Eliminationsdiät: Was füttern, wenn Hund schon alles hatte?

Womit Ausschlussdiät, wenn Hund schon alles hatte?

Bei meinem Hund wird eine Futtermittelallergie vermutet, deswegen habe ich mich sehr über Ihre Artikel über Futtermittelallergie und Eliminationsdiät gefreut. Leider weiß ich jetzt aber immer noch nicht weiter. Das Problem ist nämlich, dass wir gerne eine Eliminationsdiät durchführen würden, mein Hund vor dem Allergieverdacht aber blöderweise schon alle möglichen Fleischsorten gefressen hat. Nun sind mein Tierarzt und ich ratlos, was wir für die Eliminationsdiät verwenden können. Wissen Sie vielleicht eine Lösung?
Tierarztfrage vom 27.05.2018

Antwort von Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz:

Ausschlussdiät – manchmal eine Herausforderung

Wir kennen das Problem sehr gut! Und ich gebe zu: Auch ich wusste es früher nicht besser und habe meine Katzen mit Strauß, Wild und Kaninchen „verwöhnt“. Als wir dann eine Eliminationsdiät (Syn.: Ausschlussdiät) machen mussten, wurde es ein bisschen kompliziert – zum Glück hatten sie aber noch nie Pferd gekriegt, so dass ich mit einem blauen Auge davonkam.

Allen, die weniger Glück haben und die keine Fleisch- oder Kohlenhydratquelle finden, die sie 1) noch nie gefüttert haben und die 2) relativ einfach zu besorgen ist, bleiben zwei Möglichkeiten:

Möglichkeit Nr. 1: Hydrolisierte Diäten

Die einfachere, aber etwas weniger zuverlässige Weg ist, dass Sie eine hydrolisierte Diät (wie z.B. Royal Canin Anallergenic) füttern und ganz fest die Daumen drücken, dass es Ihrem Hund damit besser geht. Wenn er darauf anspricht, ist nämlich alles gut. Werden die Symptome bei der Rechallenge (also der Provokation mit dem vorherigen Futter) dann wieder schlechter, steht die Diagnose „Futtermittelallergie“.

Wenn die Symptome unter hydrolisiertem Futter nicht besser werden, stehen Sie dagegen leider am gleichen Punkt wie jetzt auch: Sie wissen immer noch nicht, ob Ihr Hund eine Futtermittelallergie hat oder nicht. Denn es gibt leider einige Vierbeiner mit Futtermittelallergie, die auf die Inhaltsstoffe in hydrolisierten Diäten allergisch reagieren (mehr Infos zu hydrolisierten Diäten finden Sie hier).

Möglichkeit Nr. 2: Patch-Test

Ihre zweite Option ist, dass Sie einen sogenannten Patch-Test durchführen lassen. Dabei handelt es sich um einen Allergietest, bei dem verschiedene Futterproben auf die Haut des Hundes aufgetragen werden.

Sie sehen schon, wir widersprechen uns hier ein bisschen selbst – schließlich haben wir behauptet, es gäbe keine Allergietests bei Futtermittelallergie. Das haben wir allerdings aus gutem Grund getan. Denn erstens ist dieser Patch-Test sehr schlecht verfügbar – nur sehr, sehr wenige Tierärzte bieten ihn an (er ist nämlich sehr arbeits- und zeitaufwendig und auch schwierig zu interpretieren). Und zweitens gibt es nur wenige Situationen, in denen er Sinn macht:

1) wenn man nicht weiß, was man bei einer Eliminationsdiät füttern kann oder

2) wenn man nicht weiß, was man einem (bewiesenermaßen) futtermittelallergischen Hund langfristig füttern kann (quasi als Ersatz zu den Provokationen mit verschiedenen Futtermitteln nach erfolgreicher Ausschlussdiät und Rechallenge).

Das Problem bei einem Patch-Test ist nämlich, dass nur die negativen Testergebnisse eine gute Aussagekraft haben – d.h. wenn ein Hund im Patch-Test nicht auf einen Inhaltsstoff reagiert, ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht darauf allergisch (das gilt v.a. für Eiweiße, also für Fleisch – bei Kohlenhydraten ist die Aussagekraft etwas geringer). Andersrum kann man aus einer positiven Reaktion dagegen nicht automatisch schließen, dass ein Hund eine Allergie gegen diesen Inhaltsstoff hat.

Der Patch-Test dient also nur dazu, herauszufinden, was man einem Hund sehr wahrscheinlich füttern kann. Er dient nicht dazu, festzustellen, ob ein Hund eine Futtermittelallergie hat oder worauf er allergisch ist.

Patch-Test: So funktioniert er!

Aber wie wird so ein Patch-Test überhaupt durchgeführt? Tatsächlich werden lauter Futterproben direkt auf die Haut des Hundes „geklebt“ – z.B. püriertes Fleisch und Brei aus Kohlenhydraten wie Kartoffeln oder Reis. Je nach Größe des Hundes kann man auf einmal bis zu ca. 40 Inhaltsstoffe testen.

Dazu werden die Futterproben zunächst in kleine Metallkammern gefüllt. Je ein Inhaltsstoff kommt in eine Kammer, am Ende hat man also z.B. eine Kammer mit Rindfleisch, eine mit Hühnerfleisch, eine mit Reisbrei, etc. Diese kleinen, befüllten Metallkammern werden mit hypoallergenem Klebeband auf die rasierte Haut des Hundes geklebt (zusätzlich werden sie durch einen Verband und einen Body geschützt). Dort bleiben sie dann für 48 Stunden (das kann am Ende schon mal anfangen zu stinken…).

Nach dieser Zeit werden sie entfernt und der Tierarzt schaut sich die Hautstellen an, die mit den Futterproben Kontakt hatten. Ist eine Hautstelle gerötet und/oder geschwollen, wird das als positive Reaktion gewertet. Ist die Hautstelle dagegen reizlos und unauffällig, handelt es sich um eine negative Reaktion bzw. ein negatives Ergebnis und der Hund ist sehr wahrscheinlich nicht allergisch auf das Futter, das dort aufgebracht war. Wie schon erwähnt, ist diese Interpretation allerdings nicht einfach und sollte nur von erfahrenen Tierärzten durchgeführt werden!

Die Frage ist allerdings, ob es bei Ihnen in der Nähe einen Tierarzt gibt, der einen solchen Patch Test überhaupt anbietet (ich weiß, dass er in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik in München verfügbar ist). Wenn ja, wäre das aber bestimmt eine gute Option, um herauszufinden, was Sie bei Ihrem Hund für die Eliminationsdiät verwenden können!

Wir wünschen Ihnen viel Glück und hoffen, dass Sie mit einer der beiden beschriebenen Methoden Erfolg haben!

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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