Ausfluss aus der Scheide bei der Hündin
Ausfluss aus der Scheide (Scheidenausfluss, Vaginalausfluss, Fluor vaginalis) kann bei der Hündin vielfältige Ursachen haben. In einigen Fällen ist der Ausfluss beim Hund physiologisch, also ganz normal – wie z.B. bei der Läufigkeit oder nach einer Geburt. Nicht selten steckt aber eine ernste Erkrankung dahinter, die behandelt werden muss und bei der ein Besuch beim Tierarzt nicht auf die lange Bank geschoben werden sollte.
Beschreibung
Von Scheidenausfluss oder Vaginalausfluss spricht man bei der Hündin, wenn Flüssigkeit bzw. Sekret aus der Scheide (Vagina) austritt. Man kann zwischen einem physiologischen, also normalen, und einem krankhaften Vaginalausfluss unterscheiden.
Der Scheidenausfluss kann sehr unterschiedlich aussehen: Je nach Ursache kann er blutig, eitrig, schleimig oder sogar grünlich sein. Nicht immer lässt sich die Beschaffenheit so strikt einteilen, denn es kann z.B. auch ein blutig-eitriger oder schleimig-blutiger Ausfluss auftreten. Bei einigen Erkrankungen der Harnwege und bei Inkontinenz ist es auch möglich, dass kleine oder größere Mengen Urin als Ausfluss aus der Vagina tropfen.
Die Menge des Scheidenausflusses ist von Hund zu Hund und je nach Erkrankung unterschiedlich (kann von wenigen Tropfen bis hin zu einem ständigen „Fluss“ reichen). Bei sehr reinlichen Hündinnen ist es auch möglich, dass man gar keinen Ausfluss beobachten kann. Es fällt nur auf, dass sich die Hündin ständig an der Vagina schleckt und putzt.
Wo und wie entsteht Scheidenausfluss?
In den meisten Fällen entsteht der Scheidenausfluss in den inneren oder äußeren Geschlechtsorganen der Hündin – also in Gebärmutter, Muttermund, Scheide oder Vulva. Selten können aber auch die Harnorgane (z.B. Blase oder Harnröhre) der Ursprungsort sein, weil auch die Harnwege bei der Hündin in der Scheide enden.
Wie das Sekret entsteht, ist je nach Art des Scheidenausflusses unterschiedlich:
Blutiger Ausfluss aus der Scheide der Hündin kann auf zwei unterschiedlichen Wegen entstehen:
- Häufiger: Durch eine blutende Verletzung (Wunde) der Schleimhaut in den Geschlechtsorganen oder Harnorganen. Die Verletzung kann zum Beispiel auf Grund einer Entzündung entstehen, aber auch durch einen Tumor oder Fremdkörper.
- Selten: Eine Blutung auf Grund einer Blutgerinnungsstörung. Denn wenn die Blutgerinnung nicht richtig funktioniert (z.B. bei Autoimmunerkrankungen oder Rattengiftaufnahme), kann es überall im Körper zu spontanen Blutungen kommen – auch in den Geschlechts- und Harnorganen.
Eitriger Ausfluss hingegen entsteht in der Regel bei einer Infektion mit Bakterien. Beim „Kampf“ der körpereigenen Abwehrzellen gegen die Bakterien werden Stoffe frei, die zum Absterben der Bakterien und des entzündeten Gewebes führen. Das Gemisch aus Abwehrzellen, Bakterien und abgestorbenem Gewebe wird als Eiter bezeichnet.
Schleimiger Ausfluss tritt dadurch auf, dass die Drüsen in der Schleimhaut der Geschlechtsorgane (v.a. der Gebärmutter) vermehrt Schleim bilden.
Ursachen für Ausfluss aus der Scheide
Ausfluss aus der Scheide kann bei der Hündin sehr viele Ursachen haben. Je nach Alter, Kastrationsstatus oder Trächtigkeit kommen unterschiedliche Erkrankungen in Frage:
Ursachen für Ausfluss aus der Scheide bei der jungen (unter 6-12 Monate alten), unkastrierten Hündin
Häufige Ursachen:
Bei der juvenilen (präpubertalen) Vaginitis handelt es sich um eine Entzündung der Scheidenschleimhaut, bei der es zu einem eitrigen Ausfluss aus der Scheide kommt. Sie kann bei jungen Hündinnen ab einem Alter von 8 Wochen auftreten und verschwindet oft mit dem Einsetzen der ersten Läufigkeit wieder. Außer dem Ausfluss haben die betroffenen Hündinnen keine weiteren Symptome. Häufig werden desinfizierende Spülungen und/oder Antibiotika zur Behandlung eingesetzt.
Die erste Läufigkeit tritt bei den meisten Hündinnen zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat auf – bei großen Rassen auch später. Während der Läufigkeit ist ein blutiger oder blutig-schleimiger Ausfluss aus der Scheide ganz normal. Zusätzlich sind die „Schamlippen“ (Vulva) geschwollen und die Hündin riecht für unkastrierte Rüden sehr attraktiv.
Weitere Ursachen:
Ursachen für Ausfluss aus der Scheide bei der erwachsenen, unkastrierten Hündin
Häufige Ursachen:
Die Läufigkeit tritt bei einer unkastrierten Hündin im Durchschnitt alle 7 Monate auf, also etwa zwei Mal pro Jahr. Ein blutiger oder blutig-schleimiger Ausfluss ist bei einer läufigen Hündin ganz normal. Zusätzlich sind auch die Schamlippen (Vulva) geschwollen. In dieser Zeit riecht die Hündin sehr attraktiv für Rüden, die sich auch mit dem Weibchen paaren wollen.
Die Gebärmuttervereiterung – medizinisch Pyometra genannt – ist eine ernsthafte Erkrankung, die schnellstmöglich behandelt werden muss. Durch eine bakterielle Entzündung bildet sich in der Gebärmutter eine große Menge Eiter. Im Verlauf kann es zu einer Blutvergiftung und einem Schock kommen, der für die Hündin lebensgefährlich ist. Neben dem eitrigen Ausfluss zeigen die Hündinnen oft noch zusätzliche Symptome wie vermehrten Durst und häufigen Urinabsatz, Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit oder Fieber.
Eine Vaginitis ist eine Entzündung der Scheidenschleimhaut, die sich durch einen mehr oder weniger starken eitrigen Ausfluss äußert. In der Regel zeigen die betroffenen Tiere keine weiteren Symptome. Bei erwachsenen Hündinnen entsteht die Vaginitis meist auf Grund von anatomischen Abweichungen des Genitaltrakts, Fremdkörpern oder einer Inkontinenz. Die Therapie beinhaltet die Behandlung der zugrundeliegenden Ursache und kann in einigen Fällen schwierig und langwierig sein.
Weitere Ursachen:
Ursachen für Ausfluss aus der Scheide bei der kastrierten Hündin
Häufige Ursachen:
Eine Vaginitis (Entzündung der Scheidenschleimhaut) ist auch bei der kastrierten Hündin eine häufige Ursache für eitrigen Scheidenausfluss. Nicht immer kann man einen Auslöser für die Vaginitis feststellen. Die Therapie kann in einigen Fällen schwierig und langwierig sein.
Weitere Ursachen:
Ursachen für Ausfluss aus der Scheide bei der tragenden Hündin
Häufige Ursachen:
Kurz vor dem Beginn der Geburt kann man bei manchen trächtigen Hündinnen einen klaren, schleimigen Scheidenausfluss beobachten. Ein leicht blutiger, rosafarbener Ausfluss ist ein Anzeichen dafür, dass sich die Hündin in den Wehen befindet. Während der Geburt kommt auch immer wieder Fruchtwasser (Amnionflüssigkeit) aus der Scheide, wenn die Fruchthülle des Welpen im Geburtskanal reißt.
Bei einem Tod der Föten bzw. einem Abort (Fehlgeburt) nach dem 30. Trächtigkeitstag, kommt es zu einem blutigen, blutig-eitrigen oder grünlichen Ausfluss aus der Scheide der Hündin. Auslöser für den Tod der Föten bzw. der Fehlgeburt können Erreger wie z.B. Brucella canis, Herpesvirus, Toxoplasma gondii oder Mykoplasmen sein. Aber auch bestimmte Medikamente oder Erkrankungen können zu einem Verlust der Trächtigkeit führen.
Weitere Ursachen:
Ursachen für Ausfluss aus der Scheide bei der Hündin kurz nach der Geburt
Häufige Ursachen:
Die Lochien – auch Wochenfluss genannt – sind das normale Wundsekret nach einer Geburt. Sie entstehen durch die Rückbildung und Reparatur der Gebärmutter. In den ersten Stunden nach der Geburt sind die Lochien schwarz-grünlich gefärbt, danach werden sie rötlich oder rötlich-braun und enthalten Schleim und abgestorbene Zellen. Die Menge des Ausflusses nimmt nach der Geburt stetig ab. Die Lochien können bis zu 6-8 Wochen anhalten.
Eine Subinvolution der Plazentarstellen kann die Ursache für einen starken und langanhaltenden (12 Wochen oder länger), blutigen Ausfluss aus der Scheide nach einer Geburt sein. Bei einer Subinvolution der Plazentarstellen handelt es sich um eine Rückbildungsstörung der Gebärmutter. Die Stellen, an denen die Plazentas (Mutterkuchen) der Welpen mit der mütterlichen Gebärmutterschleimhaut verbunden waren, heilen nach der Ablösung der Plazentas bei der Geburt nicht richtig ab. Dadurch kommt es zu anhaltenden Blutungen in der Gebärmutter. Dies kann für die Hündin lebensgefährlich sein.
Die Metritis ist eine bakterielle Infektion der Gebärmutter, die v.a. nach einer Geburt, einem Trächtigkeitsverlust oder bei einem zu langen Verbleiben der Nachgeburt in der Gebärmutter (sog. Nachgeburtsverhalten) auftreten kann. Bei den betroffenen Hündinnen kann man einen faulig riechenden, blutig-eitrigen Scheidenausfluss beobachten. Meist zeigen die Tiere zusätzliche Symptome wie Appetitlosigkeit, Teilnahmslosigkeit, Fieber oder verminderte Milchproduktion. Die Metritis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die schnellstmöglich behandelt werden muss.
Weitere Ursachen:
Dann sollten Sie zum Tierarzt
Bei allen Erkrankungen, die zu einem Ausfluss aus der Scheide führen können, gilt: Je früher eine Behandlung erfolgt, desto besser! Deswegen sollten Sie ihre Hündin bei Scheidenausfluss baldmöglichst bei einem Tierarzt vorstellen (Ausnahme: Läufigkeit, Lochien).
Wenn es Ihrer Hündin zusätzlich sehr schlecht geht (z.B. Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit, Fieber, vermehrtes Trinken, blasse oder bläuliche Schleimhäute) handelt es sich um einen Notfall und Sie sollten schnellstmöglich zum Tierarzt fahren.
Untersuchungen und Diagnose
Der Tierarzt wird Sie zuallererst genau zu den Symptomen befragen, die Sie bei ihrer Hündin beobachtet haben (Anamnese). Danach wird er eine ausführliche Allgemeinuntersuchung durchführen und sich die Scham (Vulva) von außen genau anschauen.
Als nächsten Schritt kann der Tierarzt mit einem Tupfer oder einem Objektträger eine Probe des Scheidenausflusses entnehmen, um die darin enthaltenen Zellen zu untersuchen und um festzustellen, ob sich darin Bakterien befinden.
Damit der Arzt neben den äußeren Geschlechtsteilen (Schamlippen, Klitoris) auch den inneren Anteil der Scheide beurteilen kann, führt er eine sogenannte Vaginoskopie durch. Mit einem Spekulum oder Endoskop kann er dabei die Schleimhaut der Scheide und den Muttermund begutachten. Außerdem kann er so auch Fremdkörper, Fehlbildungen oder Tumoren in der Scheide erkennen.
Um sich die Geschlechts- und Harnorgane in der Bauchhöhle näher anschauen zu können, ist eine Röntgen– und/oder Ultraschalluntersuchung notwendig. Dabei können Eiteransammlungen (wie z.B. bei einer Gebärmuttervereiterung) sowie Veränderungen der Organe, wie z.B. Tumoren oder Zysten, häufig gut dargestellt werden.
Eine Blutuntersuchung gibt dem Tierarzt wichtige zusätzliche Informationen über die Ursache des Ausflusses, z.B. ob irgendwo im Körper ein größerer Entzündungsherd liegt (z.B. bei einer Gebärmuttervereiterung) oder ob bestimmte Hormone im Blut erhöht sind.
Wenn es mit diesen Untersuchungen nicht möglich ist, die Ursache für den Ausfluss aus der Scheide zu finden, können noch weitere Untersuchungen nötig sein (z.B. Entnahme von Gewebeproben aus veränderten Bereichen, endoskopische Untersuchung der Gebärmutter).
Behandlung von Scheidenausfluss
Die Behandlung (und auch die Prognose) einer Hündin mit Ausfluss aus der Scheide ist stark von der zugrundeliegenden Krankheit abhängig.
Das können Sie selbst tun
Wenn Sie bei Ihrer Hündin Ausfluss aus der Scheide beobachten, sollten Sie nicht abwarten und keine Behandlung mit Hausmitteln versuchen. Ausnahme: Wenn Sie sich sicher sind, dass es sich bei dem Ausfluss um Lochien (Wochenfluss nach einer Geburt) oder die Läufigkeit handelt.
Vor dem Besuch beim Tierarzt können Sie aber bereits einige wichtige Informationen sammeln. Beobachten Sie ihre Hündin genau: Wie stark ist der Ausfluss? Hat Ihre Hündin Schmerzen, z.B. beim Urinabsatz oder wenn Sie den Bauch anfassen? Ist sie schwach oder teilnahmslos? Frisst Ihr Tier weniger als sonst oder trinkt es besonders viel?
Sie können auch versuchen mit einem Fieberthermometer die Körpertemperatur zu messen und so beurteilen, ob ihr Hund Fieber hat (normale Temperatur: 38,0 – 39,0 °C). Beim Tierarzt sind manche Tiere nämlich so aufgeregt, dass ihre Körpertemperatur über 39 °C ansteigt, obwohl sie gar kein Fieber haben.
Teilen Sie diese Informationen unbedingt Ihrem Tierarzt mit, denn sie können wichtige Hinweise auf die Ursache des Ausflusses liefern.
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Über Dr. med. vet. Stefanie Mallmann
Tierärztin und fellomed-Mitgründerin Dr. Mallmann hat bis 2014 an der LMU München Tiermedizin studiert. Auch sie hat ihre Doktorarbeit in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik München geschrieben, anschließend aber auch noch ein Jahr in der Onkologie gearbeitet. Neben unserer Freundschaft verbindet uns beide die Liebe zu Tieren, ein hoher Anspruch an die Qualiät unserer Arbeit und ein ausgeprägtes Helfersyndrom – und so haben wir 2018 unsere Leidenschaften zum Beruf gemacht und gemeinsam fellomed gegründet. Mittlerweile hat meine liebe Kollegin fellomed leider verlassen, dennoch wird sie immer ein Teil dieses Projektes bleiben!