Katze verstorben – neue Zweitkatze dazu?
Antwort von Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz:
Zunächst möchte ich Ihnen mein tief empfundenes Mitleid ausdrücken – ich kann sehr gut nachempfinden, wie es Ihnen geht. Wie Sie schon erkannt haben, leiden auch die Partnerkatzen oft unter dem Tod ihres Gefährten. Appetitlosigkeit, Verstecken sowie Rufen und Suchen nach dem alten Partner können Anzeichen einer solchen Trauer sein. Zwangsläufig stellt man sich dann die Frage, ob man der verbliebenen Katze mit einem neuen Artgenossen helfen könnte – und was für eine Samtpfote überhaupt als neue Zweitkatze geeignet wäre.
Leider sind diese Fragen aber gar nicht so leicht zu beantworten – es hängt nämlich von vielen Faktoren ab. Grundsätzlich bin ich schon der Meinung, dass Katzen, die vorher gut mit einer Partnerkatze zurechtgekommen sind und eher sozial sind, wieder einen Gefährten bekommen sollten. Anders als oft behauptet, sind Katzen nämlich keine wirklichen Einzelgänger, sie genießen durchaus Sozialkontakte.
Die schwierigere Frage ist dann, wie die neue(n) Partnerkatze(n) vom Alter und Wesen her sein sollte(n).
Das Alter der neuen Zweitkatze
Ist die hinterbliebene Katze noch jung, ist die Gewöhnung an einen neuen, ebenfalls jungen Artgenossen oft verhältnismäßig einfach. Ist sie dagegen schon älter – wie in Ihrem Fall – wird die Sache schon komplizierter. Ein junger Gefährte kann bei Katzensenioren zu einer Art zweitem Frühling führen, wenn die Lebensfreude und Verspieltheit überspringt. Andererseits kann eine alte Katze aber auch schnell überfordert und genervt sein, wenn so ein junger Hüpfer ständig um sie herumspringt. Wenn man sich für junge Katzen als Partner entscheidet, ist es daher tatsächlich eine gute Idee gleich zwei aufzunehmen – die beiden Jungspunde können dann miteinander spielen und sich so austoben. Hier muss man nur sehr gut aufpassen, dass man die alte Katze – vor lauter Freude an den neuen, verspielten Miezen – keinesfalls vernachlässigt!
Dennoch sollte man sich gut überlegen, ob die alte Katze mit einem gleichaltrigen Gefährten nicht besser bedient wäre – dann haben beide ein ähnliches Energielevel und außerdem ist die verbliebene Mieze bereits an das Zusammenleben mit einem gleichaltrigen Artgenossen gewöhnt. Ein weiterer Pluspunkt: in Tierheimen warten viele ältere Katzen schon lange sehnsüchtig auf ein schönes Zuhause, weil kaum jemand die Adoption einer älteren Samtpfote in Betracht zieht. Das Aufnehmen eines Katzenseniors ist also auf jeden Fall eine gute Tat!
Der Charakter der neuen Zweitkatze
Aber nicht nur das Alter der neuen Partnerkatze ist wichtig – auch deren Charakter ist ganz entscheidend dafür, ob ein Zusammenleben funktionieren wird. Wenn sich Ihre Katze gut mit ihrer alten Gefährtin verstanden hat (gemeinsames Liegen, Putzen, Spielen) ist es ein guter Ansatz, eine Zweitkatze zu suchen, die einen ähnlichen Charakter hat wie die verstorbene Katze. Bei Vierbeinern aus dem Tierheim/Tierschutz helfen die Pfleger üblicherweise auch gerne, eine Katze mit passendem Charakter zu finden.
Option: Pflegekatzen
Natürlich gibt es aber nie eine Garantie: Es kann immer passieren, dass die beiden (bzw. drei) Miezen einfach nicht zusammenpassen. Eine Möglichkeit, das Zusammenleben erst mal auszuprobieren, ist die Aufnahme von Pflegekatzen aus dem Tierschutz – mit der Möglichkeit einer Adoption, wenn sich die Katzen gut verstehen. Falls nicht, finden die neuen Katzen irgendwann bei einer anderen Familie ein neues Zuhause (allerdings kann das natürlich schon eine Weile dauern, diese Option sollte man also idealerweise nur wählen, wenn man die Katzen im schlimmsten Fall auch einige Wochen voneinander trennen kann, z.B. in separaten Bereichen der Wohnung/des Hauses).
Fazit
Insgesamt halte ich es also für eine gute Idee, ein oder zwei neue Partnerkatzen zu adoptieren. Seien Sie aber sehr gründlich und vorsichtig in der Auswahl und holen Sie sich im Zweifel Unterstützung von einem Experten (z.B. einem Verhaltensspezialisten für Katzen).
Gönnen Sie Ihrer Katze außerdem eine angemessene Trauerzeit, um den Verlust zu verarbeiten, bevor Sie neue Miezen adoptieren. Am meisten hilft es ihr in dieser Zeit wahrscheinlich, wenn Sie sich ganz normal verhalten und zur alten Routine zurückkehren – das klingt vielleicht herzlos, schenkt Ihrer Katze aber Halt und Sicherheit. Viel mit ihr zu spielen kann ebenfalls helfen.
Wenn es dann soweit ist, dass eine oder mehrere neue Katzen einziehen, sollten Sie bei der Vergesellschaftung sehr behutsam vorgehen. Führen Sie die Katzen langsam (idealerweise über mehrere Tage) aneinander heran und achten Sie darauf, dass Sie beiden Parteien gerecht werden und keine Seite über der Aufregung vernachlässigen.
Wir drücken Ihnen die Daumen, dass Sie die richtige(n) Partnerkatze(n) finden, und wünschen Ihnen noch viele schöne Jahre mit Ihrer Lilly!
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .