings kann es eine Weile dauern bis die Symptome nach Behandlungsbeginn verschwinden. Anzeichen wie Antriebslosigkeit und Leistungsschwäche bessern sich dabei am schnellsten, i.d.R. innerhalb von zwei Wochen. Bis die Haut- und Fellveränderungen zurückgehen kann es dagegen einige Wochen oder sogar Monate dauern (anfangs kann es sogar zu einer vorübergehenden Verschlechterung kommen, weil die alten Haare abgestoßen werden, bevor neue nachwachsen). Erste Anzeichen eines Gewichtsverlusts sollten innerhalb von 8 Wochen zu erkennen sein.

Bei Hunden mit angeborener Schilddrüsenunterfunktion ist die Prognose leider vorsichtig bis schlecht und hängt einerseits von der genauen Ursache der Erkrankung ab (so ist ein Problem in der Schilddrüse selbst günstiger als eine Störung der Hirnanhangsdrüse) und andererseits davon, wie stark die Skelett- und Gelenkveränderungen bei Diagnosestellung bereits ausgeprägt sind.

Vorbeugung

Leider gibt es laut aktuellen Erkenntnissen nichts, was man tun kann, um einen Hund vor der Entwicklung einer Schilddrüsenunterfunktion zu schützen.

Da die Anlage zur Hypothyreose vererbt werden kann, sollte mit Hunden, die an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, allerdings nicht gezüchtet werden.

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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