Allergien beim Hund: eine Übersicht
Auch bei Hunden sind Allergien leider recht häufig – manche Experten gehen davon aus, dass jeder zehnte Hund betroffen ist. Aber gegen was können Hunde eigentlich allergisch sein? Welche Symptome zeigen sie? Und wie findet man raus, an welcher Allergie ein Hund leidet? All das und mehr haben wir hier für Sie zusammengefasst!
Unser Interview mit einem der führenden Experten für Allergien bei Hund & Katze zum diesem Thema:
Hintergrundwissen zu Allergien
Wenn Sie mehr über Allergien und die Entstehung von Allergien erfahren wollen, klicken Sie auf die jeweilige Überschrift!
Auf was kann ein Hund allergisch sein bzw. welche Allergien gibt es?
Am häufigsten sind Hunde gegen Flohspeichel, Futtermittelbestandteile oder Umweltallergene (wie Pollen, Hausstaubmilben oder Schimmelpilze) allergisch.
Seltener können Hunde allerdings auch auf andere Substanzen allergisch reagieren – z.B. auf bestimmte Medikamente, wie Penicillin, oder sog. Kontaktallergene, wie Nickel, Gummi oder Wolle.
Weil Flohspeichel-, Futtermittel- und Umweltallergie so viel häufiger sind, geht es in diesem Artikel jedoch v.a. um diese drei Allergieformen.
Flohallergie
Die Flohallergie (auch Flohspeichel- oder Flohbissallergie) ist tatsächlich die häufigste Allergie bei Hunden! Bei dieser reagieren Hunde allergisch auf den Speichel von Flöhen, der bei einem Biss der kleinen Tiere in die Haut des Hundes gelangt.
Die Flohspeichelallergie ist nicht gleichzusetzen mit einem Flohbefall – bei vielen Hunden mit Flohallergie findet man tatsächlich nicht eines der kleinen Krabbeltiere auf der Haut. Der Biss eines einzigen Flohs kann bei allergischen Hunden nämlich schon ausreichen, um starken Juckreiz auszulösen. Bei Hunden ohne Flohallergie führt dagegen selbst ein Flohbefall meist nicht zu Juckreiz (außer bei starkem Befall; dann kann die Bewegung der Flöhe den Hund so sehr irritieren und kitzeln, dass er sich kratzt).
Die typischen Symptome bei Flohallergie sind Juckreiz (meist in der hinteren Körperhälfte, also am hinteren Rücken und Bauch sowie an Schwanzwurzel, Oberschenkeln und Flanken) und sogenannte Hot Spots (begrenzte, oft runde Stellen mit so massivem Juckreiz, dass die Hunde sich dort blutig kratzen; häufig am Hals oder an der Kruppe).
Futtermittelallergie
Bei Hunden ist die Futtermittelallergie meist gegen bestimmte Proteine (Eiweiße) im Futter gerichtet. Häufig reagieren die Hunde auf Rind, Huhn, Soja oder Weizen.
Typischerweise zeigen Hunde mit Futtermittelallergie Juckreiz, aber auch Ohrentzündungen und Magen-Darm-Symptome (z.B. Durchfall, Magen-Darm-Grummeln oder Blähungen) treten häufig auf.
Umweltallergie
Eine Umweltallergie (auch als atopische Dermatitis bekannt) kann sich gegen verschiedene Stoffe aus der Umgebung des Hundes richten – also gegen Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Tierhaare oder sogar Menschen-Epithel (also Hautschuppen von Menschen). Die meisten Hunde sind gegen Hausstaubmilben allergisch. Weil diese das ganze Jahr über vorkommen, zeigen die betroffenen Hunde auch während des gesamten Jahres Symptome (evtl. etwas stärker im Winter). Hunde, die allergisch auf Pollen sind, haben dagegen meistens nur saisonal Symptome, also während bestimmter Monate oder Jahreszeiten (typischerweise Frühling und/oder Sommer).
Auch Hunde mit Umweltallergie leiden typischerweise an Juckreiz, aber auch Ohrentzündungen und Atemwegsprobleme wie Niesen, Nasenausfluss oder Augenausfluss sind möglich. Oft treten die Symptome zunächst nur zu bestimmten Jahreszeiten auf, im Laufe der Zeit sind sie dann aber ganzjährig zu beobachten.
Mischformen
Natürlich können Hunde auch an mehreren Allergien gleichzeitig leiden, also z.B. an einer Flohspeichel- und an einer Umweltallergie. Leider ist das sogar recht häufig der Fall.
Kann ein Hund auf etwas allergisch sein, zu dem er noch nie Kontakt hatte?
Nein. Damit eine Allergie entsteht, muss sich der Körper zunächst gegen das Allergen sensibilisieren. Unter Sensibilisierung versteht man den ersten Kontakt mit einem Allergen und die daraufhin entstehende spezifische Immunantwort im Körper. Während dieser Phase der Sensibilisierung (sie dauert einige Tage bis mehrere Jahre) zeigt ein Hund keine Symptome. Erst wenn er danach wieder Kontakt zu diesem Allergen hat, treten Symptome auf.
So kann beispielsweise ein Hund, der noch nie Pferd gefressen hat, auch nicht allergisch darauf reagieren. Erst nachdem er es eine gewisse Zeit gefressen hat, kann er eine Allergie darauf entwickeln.
Welche Hunde sind von Allergien betroffen?
Grundsätzlich kann jeder Hund eine Allergie entwickeln, unabhängig von Rasse, Alter oder Geschlecht.
Einige Rassen stehen allerdings im Verdacht ein erhöhtes Erkrankungsrisiko zu haben, z.B. Labrador Retriever, Golden Retriever, Französische Bulldogge, Mops, Boxer, verschiedene Terrier (West Highland White Terrier, Yorkshire Terrier, Boston Terrier, Foxterrier, Scottish Terrier), Deutscher Schäferhund, Shar Pei, Englische Bulldogge sowie English und Irish Setter.
Bei einer Umweltallergie entstehen die ersten Symptome meist zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr, eine Futtermitteallergie zeigt sich manchmal sogar schon vor dem 6. Lebensmonat (oft vor dem 1. Geburtstag). Eine Flohspeichelallergie kann zu jedem Zeitpunkt auftreten, häufig sind die betroffenen Hunde aber zwischen 3 und 5 Jahre alt, wenn sie Symptome entwickeln.
Welche Symptome haben Hunde mit einer Allergie?
Das klassische Symptom bei allergischen Hunden ist Juckreiz. Dieser kann sich als Kratzen, Schlecken, Knabbern oder Reiben äußern. Häufig betroffene Körperstellen sind Achseln, Bauch, Leiste, Pfoten und Ohren. Manchmal tritt der Juckreiz aber auch an anderen Stellen auf, z.B. an Rücken und Schwanzwurzel (häufig bei Flohallergie) oder im Maul-/Nasenbereich. Dabei können viele verschiedene Körperregionen auf einmal betroffen sein, manche Hunde schlecken sich aber z.B. auch nur eine Pfote oder kratzen sich nur an den Ohren. Juckreiz ist typischerweise das allererste Symptom, das allergische Hunde zeigen.
Weil sich die Hunde so viel kratzen und schlecken, wird die Haut an den betroffenen Stellen dann aber oft in Mitleidenschaft gezogen – und es kommt schließlich zu einer Hautentzündung (Dermatitis). Häufig wird dies auch von Bakterien und Hefepilze ausgenutzt, um die Stellen zu infizieren. Diese sog. Sekundärinfektion verstärkt die Entzündung noch weiter.

Als Folge der Hautentzündung und/oder -infektion kommt es oft zu Rötungen, Krusten, Kratzspuren, offenen Wunden, Haarausfall, Papeln (kleine Hautknötchen), Pusteln (mit Eiter gefüllte Bläschen) und Schwellungen. Im Laufe der Zeit kann die Haut auch haarlos werden, sich verdicken und dunkel färben. Seltener haben allergische Hunde auch Quaddeln (kleinere, örtlich begrenzte Schwellungen, wie z.B. bei einem Mückenstich) am Körper (Quaddelsucht, Urtikaria).
Eine Ohrentzündung (Otitis) ist bei Hunden mit einer Allergie ebenfalls recht häufig (v.a. bei Umwelt- und Futtermittelallergie). Die betroffenen Hunde schütteln ihren Kopf und kratzen sich an den Ohren. Oft sieht man in den Ohren auch krümelig-dunkelbraune oder weißlich-schmierige Beläge.
Auch eine Pfotenentzündung (Pododermatitis) ist bei Allergikern keine Seltenheit. Dabei können die Pfoten unterschiedlich stark betroffen sein – von leichten Rötungen über Pusteln bis hin zu stark entzündeten, geschwollen Pfoten, bei denen Eiter austritt, wenn man auf sie drückt. Sind die Pfoten stark entzündet, können Hunde auch lahm gehen.

„Hot Spots“ (pyotraumatische Dermatitis) sind abgegrenzte (lokalisierte), oft runde, massive Hautentzündungen, die durch einen extremen Juckreiz entstehen. Häufig nässen oder bluten die betroffenen Stellen. Oft findet man Hot Spots am Hals oder an der Kruppe. Sind sie allergisch bedingt, sind sie oft Folge einer Flohallergie. Am Hals können sie aber auch entstehen, wenn sich Hunde aufgrund einer Ohrentzündung stark kratzen.
Magen-Darm-Symptome wie Durchfall, Magen-Darm-Grummeln, häufiger Kotabsatz, Blähungen, Erbrechen oder Probleme beim Kotabsatz können v.a. bei Futtermittelallergie auftreten.
Vor allem bei einer Umweltallergie sind dagegen auch Augen- und Atemwegsprobleme wie Nasenausfluss, Atemgeräusche, Niesen, Rückwärtsniesen, gerötete Bindehäute und Augenausfluss möglich.
Allergische Hunde können das ganze Jahr über Symptome zeigen (z.B. bei Futtermittelallergie), bei manchen treten sie jedoch nur zu bestimmten Jahreszeiten auf (z.B. bei einer Allergie gegen bestimmte Baumpollen).
Wie finde ich raus, an welcher Allergie mein Hund leidet?
Leider gibt es keinen Test, mit dem man ohne weiteres herausfinden kann, ob ein Hund an einer Allergie leidet, und wenn ja, an welcher. Stattdessen muss man sich nach und nach an die richtige Diagnose „heranarbeiten“.
Diagnose „Allergie“
Zunächst müssen erstmal andere Krankheiten als Ursache für die Symptome ausgeschlossen werden. Für den Juckreiz und die Hautentzündung kommen als sog. Differentialdiagnosen, also als Alternativdiagnosen, u.a. in Frage
- Infektionen mit Bakterien (Pyodermie) und Hefepilzen (z.B. Malassezien)
- Ein Befall mit Milben (z.B. mit Räudemilben oder Demodexmilben) oder Flöhen
- Eine Pilzerkrankung (Dermatophytose)
- Seltenere Erkrankungen, wie Autoimmunkrankheiten oder Krebserkrankungen
Wie immer will der Tierarzt deswegen zunächst möglichst viel über die Vorgeschichte des Hundes erfahren (Aufnahme der sog. Anamnese, also des Vorberichts): Wann haben die Symptome begonnen? Wie alt war der Hund zu diesem Zeitpunkt? Was war zuerst da – der Juckreiz oder die Hautentzündung? Wurden Flöhe auf dem Hund gefunden? Sind noch andere Artgenossen im Umfeld des Hundes betroffen?
Im Anschluss folgen die klinische Allgemeinuntersuchung des Hundes und dann die dermatologische Untersuchung. Dabei wird die Haut des möglicherweise allergischen Hundes genau unter die Lupe genommen: Welche Hautveränderungen gibt es? Welche Hautstellen sind betroffen? Finden sich Hinweise auf z.B. Flöhe?
Zytologische Untersuchung

Zu dieser Untersuchung sollte unbedingt auch immer eine zytologische Untersuchung gehören, also eine Entnahme von Hautproben und deren Beurteilung unter dem Mikroskop.
Dazu wird z.B. ein kleines Glasplättchen (ein sog. Objektträger) oder ein Stück Klebeband auf die Haut gepresst (sog. Abklatschpräparat). Dabei werden Haut- und Entzündungszellen und ggf. Bakterien oder Hefepilze übertragen, so dass diese – nachdem die Probe angefärbt wurde – unter dem Mikroskop beurteilt werden können.
Die Probenentnahme und Untersuchung geht sehr schnell und tut dem Hund kein bisschen weh. Auch Ohren können so auf vorhandene Zellen und Erreger untersucht werden, allerdings werden die Proben hier mit Wattestäbchen genommen.
Mithilfe der zytologischen Untersuchung kann der Tierarzt also einerseits feststellen, ob die Haut entzündet ist, und andererseits ob sie mit Bakterien und/oder Hefepilzen infiziert ist. Das zu wissen ist enorm wichtig – denn
1) müsste eine Infektion natürlich behandelt werden und
2) können auch solche Infektionen für die Symptome verantwortlich sein – und dabei müssen sie nicht immer Folge einer Allergie sein. Sie können auch auftreten, wenn das Immunsystem von Hunden geschwächt ist, z.B. aufgrund einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), eines Cushing-Syndroms oder einer Krebserkrankung.
Das Wissen, ob ein Hund an Infektionen leidet, ist also einerseits wichtig um den Hund optimal behandeln und andererseits, um die Diagnose Allergie überhaupt stellen zu können!
Weitere Untersuchungen
Je nach Symptomen und Vorbericht des Hundes werden teilweise aber auch noch weitere Untersuchungen durchgeführt, z.B.
- ein sog. Hautgeschabsel (dabei wird mit einem Skalpell die oberste Schicht der Haut abgeschabt – keine Sorge, das klingt deutlich schlimmer als es ist! Die Untersuchung dient der Diagnose von Hautmilben.),
- eine Pilzkultur (dazu werden einige Haare ausgezupft und das Fell des Tieres z.B. mit einer Zahnbürste abgebürstet; in den Borsten verfangen sich dadurch etwaige Pilzsporen, die dann mit einer Kultur nachgewiesen werden können)
- eine Biopsie der Haut (dabei wird i.d.R. unter Lokalanästhesie eine kleine Gewebeprobe aus der Haut gestanzt)
Feststellung der Allergieart
Ist sich der Tierarzt nach diesen Untersuchungen sicher, dass der Hund allergisch ist, versucht er als nächstes herauszufinden, an welcher Allergie er leidet: Flohspeichel-, Futtermittel- oder Umweltallergie.
Anhand der Symptome sind die verschiedenen Allergiearten meist nicht zu unterscheiden. Der Vorbericht kann Hinweise geben – eine sichere Diagnose ist damit allerdings nicht möglich. Die einzige Möglichkeit ist deswegen auch hier, sich nach und nach an die richtige Diagnose heranzuarbeiten. Dazu werden meist verschiedene Versuchsbehandlungen durchgeführt.
Diagnose/Ausschluss einer Flohspeichelallergie
Als erstes versucht man festzustellen, ob ein Hund eine Flohspeichelallergie hat. Dazu muss der Hund mit einem guten und wirksamen Mittel gegen Flöhe behandelt werden (z.B. mit einem Spot On oder Tabletten). Idealerweise handelt es sich dabei um ein Medikament, das entweder verhindert, dass die Flöhe überhaupt beißen, oder das sie zumindest sehr schnell nach dem Biss abtötet (z.B. Comfortis®).
Verschwinden die Symptome unter dieser Flohprophylaxe, ist die richtige Diagnose gefunden: der Hund leidet an einer Flohspeichelallergie.
Wenn er dagegen trotz korrekter Flohbehandlung immer noch allergische Symptome hat, gibt es zwei Möglichkeiten: 1) der Hund hat eine andere Allergie, 2) der Hund hat zwar eine Flohspeichelallergie, aber zusätzlich leidet er an einer weiteren Allergie, die nach wie vor Symptome verursacht.
Diagnose/Ausschluss einer Futtermittelallergie
Wenn der Hund trotz Flohprophylaxe immer noch an Juckreiz leidet, wird als nächstes untersucht, ob eine Futtermittelallergie das Problem ist.
Dazu muss über etwa 8 Wochen eine Diät gefüttert werden, die nur aus Sachen besteht, die der Hund vorher noch nie gefressen hat (Eliminationsdiät/Ausschlussdiät; z.B. Pferd und Süßkartoffel) – denn, wie schon erwähnt, kann man nur gegen etwas allergisch sein, mit dem der Körper vorher schon mal in Kontakt gekommen ist.
Kommt die Allergie also vom Futter, sollte ein Hund bei ausschließlicher Fütterung von „neuen“ Substanzen keine Symptome mehr haben. Kann man die Symptome nach erfolgreicher Ausschlussdiät durch die Gabe des vorherigen Futters dann wiederum „provozieren“ (also hervorrufen), gilt die Diagnose „Futtermittelallergie“ als gesichert.
Werden die Symptome dagegen trotz korrekter Durchführung der Eliminationsdiät nicht besser, hat der Hund keine Futtermittelallergie.
Wichtig ist, dass der Vierbeiner in dieser Zeit wirklich nichts anderes bekommt als die für die Diät ausgewählten Inhaltsstoffe – also auch keine Leckerlis und nichts vom Tisch. Mehr Informationen und Tipps zur Durchführung der Ausschlussdiät finden Sie hier: Ausschlussdiät bei Hund und Katze.
Diagnose einer Umweltallergie
Sind sowohl Floh- als auch Futterallergie sicher ausgeschlossen, wird davon ausgegangen, dass der betroffene Hund an einer Umweltallergie leidet. Tatsächlich lässt sich eine Umweltallergie nur so (über den Ausschluss der anderen Allergieformen) diagnostizieren – es gibt keinen Test und keine Untersuchung, mit der man sie feststellen kann.
Die richtige Diagnose zu finden kann also sehr langwierig und aufwendig sein. Es lohnt sich aber – denn im besten Fall können Sie Ihrem Hund dann helfen, indem Sie die Allergene einfach vermeiden und er braucht keine Medikamente.
Stolpersteine bei der Diagnosefindung
Leider ist nicht alles immer so eindeutig wie oben dargestellt. Hunde können an mehreren Allergien leiden (z.B. Flohspeichelallergie plus Futtermittelallergie). In diesem Fall kann es sein, dass ein Hund trotz erfolgreicher Behandlung einer Allergieart immer noch Symptome hat. Sie sollten dann aber zumindest besser sein.
Man muss auch vorsichtig sein, wann man die oben beschriebenen Versuchsbehandlungen durchführt. Manche Hunde (z.B. mit einer Pollenallergie) haben nur im Sommer Symptome. Beginnt man dann z.B. zu Herbstbeginn eine Flohprophylaxe, kann es sein, dass es dem Hund besser geht – obwohl er gar keine Flohallergie hat. Stattdessen kommt seine Besserung daher, dass seine Allergene (Pollen) nicht mehr in der Umgebung sind.
Und schließlich gibt es noch ein weiteres Problem: Wie bereits erwähnt, leiden viele allergische Hunde unter zusätzlichen Hautinfektionen mit Bakterien und Hefepilzen (sog. Sekundärinfektionen). Diese können ihrerseits selbst starken Juckreiz verursachen. Wenn ein allergischer Hund eine bakteriell bedingte Hautentzündung (Pyodermie) hat, kann es deswegen sein, dass seine Symptome trotz Entfernung der Allergene (z.B. mittels Ausschlussdiät oder Flohprophylaxe) nicht besser werden. Es ist also sehr wichtig, dass der Hund vor Beginn der Versuchstherapien auf Hautinfektionen untersucht wird (durch zytologische Untersuchung von Hautproben, siehe oben). Liegen Hautinfektionen vor, müssen diese vor und während der Versuchstherapien gut behandelt werden!
Es gibt noch mehr solcher Stolperfallen, deswegen sollte eine Allergieaufarbeitung (also das Herausfinden der Ursache) immer zusammen mit einem erfahrenen, idealerweise auf Dermatologie spezialisierten Tierarzt erfolgen (siehe ganz unten).
Wieso kann ich nicht einfach einen Allergietest machen?
Das ist eines der größten Missverständnisse beim Thema Allergien: Allergietests eignen sich nicht dazu, herauszufinden, ob ein Hund eine Allergie hat – und auch nicht, um zu bestimmen, an welcher Allergieform ein Hund leidet.
Allergietests messen nämlich nur, ob sich das Immunsystem eines Hundes schon mal mit einem bestimmten Allergen beschäftigt hat, also ob ein Hund z.B. Antikörper gegen Flohspeichel oder Birkenpollen hat. Ein positives Ergebnis bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass ein Hund darauf auch allergisch sein muss!
Im Falle einer Futtermittelallergie sind sie auch nicht geeignet, um herauszufinden, gegen was ein Hund allergisch ist und was guten Gewissens gefüttert werden kann. Bei „Allergietests“ auf Futterinhaltsstoffe kann man sich das Geld also sparen – sie haben überhaupt keine Aussagekraft.
Bei Allergietests auf Umweltallergene (wie Hausstaubmilben oder Pollen) ist das ein bisschen anders. Diese können unter bestimmten Voraussetzungen Sinn machen – allerdings nicht um die Diagnose „Umweltallergie“ zu stellen. Sie sind nur dann sinnvoll, wenn man bereits weiß, dass ein Hund eine Umweltallergie hat und plant, eine Desensibilisierung durchzuführen (Desensibilisierung = langfristige Behandlung, die dazu dient, das Immunsystem an bestimmte Allergene zu „gewöhnen“, so dass es nicht mehr darauf reagiert. Dazu wird in regelmäßigen Abständen eine Lösung mit diesen Allergenen gespritzt). Mit einem Allergietest kann man nämlich herausfinden, auf welche Substanzen ein Hund am ehesten allergisch ist und diese dann für die Desensibilisierungslösung verwenden.
Mehr Informationen zu Allergietests (Wann machen sie Sinn und wann nicht? Was ist das Problem mit Allergietests? Welche Arten gibt es und wie werden sie durchgeführt?) finden Sie hier: Allergietests bei Hund und Katze.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wir haben diesem Thema zusätzlich einen ganz eigenen Artikel gewidmet, in dem Sie noch ausführlichere Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten und eingesetzten Medikamenten finden: Allergie bei Hund und Katze: Behandlung & Medikamente
Ideal wäre es, wenn man es schaffen würde, die Allergene vom Hund fernzuhalten. Bei Flohspeichelallergikern ist das noch ziemlich einfach (regelmäßige Flohbehandlung), aber bei Futtermittelallergikern wird es schon schwieriger. Futtermittelallergische Hunde sollten nur Sachen fressen, auf die sie nicht allergisch sind. Gerade bei „Staubsaugern“, die alles fressen, was sie finden können, kann das eine Herausforderung sein. Bei umweltallergischen Hunden ist eine Allergenvermeidung dagegen fast unmöglich – schließlich lassen sich Hausstaubmilben und Pollen nicht komplett aus der Umgebung entfernen.
Lassen sich die Symptome durch Allergenvermeidung nicht oder nicht vollständig verhindern, bleiben letztlich zwei Gruppen von Behandlungsmöglichkeiten: solche, die nur die Symptome verringern („symptomatische Behandlung“), und solche, die die Allergie an sich behandeln („ursächliche Behandlung“).
Meistens wird eine Kombination verschiedener Behandlungen und Medikamente eingesetzt. Dabei gibt es allerdings kein Behandlungsschema, das bei jedem Hund funktioniert oder Sinn macht. Stattdessen muss für jeden Hund individuell entschieden werden, welche Therapien sinnvoll oder nötig sind.
Dabei ist es wichtig, dass auch Begleiterkrankungen, wie z.B. sekundäre Hautinfektionen mit Bakterien, ausreichend behandelt werden!
Symptomatische Behandlung
Meist werden hier verschiedene Medikamente und Behandlungen kombiniert (z.B. Shampoo, essentielle Fettsäuren und Cortison) – so kann die Dosis der „starken“ Medikamente oft verringert und Nebenwirkungen auf ein Minimum reduziert werden.
„Sanfte“ Mittel mit eingeschränkter Wirksamkeit
Regelmäßiges Shampoonieren mit einem speziellen Hundeshampoo (evtl. mit Inhaltsstoffen gegen Bakterien, wie Chlorhexidin) hilft bei vielen allergischen Hunden (v.a. bei Umweltallergikern). Dadurch werden nämlich Umweltallergene, Entzündungsprodukte und Bakterien von der Haut abgewaschen. Bei vielen Hunden kann der Juckreiz so stark verbessert werden. Eine Behandlung der Haut mit speziellen Pflegeprodukten (z.B. Lotionen oder Schäume) sowie die Gabe von essentiellen Fettsäuren mit dem Futter (Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, z.B. über Fischöl*, Distel- oder Leinsamenöl) kann ebenfalls helfen.
Menschen mit Heuschnupfen nehmen häufig Antihistaminika wie Cetirizin oder Fenistil®. Auch bei Hunden können Antihistaminika zu einer Linderung der Symptome führen. Dabei werden sie in aller Regel sehr gut vertragen und sind auch für die langfristige Gabe geeignet. Allerdings funktionieren sie nicht bei jedem Hund und ihre Wirkung ist eher schwach.
Starke Mittel gegen den Juckreiz und die Entzündung
Wenn diese sanften Mittel nicht ausreichen, um die Symptome zu lindern, können auch stärkere Medikamente gegeben werden. Eines davon ist Cortison (bzw. verschiedene Abwandlungen davon, z.B. Prednisolon). Bei den meisten Hunden hat es eine sehr gute Wirkung gegen den Juckreiz. Es kann allerdings zu Nebenwirkungen kommen, z.B. Appetitsteigerung, der Hund muss ständig pinkeln und trinkt viel (sog. Polyurie/Polydipsie), Infektionen (z.B. der Haut oder der Atemwege) sowie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).
Oclacitinib (Apoquel®) hilft bei vielen Hunden ebenfalls sehr gut gegen den Juckreiz. Als Nebenwirkung kommt es am häufigsten zu Magen-Darm-Symptomen, wie Durchfall oder Erbrechen. Allerdings kann es auch bei diesem Medikament zu Infektionen, z.B. der Haut oder der Harnwege, kommen.
Auch Ciclosporin (Atopica®) ist ein sehr gut wirksames Mittel gegen die Symptome und wird dabei i.d.R. gut vertragen (häufigste Nebenwirkung: leichte Magen-Darm-Symptome). Deswegen ist es auch zur Langzeitbehandlung geeignet. Es dauert allerdings einige Wochen bis es wirkt und es ist auch recht teuer.
Cytopoint® (Wirkstoff: Lokivetmab) ist ein relativ neues Medikament, das alle 4-8 Wochen unter die Haut gespritzt wird. Das besondere an Cytopoint® ist, dass es sich um einen speziellen Antikörper handelt, der gegen einen bestimmten Botenstoff (Interleukin-13) gerichtet ist. Dieser Botenstoff ist bei Hunden für die Entstehung von Juckreiz verantwortlich. Indem Cytopoint® Interleukin-13 blockiert, mildert es also den Juckreiz. Es scheint sehr gut vertragen zu werden, in seltenen Fällen kann es allerdings zu Überempfindlichkeitsreaktionen gegen das Medikament kommen. Einen vollständigen Artikel zu diesem Medikament (inkl. Vor- und Nachteilen) finden Sie hier: Cytopoint – das Wundermittel gegen Juckreiz?
Ursächliche Behandlung
Eine wirkliche Behandlung der Allergie ist im Moment leider nur bei umweltallergischen Hunden möglich. Dazu wird eine sogenannte Desensibilisierung (auch Hyposensibilisierung oder Allergen-Immuntherapie genannt) durchgeführt. Bei dieser Behandlung wird für jeden Hund eine individuelle Lösung hergestellt, die genau die Allergene enthält, gegen die dieser Hund reagiert. Diese Allergenlösung wird dann zunächst in aufsteigender Konzentration unter die Haut gespritzt. Sobald die Zielmenge erreicht ist, folgen regelmäßige Injektionen (meist alle 3-4 Wochen).
Zweck dieser Therapie ist es, das Immunsystem an die Allergene zu „gewöhnen“, so dass diese nicht mehr bekämpft werden. Nebenwirkungen sind bei der Desensibilisierung sehr selten (gelegentlich kommt es nach den Injektionen vorübergehend zu verstärktem Juckreiz, selten sind allerdings auch anaphylaktische Reaktionen möglich). Leider schlägt die Desensibilisierung nicht bei jedem Hund an. Sie ist aber die einzige Therapie, mit der gezielt die Allergie behandelt werden kann, so dass im besten Fall keine weiteren Medikamente mehr nötig sind. Wann immer möglich, sollte bei umweltallergischen Hunden deswegen eine Desensibilisierung versucht werden!
Leider kann es einige Wochen bis Monate dauern, bis die Behandlung anschlägt, so dass zumindest anfangs oft noch eine zusätzliche, symptomatische Therapie erfolgen muss.
Mehr Informationen zur Desensibilisierung finden Sie hier.
Wie ist die Prognose bei allergischen Hunden
Allergien sind leider lebenslange Erkrankungen – das heißt, wenn ein Hund eine Allergie entwickelt hat, wird er sie in aller Regel auch sein Leben lang haben. Eine Heilung ist – mit den Behandlungen, die es momentan gibt – nicht möglich. Oft entwickeln Hunde, die eine Allergie haben, im Laufe der Zeit sogar eher noch mehr Sensibilisierungen.
Eine Allergie kann deswegen sowohl für den Hund als auch für den Besitzer frustrierend sein. Mit der richtigen Behandlung können die allermeisten Hunde aber trotzdem ein glückliches Leben führen!

Hat ein Hund mehrere Allergien, kann es z.B. manchmal reichen, eine Allergieform (z.B. Flohspeichel) und/oder die Sekundärinfektion in den Griff zu kriegen, um alle Symptome zu unterdrücken. Grund dafür ist die sog. Juckreizschwelle – erst wenn genügend Juckreiz-auslösende Faktoren zusammenkommen (z.B. Flohspeichel plus Pollen plus Bakterien), wird diese Schwelle überschritten und der Hund kratzt sich. Werden genug dieser Faktoren entfernt (z.B. Flohspeichel und Infektion), kann der Juckreiz wieder unter die Schwelle treten und die Symptome verschwinden.
Gibt es spezielle Tierärzte, die sich besonders gut mit Allergien auskennen?
Ja, gibt es! Genau wie in der Humanmedizin gibt es Tierärzte, die sich auf Hauterkrankungen und Allergien spezialisiert haben. Und tatsächlich ist es eine ausgezeichnete Idee, bei einem solchen Spezialisten Hilfe zu suchen – v.a. bei komplizierten Fällen oder wenn keine Behandlung wirklich zu funktionieren scheint. Zwar ist ein Besuch bei einem Diplomate (s.u.) zunächst meist etwas teurer, auf Dauer rechnet es sich aber trotzdem. Denn so erspart man sich unnötig viele Termine und Untersuchungen.
Tierdermatologen können unterschiedliche Qualifikations- und Spezialisierungsgrade haben:
Diplomates für Dermatologie
Beim Diplom des ECVD (European College of Veterinary Dermatology) bzw. ACVD (American College of Veterinary Dermatology) handelt es sich um den höchsten Qualifizierungsgrad, den ein Tierarzt im Bereich Dermatologie und Allergologie erreichen kann.
Tierärzte mit einem solchen Diplom (sog. Diplomates) haben eine sehr ausführliche und schwierige, international anerkannte Zusatzausbildung absolviert. In der Regel haben sie sich auch komplett auf Hauterkrankungen spezialisiert, d.h. sie behandeln in der Praxis keine anderen Probleme mehr (wie Erbrechen, Diabetes, o.ä.).
Diplomates für Dermatologie erkennen sie am Zusatz „Dipl ECVD“ oder „Dipl ACVD“ hinter ihrem Namen. Einen Diplomate in Ihrer Nähe finden Sie hier: Spezialisten in der Tiermedizin (unter „Diplomates für Dermatologie“).
Fachtierärzte für Dermatologie und Zusatzbezeichnung Dermatologie
Diese Tierärzte haben eine nationale Weiterbildung absolviert. Dabei sind diese Ausbildungen nicht zentral geregelt, d.h. jedes Bundesland hat seine eigenen Vorgaben.
Der Fachtierarzt ist die höchste nationale Qualifikation, die Ausbildung geht aber nicht ganz so in die Tiefe wie die Weiterbildung zum Diplomate und ist eher praktisch orientiert.
Die Zusatzbezeichnung ist sozusagen der „kleine Fachtierarzt“. Hier ist die Ausbildung i.d.R. kürzer und nicht ganz so umfangreich.
„Interessens- oder Arbeitsschwerpunkt“ Dermatologie
Gibt ein Tierarzt die Dermatologie als seinen „Interessensschwerpunkt“ oder „Arbeitsschwerpunkt“ an, heißt das nicht viel. Diese Bezeichnungen sind nicht geschützt, d.h. jeder Tierarzt kann angeben, was er will. Das heißt nicht, dass der betreffende Tierarzt sich nicht mit Hautkrankheiten auskennt – er hat jedoch keine zusätzliche Ausbildung absolviert.
Eine Liste von Tierärzten, die sich unterschiedlich stark auf Hautkrankheiten und Allergien spezialisiert haben, finden Sie auch hier: http://dogs-magazin.de/gesundheit/fachaerzte/tieraerzte-dermatologen-fuer-hunde-in-deutschland/
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .