Warum fressen Hunde Kot?

Hund frisst Kot = Mangelerscheinung?

Stimmt es, dass Hunde Mangelerscheinungen haben, wenn sie Kot fressen?
Tierarztfrage vom 15.04.2018

Antwort von Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz:

Kot fressen bei Hunden: Meist unbedenklich

So eklig es klingt: Kot zu fressen ist für Hunde eigentlich ziemlich normal!

Forscher vermuten, dass dieses Verhalten (Mediziner nennen das übrigens Koprophagie) Vorteile für Hunde hat. Unter anderem nehmen sie mit dem Kot nämlich auch Nährstoffe auf (mit dem Kot von Fleischfressern wie Hunden oder Katzen: noch nicht vollständig verdaute Eiweiße und Fleischreste; mit dem Kot von Pflanzenfressern: bereits angedaute Pflanzen und Körner, die für den Hund besser zu verwerten sind, als wenn sie diese Substanzen direkt fressen).

Manche Welpen fangen auch aus purer Neugier und Spieltrieb an, Kot zu fressen. Und weil der für Hunde tatsächlich … nun ja … lecker zu schmecken scheint, behalten sie dieses Verhalten oft bei.

Was aus unserer Sicht ein Problem ist, ist für Hunde also eigentlich normal und auch weit verbreitet!

Häufigste Ursachen für Kot fressen bei Hunden

Ganz falsch ist dieser „Mythos“ aber trotzdem nicht: bei manchen Hunden hat das Kot fressen tatsächlich eine krankhafte Ursache – und die kann eine Mangelerscheinung sein. Allerdings kommt auch ein krankhaft gesteigerter Hunger oder ein Verhaltensproblem als Ursache für das Kot fressen in Frage.

Die häufigsten Ursachen für „krankhaftes“ Kot fressen bei Hunden sind:

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  • Mangelerscheinungen, z.B. durch:
    • Falsche Ernährung:
      • Zu wenig Futter
      • Unausgewogenes Futter (z.B. zu wenig Ballaststoffe)
      • Stark kalorienreduziertes Futter
    • Krankheiten, die zu einer verminderten Verdauung bzw. Nährstoffaufnahme führen (Maldigestion bzw. Malabsorption),
      • Exokrine Pankreasinsuffizienz (eine Krankheit, die durch einen Mangel an Verdauungsenzymen gekennzeichnet ist; dadurch können die Nährstoffe nicht ausreichend vom Körper aufgenommen werden)
      • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, wie z.B. IBD (Inflammatory Bowel Disease)
      • Befall mit Magen-Darm-Parasiten (z.B. Würmer oder Giardien)

  • Gesteigerter Appetit/Hunger, z.B. durch:
    • Krankheiten wie
      • Morbus Cushing (Überfunktion der Nebennieren, bei der zu viel körpereigenes Cortison hergestellt wird)
      • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
    • Medikamente wie
      • Glukokortikoide (z.B. Cortison)
      • Benzodiazepine (z.B. Diazepam)
  • Verhaltensstörungen, z.B.:
    • Extreme Gier nach Futter
    • Zwang“, die Umgebung sauber zu halten (kann z.B. entstehen, wenn Hunde bestraft werden, wenn sie ins Haus machen)

Hinweise auf „krankhaftes“ Kot fressen bei Hunden

Jetzt ist natürlich die Frage, wie man erkennt, ob das Kot fressen beim eigenen Hund ein normales Verhalten ist – oder ob ein Besuch beim Tierarzt angebracht wäre. Typische Hinweise für eine zugrundeliegende Krankheit sind

  • Abmagerung
  • Deutlich gesteigerter Hunger
  • Veränderungen beim Kot
    • Viel Kot (der Hund kotet häufiger und/oder in größeren Mengen als sonst)
    • Weicher Kot/Durchfall
    • Sehr heller, voluminöser, stinkender Kot (sog. Fettstuhl, Steatorrhö)
    • Viele unverdaute Nahrungsreste im Kot
  • Probleme beim Kotabsatz oder „Schlittenfahren“ (auf dem Popo rutschen)
  • Viel Trinken und viel Pinkeln (gesteigerter Durst und gesteigerter Urinabsatz, sog. Polyurie/Polydipsie)

Wenn eines oder mehrere dieser Symptome zutreffen, sollte der Hund besser mal bei einem Tierarzt vorgestellt und durchgecheckt werden.

Was tun gegen Kot fressen bei Hunden

Übrigens ist es gar nicht so leicht, Hunden das Fressen von Kot abzugewöhnen. Weil er ihnen schmeckt, belohnen sie sich damit nämlich immer selbst. Meistens ist sehr viel Training nötig (z.B. müssen die Hunde lernen, nach dem Kotabsatz direkt zum Besitzer zu kommen) und es muss konsequent der Zugang zu Kot verhindert werden (z.B. durch ausschließliche Spaziergänge an der Leine oder mit einem Maulkorb). Den Hund für das Kot fressen zu bestrafen wird dagegen nicht empfohlen – und es ist vermutlich auch gar nicht hilfreich.

Man kann allerdings versuchen, die Ernährung umzustellen (z.B. auf ein ballaststoffreiches und dadurch sättigendes Futter bzw. auf ein hochverdauliches Futter). Bei manchen Hunden hilft es angeblich auch, ihnen etwas zu füttern, was stark riecht (z.B. Pansen) – das soll ihr Verlangen nach „stinkigem“ Futter befriedigen.

Fazit:

Bei den meisten Hunden ist Kot fressen ein ganz normales Verhalten und harmlos – auch wenn es für uns ziemlich unangenehm ist. Manchmal steckt allerdings tatsächlich ein Gesundheitsproblem (z.B. eine Mangelerscheinung) hinter diesem Verhalten. Bei Veränderungen des Kots bzw. Kotabsatzes, Abmagerung, Appetitsteigerung oder „viel Trinken und viel Pinkeln“ sollte man deswegen einen Besuch beim Tierarzt vereinbaren.

Kot fressende Hunde sollten übrigens regelmäßig entwurmt bzw. auf Magen-Darm-Parasiten untersucht werden. Denn über die gefressenen Exkremente können sie sich wunderbar mit Würmern und Co anstecken!

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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