Wann Katze kastrieren bzw. sterilisieren

Wann sollte man Katzen bzw. Kater kastrieren/sterilisieren? Muss man damit warten, bis sie geschlechtsreif sind? Oder bei weiblichen Tieren sogar, bis sie einmal Welpen hatten?

Bei der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für die Kastration halten sich hartnäckig einige Mythen.

Wir erklären Ihnen hier, wann Katzen wirklich kastriert werden sollten – und wieso eine sog. Frühkastration sinnvoll sein kann.

Übrigens:

Sowohl bei Katzen als auch bei Katern wird in aller Regel eine Kastration durchgeführt. Der Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation liegt nämlich im Eingriff und nicht im Geschlecht des Stubentigers. Es ist also nicht so, dass Katzen sterilisiert und Kater kastriert werden. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, haben wir hier alles Wichtige zusammengefasst: Kastration vs. Sterilisation bei Hund & Katze – was ist der Unterschied?

Wann Katze kastrieren: Die Antwort auf einen Blick

Für all diejenigen, die nur wissen wollen, wann sie den Termin beim Tierarzt machen sollen, hier das Wichtigste in aller Kürze:

  • Kastrationen sind bei Katzen und Katern frühestens ab einem Alter von 6-8 Wochen möglich.
  • In Deutschland wird der Eingriff meist durchgeführt, wenn die Stubentiger 6-8 Monate alt oder älter sind.
  • Immer mehr Experten und Organisationen raten allerdings dazu, Katzen (v.a. weibliche) noch vor der Geschlechtsreife, also um den 4. Lebensmonat herum, kastrieren zu lassen. Eine solche sog. Frühkastration scheint keine gesundheitlichen Nachteile zu haben, möglicherweise bestehen sogar Vorteile.
  • Es ist ein Mythos, dass Katzen vor der Kastration einmal werfen (also Babys haben) sollten. Für dieses Vorgehen gibt es keinen vernünftigen Grund – tatsächlich spricht sogar fast alles dagegen!

Wann eine Katze kastriert wird, sollte selbstverständlich immer gemeinsam mit dem Tierarzt besprochen werden. So kann der Zeitpunkt genau auf das einzelne Tier und seine Lebensumstände angepasst werden. Aufgrund der aktuellen Forschungsergebnisse erscheint eine Kastration mit etwa 4 Monaten allerdings sinnvoll.

Bitte beachten Sie, dass weibliche Katzen schon mit 4 Monaten trächtig werden können. Bei einer geplanten Kastration nach diesem Zeitpunkt sollten Sie Ihre Samtpfote ab diesem Zeitpunkt also nicht mehr ungesichert nach draußen lassen, wenn Sie Nachwuchs vermeiden wollen.

Kastration von Katzen mit 6 bis 8 Monaten oder älter

Schauen wir uns doch mal an, wann Katzen typischerweise geschlechtsreif werden und dementsprechend Nachwuchs in die Welt setzen können:

Weibliche Katzen werden durchschnittlich im Alter von 6-8 Monaten geschlechtsreif, Kater meist etwas später (mit ca. 8-10 Monaten). Auch hier gilt aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Es ist gar nicht so selten, dass erst 4 Monate alte Katzen trächtig (also „schwanger“) werden! Und auch Kater können schon im zarten Alter von 5 Monaten zeugungsfähig sein.

Zum traditionellen Zeitpunkt der Kastration können Katzen bzw. Kater also bereits geschlechtsreif und im ungünstigsten Fall sogar trächtig sein!

Geschlechtsreife Katzen: Nicht die besten Mitbewohner…

Wer schon mal unkastrierte, geschlechtsreife Katzen und Kater erlebt hat, weiß, wie unangenehm das sein kann.

Weibliche Katzen werden – sofern es nicht zur Paarung kommt – alle 2-3 Wochen „rollig“. In dieser Phase der Fruchtbarkeit („Rolligkeit“) sind die Miezen sehr gesprächig und laut, rollen sich über den Boden und können sogar anfangen, mit Urin zu markieren. Nicht nur unangenehm und nervenaufreibend für uns als Besitzer, auch für die Katze ist dieser Zustand meist anstrengend. Sie kennen währenddessen oft kein anderes Ziel, als sich zu paaren und für Nachwuchs zu sorgen. Regelmäßiges Fressen, Fellpflege und Schlafen? Unwichtig.

Bei unkastrierten, geschlechtsreifen Katern ist das Markieren von Gegenständen und Wänden mit Urin dagegen beinahe garantiert – und glauben Sie mir: so ein unkastrierter Kater entfaltet da noch mal einen ganz anderen Geruch als ein kastrierter. Und wer möchte in seiner Wohnung schon lauter Spritzer und Flecken mit streng riechendem Katerurin? Dazu kommt, dass bei unkastrierten Katern mit Freigang das Risiko für Verletzungen und Unfälle mit der Geschlechtsreife deutlich ansteigt.

„Ups-Würfe“: Weder schön für die Katze noch für den Tierschutz

Der wichtigste Grund, der für einen früheren Kastrationszeitraum spricht, ist aber die Vermeidung von ungewolltem Nachwuchs.

Wussten Sie schon, dass es in Deutschland vermutlich 2 Millionen streunende, wildlebende Katzen gibt? Diese führen ein hartes Leben, leiden unter Infektionen und Verletzungen und sterben meist einen frühen Tod. Sie verhungern, erfrieren oder werden Opfer von Jägern, Autos oder menschlicher Grausamkeit.

Und dazu kommen dann nochmal etwa 130.000 Samtpfoten, die jedes Jahr in deutschen Tierheimen landen.

Der einfachste Weg, hier aktiven Tierschutz zu leisten und die Zahl der „ungewollten Katzen“ nicht weiter zu erhöhen, ist die Vermeidung von Nachwuchs. Leider kommt es durch die späte Kastration von freilaufenden Katzen und Katern immer wieder zu sogenannten „Ups-Würfen“, also zu Würfen, die weder geplant noch in den meisten Fällen gewünscht waren. Denn häufig wird das Einsetzen der Geschlechtsreife erst bemerkt, wenn es bereits zu spät ist.

Solche „Ups-Würfe“ sind weder gut für den Tierschutz noch für die einzelne Mieze: Eine Geburt ist nämlich auch für Katzen schmerzhaft, anstrengend und gelegentlich sogar gefährlich.

Dazu kommt, dass so eine Katzengeburt und Welpenaufzucht Geld kostet, aufwendig ist und viel Erfahrung erfordert. So „nebenbei“ funktioniert das in der Regel nicht.

Tipp: Katzenbabys ohne schlechtes Gewissen

Falls Sie gerne einmal die Geburt und/oder Aufzucht von Kätzchen miterleben, dabei aber nicht zur Überpopulation von Katzen beitragen wollen, hier zwei Möglichkeiten:

  • Bewerben Sie sich bei einer Tierschutzorganisation in Ihrer Nähe als „Pflegemutter/-vater“ für verwaiste Katzenwelpen oder sogar für eine heimatlose, trächtige Katze
  • Auf YouTube gibt es einige Tierschutzorganisationen, die diese spannende Zeit bei Katzen, die trächtig abgegeben oder eingefangen wurden, filmen und live übertragen. Hier wird alles von der Ankunft der Mieze über die Geburt der Welpen bis hin zu deren Aufzucht und Adoption gezeigt – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Besonders empfehlenswert: TinyKittens aus Kanada.

Die Alternative: Frühkastration bei Katzen und Katern

Um diese Probleme zu vermeiden, kann sowohl bei Katzen als auch bei Katern eine sog. Frühkastration durchgeführt werden. Darunter versteht man im Allgemeinen eine Kastration noch vor dem vierten (fünften) Lebensmonat, also vor Beginn der Geschlechtsreife.

Viele angesehene Organisationen (wie z.B. die British Small Animal Veterinary Association – BSAVA, die International Society of Feline Medicine – ISFM oder die Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals – RSPCA) empfehlen eine solche Frühkastration bei Katzen.

Theoretisch kann sie schon sehr früh erfolgen (in der 6.-8. Lebenswoche) – und vor allem bei Tierschutzorganisationen wird das teilweise auch so gemacht.

Außerhalb des Tierschutzes ist dagegen ein Zeitraum vom 3. bis 5. Lebensmonat (meist 4. Lebensmonat) für die Frühkastration verbreitet, weil Katzen dann schon die ersten Impfungen erhalten haben.

Dabei ist es sinnvoll etwa 2-3 Wochen Abstand zu den Impfungen zu lassen. So ist die Katze gut vor Infektionen geschützt, gleichzeitig wird das Immunsystem aber nicht zu sehr strapaziert.

Nein, das Risiko für Komplikationen während und nach der OP sowie die Erholungszeit nach dem Eingriff scheint laut Studien nicht größer, sondern sogar geringer zu sein, als bei einer traditionellen Kastration im Alter von mind. 6 Monaten!

Manche Tierärzte (und auch Katzenbesitzer) haben Bedenken, dass eine Frühkastration zu einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen führen könnte, wie Harnröhrenverschlüsse, Harnwegserkrankungen (FLUTD), Übergewicht, Harninkontinenz, perivulväre Dermatitis (Entzündung um die äußeren Geschlechtsorgane bei weiblichen Katzen), Wachstumsstörungen und Diabetes mellitus.

Diese Bedenken scheinen aber unbegründet zu sein: In verschiedensten Kurz- und Langzeitstudien konnte bislang kein Zusammenhang zwischen diesen und anderen Krankheiten und dem Kastrationszeitpunkt festgestellt werden.

Alle aktuellen Erkenntnisse sprechen also dafür, dass eine Frühkastration keine gesundheitlichen Nachteile hat.

Tatsächlich könnte sie der traditionellen „Spätkastration“ aus gesundheitlicher Sicht sogar überlegen sein! So könnten frühkastrierte Katzen u.a. ein verringertes Risiko für Asthma und Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) haben.

Auch auf das Verhalten der Katzen scheint der Zeitpunkt der Kastration nur einen geringen Einfluss zu haben. Die meisten Studien konnten keine Unterschiede zu später kastrierten Katzen feststellen.

Die einzigen „Verhaltensprobleme“, die laut einer Studie möglicherweise mit der Frühkastration zusammenhängen könnten, sind Scheu gegenüber Fremden und – bei Katern – häufigeres Verstecken.

Der größte Nachtteil ist tatsächlich, dass viele Tierärzte heutzutage leider noch keine Frühkastration anbieten. Wer bei der Frage „Wann lasse ich meine Katze kastrieren“ also zu der Antwort „Definitiv noch vor der Geschlechtsreife“ kommt, muss möglicherweise ein bisschen suchen, bis er den passenden Tierarzt für die OP findet.

Abgesehen davon scheint die Frühkastration nach den bisherigen Erkenntnissen keine Nachteile gegenüber einem späteren Eingriff zu haben – auch wenn die ganz langfristigen Untersuchungsergebnisse noch ausstehen.

Wer noch mehr wissen will und genauer erfahren möchte, was verschiedene Studien zu den möglichen Folgen einer Frühkastration ergeben haben, liest hier einfach weiter:

In einer (retrospektiven) Studie, bei der die Auswirkungen einer Frühkastration vs. traditionellen Kastration bei 1660 Katzen für bis zu 11 Jahre nach der Operation untersucht wurden, konnten mehrere interessante Ergebnisse erhoben werden: Bei Katzen, die früh kastriert wurden (also vor einem Alter von 5,5 Monaten) traten signifikant weniger Fälle von

  • Asthma und Zahnfleischentzündungen (Katzen beiderlei Geschlechts)
  • Markierverhalten mit Urin (nur Kater)
  • Abszessen, also abgekapselte Ansammlungen von Eiter, die häufig als Folge von Bissverletzungen entstehen (nur Kater)
  • Aggressivem Verhalten gegenüber Tierärzten (nur Kater)

auf, als bei Katzen, die zwischen dem 5 ½. und 12. Lebensmonat kastriert wurden.

Eine Zunahme von verschiedenen anderen medizinischen Problemen (wie Diabetes mellitus, FLUTD, Harnröhrenverschlüsse, Schilddrüsenüberfunktion, Allergien, IBD, Herzerkrankungen, Atemwegsinfektionen, Krebserkrankungen, Übergewicht, Niereninsuffizienz etc.) oder ernsthaften Verhaltensauffälligkeiten im Vergleich zur traditionellen Kastration konnte nicht gefunden werden.

Tatsächlich war der einzige „Nachteil“ gegenüber der OP zum üblichen Zeitpunkt, dass die früh-kastrierten Kater sich etwas öfter versteckten und sowohl Katzen als auch Kater schüchterner gegenüber fremden Personen waren, als deren später kastrierte Artgenossen. In vielen Fällen wurde dies von den Besitzern aber nicht als ernstes Problem wahrgenommen.

In einer weiteren Studie wurden die Auswirkungen des Kastrationszeitpunkts auf gesundheitliche Probleme bei 800 Katzenwelpen aus dem Tierheim untersucht (prospektiv, randomisiert). Die Kätzchen wurden entweder im Alter von 8-12 Wochen oder im 6.-8. Lebensmonat kastriert und dann bis zu ihrem 2. Geburtstag verfolgt. Hier konnten weder kurzfristig noch langfristig signifikante Unterschiede bei den gesundheitlichen Problemen und Erkrankungen (FLUTD, Harnröhrenverschlüsse, Knochenbrüche, Lahmheiten und allergische Hauterkrankungen) festgestellt werden.

Bei den gleichen Katzen wurde durch die selben Wissenschaftler auch untersucht, ob sich der Kastrationszeitpunkt auf das Verhalten der Katzen auswirkt. Es konnte kein Zusammenhang zwischen dem Alter bei der Kastration und unerwünschten Verhaltensweisen, wie Unsauberkeit, Ängstlichkeit, Aggressivität und zerstörerischem Verhalten gefunden werden. Mehrere andere Untersuchungen kamen zu den gleichen Ergebnissen.

Fazit zur Frage: Wann Katzen kastrieren

Theoretisch ist eine Kastration bei Katzen ab der 6. Lebenswoche möglich. In Deutschland ist der 6. bis 8. Lebensmonat für die OP gängig. Viele angesehene Organisationen raten allerdings dazu, Katzen und Kater mit etwa 4 Monaten kastrieren zu lassen. Diese Empfehlung zur Frühkastration wird durch verschiedene aktuelle Forschungsergebnisse unterstützt.

Natürlich müssen bei der Frage, wann eine Katze kastriert werden sollte, aber immer das individuelle Tier und seine Lebensumstände berücksichtigt werden.

So ist es bei Freigängern beispielsweise wichtiger, sie noch vor der Geschlechtsreife kastrieren zu lassen, als bei reinen Wohnungs-Miezen.

Außerdem wird empfohlen, einen gewissen Abstand (2-3 Wochen) zwischen der OP und Impfungen einzuhalten, um das Immunsystem möglichst wenig zu belasten und das Risiko für Infektionen zu verringern.

Der richtige Zeitpunkt sollte also unbedingt zusammen mit einem Tierarzt besprochen werden.

Bitte lassen Sie sich bei der Entscheidung, wann Sie Ihre Katze bzw. Ihren Kater kastrieren lassen, aber keinesfalls von den verschiedenen Mythen beeinflussen, wie z.B. dass Katzen vor der Kastration unbedingt einmal das „Mutterglück“ oder (v.a. bei Katern) die „Freuden“ der Paarung erfahren dürfen sollten. Solche Aussagen entbehren jeglicher Grundlage!

Übrigens: Wer noch mehr zum Thema Kastration (Mythen, Vorteile, Untersuchungen zu den gesundheitlichen Folgen der Frühkastration) lesen möchte, der findet hier noch einen lesenswerten Artikel auf katzen-fieber.de.

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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