Katze trauert – Wann neue Partnerkatze dazu?

Was ist eine angemessene Trauerzeit für eine Katze und wie merke ich, dass diese vorbei ist?

Zu meinem Haushalt gehörten zwei Katzen: Bruder und Schwester, 16 Monate alt, Freigänger. Eine der beiden wurde letzte Woche leider überfahren. Der hinterbliebene Kater scheint nun zu trauern: er frisst schlecht, er schleckt und zwickt mich, ist unruhiger als sonst, gelegentlich ruft er auch. Da er ganztags in der Wohnung bleiben muss, wenn ich arbeite, braucht er wieder Katzen-Gesellschaft.

Woran merke ich, dass seine Trauerzeit vorbei ist? Kann es passieren, dass er sich in dieser Zeit so sehr an mich bindet, dass er keine neue Katze akzeptiert?
Tierarztfrage vom 09.12.2018

Antwort von Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz:

Erlauben Sie sich und Ihrer Katze zu trauern – so lange wie nötig

Wenn eine geliebte Katze stirbt, ist das nicht nur für uns schlimm. Auch die hinterbliebene Katze kann stark unter dem Verlust leiden und um ihren Gefährten trauern. Dabei kann das Ausmaß der Trauer von Katze zu Katze sehr unterschiedlich sein: manche scheinen gar nicht betroffen zu sein oder blühen sogar auf, andere leiden deutlich und zeigen eindeutige Trauer-Anzeichen.

Genau wie bei uns Menschen gilt dabei, dass jede Katze anders trauert. Ein bestimmtes Muster scheint allerdings besonders häufig zu sein: In der ersten Zeit sucht die hinterbliebene Katze nach dem verlorenen Gefährten, läuft unruhig durch die Wohnung, maunzt und schreit, schnüffelt von Raum zu Raum und schaut aus dem Fenster.

Anschließend folgt eine Phase der Depression: die trauernde Katze wird sehr ruhig, starrt nur in die Gegend, frisst schlecht oder verweigert das Futter ganz. Schließlich kommt es jedoch zur Akzeptanz. Die Katze verhält sich wieder normaler. Allerdings kann sich das Verhalten manchmal nachhaltig verändert haben. Manche Katzen werden nach dem Verlust des Partners anhänglicher als früher oder blühen sogar auf.

Wie lange sollte man mit einem neuen Artgenossen warten, wenn die Katze trauert?

In dem oben beschriebenen Fall befindet sich der hinterbliebene Kater noch in der ersten Phase der Trauerbewältigung: er sucht nach seiner Schwester und versteht noch nicht, dass sie leider nicht zurückkommen wird. Das ist eine schwierige Zeit, sowohl für die trauernde Katze als auch für uns Menschen. Man ist sowieso schon traurig über den Verlust der verstorbenen Katze und sieht dann noch, wie die hinterbliebene Samtpfote leidet.

Es ist sehr verständlich, dass man der hinterbliebenen Katze möglichst schnell über den Verlust hinweghelfen wollen – und was wäre da besser, als Ablenkung durch einen neuen Gefährten? Leider funktioniert das aber häufig nicht so gut, wie wir uns das vorstellen – denn eine neue Katze ist nicht „seine“ vertraute Mitbewohnerin.

Eine Vergesellschaftung mit einem neuen Artgenossen bedeutet selbst unter den besten Umständen Stress für die Katzen. Und wenn die Nerven in der Trauerzeit blank liegen, kann es erst recht problematisch werden.

Besser ist es also, zu warten, bis sich die Situation etwas beruhigt hat und die hinterbliebene Katze nicht mehr so sehr unter der Trauer leidet. Wie lange das dauert, kann sehr unterschiedlich sein und von ein, zwei Wochen bis mehrere Monate reichen. Daher kann man leider auch nicht pauschal sagen, was eine angemessene Trauerzeit ist. Achten Sie einfach auf Ihre Katze und hören Sie auf Ihr Bauchgefühl: Wenn Sie das Gefühl haben, dass sie sich wieder „normal“ verhält – und auch Sie bereit für eine neue Katze sind – ist der richtige Zeitpunkt gekommen.

Ich würde mir dabei nicht allzu große Sorgen machen, dass sich Ihre Katze in der Zeit als „Einzelkatze“ so sehr an Sie bindet, dass sie keine Artgenossen mehr akzeptiert. Wenn sie vorher sozial und verträglich war, wird sie es aller Voraussicht nach auch in einigen Wochen noch sein.

Tipps, wie man einer Katze, die trauert, über die schwierige Zeit hinweghelfen kann:

  • Halten Sie an Ihrer Routine fest, z.B. indem Sie zu den gleichen Zeiten füttern wie früher. Gewohnte Abläufe geben Ihrer Katze Sicherheit und Stabilität.
  • Akzeptieren Sie die Art, wie Ihre Katze trauert. Wenn Sie sehr viel Aufmerksamkeit und Nähe wünscht – schenken Sie sie ihr. Möchte Ihr Stubentiger lieber allein sein, respektieren Sie auch das.
  • Sprechen Sie viel mit Ihrer Katze. Dabei ist nicht so sehr entscheidend, was Sie sagen. Für viele Katzen ist der Klang der gewohnten Stimme einfach tröstend.
  • Beschäftigen Sie sich aktiv mit Ihrer Katze. Egal ob Spielen, Streicheln oder Bürsten: Verbringen Sie viel Zeit mit Ihrer Katze, in der Sie das tun, was sie gerne mag.
  • Achten Sie gut darauf, wieviel Ihre Katze frisst. Wie schon erwähnt, kann der Appetit deutlich zurückgehen, wenn eine Katze trauert. Manche Stubentiger hören sogar ganz auf zu fressen – eine gefährliche Situation: in der Folge kann es nämlich zu einer lebensbedrohlichen Leberverfettung (Hepatolipidose) kommen. Falls Ihre trauernde Katze länger als ein bis zwei Tage (fast) keine Nahrung aufnimmt, sollten Sie daher Ihren Tierarzt kontaktieren. Aber auch sonst kann dieser Ihrer Katze bei anhaltendem Appetitmangel helfen, z.B. mit appetitanregenden Medikamenten.
  • Wohlfühlpheromone können trauernden Katzen dabei helfen, sich zu entspannen. Ein Produkt wie Feliway® Classic – ein Zerstäuber für die Steckdose, der Wohlfühlpheromone verbreitet – sind ideal geeignet, um für ein wenig mehr Sicherheit und Geborgenheit zu sorgen. Mehr Infos darüber, wie diese Wohlfühlpheromone funktionieren und welche anderen unterstützenden Mittel gegen Stress es gibt, haben wie hier zusammengefasst: Pheromone, Bachblüten und Beruhigungsmittel: unterstützende Stressbehandlung für die Katze.

Nach der Trauerzeit: Auswahl einer passenden Partnerkatze

Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Katze ihre Trauerbewältigung (weitestgehend) abgeschlossen hat, folgt die nächste Herausforderung: Die Auswahl einer neuen Partnerkatze. Dabei gilt als Faustregel, dass beide – also die „alte“ und die neue Katze – ein ähnliches Alter und ein ähnliches Energielevel haben sollten. Hat sich die hinterbliebene Katze sehr gut mit dem ehemaligen Gefährten verstanden, kann die Vergesellschaftung auch dadurch einfacher werden, dass Sie eine neue Katze auswählen, die der verstorbenen Katze vom Charakter her ähnlich ist.

Mein Rat: Falls Sie nicht auf einer Katze vom Züchter bestehen, wenden Sie sich an Tierheime oder Tier-Hilfsorganisationen. Die Pfleger dort wissen oft sehr genau, wie die Charaktere ihrer Pflegekatzen sind und welche Mieze am besten zu Ihrer Katze passen könnte.

Falls es auf jeden Fall eine Rasse-Katze sein soll: Seiten wie http://www.rassekatzen-im-tierheim.de/ haben sich auf die Vermittlung von Rassekatzen spezialisiert, andere wiederum sogar auf eine ganz bestimmte Rasse, z.B. https://maine-coon-hilfe.de/.

Übrigens: Umfragen haben ergeben, dass sich gleichgeschlechtliche Katzenpaare oft besser verstehen als „gemischte Doppel“. Falls sich ein hinterbliebener Kater aber sehr gut mit einer Kätzin verstanden hat, kann es getreu dem Motto: „Never change a winning Team“ aber natürlich auch sinnvoll sein, wieder eine weibliche Katze zu adoptieren (oder andersrum).

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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