Darf ich meinem Hund Paracetamol gegen Schmerzen geben?

Paracetamol beim Hund

Ist es in Ordnung, Paracetamol bei Hunden zu verwenden, wenn sie leichte Schmerzen oder Fieber haben?
Tierarztfrage vom 24.11.2019

Antwort von Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz:

Wenn unsere Hunde Schmerzen haben, ist das für uns als Besitzer nur schwer zu ertragen. Am liebsten wollen wir ihnen so schnell wie möglich helfen. Wieso also nicht zu einem Schmerzmittel greifen, das viele von uns sowieso zu Hause haben – wie z.B. Paracetamol? Schließlich nehmen wir häufig auch erstmal eine Schmerztablette, wenn wir z.B. Kopfschmerzen haben.

Aber ist es wirklich so einfach? Kann man seinen Hund wirklich mit Paracetamol behandeln?

Paracetamol beim Hund – geht das?

Vorneweg einmal: Ja, theoretisch kann man Hunden Paracetamol geben und in seltenen Fällen wird das auch gemacht.

Trotzdem raten wir Ihnen dringend davon ab, Ihrem Hund einfach Paracetamol zu geben, wenn er Schmerzen oder Fieber hat.

Aber was genau spricht eigentlich dagegen?

Grund 1: Paracetamol ist für Hunde nicht sehr sicher

Hunde können Paracetamol nicht so gut verstoffwechseln wie wir Menschen. Dadurch kommt es bei ihnen deutlich schneller zu Nebenwirkungen und Vergiftungen als bei uns.

So sind bei Hunden schon nach 100-200 mg Paracetamol pro kg Körpergewicht schwere Vergiftungserscheinungen möglich. Zum Vergleich: eine typische Tablette enthält 500 mg Paracetamol. Für einen 5 kg-schweren Hund reicht eine einzige Tablette also unter Umständen schon für eine Vergiftung aus!

Dabei können die Folgen dramatisch sein: lebensbedrohliche Leberschädigungen (durch eine sog. Lebernekrose), Gewebeschädigungen durch Sauerstoffunterversorgung (durch eine sog. Methämoglobinämie) und Nierenprobleme können im Rahmen einer Vergiftung auftreten. Mögliche Anzeichen einer Vergiftung sind dabei u.a. Schwäche, Teilnahmslosigkeit (bis zur Bewusstlosigkeit), Speicheln, Erbrechen, Bauchschmerzen, Untertemperatur, beschleunigte Atmung und Atemnot, bläuliche oder gelbe Schleimhäute, Blut im Urin bzw. Braunverfärbung des Urins, Gesichts- und/oder Pfotenschwellungen.

Aus diesem Grund wird Paracetamol bei Hunden nur sehr selten und nur sehr vorsichtig und in einer niedrigen Dosierung eingesetzt. Selbst dann kann es bei manchen Hunden aber schon zu teilweise schweren Nebenwirkungen, wie z.B. Störungen der Nieren, der Leber und des Magen-Darm-Trakts sowie zu Veränderungen der Blutzusammensetzung, kommen.

Es gibt viele Schmerzmittel, die für Hunde deutlich sicherer sind! Also: niemals einfach Paracetamol verwenden, sondern, wenn überhaupt, nur ein spezielles Medikament für Hunde!

Grund 2: Wir kennen die Ursache der Schmerzen nicht

Bei uns selbst können wir meist noch recht gut einschätzen, ob es sich um harmlose Spannungskopfschmerzen handelt oder ob was Ernsteres dahinterstecken könnte. Bei unseren Hunden ist das aber nicht so leicht – schließlich sprechen sie ja leider nicht mit uns.

Zugegeben: es gibt Situationen, in denen ganz klar ist, woher die Schmerzen kommen und dass deren Ursache harmlos ist. In den wirklich allermeisten Fällen sollten Schmerzen (und v.a. Fieber!) aber nicht einfach zu Hause behandelt, sondern zunächst von einem Tierarzt abgeklärt werden!

Denn schließlich könnte hinter dem vermeintlich verstauchten Fuß auch ein Bruch stecken! Und die Bauchschmerzen müssen nicht unbedingt von der Futterumstellung kommen, sondern könnten auch Ausdruck einer lebensgefährlichen Magendrehung sein!

Im schlimmsten Fall lindert man die Schmerzen des Hundes so stark, dass eine Verschlechterung verschleiert und dementsprechend nicht erkannt wird. Und fast immer gilt: je früher man ein Problem erkennt, desto besser für die Behandlung und Prognose.

Selbst mit Medikamenten speziell für Hunde sollte man also vorsichtig sein und niemals ohne Absprache mit dem Tierarzt „drauflosbehandeln“.

Fazit zum Einsatz von Paracetamol bei Hunden

Bitte behandeln Sie Ihren Hund nicht einfach mit Ihren eigenen Medikamenten – egal, ob es sich nun um Paracetamol, Ibuprofen oder etwas anderes handelt.

Alle Medikamente, insbesondere aber auch Schmerzmittel, sollten ausschließlich nach Absprache mit einem Tierarzt eingesetzt werden, um schwere Nebenwirkungen zu verhindern und ernste Ursachen nicht zu verpassen. Bei falscher Verwendung kann es sonst zu schweren Vergiftungen bis hin zum Tod Ihres Hundes kommen.

Übrigens: Bei Katzen ist Paracetamol ein absolutes No-Go! Hier reichen schon sehr kleine Mengen, um lebensbedrohliche Vergiftungserscheinungen auszulösen! Mehr zu diesem Thema erfahren Sie hier: Kann ich meiner Katze Ibuprofen oder Paracetamol geben?

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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