Chemotherapie bei Hund und Katze
Bei Chemotherapie denken die meisten Menschen sofort an schwere Nebenwirkungen, wie Haarausfall, Immunschwäche und Erbrechen. Lassen Sie sich davon aber nicht von einer Chemotherapie bei Ihrem Hund oder Ihrer Katze abschrecken – denn die Nebenwirkungen sind bei unseren Haustieren i.d.R. nicht mit denen beim Menschen zu vergleichen! Erfahren Sie hier alles, was Sie zur Chemotherapie bei Hund und Katze wissen müssen.
Einleitung
Als Chemotherapie bezeichnet man die Behandlung von Krebserkrankungen mithilfe spezieller Medikamente – sogenannten Zytostatika. Die Chemotherapie-Medikamente schädigen die Krebszellen so stark, dass sie absterben. In den meisten Fällen geschieht diese Schädigung dadurch, dass sie die Zellteilung stören. Krebszellen teilen sich schneller und unkontrollierter als die meisten anderen Körperzellen und reagieren deshalb sehr empfindlich auf Störungen bei der Zellteilung.
Allerdings können die Zytostatika nicht zwischen gesunden und bösartigen Zellen unterscheiden. Das ist der Grund, weshalb bei der Chemotherapie auch gesunde, sich schnell teilende Körperzellen (z.B. Darmzellen oder Blutzellen) absterben. Dadurch kommt es zu den typischen Nebenwirkungen der Chemotherapie.
Je nach Krebsart werden unterschiedliche Zytostatika eingesetzt. Sie werden entweder über die Vene direkt ins Blut (intravenöse Chemotherapie) oder als Tabletten (orale Chemotherapie) verabreicht. Oft werden verschiedene Chemotherapie-Medikamente kombiniert eingesetzt, um die beste Wirkung auf den Tumor zu erzielen. Wie häufig die Medikamente verabreicht werden, hängt ebenfalls von der Art der Krebserkrankung ab. Oft erfolgt die Behandlung in einem 1- bis 3-wöchigen Abstand.
Ablauf einer Chemotherapie
Intravenöse Chemotherapie
Bei dieser Form der Behandlung bekommt der Hund oder die Katze die Medikamente über die Vene direkt in den Blutkreislauf verabreicht. Dazu wird ein sogenannter Venenkatheter (auch Braunüle genannt) gelegt, über den die Infusion mit dem Medikament in die Vene läuft. In der Regel dauert die Infusion nur wenige Minuten. Manche Zytostatika müssen aber langsamer – über ca. 30 Minuten – verabreicht werden. Nach der Infusion wird der Venenkatheter entfernt und das Tier darf mit dem Besitzer wieder nach Hause.
Die Infusion selber ist für die Tiere nicht schmerzhaft. Der Stich in die Vene ist vergleichbar mit den Schmerzen bei einer Impfung. Es ist wichtig, dass die Tiere möglichst stillhalten während die Infusion läuft. Sonst kann der Venenzugang verrutschen und die Infusion ins Gewebe gelangen. Bei sehr aufgeweckten oder aggressiven Tieren kann deshalb eine kurze Sedierung (medikamentöse Beruhigung) oder Narkose notwendig sein.
Orale Chemotherapie
Die Medikamente werden dabei in Tablettenform verabreicht. Häufig kann der Besitzer die Zytostatika auch zu Hause selber eingeben. Eine Tabletten-Chemotherapie ist für die Besitzer zwar häufig einfacher und für die Tiere stressfreier, jedoch gibt es auch einige Nachteile. Zum Beispiel können die Medikamente häufig nicht so genau dosiert werden. Außerdem ist die Aufnahme des Medikamentes über den Darm nicht bei jedem Tier gleich und es kann sein, dass nicht die gesamte Menge resorbiert (aufgenommen) wird. Beim Eingeben der Tabletten sollte der Besitzer immer Handschuhe tragen (als Schutz vor den Wirkstoffen des Medikaments) und sicher stellen, dass der Hund oder die Katze die Tabletten auch wirklich geschluckt hat.
Ob der Tierarzt eine intravenöse oder orale Chemotherapie empfiehlt ist von der Krebsart abhängig. Manchmal kann auch eine Kombination gewählt oder eine intravenöse Therapie mit Tabletten fortgesetzt werden.
Vor jeder Infusion oder Tabletteneingabe muss Blut für eine Blutbilduntersuchung abgenommen werden, um zu überprüfen ob der Hund oder die Katze genügend Blutzellen hat.
Nebenwirkungen der Chemotherapie
Bei der Chemotherapie werden nicht nur Tumorzellen abgetötet, sondern auch gesunde, sich schnell teilende Körperzellen. Dazu gehören z.B. Zellen im Magen-Darm-Trakt oder Blutzellen. Aus diesem Grund entstehen bei der Behandlung die typischen Nebenwirkungen.
Fast jeder hat in seinem Familienkreis oder weiten Bekanntenkreis bereits Erzählungen über die schlimmen Nebenwirkungen der Chemotherapie beim Menschen gehört. Es ist deshalb verständlich, dass viele Besitzer eine Chemotherapie bei ihrem Tier ausschließen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass eine Chemotherapie und die Nebenwirkungen beim Tier nicht mit denen beim Menschen vergleichbar sind.
An erster Stelle steht die Lebensqualität der Tiere und die sollte unter keinen Umständen eingeschränkt werden. Deshalb werden die Zytostatika deutlich niedriger dosiert als beim Menschen. Folglich sind auch die Nebenwirkungen wesentlich milder. Ziel ist es, dass die Tiere während einer Chemo keine oder nur sehr milde Nebenwirkungen haben. Sollten nach der ersten Verabreichung unerwünschte Effekte auftreten, wird die Dosis reduziert und die Tiere werden mit symptomatischer Therapie unterstützt (d.h. die Symptome werden behandelt, z.B. Erbrechen), sodass die Nebenwirkungen schnell abklingen.
Als Nebenwirkungen können auftreten:
Auch wenn sich die Nebenwirkungen schlimm anhören, vertragen die meisten Tiere die Chemotherapie sehr gut. Oft merkt man den Hunden oder Katzen die Therapie gar nicht an. Nichtsdestotrotz reagiert jedes Tier auf die Behandlung anders. Die Nebenwirkungen können unterschiedlich stark ausfallen und äußerst selten sogar lebensbedrohlich werden.
Ziele einer Chemotherapie
Das Ziel einer Chemotherapie beim Tier ist in den allermeisten Fällen die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität (palliative Chemotherapie). Damit diese gewahrt werden kann, werden die Medikamente deutlich niedriger dosiert als in der Humanmedizin.
Das ist jedoch der Grund, weshalb meist keine Heilung mit einer Chemotherapie erreicht werden kann. Der Tumor wird aber für eine gewisse Zeit eingedämmt oder an der Ausbreitung (Metastasierung) gehindert werden. Damit erreicht man in vielen Fällen eine deutliche Lebensverlängerung bei den erkrankten Tieren.
Umgang mit Chemotherapie-Patienten
Das wichtigste zuerst: Hunde und Katzen können und dürfen während einer Chemotherapie all das machen, was ihnen auch vor der Erkrankung Spaß und Freude bereitet hat. Außerdem müssen sie nicht von anderen Tieren getrennt werden. Auch der Kontakt zu Welpen ist kein Problem.
Da die Tiere jedoch geringe Mengen der Chemotherapie-Medikamente über Speichel, Urin, Kot oder Erbrochenes ausscheiden, müssen ein paar Verhaltensregeln im Umgang mit den Patienten beachtet werden:
- Wenn der Hund oder die Katze in der Wohnung erbricht oder Urin bzw. Kot absetzt, sollte das Missgeschick umgehend beseitigt und dabei Handschuhe getragen werden.
- Die Katzentoilette sollte täglich und mit Handschuhen gereinigt werden.
- Hunde unter Chemotherapie sollten außerdem nicht in der Nähe von Kinderspielplätzen urinieren oder Kot absetzen.
- Da auch der Speichel der Tiere geringe Mengen der Medikamente enthalten kann, sollte man übermäßiges abschlecken durch den Hund oder die Katze vermeiden und sich danach gründlich die Hände waschen. Das normale Streicheln der Tiere ist aber gar kein Problem.
Vor allem Kinder und Schwangere können sehr empfindlich auf die schädigenden Effekte der Zytostatika reagieren. Aus diesem Grund sollten Tiere mit Chemotherapie keinen Kontakt zu Schwangeren oder Kindern haben. Eine Chemotherapie wird dann in der Regel nicht empfohlen oder das Tier muss während der Behandlung woanders untergebracht werden.
Kosten einer Chemotherapie
Die Kosten können nicht pauschal festgelegt werden. Je nachdem welches Medikament eingesetzt wird und wieviel das Tier davon benötigt (je nach Körpergewicht), variieren die Kosten sehr stark. Pro Sitzung kommen noch die Kosten für Blutbild, Infusion und Untersuchung hinzu.
Fazit
Viele Besitzer, die sich für eine Chemotherapie bei ihrem Tier entschieden haben, sind überrascht, wie gut die Therapie vertragen und die Lebensqualität der Tiere verbessert wird. Eine Chemotherapie beim Tier ist nicht vergleichbar mit der beim Menschen. Nichtsdestotrotz reagiert jeder Hund und jede Katze unterschiedlich auf die Therapie und in Ausnahmefällen kann es zu lebensbedrohlichen Nebenwirkungen kommen.
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Über Dr. med. vet. Stefanie Mallmann
Tierärztin und fellomed-Mitgründerin Dr. Mallmann hat bis 2014 an der LMU München Tiermedizin studiert. Auch sie hat ihre Doktorarbeit in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik München geschrieben, anschließend aber auch noch ein Jahr in der Onkologie gearbeitet. Neben unserer Freundschaft verbindet uns beide die Liebe zu Tieren, ein hoher Anspruch an die Qualiät unserer Arbeit und ein ausgeprägtes Helfersyndrom – und so haben wir 2018 unsere Leidenschaften zum Beruf gemacht und gemeinsam fellomed gegründet. Mittlerweile hat meine liebe Kollegin fellomed leider verlassen, dennoch wird sie immer ein Teil dieses Projektes bleiben!