Akutes Nierenversagen beim Hund

Beim akuten Nierenversagen kommt es plötzlich zu einem teilweisen oder vollständigen Verlust der Nierenfunktion – ein lebensbedrohlicher Notfall! Leider sind die Anzeichen oft eher unspezifisch (Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen). Setzt Ihr Hund allerdings plötzlich sehr viel oder nur noch sehr wenig/gar keinen Urin ab und wirkt dabei „krank“, sollten Sie ihn auf jeden Fall zum Tierarzt bringen.

Akutes Nierenversagen (Hund): Steckbrief

  • Symptome: Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, häufiges Absetzen großer Urinmengen und gesteigerter Durst ODER verringerter bis fehlender Urinabsatz
  • Verlauf: Akut (plötzlich)
  • Schwere der Erkrankung: Sehr schwer
  • Häufigkeit: Gelegentlich
  • Vorkommen: Bei Hunden aller Rassen und Altersstufen möglich
  • Diagnose: Blut- und Urinuntersuchung
  • Behandlung: Behandlung in der Klinik, Infusionen, evtl. Dialyse
  • Prognose: Vorsichtig bis schlecht
  • Ansteckungsgefahr: I.d.R. nicht ansteckend für Tiere oder Menschen (Ausnahme: Leptospirose)
  • Fachgebiet: Innere Medizin

Beschreibung

Das akute Nierenversagen ist ein lebensbedrohlicher Zustand! Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Hund betroffen sein könnte, sollten Sie ihn auf der Stelle zu einem Tierarzt bringen!

Beim akuten Nierenversagen (ANV) kommt es plötzlich – innerhalb von Stunden bis Tagen – zu einer massiven Einschränkung und Verschlechterung der Nierenfunktion. Dabei können die Ursachen für das Nierenversagen ganz unterschiedlich sein (z.B. Vergiftungen, Infektionskrankheiten, Narkose).

Wenn der Nierenschaden nicht zu groß ist und die betroffenen Hunde die kritische Erkrankungsphase überleben, können sich die Nieren nach einem akuten Nierenversagen wieder erholen. Sind die Nierenschäden dagegen zu groß um vollständig behoben zu werden, kann das akute Nierenversagen in eine chronische Niereninsuffizienz übergehen.

Was passiert bei einem Nierenversagen im Körper?

Wie jeder weiß, sind die Nieren lebenswichtige Organe. Sie sind im Körper für viele entscheidende Aufgaben zuständig. So gelten sie u.a. als die „Waschmaschinen“ des Körpers: Sie filtern schädliche Abfallprodukte und Giftstoffe aus dem Blut und scheiden sie über den Urin aus. Auf der anderen Seite halten sie all jene Stoffe zurück, die der Körper noch braucht (wie z.B. Zuckermoleküle). Zusätzlich regeln die Nieren den Flüssigkeitshaushalt des Körpers, indem sie je nach Flüssigkeitsbedarf mehr oder weniger Wasser mit dem Urin ausscheiden. So sorgen die Nieren also dafür, dass das Blut gereinigt und entgiftet wird, während sie gleichzeitig den Wasser- und Elektrolythaushalt im Gleichgewicht halten.

Um diese wichtigen Aufgaben erfüllen zu können, fließt sehr viel Blut durch die Nieren. Tatsächlich ist ein Fünftel des Blutes, dass das Herz mit jedem Schlag pumpt, für die Nieren bestimmt. Das gesamte Blut des Körpers fließt so jeden Tag mehrere hundert Mal durch diese beiden Organe.

Genau das macht die Nieren allerdings auch besonders anfällig gegenüber gefährlichen Giftstoffen (wie z.B. bei einer Vergiftung) – durch die starke Durchblutung gelangen diese nämlich in besonders großer Menge in die Nieren.

Auf der anderen Seite zeigt die starke Versorgung mit Blut aber auch wie hoch der Bedarf der Nieren an Sauerstoff und Nährstoffen ist. Ist die Blutversorgung der Nieren aus irgendeinem Grund gestört, kommt es daher schnell zum Sauerstoff- und Nährstoffmangel.

Wenn einer dieser beiden Fälle eintritt

  1. die Nierendurchblutung ist (stark) verringert oder
  2. gefährliche Giftstoffe gelangen in die beiden Organe

sterben die Nierenzellen ab. Aber auch verschiedene Infektionserreger oder Autoimmunerkrankungen können zu einer Zerstörung von Nierengewebe führen.

Ist das Ausmaß der Schädigung sehr groß, können die Nieren ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen – es kommt zum akuten Nierenversagen.

Was sind die Folgen eines akuten Nierenversagens?

Bei einem akuten Nierenversagen können die Nieren all jene Aufgaben nicht mehr ausreichend durchführen, für die sie sonst zuständig sind:

  • Sie sind nicht mehr in der Lage, das Blut vollständig zu reinigen. Dadurch sammeln sich im Körper die schädlichen Stoffe, die eigentlich aus dem Blut gefiltert und über den Urin ausgeschieden werden sollten (sog. harnpflichtige Stoffe). Als Folge kommt es zu einem Anstieg der sog. Nierenwerte Harnstoff und Kreatinin (zwei harnpflichtige Stoffe) und dadurch letztlich zu einer lebensgefährlichen Urinvergiftung (Urämie).

  • Auch den Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt können die Nieren nicht mehr stabil halten. Es kommt zu gefährlichen Verschiebungen, die zu einer ganzen Reihe von Problemen führen können.

  • Und schließlich sind die Nieren auch nicht mehr in der Lage, die mit dem Urin ausgeschiedene Flüssigkeitsmenge an den Flüssigkeitsbedarf des Körpers anzupassen. Dadurch kommt es bei vielen Hunden zu einer gesteigerten Urinproduktion – die Hunde pinkeln also sehr große Mengen (nicht-oligurisches Nierenversagen). Andererseits kann die Schädigung aber auch zur Folge haben, dass die Nieren gar keinen oder nur noch sehr eingeschränkt Urin herstellen können (anurisches bzw. oligurisches Nierenversagen). Dies ist für den Körper sogar noch gefährlicher. Manchmal geht ein nicht-oligurisches in ein oligurisches oder anurisches Nierenversagen über.

Unterscheidung des akuten Nierenversagens von der chronischen Niereninsuffizienz

Bei einer chronischen Niereninsuffizienz geht das Nierengewebe langsam (über mehrere Monate bis Jahre) zu Grunde. Dadurch entwickelt sich die Erkrankung i.d.R. schleichend. Die Symptome sind anfangs nur mild und werden erst im Verlauf stärker. Ein akutes Nierenversagen tritt dagegen plötzlich auf. Die betroffenen Hunde werden akut schwer krank und zeigen heftige Symptome.

Im Gegensatz zur chronischen Niereninsuffizienz kann der Nierenschaden bei einem akuten Nierenversagen außerdem reversibel sein, d.h. unter bestimmten Umständen kann er vom Körper behoben und repariert werden, so dass keine langfristigen Schäden zurückbleiben.

Ein akutes Nierenversagen kann allerdings auch in eine chronische Niereninsuffizienz übergehen. Dazu kommt es, wenn ein Hund zwar die kritische, schwere Erkrankungsphase überlebt, die Nierenschädigung aber nicht wieder vollständig behoben werden kann.

Umgekehrt kann ein akutes Nierenversagen aber auch auf der Grundlage einer chronischen Niereninsuffizienz entstehen. Bei dieser Erkrankung sind die Nieren nämlich besonders anfällig für Schädigungen.

Symptome beim akuten Nierenversagen (Hund)

Beim akuten Nierenversagen sind die Symptome leider oft sehr unspezifisch: Die betroffenen Hunde wirken „krank“, sind teilnahmslos und wollen nicht fressen. Häufig kommt es auch zum Erbrechen. Dabei entstehen die Symptome i.d.R. relativ schnell (innerhalb von Stunden bis Tagen).

  • Sehr häufige Symptome:
    • Teilnahmslosigkeit (Apathie/Lethargie)
    • Appetitlosigkeit/keine Futteraufnahme mehr

  • Häufige Symptome:
    • Fehlender oder verringerter Urinabsatz (Anurie oder Oligurie)

  • Gelegentlich auftretende Symptome:
    • Durchfall
    • Harnähnlicher Mundgeruch (urämischer Foetor ex ore)
    • Blutige Geschwüre (Ulzera) der Maulschleimhaut
    • Schmerzen beim Berühren des Bauches (im Bereich der Nieren)

Abhängig von der Ursache des Nierenversagens können bei den betroffenen Hunden auch noch weitere Symptome auffallen (z.B. Krampfanfälle, vermehrtes Speicheln, Taumeln).

Ursachen und Risikofaktoren des akuten Nierenversagens beim Hund

Eine ganze Reihe von Zuständen, Erkrankungen und Ereignissen kann zum akuten Nierenversagen führen. Bei einigen Hunden kann der Auslöser allerdings nicht festgestellt werden.

Giftstoffe

Bei Hunden wird ein akutes Nierenversagen häufig durch Giftstoffe (sog. nephrotoxische, also nierenschädigende, Stoffe) verursacht. Dazu gehören unter anderem:

  • Verschiedene Antibiotika (v.a. sog. Aminoglykosid-Antibiotika wie Gentamicin)
  • Verschiedene Schmerzmittel (vor allem bei Kombination mehrerer Schmerzmittel, bei älteren Hunden oder wenn eine Vorerkrankung besteht, z.B. chronische Niereninsuffizienz)
  • Bestimmte Mittel gegen Pilzinfektionen (Amphotericin B)
  • Verschiedene Medikamente zur Chemotherapie
  • ACE-Hemmer (Medikamente, die u.a. bei Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und krankhafter Proteinausscheidung über die Nieren – z.B. bei chronischer Niereninsuffizienz – eingesetzt werden)
  • Überdosierung mit Vitamin D
  • Verschiedene Schwermetalle (wie Blei und Quecksilber) und Lösungsmittel
  • Schädlingsbekämpfungsmittel (Pestizide) und Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide)
  • Kontaminiertes Futter, z.B. mit Melamin und Cyanursäure

Weitere Ursachen für Nierenversagen

Die folgenden Erkrankungen können bei Hunden ebenfalls zu einem akuten Nierenversagen führen:

  • Leptospirose (eine bakterielle Infektionskrankheit, mit der sich Hunde meist durch das Trinken aus Pfützen anstecken)
  • Nierentumoren
  • Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)
  • Blutvergiftung (Sepsis)
  • Immunsystem-vermittelte Krankheiten (z.B. systemischer Lupus erhythematodes, akute Glomerulonephritis, Vaskulitis)

Außerdem kommen als Ursache für ein akutes Nierenversagen alle Ereignisse und Zustände in Frage, bei denen:

  • die Nierendurchblutung gestört oder sogar unterbrochen ist (z.B. durch Blutgerinnsel, bei Herzversagen, Herzrhythmusstörungen, Herzbeuteltamponade)
  • der Blutdruck stark erniedrigt ist (z.B. bei tiefen u./o. lang andauernden Narkosen, im Schock)
  • das Blutvolumen, also die Menge des Blutes im Körper, stark erniedrigt ist (z.B. bei starker Austrocknung, bei starken Blutungen, bei Hitzschlag)
  • die Harnwege über längere Zeit blockiert sind, z.B. durch Harnsteine

Risikofaktoren

Leiden Hunde bereits an bestimmten Erkrankungen oder Zuständen, ist das Risiko höher, dass sie ein akutes Nierenversagen entwickeln werden. Dabei gilt: je mehr dieser Faktoren gleichzeitig vorliegen, desto höher ist auch das Risiko eines Nierenversagens

Zu diesen Risikofaktoren gehören unter anderem:

  • Bereits vorhandene Nierenerkrankungen (z.B. chronische Niereninsuffizienz)
  • Austrocknung (Dehydratation)
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Gleichzeitige Verwendung verschiedener Medikamente, die die Nieren schädigen können
  • Gleichzeitige Verwendung von harntreibenden Medikamenten (Diuretika wie Furosemid) und potentiell nierenschädigenden Medikamenten
  • Fortgeschrittenes Alter
  • Gestörter Elektrolythaushalt
  • Herzerkrankungen, bei denen eine verminderte Pumpleistung vorliegt
  • Lebererkrankungen
  • Blutvergiftung (Sepsis)
  • Gebärmuttervereiterung (Pyometra)
  • Fieber

Untersuchungen und Diagnose des akuten Nierenversagens beim Hund

Die Untersuchungen des Tierarztes haben zwei Ziele: einerseits geht es natürlich darum, die Diagnose „akutes Nierenversagen“ zu stellen. Andererseits wird er aber auch versuchen herauszufinden, was das Nierenversagen ausgelöst hat – denn nur dann ist eine gezielte Behandlung möglich. Eine auf die Grundursache abgestimmte, frühzeitige Behandlung ist ideal, da sie nicht nur die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der erkrankte Hund überlebt, zusätzlich verringert sie auch das Risiko bleibender Nierenschäden.

Am Beginn der Untersuchungen steht – neben einer gründlichen klinischen Allgemeinuntersuchung – immer ein Gespräch über die Krankengeschichte (Anamnese) des Hundes. Dabei wird der Tierarzt beispielsweise fragen, welche Symptome Sie seit wann beobachtet haben, ob Ihr Hund in letzter Zeit Medikamente erhalten hat oder Sie z.B. die Aufnahme von Trauben oder Rosinen beobachtet haben. Anschließend folgen verschiedene weitere Untersuchungen:

Blutuntersuchung

Bei einem akuten Nierenversagen kommt es in aller Regel zu einem Anstieg der Nierenwerte (Harnstoff und Kreatinin – zwei harnpflichtige Stoffe, die von den Nieren eigentlich aus dem Blut gefiltert und ausgeschieden werden sollten). Auch Veränderungen des Säure-Basen-Haushalts und verschiedener Blutsalze (Elektrolyte) lassen sich häufig feststellen.

Urinuntersuchung

Wie schon erwähnt sind die Nieren bei vielen Hunden nicht mehr in der Lage den Urin ausreichend zu konzentrieren (also die ausgeschiedene Wassermenge an den Flüssigkeitsbedarf des Körpers anzupassen). Der Tierarzt kann dies feststellen, indem er das sogenannte „Urin-spezifische Gewicht“ misst. Eine Urinuntersuchung ist aber auch deshalb sinnvoll, weil sie Hinweise auf die dem Nierenversagen zugrundeliegende Ursache geben kann.

Weitere Untersuchungen

Häufig werden noch zusätzliche Untersuchungen durchgeführt, um die Diagnose zu bestätigen und den Auslöser des Nierenversagens zu finden.  Je nach Vorbericht und klinischem Erscheinungsbild kommen hier z.B. Ultraschalluntersuchungen, Röntgen, die Entnahme von Gewebeproben aus den Nieren, eine Untersuchung des Urins auf Bakterien, Untersuchungen zum Nachweis von Infektionserregern (z.B. Antikörperbestimmungen), Messungen des Blutdrucks und Messung der produzierten Urinmenge in Frage.

Behandlung des akuten Nierenversagens beim Hund

Das akute Nierenversagen ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, welche eine intensive Therapie und Überwachung erfordert! Betroffene Hunde sollten daher immer stationär in einer Klinik behandelt werden. Dabei sind – je nach Schwere und Ursache des Nierenversagens – mindestens 5-6 Tage intensive Behandlung in der Klinik erforderlich (meistens jedoch mehr).

Neben der intensiven Betreuung ist aber auch schnelles Handeln entscheidend für die Prognose: Je früher eine Behandlung erfolgt, desto höher ist auch die Chance, dass der betroffene Hund überlebt und keine dauerhaften Nierenschäden zurückbleiben.

Die Behandlung des akuten Nierenversagens beruht auf mehreren Säulen:

Spezifische Behandlung der Grundursache

Idealerweise kann der Auslöser des Nierenversagens gefunden und zielgerichtet behandelt werden, denn dadurch steigen die Überlebens- und Heilungschancen des Hundes deutlich. Dabei richtet sich die Behandlung nach der Grundursache:

Sind Harnsteine für das Nierenversagen verantwortlich, wird der Tierarzt diese entfernen. Bei einer Vergiftung wird er dagegen versuchen, das Gift aus Magen und Darm zu entfernen und, wenn vorhanden, ein Gegengift verabreichen. Außerdem werden bei Verdacht auf Nierenversagen alle potentiell nierenschädigenden Medikamente abgesetzt.

Ausgleich des Wasser- und Elektrolythaushalts

Ein extrem wichtiger Bestandteil der Behandlung bei akutem Nierenversagen ist die Infusionstherapie, also die Gabe von Flüssigkeit über die Vene. Dadurch kann der Flüssigkeitshaushalt des Körpers wieder ausgeglichen werden. Als Resultat werden die Nieren besser durchblutet und die angesammelten, schädlichen harnpflichtigen Stoffe können besser und schneller ausgeschieden werden. Außerdem werden über die Infusion auch die gefährlichen Verschiebungen im Säure-Basen- und Elektrolythaushalt ausgeglichen.

Während der Infusionstherapie ist es extrem wichtig, dass die Menge an ausgeschiedenem Urin gut überwacht wird. Wenn Hunde keinen Urin mehr produzieren, muss die Behandlung sehr vorsichtig erfolgen, das es sonst zu einer tödlichen Überlastung mit Flüssigkeit kommen kann. Unter Umständen werden in einem solchen Fall harntreibende Medikamente verabreicht, um die Urinproduktion der Nieren wieder anzuregen.

Behandlung der Symptome und Komplikationen

Zeigen Hunde zusätzliche Symptome oder Komplikationen, werden natürlich auch diese so gut wie möglich behandelt (z.B. mit Medikamenten gegen Übelkeit und mit Schmerzmitteln).

Dialyse

Bei der Dialyse handelt es sich um ein Verfahren zur Blutreinigung. Sie ermöglicht es, schädliche Stoffe und überschüssige Flüssigkeit aus dem Blut zu filtern. Dies gelingt mithilfe einer Membran, die nur für bestimmte Stoffe durchlässig ist. Die Dialyse ersetzt also quasi zeitweise die Nieren und übernimmt einige ihrer Aufgaben.

Eine Dialyse kann sehr hilfreich sein, wenn die oben beschriebene Therapie nicht ausreicht. In einem solchen Fall kann sie dabei helfen, Zeit zu gewinnen und den Zustand des erkrankten Hundes zu stabilisieren – bis die Behandlung hoffentlich doch noch anschlägt und die Nieren sich wieder erholen. Aber auch bei Vergiftungen kann die Dialyse eingesetzt werden, um die schädlichen Giftstoffe zumindest teilweise aus dem Blut zu filtern.

Im Wesentlichen gibt es zwei Dialyse-Verfahren:

1) Die Hämodialyse: Hierbei handelt es sich um das Verfahren, dass die meisten beim Stichwort „Dialyse“ im Kopf haben werden und das auch bei Menschen eingesetzt wird. Hier wird das Blut des Hundes täglich bis mehrmals die Woche für jeweils 4-8 Stunden mit speziellen Dialysegeräten gereinigt. Aus diesem Grund ist die Hämodialyse nur in einigen wenigen Tierkliniken in Deutschland verfügbar und auch recht teuer. Sie gilt aber als hervorragende Therapieoption bei akutem Nierenversagen.

2) Die Peritonealdialyse: Bei diesem Verfahren wird der eigene Bauchraum des Hundes zur Blutreinigung verwendet. Spezielle Dialysegeräte sind nicht nötig. Daher kann sie auch in den meisten Tierkliniken durchgeführt werden. Sie ist allerdings nicht ganz so wirksam wie die Hämodialyse und kann auch mit mehr Komplikationen verbunden sein.

Eine Dialyse kommt immer dann als Behandlungsmöglichkeit in Betracht, wenn:

  • das akute Nierenversagen nicht auf die Behandlung anspricht
  • der Hund keinen oder nur sehr wenig Urin produziert (oligurisches oder anurisches Nierenversagen)
  • lebensbedrohliche Veränderungen des Elektrolyt- und/oder Säure-Basen-Haushalts vorliegen
  • eine Vergiftung vorliegt, bei der die Giftstoffe mittels Dialyse entfernt werden können (z.B. Frostschutzmittel)

Prognose beim akuten Nierenversagen

Leider ist die Prognose für Hunde mit akutem Nierenversagen vorsichtig bis schlecht.

Etwa 60 % der betroffenen Hunde sterben oder werden eingeschläfert. Allerdings kann die Prognose je nach Ursache des Nierenversagens, Ausmaß der Nierenschädigung, Begleiterkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten auch besser oder sogar noch schlechter sein.

Generell gilt: je früher ein Hund behandelt wird und je besser die eigentliche Ursache des Nierenversagens therapiert werden kann, desto höher ist die Chance, dass er überlebt und keine langfristigen Schäden zurückbleiben.

Ein schlechtes Zeichen ist dagegen leider, wenn erkrankte Hunde keinen oder nur sehr wenig Urin produzieren (anurisches oder oligurisches Nierenversagen). In einem solchen Fall liegt die Sterblichkeit noch höher.

Langzeitprognose

Für Hunde, die die akute und schwere Erkrankungsphase überleben, ist die Langzeitprognose meistens günstig bis gut.

Etwa zwei Drittel der überlebenden Hunde entwickeln allerdings eine chronische Niereninsuffizienz. Erst nach mehreren Wochen oder sogar Monaten (solange kann die Regeneration der Nieren dauern) kann festgestellt werden, ob sich die Nieren vollständig erholt haben oder ob dauerhafte Nierenschäden zurückbleiben, die eine chronische Niereninsuffizienz verursachen.

Vorbeugung

Der einzige Weg, um das Risiko eines akuten Nierenversagens beim eigenen Hund zu senken, ist es mögliche Auslöser zu meiden und Risikofaktoren zu minimieren:

  • Lassen Sie Ihren Hund regelmäßig gegen Leptospirose impfen
  • Halten Sie giftige Substanzen wie Weintrauben, Rosinen, Frostschutzmittel, Schädlingsbekämpfungs- und Unkrautvernichtungsmittel, Schwermetalle, Lösungsmittel und Medikamente außer Reichweite Ihres Hundes
  • Verabreichen Sie Medikamente nur in Rücksprache mit Ihrem Tierarzt; dies gilt v.a. dann, wenn Sie verschiedene Medikamente kombinieren oder wenn Ihr Hund bereits ein erhöhtes Risiko für ein Nierenversagen hat (z.B. aufgrund einer chronischen Niereninsuffizienz)
  • Geben Sie Ihrem Hund niemals humanmedizinische Präparate, wie z.B. Schmerzmittel (außer wenn diese vom Tierarzt verordnet wurden)
  • Lassen Sie Grunderkrankungen (wie chronische Niereninsuffizienz und Diabetes mellitus) behandeln und gehen Sie für regelmäßige Kontrollen zum Tierarzt

Und natürlich sollten Sie Ihren Hund aufmerksam beobachten. Wenn er sich zurückzieht, apathisch wirkt, nicht mehr frisst, vermehrt trinkt und Urin absetzt bzw. keinen Urin absetzt und evtl. sogar erbricht, sollten Sie ihn unbedingt zu einem Tierarzt bringen.

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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