Grundimmunisierung bei Katze unvollständig: Was tun?
Antwort von Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz:
Suchen Sie vollständigen Empfehlungen zum Impfen von Katzen (Grundimmunisierung + Auffrischungsimpfungen)?
Die finden Sie in unserem durch den Medienpreis Tiergesundheit ausgezeichneten Artikel:
Grundimmunisierung: Die Basis für einen guten Schutz!
Gute Frage – und sehr wichtig, denn: eine ausreichende Grundimmunisierung ist der Schlüssel zu einem guten Impfschutz! Und gerade gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche (wogegen mit RCP-Impfstoff immunisiert wird), sollte ja jede Katze – ob Freigänger oder Wohnungskatze – auf jeden Fall gut geschützt sein!
Leider lautet die Antwort auf Ihre Frage: Ja, Sie sollten die Grundimmunisierung unbedingt noch mal wiederholen. Und zwar aus zwei Gründen:
- Es fehlt, wie Sie schon erkannt haben, die dritte Impfung mit 16 Wochen – und die ist ganz, ganz wichtig.
- Außerdem gehört zur Grundimmunisierung auch noch eine Impfung nach einem Jahr.
Die Grundimmunisierung ist bei Ihrem Kater also nicht vollständig – und wahrscheinlich hat er dadurch keinen ausreichenden Impfschutz.
Hintergrundwissen Grundimmunisierung:
Zur Grundimmunisierung gehören mehrere Impfungen in den ersten Lebenswochen (erste Impfung mit 6-8 Wochen, danach weitere im Abstand von 3-4 Wochen) plus eine Impfung nach einem Jahr. Die letzte Impfung in der „frühen Phase“ der Grundimmunisierung sollte dabei – und das ist ganz entscheidend – unbedingt in der 16. bis 20. Lebenswoche erfolgen!
Der Grund dafür ist, dass Katzenwelpen von ihrer Mama sog. maternale Antikörper erhalten (und zwar über die erste Milch, das sogenannte Kolostrum). Dadurch sind sie – im Idealfall – in den ersten Lebenswochen vor gefährlichen Krankheitserregern geschützt. Das ist wichtig, denn das Immunsystem der kleinen Katzenwelpen ist noch nicht vollständig entwickelt und kann sich noch nicht selber wehren.
Die maternalen Antikörper haben aber leider auch einen Nachteil: sie bekämpfen nämlich auch die „Erreger“ im Impfstoff. Dadurch kann es sein, dass das Immunsystem der Kätzchen gar nicht erst mit diesen in Kontakt kommt und sich dementsprechend auch kein Impfschutz ausbilden kann.
Man geht davon aus, dass erst ab der 16. Lebenswoche die maternalen Antikörper bei allen Katzenwelpen sicher soweit abgebaut sind, dass sich auf jeden Fall ein ordentlicher Impfschutz ausbilden kann. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass die letzte Impfung der „frühen Phase“ der Grundimmunisierung erst nach der 16. Lebenswoche stattfindet: nur so kann man sicher sein, dass die Impfung „wirkt“. Bei den Impfungen vor der 16. Lebenswoche kann es sein, dass sie wirkungslos verpuffen und sich kein Impfschutz ausbildet.
Jetzt fragt man sich vielleicht, wieso man dann nicht grundsätzlich erst ab der 16. Lebenswoche impft – das wäre aber fatal für die Katzenwelpen, die nicht so viel Kolostrum abbekommen und dadurch auch nur wenige Antikörper erhalten haben. Bei denen sind diese nämlich deutlich früher abgebaut, so dass sie bis zur Impfung in der 16. Lebenswoche Krankheitserregern ungeschützt ausgeliefert wären.
Da bei Ihrem Kater zwei so wichtige Impfungen fehlen, empfehlen wir Ihnen unbedingt, die Grundimmunisierung wiederholen zu lassen. Denn diese ist wirklich so wichtig, dass man kein Risiko eingehen sollte!
Wenn man bei korrekter Grundimmunisierung später mal eine Wiederholungsimpfung verpasst bzw. ein bisschen verschläft, ist das nicht ganz so tragisch, diese kann man dann einfach nachholen und muss nicht wieder „bei Null“ anfangen (trotzdem sollte man sie natürlich idealerweise nicht verpassen und die empfohlenen Abstände einhalten!).
Wurde dagegen schon bei der Grundimmunisierung „geschlampt“, können alle Auffrischungsimpfungen noch so pünktlich gegeben werden, der Impfschutz wird vermutlich nie richtig gut sein. Und gerade gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche (wogegen der RCP-Impfstoff ja schützt) sollten wirklich alle Katzen gut geschützt sein.
Übrigens: dass die Grundimmunisierung 3 Impfungen erfordert ist nur so halb richtig. Denn erstens gehört ja, wie erwähnt, noch eine weitere Impfung nach 1 Jahr zur Grundimmunisierung dazu und zweitens kann es auch passieren, dass in der „frühen Phase“ (in der es ja wirklich oft 3 Impfungen sind) mehr Spritzen erforderlich sind. Wenn man z.B. in der 6. Lebenswoche anfängt, braucht es mindestens 4 Impfungen (6., 10., 14. und 18. Woche).
Grundimmunisierung bei älteren Katzen
Aber hier eine aufmunternde Nachricht: die Grundimmunisierung bei Katzen über 16 Wochen ist deutlich unkomplizierter als bei kleinen Katzenwelpen! Sie müssen nämlich nur eine Impfung (bei Lebendimpfstoff; bei Totimpfstoffen zwei Impfungen im Abstand von 3-4 Wochen) gefolgt von einer weiteren Impfung nach einem Jahr erhalten. Damit ist die Grundimmunisierung dann schon abgeschlossen. Der Aufwand ist bei Ihrem Kater (v.a. bei Verwendung eines Lebendimpfstoffs) also überschaubar!
Überprüfung des Impfschutzes
Um zu überprüfen, ob Ihre Katze vielleicht doch schon einen ausreichenden Schutz gegen Katzenseuche hat (der P-Anteil im RCP-Impfstoff), können Sie übrigens auch den Antikörpertiter bestimmen lassen. Leider funktioniert das beim Katzenschnupfen-Bestandteil leider nicht. Da müssen Sie die Impfungen auf jeden Fall wiederholen.
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .