Katzen impfen: wann, was und wie oft?

Welche Impfungen brauchen Katzen wirklich? Wie sieht es bei reinen Wohnungskatzen/Hauskatzen aus – z.B. mit den Impfungen gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche, Tollwut und Co? Wann sollte man Katzen bzw. Kitten impfen lassen? Und wollen Tierärzte nur möglichst viel Geld verdienen, wenn Sie jährlich impfen?

Erfahren Sie hier die Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund ums Thema Katzen impfen – von einer unabhängigen Tierärztin, im mit dem Medienpreis Tiergesundheit ausgezeichneten Artikel !

Impfungen bei Katzen: Kein einfaches Thema

Das Thema Impfungen bei Katzen ist kompliziert. Schon bei einer kurzen Suche im Internet stößt man auf zahlreiche unterschiedliche Meinungen dazu, wie oft, gegen was – und ob überhaupt – Katzen geimpft werden sollten. Und dabei sind die Quellen dieser Infos mal mehr, mal weniger zuverlässig.

Medienpreis Tiergesundheit 2020
Ausgezeichnet: Dieser Beitrag erhielt 2020 den Medienpreis Tiergesundheit in Gold vom Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT) und vom Bundesverband praktizierender Tierärzte e.V. (bpt), u.a. weil die Ergebnisse der „gründlichen medizinischen Vorrecherche“ „in besonders herausragender Weise“ so aufbereitet wurden, dass Tierhalter hier alle notwendigen Informationen zum Thema Vorsorge und Schutzimpfung erhalten. 

Als unabhängige Tierärztin, die mit dem Impfen von Katzen keinerlei Geld verdient und dementsprechend „frei von der Leber“ weg schreiben kann, möchte ich versuchen, für Sie etwas Licht ins Dunkel der Katzenimpfungen zu bringen.

Dabei möchte ich in diesem Artikel natürlich genau die Fragen beantworten, die Sie interessieren!

Deshalb habe ich auf Instagram und Facebook im Vorfeld Katzenhalter gefragt, was sie zu diesem Thema gerne wissen wollen. Die Antworten finden Sie natürlich verstreut im Artikel, aber auch am Ende als Liste häufig gestellter Fragen.

Keine Lust zu lesen? Dann können Sie stattdessen (bzw. ergänzend) auch die folgenden zwei Videos ansehen. Darin beantworte ich die wichtigsten Fragen zum Thema Katzen impfen: Welche Impfungen sind nötig, zu welchen Nebenwirkungen kann es kommen, wie oft und wann sollten Katzen geimpft werden und wieso impfen so viele Tierärzte nach wie vor jedes Jahr.

Grundsätzliches zur Impfung von Katzen

Gegen was sollte ich meine Katze impfen lassen?

Welche Impfungen bei einer Katze sinnvoll sind, kann man erst mal gar nicht so pauschal beantworten. Wir Tierärzte unterscheiden bei Impfungen nämlich zwischen sog. „Core-Impfungen“ und „Non-Core-Impfungen“.

Die Core-Impfungen, also Kernimpfungen, sind das absolute Minimum, das bei wirklich allen Katzen erfolgen sollte – ganz egal, ob sie Freigänger sind oder nur drinnen leben. Bei Katzen sind die Core-Impfungen die gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen (bzw. eigentlich gegen 2 Erreger des Katzenschnupfens, aber dazu gleich mehr). Sofern bei Ihrer Katze nicht grundsätzlich etwas gegen Impfungen spricht (bestimmte Krankheiten, Vorgeschichte allergischer Reaktionen auf Impfungen o.ä.), sollten Sie sie also auf jeden Fall gegen diese Krankheiten impfen lassen.

Non-Core-Impfungen sind dagegen nur bei manchen Katzen oder in bestimmten Situationen sinnvoll. Hier gibt es also kein „Schema F“. Stattdessen muss bei jeder Katze individuell entschieden werden, was Sinn macht. Beispiele für Non-Core-Impfungen sind die gegen Tollwut und FeLV („Leukose“).

Für mehr Informationen zu den einzelnen Impfungen und wann sie Sinn machen, einfach weiterlesen!

Impfungen Katze - Übersicht

Wann sollte ich meine Katzen impfen lassen?

Bevor wir uns auf die einzelnen Impfungen stürzen und genauer klären, bei welchen Katzen sie wann sinnvoll sind, müssen wir noch kurz ganz allgemein über die richtigen Zeitpunkte sprechen.

Wie vermutlich jeder Tierbesitzer weiß, wird bei Impfungen zwischen der sogenannten Grundimmunisierung und den Wiederholungsimpfungen (Auffrisch-/Booster-Impfungen) unterschieden.

Die Grundimmunisierung besteht i.d.R. aus mehreren Impfungen, die erst mal einen belastbaren Immunschutz aufbauen. Normalerweise machen wir das schon bei Katzenbabys (Katzenwelpen, Kitten), aber auch ungeimpfte erwachsene Tiere müssen wir erst mal grundimmunisieren.

Meistens besteht die Grundimmunisierung aus mehreren Impfungen kurz nacheinander (bei der Impfung von Kitten gegen Katzenschnupfen z.B. 3-4) sowie aus einer weiteren Spritze ein Jahr später.

Haben Sie sich schon mal gefragt, wieso bei Katzenwelpen für die Grundimmunisierung so viele Impfungen nötig sind? Das erkläre ich Ihnen unten bei „Warum werden Kätzchen zur Grundimmunisierung so oft geimpft?

Bei der Grundimmunisierung sollte man auf keinen Fall „schlampern“ und alles wirklich genau wie empfohlen durchführen – sie ist nämlich absolut entscheidend für einen guten und lange anhaltenden Schutz! Deswegen muss man leider auch nochmal von vorne anfangen, wenn man hier Termine verpasst.

Die Wiederholungsimpfungen sind dann dazu da, den Körper regelmäßig an den Erreger zu „erinnern“ – so bleibt der Immunschutz dann auch langfristig stabil.

Wichtig:

Auch wenn Ihre Katze im Erwachsenenalter nicht jährlich geimpft wird, sollten Sie mit ihr trotzdem unbedingt zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung gehen!

Denken immer dran: Ihre Katze kann Ihnen nicht sagen, wenn ihr etwas fehlt oder sie Schmerzen hat – und oft sind die Anzeichen extrem schwer zu erkennen.

Außerdem gilt bei fast allen Krankheiten: je früher sie erkannt werden, desto einfacher und kostengünstiger können sie auch behandelt werden.

Wie kommen Tierärzte eigentlich auf ihre Impf-Empfehlungen?

Was viele nicht wissen: Wir Tierärzte entscheiden nicht einfach „ins Blaue rein“, was wir wie oft impfen. Stattdessen richten wir uns da nach den Empfehlungen von Experten, die sich mit diesen Themen wesentlich mehr beschäftigen.

In Deutschland ist das maßgebliche, nationale Gremium die StIKo Vet – die ständige Impfkommission Veterinärmedizin. Daneben gibt es aber noch einige weitere namhafte Expertengruppen, die Impfempfehlungen aussprechen – z.B. die WSAVA (World Small Animal Veterinary Association), das ABCD (European Advisory Board on Cat Diseases) und die AAFP (American Association of feline Practioners), aber auch die Medizinische Kleintierklinik der LMU in München (MTK).

Auch ich richte mich in diesem Artikel natürlich nach den Empfehlungen dieser Expertengruppen.

Core-Impfungen: Für alle Katzen

Schauen wir uns jetzt endlich die einzelnen Impfungen an: Wie eben schon erwähnt, sind die einzigen Core-Impfungen bei Katzen die gegen Katzenseuche (felines Panleukopenievirus/Parvovirus) und Katzenschnupfen – oder genauer gesagt gegen zwei Katzenschnupfenerreger: das feline Herpesvirus und das feline Calicivirus.

Katzenseuche

Die Katzenseuche (Feline Panleukopenie, Feline Parvovirose) ist eine hochansteckende Krankheit, die durch das feline Panleukopenievirus (felines Parvovirus) verursacht wird. Vor allem bei Jungtieren kann sie zu einer massiven Darmentzündung und zur Zerstörung der Immunzellen führen und dann leider oft tödlich enden.

Im Impfausweis erkennt man die Impfung gegen Katzenseuche oft am Kürzel „P“ (= Panleukopenie), meist als Teil der Kombination „RCP“.

Die Impfung gilt als sehr wirksam, um Katzen vor Katzenseuche zu schützen.

Auch das Parvovirus von Hunden (canines Parvovirus) kann gelegentlich auf Katzen übertragen werden und zu einer Katzenseuche-Erkrankung führen. Die Impfung schützt Katzen glücklicherweise aber auch vor diesen Erreger.

Die Katzenseuche ist eine richtig fiese Krankheit – wahrscheinlich gibt es keinen Tierarzt, der nicht schon mal einen Katzenwelpen jämmerlich daran sterben gesehen hat.

Zugegeben: bei manchen Katzen verläuft die Infektion tatsächlich symptomlos oder nur mit leichtem Durchfall.

Vor allem bei jungen oder vorerkrankten Katzen kann die Katzenseuche aber auch zu einer schweren Darmentzündung (Enteritis) und zur Zerstörung der Immunzellen führen.

Typische Symptome sind dann Durchfall und Erbrechen (beides kann blutig sein), Fieber, Appetitlosigkeit und Teilnahmslosigkeit. Als Folge einer Blutvergiftung kann es auch zu einem sog. septischen Schock, zum Koma und schließlich zum Tod kommen.

Ohne intensive Behandlung sterben leider 25-90% der schwer erkrankten Katzen.

Wenn sich ungeimpfte, weibliche Katzen während einer Trächtigkeit anstecken (oder deren Katzenwelpen in den ersten drei Lebenswochen), kann es bei den Katzenwelpen auch zu einer Sonderform der Erkrankung kommen: zur felinen Ataxie. Möglicherweise haben Sie dieses Krankheitsbild schon mal auf Instagram, Facebook o.ä. gesehen – die betroffenen Kätzchen bzw. Katzen sehen ein bisschen aus als wären sie betrunken: sie haben Koordinationsschwierigkeiten, zittern bzw. wackeln und zeigen einen typischen, merkwürdigen Gang. Dahinter steckt eine dauerhafte Schädigung des Kleinhirns durch das Virus.

Alle Katzen – ob Freigänger oder Wohnungs-/Hauskatze – sollten unbedingt gegen Katzenseuche geimpft werden. Wir Katzenbesitzer können die Erreger nämlich auch von draußen zu unseren Wohnungs-/Hauskatzen einschleppen!

Die Parvoviren (bzw. Panleukopenieviren) werden nämlich v.a. mit dem Kot ausgeschieden und sind dann in der Umwelt leider sehr stabil: sie können bis zu 1 Jahr lang außerhalb von Katzen überleben und ansteckend bleiben!

Aus diesem Grund stecken sich Katzen meistens an mit Erregern kontaminierten Gegenständen an (z.B. an Katzenklos, Käfigen, Näpfen, Spielzeug).

Aber auch wir Menschen können den Erreger eben in die Wohnung tragen – z.B. wenn wir draußen in alten Katzen- oder Hundekot treten oder eine unerkannt infizierte Katze (oder Hund) streicheln. Deswegen sollten unbedingt auch reine Wohnungs-/Hauskatzen gegen Katzenseuche geimpft werden!

Die Impfung gegen Katzenseuche gilt als sehr zuverlässig – und schützt auch vor dem Parvovirus von Hunden.

Kitten (also Katzenwelpen/Katzenbabys), werden zur Grundimmunisierung zum ersten Mal in der 6.-8. Lebenswoche gegen Katzenseuche geimpft. Danach erfolgen weitere Impfungen im Abstand von je 3-4 Wochen.

Die letzte dieser Impfungen sollte dann unbedingt in der 16. bis 20. Lebenswoche erfolgen – das ist extrem wichtig. Es kann nämlich sein, dass die Impfung erst zu diesem Zeitpunkt „greift“ und die Kitten einen Immunschutz aufbauen können (mehr Informationen dazu finden Sie unten bei „Warum werden Kätzchen zur Grundimmunisierung so oft geimpft?“).

Je nachdem, wann man mit der Grundimmunisierung beginnt, sind in den ersten Lebenswochen also i.d.R. 3-4 Impfungen nötig (Bsp.: Impfung der Katze mit 8 Wochen, 12 Wochen, 16 Wochen).

Abgeschlossen wird die Grundimmunisierung dann durch eine weitere Impfung nach einem Jahr.

Bei erwachsenen Katzen (bzw. bei über 20 Wochen alten Kätzchen), die bisher nicht bzw. nicht korrekt geimpft wurden, sind zur Grundimmunisierung weniger Impfungen nötig.

Die meisten Experten sind der Meinung, dass hier eine Impfung plus eine weitere nach einem Jahr ausreicht (die StIKoVet empfiehlt bei Totimpfstoffen 2 Impfungen plus eine Impfung nach einem Jahr).

Für einen wirksamen Schutz gegen Katzenseuche reicht es aus, Katzen alle 3 Jahre zu impfen.

Möglicherweise sind sogar noch längere Abstände zwischen den Impfungen möglich – Studien zeigen, dass der Immunschutz unter Umständen bis zu 7 Jahre anhalten könnte.

Wer seine Katze also möglichst selten impfen lassen will, kann nach den 3 Jahren statt zu impfen auch den sog. Impftiter (also die Menge der Antikörper im Blut) bestimmen lassen. Wenn noch genügend Antikörper vorhanden sind, kann die Impfung ein Jahr aufgeschoben werden.

Zu diesem Zeitpunkt wird dann wieder untersucht, wie der Impftiter ist. Ist er immer noch hoch genug, wird die Impfung erneut verschoben – und so weiter, bis der Titer irgendwann nicht mehr ausreicht. Erst dann wird wieder geimpft.

Katzenschnupfen (Felines Herpes- und Calicivirus)

Der Katzenschnupfen ist eine nach wie vor weit verbreitete Krankheit, die bei Katzen u.a. zu Atemwegsproblemen, Augenveränderungen sowie Haut- und Schleimhautgeschwüren (v.a. im Maul) führen kann. Dabei kann die Krankheit – je nach Erreger und Katze – eher mild verlaufen, aber auch tödlich enden.

Katze mit Katzenschnupfen

Katzenschnupfen kann durch eine ganze Reihe verschiedener Erreger verursacht werden. Die beiden allerhäufigsten Erreger sind allerdings das feline Herpesvirus (FHV) und das feline Calicivirus (FCV) – und das sind auch die, gegen die wir alle Katzen impfen (Core-Impfungen).

Im Impfausweis erkennt man die Impfung gegen diese beiden Katzenschnupfenerreger meist an den Kürzeln „R“ (= Rhinotracheitis-Virus, ein weiterer Name für das feline Herpesvirus) und „C“ (= Calicivirus), oft als Teil der Kombination „RCP“.

Die Impfung gegen Katzenschnupfen schützt leider nicht sicher vor einer Erkrankung, d.h. auch geimpfte Tiere können Katzenschnupfen bekommen. Trotzdem sollten Katzen unbedingt gegen das Herpes- und Calicivirus geimpft werden – denn die Impfung verhindert zumindest die Entwicklung schwerer Symptome und einen möglicherweise tödlichen Verlauf (ähnlich wie bei einer Grippeimpfung)!

Leider ist der Katzenschnupfen immer noch ein großes Problem (v.a. in Tierheimen, Katzenzuchten und bei streunenden Katzen). Dabei kann die Erkrankung ganz unterschiedlich verlaufen (das ist ein bisschen wie bei Covid-19…):

Manche Katzen werden gar nicht krank. Bei anderen kommts nur zu leichten Schnupfensymptomen, wie Niesen, einer Schniefnase und vielleicht einer leichten Bindehautentzündung mit Augenausfluss.

Und wieder bei anderen wird der Katzenschnupfen leider auch chronisch, so dass i.d.R. milde Symptome (z.B. tränende Augen, Atemgeräusch) mehr oder weniger zum Dauerzustand werden.

Grade bei jungen Kätzchen oder älteren/geschwächten Tieren kann so ein Katzenschnupfen aber auch richtig übel verlaufen und leider auch tödlich enden. Typisch sind dann oft schwere Atemnot (die Katzen kriegen einfach keine Luft), Fieber, schmerzhafte, offene Geschwüre im Maul, schwere Bindehaut-/Augenentzündungen, die leider auch zur Erblindung führen können, sowie im Fall vom Calicivirus Lahmheiten.

Häufige Symptome bei Katzenschnupfen:

  • Schnupfen-ähnliche Symptome, wie Niesen, Nasenausfluss, erschwerte Atmung
  • Augenausfluss, Hornhautgeschwüre, Bindehautentzündungen, Augenkneifen, Augenentzündung (bis hin zur Erblindung)
  • Appetitlosigkeit & Teilnahmslosigkeit
  • Fieber
  • Speicheln
  • Haut- und Schleimhautgeschwüre (z.B. blutige Geschwüre auf der Zunge, im Rachen, an den Lippen, im Gesicht)
  • Atemnot
  • Husten
  • Lahmheiten (Calicivirus)

Und dann gibts beim Herpesvirus noch die sogenannte Latenz: wenn eine Katze die akute Erkrankung übersteht, dann verschwindet das Virus nämlich nicht ganz. Stattdessen zieht es sich nur ganz tief in den Körper zurück und schläft dort.

Wenn die Katze dann irgendwann z.B. großen Stress hat, kann das Virus aufwachen und wieder zu Katzenschnupfensymptomen führen. Nach einer überstandenen Katzenschnupfenerkrankung kann es so also leider immer mal wieder zu Schnupfen-Symptomen kommen.

Alle Katzen sollten gegen Katzenschnupfen geimpft werden. Wie bei der Katzenseuche können wir die Schnupfenerreger nämlich zu unseren Wohnungs-/Hauskatzen nach Hause bringen.

Meistens werden die Erreger direkt von Katze zu Katze übertragen, z.B. beim Niesen, Husten oder über den Speichel. Aber auch indirekt, also z.B. über kontaminierte Gegenstände, kann sich Ihre Mieze anstecken. Das Calicivirus bleibt in der Umgebung z.B. bis zu einem Monat lang stabil und ansteckend.

Und auch wenn Sie draußen eine andere, scheinbar gesunde Katze streicheln, können Sie den Erreger zu Ihrem Stubentiger mit nach Hause bringen. Es gibt nämlich leider oft Trägertiere, die ganz gesund aussehen und trotzdem ansteckend sind!

Leider schützt die Impfung unsere Katzen nicht vollständig – auch geimpfte Katzen können an Katzenschnupfen erkranken. Wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt, wieso wir dann überhaupt impfen und damit Nebenwirkungen riskieren.

Stellen Sie es sich so vor: Die Impfung ist wie die Schutzausrüstung bei einem Polizisten – also schusssichere Weste, Helm usw. Der Polizist kann trotz dieser Ausrüstung verletzt werden, er ist nicht zu 100% geschützt. Wahrscheinlich würde aber jeder zustimmen, dass die Ausrüstung trotzdem Sinn macht – denn sie schützt ihn vor dem Schlimmsten und verringert das Risiko für Verletzungen.

Bei der Impfung gegen Katzenschnupfen ist das genauso: Sie ist zwar kein vollständiger Schutz, aber in aller Regel verläuft die Krankheit dann wesentlich milder als bei ungeimpften Katzen. Die Symptome sind nicht so stark ausgeprägt und die Sterblichkeit ist auch wesentlich geringer.

Die Impfungen sind also trotz unvollständigem Schutz sehr, sehr wichtig und auch das sehr geringe Risiko für Nebenwirkungen wert.

Eine kleine Einschränkung gibt es allerdings: Leider können die Caliciviren im Körper der Katze mutieren – und manchmal entstehen dabei Erregerstämme, die zu einem sehr schweren, meist tödlichen Verlauf führen (virulent systemic feline calicivirus disease), selbst bei absolut gesunden, erwachsenen Tieren.

Leider helfen unsere aktuellen Impfstoffe nicht gegen diese besondere Art von Calicivirus, so dass auch geimpfte Katzen erkranken können (das ist ein bisschen wie bei einem Raketenwerfer – da schützt auch die beste Schutzweste nicht mehr). Glücklicherweise ist diese schwere Verlaufsform jedoch sehr, sehr selten.

Bei Kitten erfolgt die Grundimmunisierung genauso wie bei der Katzenseuche: Ab einem Alter von 6-8 Wochen werden die Katzenwelpen alle 3-4 Wochen geimpft, wobei die letzte Impfung unbedingt im Alter von 16-20 Wochen erfolgen sollte. Abgeschlossen wird die Grundimmunisierung dann durch eine weitere Impfung nach einem Jahr.

Bei ungeimpften, erwachsenen Katzen (bzw. Katzen, die älter als 4-5 Monate sind) werden zur Grundimmunisierung i.d.R. 2 Impfungen im Abstand von 3-4 Wochen plus eine weitere Impfung nach einem Jahr empfohlen.

Kurz gesagt wird aktuell eine Auffrischimpfung alle 1-3 Jahre empfohlen, wobei im Moment viele Katzen jedes Jahr gegen Katzenschnupfen geimpft werden.

Es gibt allerdings Hinweise, dass unter Umständen ein längerer Abstand ausreichen könnte. Dementsprechend impfen manche Tierärzte auch nur alle 3 Jahre gegen Katzenschnupfen.

Bei der Frage, wie oft erwachsene Katzen gegen Katzenschnupfen geboostert werden sollten, scheiden sich nämlich die Geister (wieso das so ist, erkläre ich unten bei „Wieso impfen viele Tierärzte nach wie vor jährlich?“).

Die StIKo Vet (Ständige Impfkommission Veterinärmedizin) empfiehlt im Moment, Katzen alle 1-3 Jahre zu impfen – abhängig von den Vorgaben des Impfstoffherstellers.

Da es sich bei der StIKo Vet um das in Deutschland maßgebliche Gremium handelt, richten sich viele Tierärzte nach deren Empfehlungen. Und da es meines Wissens in Deutschland aktuell nur einen Impfstoff gibt, der einen dreijährigen Impfabstand zulässt (und bei diesem gibt es angeblich immer mal wieder Lieferprobleme), impfen viele Tierärzte jährlich gegen Katzenschnupfen.

Andere Gruppen (AAFP, Medizinische Kleintierklinik der LMU München) halten es allerdings für ausreichend, Katzen generell nur alle 3 Jahre zu impfen (und gegebenenfalls den Immunschutz speziell vor Situationen mit besonders hohem Infektionsrisiko – z.B. Besuch in einer Katzenpension – zu boostern).

Und schließlich gibt es Expertengruppen (WSAVA, ABCD), die empfehlen, den Abstand vom individuellen Risiko der Katze abhängig zu machen: bei niedrigem Risiko reicht es ihrer Meinung nach alle 3 Jahre zu impfen. Ansonsten – bei höherem Risiko – empfehlen sie die jährliche Impfung.

Mehr Informationen dazu finden Sie unten bei „Wieso impfen viele Tierärzte nach wie vor jährlich?“.

Anders als beim Panleukopenievirus macht es leider keinen Sinn, den Impftiter (also die Menge der Antikörper im Blut) zu bestimmen, um rauszufinden, ob eine Katze geimpft werden sollte oder noch vor Katzenschnupfen geschützt ist. Denn leider scheint der Impftiter nach aktuellem Kenntnisstand nichts über den Schutz der Katze vor den Katzenschnupfen-Erregern auszusagen.

Non-Core-Impfungen: Für manche Katzen

Neben der Katzenseuche und dem Katzenschnupfen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Erkrankungen, gegen die man Katzen impfen kann. Ob diese Impfungen auch sinnvoll sind, hängt allerdings ganz von den individuellen Lebensumständen ab – sie sollten nur bei Katzen erfolgen, die ein besonderes Infektionsrisiko haben. Tierärzte sprechen deswegen auch von Non-Core-Impfungen.

Am besten besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt die Lebensumstände der Katze und entscheiden dann gemeinsam mit ihm, welche Impfungen vorgenommen werden sollten.

Feline Leukämie (FeLV, „Leukose“)

Die Infektion mit dem Felinen Leukämie-Virus (FeLV; umgangssprachlich bzw. veraltet auch als „Leukose“ bezeichnet) ist eine sehr vielschichtige und unter Umständen leider unheilbare, tödliche Krankheit. Sie kann unter anderem zu einer Immunsuppression sowie zu verschiedenen Krebserkrankungen führen.

Dank ausgiebigen Testungen und Impfungen sind in Deutschland mittlerweile „nur“ noch etwa 2% der Katzen betroffen.

Das Feline Leukämie-Virus wird v.a. über den Speichel übertragen. Es ist in der Außenwelt nur kurz (wenige Minuten) stabil, so dass ein Einschleppen zu Wohnungs-/Hauskatzen glücklicherweise sehr unwahrscheinlich ist.

Im Impfausweis erkennt man die Impfung gegen das Feline Leukämie-Virus oft am Kürzel „FeLV“ oder am Wortbestandteil „Leu“ bzw. „Leuco“.

Der Verlauf und die Symptome einer FeLV-Infektion können von Katze zu Katze sehr unterschiedlich sein. Manche Katzen stecken sich an, ohne zu erkranken. Andere wiederum zeigen erst mal keine oder nur milde Symptome, nach mehreren Monaten oder Jahren bricht die Erkrankung dann aber aus.

Die wichtigste Folge einer FeLV-Infektion ist eine Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems). Dadurch können bei ihnen Bakterien, Viren und andere Erreger zu schweren Erkrankungen führen, die für gesunde Katzen kein Problem sind. So sind Katzen mit FeLV z.B. anfällig für Atemwegserkrankungen oder auch FIP (Feline infektiöse Peritonitis, s.u.).

Krebserkrankungen sind leider ebenfalls eine häufige Folge der FeLV-Erkrankung (z.B. bösartige Lymphome, Leukämie oder Fibrosarkome). Außerdem kann eine FeLV-Infektion aber auch zu Blutarmut oder Blutgerinnungsstörungen führen sowie Autoimmunkrankheiten auslösen (dadurch kann es u.a. zu Augenentzündungen, Gelenksentzündungen oder zu einer Niereninsuffizienz kommen).

Leider gibt es bisher keine Möglichkeit, eine an FeLV erkrankte Katze zu heilen. Die meisten Katzen, die an FeLV leiden, sterben innerhalb von drei bis fünf Jahren, allerdings leben manche Katzen auch bedeutend länger. Eine FeLV-Infektion ist also kein Todesurteil.

Infizierte Katzen scheiden das Virus v.a. mit dem Speichel aus. Glücklicherweise überlebt es in der Umgebung nur einige Minuten lang.

Deswegen ist die „Leukose“ eine typische Krankheit von Katzen, die in engem Kontakt mit anderen, FeLV-infizierten Artgenossen leben. Das Virus wird nämlich v.a. bei der gegenseitigen Fellpflege, beim gegenseitigen Beschnuppern sowie durch Bisse und Kratzer von infizierten Katzen übertragen (außerdem auch im Mutterleib sowie über die Muttermilch).

Ein Einschleppen von FeLV-Erregern zu Wohnungs-/Hauskatzen ist aufgrund seiner kurzen Überlebensfähigkeit in der Umwelt sehr unwahrscheinlich (am ehesten durch Streicheln einer infizierten Katze kurz vor Kontakt mit der eigenen Mieze; durch Händewaschen oder -desinfizieren kann der Erreger aber zerstört werden).

Die Impfung gegen FeLV ist deswegen i.d.R. nur für Katzen sinnvoll, die direkten Kontakt zu infizierten Artgenossen haben könnten. Bei Freigängern wird die Impfung deswegen i.d.R. empfohlen.

Bei Wohnungskatzen kann dagegen meist auf die Impfung verzichtet werden (außer beispielsweise, wenn Katzen mit unklarem FeLV-Status aufgenommen werden sollen, z.B. zur Pflege).

Wenn Ihre Katze bereits mit FeLV infiziert ist, ist die Impfung zwar nicht schädlich, bringt aber auch nichts. Deswegen wird empfohlen vor der Impfung einen FeLV-Test durchzuführen.

Junge Katzen sind am anfälligsten für FeLV. Bei älteren Katzen könnte dagegen eine gewisse „Altersresistenz“ gegenüber FeLV vorliegen, so dass sie bei Kontakt zu FeLV deutlich seltener erkranken. Bei Katzen über 7 Jahren sollte deswegen gut abgewogen werden, ob die Impfung sinnvoll ist (abhängig von den Lebensumständen und dem Infektionsrisiko der Katze).

Die Impfung schützt relativ gut vor einer Erkrankung an FeLV, aber nicht zu 100%. Deswegen wird auch empfohlen, keine Katzen mit FeLV in einen Haushalt mit FeLV-freien Katzen zu bringen – selbst, wenn diese geimpft sind!

Zur Grundimmunisierung werden Katzen (egal ob Kitten oder erwachsene Katze) zweimal im Abstand von 3-4 Wochen sowie nochmal nach einem Jahr geimpft. Dabei sollte die 1. Impfung bei Katzenwelpen nicht vor der 8. Lebenswoche erfolgen (die Medizinische Kleintierklink empfiehlt bei Katzenwelpen Impfungen in der 16. und 20. Lebenswoche sowie nach 1 Jahr).

In Deutschland wird von der StIKo Vet sowie von der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München empfohlen, Katzen nur alle 3 Jahre gegen FeLV zu impfen.

Damit weichen sie von den internationalen Empfehlungen ab (WSAVA: Alle 2-3 Jahre | ABCD: Katzen über 3 Jahre alle 2-3 Jahre | AAFP: Katzen mit geringem Risiko alle 2 Jahre, Katzen mit hohem Risiko jährlich).

Die deutschen Empfehlungen machen für Katzen in Deutschland aber Sinn – denn 1) ist FeLV in Deutschland nicht mehr so weit verbreitet wie in manchen anderen Ländern, 2) besteht eine gewisse Altersresistenz und 3) steht die FeLV-Impfung im Verdacht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Injektions-assoziierten Fibrosarkomen (bösartige Tumore, s.u.) zu bergen.

Deswegen wollen wir Katzen wirklich nur so selten wie möglich impfen – und auch nur solange wie nötig. So empfiehlt die MTK z.B. Katzen über 7 Jahre gar nicht mehr gegen FeLV zu impfen – und auch die StIKo Vet rät dazu sehr genau abzuwägen, ob eine Impfung ab diesem Alter noch sinnvoll ist.

Tollwut

Die Tollwut ist eine tödlich verlaufende Erkrankung, die alle Säugetiere treffen kann. Sie ist von Katzen und Hunden auch auf den Menschen übertragbar (es handelt sich um eine sog. Zoonose). Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei.

Im Impfausweis erkennt man die Impfung gegen Tollwut oft am Kürzel „T“ oder dem Wort „Rabies“ (engl.: Tollwut).

Die Tollwut ist eine sehr schwere, auch für Menschen fast immer tödlich endende Krankheit. In Deutschland ist der typische Wirt und Überträger für die klassische Tollwut der Fuchs. Daneben gibt es aber auch noch die Fledermaustollwut, die durch ein etwas anderen Erreger verursacht wird.

Das Tollwutvirus befällt das Nervensystem und das Gehirn der Katze und führt nach einigen Wochen bis Monaten zum Tod der infizierten Katze. Typische Tollwutsymptome sind Verhaltensveränderungen (z.B. Aggressivität), Lichtscheue, Speicheln, Lähmungen und Krämpfe. Im Endstadium kommt es dann zu Koma und Tod.

Bei welchen Katzen die Impfung sinnvoll ist, ist gar nicht so leicht zu sagen – insbesondere auch deshalb, weil die Tollwut-Impfung im Verdacht steht, häufiger als andere Impfungen zu einem Injektions-assoziierten Fibrosarkom zu führen (s.u.). Dementsprechend sollte besonders gut abgewogen werden, ob man seine Katze impft.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ihre Katze in Deutschland mit Tollwut infiziert ist nämlich sehr, sehr gering – selbst, wenn sie Freigänger ist. Denn wie schon erwähnt, gilt Deutschland als tollwutfrei.

Vielleicht fragt sich der ein oder andere jetzt, wie es denn mit der Fledermaustollwut aussieht – die gibt es in Deutschland schließlich immer noch. Allerdings war das letzte Mal, dass in Europa jemand daran gestorben ist, 2002. Außerdem gibt es keine Berichte von Katzen oder Hunden, die sich durch Beißen oder Fressen einer Fledermaus mit Tollwut angesteckt haben. Es ist also trotz Fledermaustollwut extrem unwahrscheinlich, dass sich Ihre Katze in Deutschland mit Tollwut ansteckt (am ehesten noch an illegal aus dem Ausland eingeführten Tieren, denn nicht alle Länder sind tollwutfrei).

Wieso also ziehen wir dann überhaupt noch in Erwägung, Katzen zu impfen? Es ist so: Erstens endet Tollwut eigentlich immer tödlich und zweitens können auch wir Menschen uns anstecken. Deswegen gibt es ziemlich strenge rechtliche Bestimmungen.

Und da haben wir dann den ersten Grund, wieso eine Impfung Sinn machen kann: Im Falle eines Tollwutverdachts sind geimpfte Katzen einfach bessergestellt:

Wenn Ihre freilaufende Katze nicht geimpft ist und aus irgendeinem Grund unter Tollwutverdacht gerät – z.B. weil sie sich aggressiv verhält und jemanden beißt – kann die Behörde die Tötung Ihrer Katze anordnen. Und das ist natürlich sehr unschön. Anders ist das, wenn Ihre Mieze geimpft ist – denn stehen die Chancen gut, dass der Verdacht fallen gelassen wird.

Wie wahrscheinlich dieser Fall allerdings ist und ob Sie aus diesem Grund Ihre Katzen impfen lassen wollen, müssen Sie leider selbst abwägen.

Ein weiterer Grund für die Impfung kann sein, dass Ihre Katze mit Ihnen ins Ausland reisen oder eine Katzenpension besuchen soll. Je nach Reiseziel bzw. Katzenpension kann es nämlich sein, dass Ihre Katze dann einen gültigen Tollwutimpfschutz braucht – ob das jetzt aus medizinischer Sicht sinnvoll ist oder nicht.

Egal ob Katzenwelpe oder erwachsene Katze: zur Grundimmunisierung ist glücklicherweise nur eine Tollwut-Impfung, gefolgt von einer weiteren Injektion nach einem Jahr, nötig. Bei Kitten sollte die Impfung frühestens in der 12. Lebenswoche stattfinden.

Es kann unter Umständen allerdings trotzdem Sinn machen, Katzen zweimal im Abstand von 3-4 Wochen zu impfen – und zwar dann, wenn Sie vorhaben, mit ihr in bestimmte Länder zu reisen. Manche Länder verlangen für die Einreise nämlich den Nachweis eines bestimmten Tollwut-Titers – die Katze muss also eine „Mindestmenge“ an Antikörpern gegen Tollwut im Blut haben.

Manchmal wird diese Schwelle trotz korrekter Impfung nicht erreicht. Um die Chancen zu erhöhen kann dann eine zweimalige Impfung sinnvoll sein.

Hier ist es ausnahmsweise mal ganz einfach: damit die Impfung Sinn macht, muss man sich genau an die Herstellerangaben halten. Nur dann gilt die Katze nämlich als „korrekt“ geimpft und profitiert von den oben genannten Vorteilen.

Die Impfstoffe sind für Abstände von 1-4 Jahren zugelassen. Damit das Risiko für Nebenwirkungen so gering wie möglich ist, sollte man den Impfstoff idealerweise so auswählen, dass eine Impfung alle 3-4 Jahre ausreicht.

Bordetella bronchiseptica

Das Bakterium Bordetella bronchiseptica (B. bronchiseptica) ist ein weiterer möglicher Erreger des Katzenschnupfens (für mehr Informationen siehe Katzenschnupfen-Impfung, Abschnitt „Was ist Katzenschnupfen?“).

Eine Besonderheit der Impfung gegen Bordetellen ist, dass der Impfstoff nicht gespritzt, sondern in die Nase geträufelt wird. Man erkennt ihn im Impfausweis am Kürzel „Bb“.

Eine Impfung macht nur bei Katzen Sinn, die viel Kontakt mit Artgenossen oder Hunden (diese können ebenfalls mit B. bronchiseptica infiziert sein) haben (z.B. Katzen, die manchmal in Tierpensionen untergebracht werden) oder aus Problembeständen stammen (z.B. Katzen aus Tierheimen oder Katzenzuchten, in denen es schon Erkrankungen mit B. bronchiseptica gab).

Genau wie bei den anderen Katzenschnupfenerregern schützt die Impfung eine Katze nicht sicher vor einer Erkrankung – aber sie verringert die Symptome und klinischen Veränderungen.

Katzen erhalten eine Impfung (frühestens mit 4 Wochen; die MTK empfiehlt die Impfung erst ab der 8. Lebenswoche) sowie eine weitere Impfung nach 1 Jahr.

Soll eine Katze speziell vor einer Situation mit erhöhtem Ansteckungsrisiko geimpft werden (z.B. Aufenthalt in einer Katzenpension), sollte die Impfung mindestens eine Woche davor stattfinden.

Die Impfung sollte bei Bedarf jährlich wiederholt werden.

Chlamydia felis

Bei Chlamydia felis (C. felis) handelt es sich ebenfalls um ein Bakterium, das Katzenschnupfen auslösen kann (für mehr Informationen siehe Katzenschnupfen-Impfung, Abschnitt „Was ist Katzenschnupfen?“).

Im Impfausweis erkennt man die Impfung gegen C. felis teilweise am Kürzel „Ch“.

Bei der Impfung gegen C. felis gilt das gleiche wie bei B. bronchiseptica: nur bei Katzen aus Problembeständen oder mit einem besonders hohen Infektionsrisiko wird eine Impfung empfohlen.

Auch hier gilt – wie bei den anderen Katzenschnupfenerregern –, dass die Impfung nicht vor einer Erkrankung schützt, sondern nur die möglichen Symptome mildert.

Zur Grundimmunisierung werden Katzen zweimal im Abstand von 3-4 Wochen sowie ein weiteres Mal nach einem Jahr geimpft.

Kitten sollten frühestens im Alter von 8-9 Wochen (je nach Herstellerangaben) geimpft werden.

Falls nötig sollte die Impfung gegen C. felis jährlich wiederholt werden.

Feline infektiöse Peritonitis (FIP)

Die FIP (Feline Infektiöse Peritonitis) ist eine von vielen Katzenhaltern und Tierärzten gefürchtete, tödliche Infektionskrankheit. Sie entsteht vermutlich, wenn eigentlich relativ harmlose feline Coronaviren (FCoV) im Körper der Katze mutieren.

Die Impfung richtet sich gegen diese unmutierten Coronaviren (FCoV) und nicht gegen den tödlichen FIP-Verursacher. Dementsprechend handelt es sich eigentlich nicht wirklich um eine „FIP-Impfung“.

Die Impfung gilt als wenig wirksam, so dass sie von den meisten Expertengremien nicht empfohlen wird – nur unter ganz bestimmten Umständen kann die Impfung im Einzelfall Sinn machen.

Die FIP (Feline Infektiöse Peritonitis, auf Deutsch: ansteckende Bauchfellentzündung der Katze) ist eine tödlich verlaufende Infektionskrankheit und leider auch eine häufige Todesursache bei Katzen.

Katzen mit FIP können ganz unterschiedliche Symptome haben, weil die Krankheit zu Entzündungen in vielen verschiedenen Organen führen kann (v.a. Leber, Nieren, Darm, Nervensystem und Augen).

Häufig zeigen erkrankte Katzen nur ganz unspezifische Symptome, wie Fieber und Gewichtsverlust.

Als deutlicher Hinweis für eine FIP gelten dagegen Körperhöhlenergüsse, also Flüssigkeitsansammlungen z.B. in der Bauchhöhle (Aszites) oder in der Brusthöhle (Thoraxerguss). Manchmal haben Katzen deswegen einen ganz dicken Bauch oder Atemnot.

Es kann allerdings z.B. auch zu Gelbsucht (Ikterus), neurologischen Symptomen (z.B. Zittern, Anfälle, ungleich große Pupillen) oder Augenentzündungen kommen.

Die meisten Katzen mit FIP sterben leider bereits einige Tage nach den ersten Symptomen. Manche Katzen leben allerdings auch noch mehrere Wochen bis Monate.

Bis vor kurzem galt die FIP-Erkrankung als nicht heilbar und führte letztlich immer zum Tod der Katze. Seit kurzem wird von einigen Behandlungserfolgen durch ein antivirales Medikament (GS-441524) berichtet, das allerdings noch nicht zugelassen ist (mehr Infos dazu gibt es z.B. hier: https://www.fipfree.de/).

Wie oben schon erwähnt, sind feline Coronaviren (FCoV) die Auslöser der Erkrankung (keine Sorge, sie sind nach allem was wir wissen nicht ansteckend für Menschen und verursachen auch kein Covid-19). Allerdings führt nicht jede Infektion mit FCoV auch zu einer FIP-Erkrankung.

Eigentlich sind feline Coronaviren nämlich recht häufige Erreger, die an sich nur milde bis mittelschwere Magen-Darm-Symptome auslösen. „Nur“ bei etwa 5% aller mit FCoV-infizierten Katzen in Mehrkatzenhaushalten kommt es einer Studie zufolge auch zu FIP.

Dabei spielen möglicherweise die Virusmenge und die individuelle Immunantwort der Katze eine Rolle. Die gängigste Hypothese ist allerdings, dass die Coronaviren bei den betroffenen Katzen mutieren und dadurch so gefährlich werden.

Wenn sich Coronaviren in den Darmzellen vermehren, kann dabei nämlich etwas schiefgehen – so können beispielsweise einzelne Genabschnitte verloren gehen. Als Ergebnis kann ein mutiertes Virus entstehen, das viel aggressiver ist und aus dem Darm in den Körper eindringen kann. Nur ein solches, mutiertes Coronavirus kann laut der Hypothese eine FIP auslösen. Dieses Virus kann sehr wahrscheinlich nicht auf natürlichem Wege auf andere Katzen übertragen werden – das heißt, die FIP an sich ist eigentlich nicht ansteckend.

Allerdings haben Katzen, die sich oft oder ständig mit FCoV anstecken, ein höheres Risiko für eine FIP-Erkrankung – denn bei diesen Katzen vermehren sich im Darm ständig viele Coronaviren. Dadurch steigt auch die Wahrscheinlichkeit für eine Mutation des Erregers.

Deswegen haben Katzen aus Haushalten, in denen mehrere Katzen leben, ein besonders hohes Risiko eine FIP zu entwickeln – denn dort stecken sich alle immer wieder aneinander an. Auch eine Immunschwäche (z.B. durch Stress, Medikamente wie Cortison, Infektionen mit FeLV oder FIV, also „Katzenaids“) steigert die Wahrscheinlichkeit für eine FIP-Erkrankung.

Über die Hälfte aller Katzen mit FIP sind unter 12 Monate alt und etwa 70% sind jünger als 4 Jahre. Junge Katzen haben also ebenfalls ein erhöhtes FIP-Risiko.

Unmutierte Coronaviren werden v.a. mit dem Kot ausgeschieden. Andere Katzen stecken sich dann über die Nasen- oder Maulschleimhaut an. In der Umgebung überleben Coronaviren vermutlich etwa 2 Monate lang. Deswegen können sich auch reine Wohnungs- bzw. Hauskatzen an kontaminierten Gegenständen oder Menschen anstecken.

Wenn eine einzeln gehaltene Wohnungskatze an FIP verstorben ist, sollte drei Monate gewartet werden, bevor neue Katzen ins Haus kommen – so lässt sich das Risiko einer Coronavirus-Ansteckung der neuen Katzen minimieren.

Leider scheint die Impfung Katzen nicht wirklich gut zu schützen.

Nur unter bestimmten Umständen könnte sie möglicherweise Sinn machen: Bei Katzen, die bislang keine Antikörper gegen FCoV hatten, konnte in einer Studie nämlich zumindest eine gewisse Schutzwirkung der Impfung nachgewiesen werden.

Bei Katzen, die bereits schon mal mit FCoV Kontakt hatten und Antikörper entwickelt haben, konnte in anderen Studie dagegen keinerlei Wirksamkeit der Impfung festgestellt werden: die geimpften Katzen erkrankten nicht seltener an FIP als ihre ungeimpften Artgenossen.

Die meisten Expertengremien raten aktuell davon ab, Katzen gegen FIP zu impfen.

Nur in Einzelfällen sollte unter ganz bestimmten Umständen eine Impfung in Erwägung gezogen werden:

  • Eine Impfung macht – wenn überhaupt – nur dann Sinn, wenn eine Katze noch keine Antikörper gegen das feline Coronavirus hat. Denn nur dann kann die Wahrscheinlichkeit einer FIP-Erkrankung möglicherweise ein klein wenig verringert werden. Vor der Impfung sollte also unbedingt der Antikörperspiegel im Blut der Katze gemessen werden.
  • Es macht auch keinen Sinn, Katzen aus einem Haushalt zu impfen, in dem das feline Coronavirus bereits verbreitet (endemisch) ist oder in dem kurz vorher eine Katze an FIP gestorben ist.
  • Katzen unter 16 Wochen sollten nicht gegen „FIP“ geimpft werden, weil das Immunsystem noch nicht gut genug ausgebildet ist. Im schlimmsten Fall könnte das Impfvirus im Körper der Katze sonst mutieren und eine FIP-Erkrankung auslösen.
  • Bei Katzen, deren Immunsystem geschwächt ist, könnte möglicherweise das gleiche Risiko bestehen wie bei Kätzchen unter 16 Wochen.

Falls Katzen gegen FIP geimpft werden sollen, finden zwei Impfungen im Abstand von 3 Wochen statt.

Dabei sollten Katzen auf keinen Fall unter 16 Wochen alt sein und auch die sonstigen bei „Wer sollte geimpft werden?“ genannten Kriterien erfüllen.

Die Wiederholungsimpfungen gegen FIP finden jährlich statt.

Häufige Fragen zu Impfungen bei Katzen

Kann ich die Erreger zu meinen Wohnungskatzen/Hauskatzen einschleppen?

Das kommt natürlich auf den jeweiligen Erreger an, aber grundsätzlich lautet die Antwort: Ja!

Gerade bei den Katzenschnupfen- und Katzenseuche-Erregern ist das leider eine Gefahr, weswegen ja auch grundsätzlich alle Katzen – auch Wohnungs-/Hauskatzen – dagegen geimpft werden sollten.

Die Erreger der Katzenseuche sind in der Umwelt z.B. bis zu einem Jahr überlebensfähig und ansteckend, Calici-Viren immerhin einen Monat lang. Sie können diese Keime u.a. über die Schuhe oder nach dem Streicheln einer infizierten Katze oder eines Hundes auch an Ihren Händen mit nach Hause bringen.

Mehr Informationen dazu finden Sie bei den jeweiligen Impfungen.

Welche Nebenwirkungen sind beim Impfen von Katzen möglich?

Grundsätzlich haben Impfungen bei Katzen ein hervorragendes Sicherheitsprofil.

Dennoch gilt natürlich: Impfungen ganz ohne Risiko gibt es nicht. Auch wenn sie insgesamt sehr sicher sind, kann es beim einzelnen Tier leider auch zu Nebenwirkungen kommen (wenn auch sehr, sehr selten zu schweren Nebenwirkungen).

Allgemeine Krankheitssymptome

Genau wie Menschen, können Katzen nach einer Impfung milde und vorübergehende, allgemeine Krankheitssymptome zeigen (z.B. verringerter Appetit, Schlappheit, Fieber). Das ist in gewisser Weise normal und darauf zurückzuführen, dass sich das Immunsystem – wie erwünscht – mit dem geimpften Erreger beschäftigt.

Wenn diese Symptome länger als ein bis zwei Tage anhalten, sollten Sie allerdings mit Ihrem Tierarzt sprechen.

Bei Impfungen gegen Katzenschnupfen kann es außerdem vorübergehend auch zu milden Schnupfensymptomen kommen (z.B. Niesen, Nasen- und/oder Augenausfluss).

Allergische Reaktionen

In seltenen Fällen kann es einige Minuten bis Stunden nach einer Impfung zu einer allergischen Reaktion kommen – die betroffenen Tiere können dann u.a. Erbrechen, Durchfall, Schwellungen im Gesicht oder Atemprobleme zeigen. Im schlimmsten Fall können Katzen sogar an einer anaphylaktischen Reaktion sterben.

Suchen Sie also sofort einen Tierarzt auf, wenn Sie bei Ihrer Katze nach der Impfung allergische Symptome bemerken!

Glücklicherweise sind (schwere) allergische Reaktionen auf Impfungen sehr selten: vermutlich kommt es bei etwa ein bis fünf von 10.000 Impfungen dazu.

Injektionsassoziiertes Fibrosarkom (Felines Fibrosarkom, Feline Injection Site Sarcoma, FISS)

Die „Nebenwirkung“, die sowohl bei Katzenbesitzern als auch bei Tierärzten zur größten Vorsicht bei Impfungen führt, ist die mögliche Entstehung eines sogenannten Injektions-assoziierten Fibrosarkoms (Felines Fibrosarkom, früher auch Impfassoziiertes Fibrosarkom genannt).

Dabei handelt es sich um einen bösartigen Tumor (Krebs), der Monate bis Jahre nach einer Impfung an der Stelle entstehen kann, wo die Katze gespritzt wurde. Ein Felines Fibrosarkom kann allerdings auch nach jeder anderen Injektion (v.a. von reizenden Medikamenten) entstehen.

Ein Fibrosarkom äußert sich als fester, höckeriger Knoten unter der Haut. Die Prognose bei einem Fibrosarkom ist auch bei umfassender chirurgischer Entfernung des Tumors vorsichtig bis schlecht.

Es wird angenommen, dass es bei ungefähr einer von 10.000 Impfungen zu einem Fibrosarkom kommt. Auch wenn das insgesamt sehr selten ist, ist ein Fibrosarkom für die einzelne Katze und ihren Besitzer natürlich eine Katastrophe. Aus diesem Grund müssen wir versuchen das Risiko so gering wie möglich zu halten. Wie das geht, erfahren Sie unten bei „Was kann ich tun, um das Risiko für ein Felines Fibrosarkom zu verringern?“.

Sind Impfungen dann wirklich das Risiko wert?

Wenn es so schwere Nebenwirkungen gibt – sind Impfungen dann wirklich sinnvoll? Ich und die überwältigende Mehrheit meiner Kollegen sind ganz klar der Meinung: Ja!

Denn wenn wir auf der einen Seite die Risiken vom Impfen und auf der anderen Seite die Risiken vom Nicht-Impfen abwägen, kommen wir zu dem Schluss, dass es die Sache auf jeden Fall wert ist!

Denn erstens könnte das „Nicht-Impfen“ für Ihre Katze übel enden, z.B. mit einer schweren Erkrankung, andauernden, belastenden Schnupfensymptomen oder leider eben auch mit dem Tod.

Und zweitens würden und werden sich die Krankheiten in Deutschland ohne Impfungen weit verbreiten – und unsägliches Leid verursachen.

Glauben Sie mir, wenn Sie mal einen Katzen- oder Hundewelpen jämmerlich an Katzenseuche bzw. Parvo sterben gesehen haben, wenn Sie miterlebt haben, wie ein Katzenbaby um jeden Atemzug ringt und ihm blutiger Speichel aus dem Maul rinnt – und das alles wegen Krankheiten, die durch Impfungen verhindert werden könnten – dann werden Sie uns zustimmen! Die Krankheiten, die wir durch Impfungen verhindern wollen, sind nicht nur harmlose Kinderkrankheiten.

Auf der anderen Seite sind ernste Nebenwirkungen beim Impfen wirklich sehr selten. Es kommt einem vielleicht nicht so vor, weil auf Facebook und Co immer wieder Leute von ganz, ganz schlimmen Nebenwirkungen berichten. Nur denken Sie immer dran, dass nicht alles, was im Internet steht, stimmt – nicht immer haben die vermeintlichen Nebenwirkungen auch tatsächlich was mit der Impfung zu tun.

Wie schon gesagt: Natürlich ist es eine Katastrophe, wenn die eigene Katze von schweren Nebenwirkungen betroffen ist – egal, wie statistisch unwahrscheinlich es war.

Aber trotzdem: Jedes Jahr werden Millionen Katzen geimpft und im Verhältnis dazu sind echte Nebenwirkungen wirklich selten. Ohne Impfungen gäbe es dagegen vermutlich jedes Jahr zehntausende leidender und sterbender Katzenbabys.

Was kann ich tun, um das Risiko für ein Felines Fibrosarkom zu verringern?

Auch wenn injektions-assoziierte Fibrosarkome insgesamt sehr selten sind, müssen und wollen wir natürlich alles tun, um das Risiko möglichst gering zu halten.

Dazu sollten Sie einige Dinge beachten:

  • So selten wie möglich impfen

Wie grade erklärt, sollten Sie als Katzenbesitzer nicht völlig auf Impfungen verzichten – denn das Risiko, dass eine ungeimpfte Katze an einer schweren Infektionskrankheit stirbt, ist immer noch deutlich höher als das Risiko eines Fibrosarkoms!

Es ist aber natürlich absolut gerechtfertigt, in Übereinstimmung mit den aktuellen Impfempfehlungen so selten wie möglich zu impfen – also z.B. Katzenseuche nur alle 3 Jahre statt wie früher jährlich.

Außerdem sollten Sie bei jeder Non-Core-Impfung gemeinsam mit Ihrem Tierarzt genau abwägen, wie wahrscheinlich es ist, dass sich Ihre Katze ansteckt – und ob vielleicht auf die Impfung verzichtet werden kann.

  • Wenn möglich auf risikoreiche Impfstoffe verzichten

Es gibt Hinweise, dass bei der Impfung gegen FeLV und Tollwut ein besonders hohes Risiko für Fibrosarkome besteht. Auch Impfstoffe mit Adjuvantien (Hilfsstoffe, die die Wirksamkeit von Impfstoffen mit abgetöteten Erregern erhöhen) stehen im Verdacht, eher zu Fibrosarkomen zu führen als Adjuvans-freie Impfstoffe.

Heute ist man sich zwar nicht mehr so sicher, was den Zusammenhang angeht, es wird aber grundsätzlich immer noch empfohlen vorsichtshalber lieber adjuvantienfreie Impfstoffe zu verwenden und die Impfung von Tollwut und FeLV besonders gründlich abzuwägen.

  • Auf die richtige Injektionsstelle achten

Die beste Behandlungsmöglichkeit bei einem Fibrosarkom besteht darin, den Tumor sehr, sehr weiträumig zu entfernen – das heißt, je mehr Gewebe um den Tumor herum weggeschnitten werden kann, desto besser ist die Chance auf eine Heilung. Deswegen sollte die Injektionsstelle mit Bedacht gewählt werden.

Früher wurde oft in die Nackenfalte oder zwischen den Schulterblättern gespritzt. Davon wird heute unbedingt abgeraten (das gilt übrigens auch für jede andere Injektion), weil eine weiträumige Tumorentfernung dort praktisch unmöglich ist.

Heute wird eine Impfung unter die Haut der Beine, des Schwanzes oder der Bauchwand empfohlen.

  • 3-2-1-Regel

Behalten Sie die Impfstelle nach der Impfung gut im Auge. So können Sie schon früh erkennen, wenn ein Fibrosarkom entsteht – und je früher es erkannt und entfernt wird, desto besser ist die Prognose.

Wenn Sie bei Ihrer Katze einige Tage nach der Impfung einen kleinen Knubbel oder Knoten an der Impfstelle feststellen, ist das allerdings erst mal kein Grund zur Beunruhigung. In der Regel handelt es sich um eine völlig harmlose Entzündungsreaktion, die von alleine wieder weg geht.

Aber wann sollte man dann doch zum Tierarzt gehen? Bei dieser Entscheidung hilft die 3-2-1-Regel: Wenn der Knubbel an der Impfstelle

  • länger als 3 Monate bleibt oder
  • zu irgendeinem Zeitpunkt größer als 2 cm wird oder
  • 1 Monat nach der Impfung noch größer wird,

dann sollten Sie definitiv zum Tierarzt gehen und den Knubbel anhand einer Gewebeprobe untersuchen lassen. Es könnte sich dann um ein Fibrosarkom handeln.

Warum werden Kätzchen zur Grundimmunisierung so oft geimpft?

Die häufigen Impfungen sind wichtig, weil Kitten bis zur 16. Lebenswoche noch sogenannte „maternale Antikörper“ haben können, also Antikörper von der Mutterkatze. Diese schützen Katzenwelpen in den ersten Lebenswochen vor einer Erkrankung.

Unglücklicherweise können sie aber auch verhindern, dass eine Impfung wirkt. Dabei gilt: Je mehr Antikörper ein Kitten von der Mama bekommen hat, desto länger dauert es, bis sie soweit abgebaut sind, dass eine Impfung erfolgreich ist.

Maternale Antikörper beim Katzenwelpen impfen

Bei manchen Kätzchen endet der mütterliche Schutz schon in der 6. Lebenswoche, so dass sie sich in diesem jungen Alter bereits infizieren und auch erkranken können. Bei anderen Kitten sind die maternalen Antikörper dagegen erst nach 16 Wochen abgebaut.

Weil man bei einem Katzenbaby nicht weiß, wie viele Antikörper es hat und wann der mütterliche Schutz vor der Erkrankung endet, impft man im Zeitraum zwischen der 6. und 16. Wochen mehrmals. Dadurch bekommt die Katze so schnell wie möglich einen Impfschutz, sobald der mütterliche Schutz endet – und die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung sinkt.

Mit 16 – 20 Wochen sollten alle maternalen Antikörper abgebaut sein. Erst dann weiß man sicher, dass eine Impfung wirkt. Deswegen sollte die letzte Injektion unbedingt zu diesem Zeitpunkt stattfinden – ansonsten könnte es passieren, dass ein Kitten bis zur Impfung nach einem Jahr ohne Schutz bleibt.

Schematische Darstellung der maternalen Antikörper bei Welpen und Zusammenhang mit Impfungen

Wieso impfen viele Tierärzte nach wie vor jährlich?

Eine der häufigsten Fragen, die ich rund um die Impfung von Katzen höre, ist: Wieso impfen so viele Tierärzte nach wie vor jährlich? Entspricht das tatsächlich noch dem aktuellen Kenntnisstand? Oder wollen die Tierärzte so nur möglichst viel Geld verdienen?

Ich kann Ihnen vorab schon mal versichern: den allermeisten Tierärzten geht es beim jährlichen Impfen nicht ums Geld verdienen. Tatsächlich gibt es gute Gründe, wieso Tierärzte das immer noch so machen.

Um das erst mal aus dem Weg zu schaffen: es gibt Impfungen, bei denen der jährliche Abstand gar nicht zur Diskussion steht, z.B. gegen die beiden Katzenschnupfenerreger Bordetella bronchiseptica und Chlamydia felis. Da ist der Impfschutz einfach nicht länger haltbar und da können und sollten wir – zumindest mit den aktuell verfügbaren Impfstoffen – auch nicht dran rütteln.

Bei den Impfungen gegen Katzenseuche und die beiden Katzenschnupfenerreger Herpes- und Calicivirus (im Folgenden einfach „gegen Katzenschnupfen“) wird es dagegen tatsächlich interessant.

Klar ist: wir wollen die einzelne Katze so selten wie möglich impfen, um das Risiko für Nebenwirkungen zu minimieren. Aber eben: so selten wie MÖGLICH – wir wollen natürlich trotzdem noch einen guten, belastbaren Impfschutz.

Tierärzte müssen also genau abwägen: wie groß können sie die Abstände machen, ohne dass die Impfung nicht mehr vor einer Infektion schützt.

Die Sache mit der Haftung

Natürlich ist für die Entscheidung der Tierärzte wichtig, was die bereits erwähnten Expertengremien empfehlen.

Und im Falle der Katzenschnupfen-Impfung hält sich die StIKo Vet (ständige Impfkommission Veterinärmedizin) – das maßgebliche, nationale Gremium – leider eher bedeckt: sie empfehlen die Impfung alle 1-3 Jahre, je nach Herstellerangabe.

Meines Wissens nach gibt es auf dem deutschen Markt aktuell aber leider nur einen Impfstoff, der für Impfungen alle 3 Jahre bestimmt ist (und bei diesem gibt es wohl leider immer mal wieder Lieferengpässe, weswegen sich manche Tierärzte für ein Alternativprodukt entscheiden).

Man kann Tierärzten also erst mal keinen Vorwurf daraus machen, wenn sie sich genau an die Vorgaben der Stiko Vet halten und Katzen nach den Herstellerangaben impfen – und das bedeutet eben häufig jährlich.

Das Problem ist nämlich folgendes: Angenommen ein Tierarzt ist mutig und impft eine Katze nur alle drei Jahre – und zwar mit einem Impfstoff, der eigentlich eine jährliche Impfung verlangt –, dann geht die Haftung i.d.R. auf den Tierarzt über. Das heißt wenn die Katze dann krank wird, kann man ihn dafür verantwortlich machen und verklagen.

Und unglücklicherweise könnte sich der Tierarzt in einem Rechtsstreit dann nicht mal auf abweichende „nationalen Empfehlungen“ berufen – schließlich empfiehlt die StIKo Vet die Impfung nach Herstellerangaben.

Es wäre wohl kaum fair, Tierärzten einen Vorwurf draus zu machen, dass sie sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen und das Risiko zum Wohl der Katze auf sich nehmen wollen.

Aber ok, nehmen wir mal an, einem Tierarzt ist das Risiko der Katze wichtiger als sein eigenes Risiko – es gibt nämlich genug Kollegen, bei denen das so ist. Wie sieht die aktuelle Datenlage aus, was ist tatsächlich das Beste für die Katze?

Was ist das Problem mit Studien?

Leider ist das aktuell noch nicht so ganz eindeutig. Es gibt nämlich nur wenige Studien dazu – und irgendwie macht das auch Sinn. Schauen wir uns mal an, wieso.

Angenommen wir wären jetzt Forscher, die herausfinden wollen, ob die Katzenschnupfen-Impfung z.B. 7 Jahre lang schützt – wie würde unser Versuchsaufbau aussehen? Vereinfacht gesagt müssten wir eine aussagekräftige Anzahl an Katzen mindestens 8 Jahre lang komplett isoliert und vor Keimen geschützt in einem Labor halten.

Am Ende des Versuchs würden wir sie dann mit Katzenschnupfen infizieren und schauen, ob die geimpften Katzen im Vergleich zu ihren ungeimpften Artgenossen weniger schlimm erkranken und seltener sterben. Sie müssen zugeben, das ist keine so schöne Vorstellung. Und das nur, um unsere eigenen Katzen etwas seltener dem sowieso schon geringen Risiko für Nebenwirkungen auszusetzen.

Jetzt kann man stattdessen natürlich auch schauen, wie der Immunschutz bei Katzen ist, die ganz normal bei Besitzern zu Hause wohnen. Da gibt’s aber auch Probleme. Schließlich können wir die ja schlecht 7 Jahre lang nicht impfen und dann absichtlich mit Katzenschnupfen infizieren.

Stattdessen müssen wir uns also mit weniger drastischen Untersuchungen behelfen. Zum Beispiel indem wir die Antikörper im Blut, z.B. gegen Caliciviren, messen. In der Theorie entstehen im Körper nach der Impfung schließlich Antikörper – und wenn die Antikörper irgendwann weniger werden, ist auch der Schutz schlechter.

Das Problem ist aber, dass die Höhe der Antikörpertiter eben nicht immer mit dem Immunschutz korreliert. Antikörpern sind nämlich nicht die einzige „Waffe“ des Immunsystems gegen gefährliche Eindringlinge – es gibt auch Katzen, die keine Antikörper haben und trotzdem vor einer Infektion geschützt sind.

Und dann gibt‘s noch ein ganz allgemeines Problem: Nur weil der Impfstoff von Hersteller A in einer Studie einen 3-jährigen Impfschutz schafft, muss das nicht unbedingt auch für den Impfstoff von Hersteller B gelten. Das heißt, wir müssten diese aufwendigen und teilweise ethisch fragwürdigen Untersuchungen eigentlich für jeden erhältlichen Impfstoff durchführen.

Aber schauen wir uns mal an, was die Studien sagen, die es tatsächlich gibt.

Was sagen die aktuell verfügbaren Studien?

Bei der Impfung gegen Katzenseuche ist die Sache noch relativ klar. Da scheint die Höhe der Antikörper im Blut nämlich tatsächlich recht gut mit dem Immunschutz zu korrelieren und in Studien konnten bis zu 7 Jahre lang schützende Antikörpertiter nachgewiesen werden. Die Impfung scheint nach aktuellem Kenntnisstand also tatsächlich länger als 1 Jahr und vermutlich sogar länger als die aktuell von vielen Experten empfohlenen 3 Jahre zu schützen.

Bei Katzenschnupfen ist die Situation aber leider weniger eindeutig. Denn erstens scheinen die Antikörper nicht so gut mit dem Impfschutz zu korrelieren. Und zweitens schützt die Impfung ja sowieso nicht zu 100% vor einer Infektion – auch geimpfte Katzen können sich anstecken und erkranken, die Erkrankung verläuft dann eben nur deutlich milder. Deswegen schaut man in Studien nicht, ob die geimpften Katzen Symptome entwickeln, sondern wie ausgeprägt sie bei geimpften im Vergleich zu ungeimpften Katzen sind.

Und sowohl beim Calici- als auch beim Herpesvirus gibt es aus diesen Studien Hinweise, dass ein gewisser Impfschutz tatsächlich über mehrere Jahre bestehen bleibt. Allerdings sieht es so aus, als würde dieser im Lauf der Jahre etwas nachlassen, d.h. die Symptome bei einer Infektion sind zwar immer noch geringer als bei ungeimpften Tieren, aber eben stärker ausgeprägt als bei Katzen, die erst vor kurzem geimpft wurden.

Was man jetzt dabei aber nicht vergessen darf – es sind eben nur wenige Studien, die wir zu dem Thema haben und die sind auch noch recht klein.

Und dazu kommt dann eben noch, dass nicht jeder Impfstoff gleich gut wirkt und auch Virenstämme unterschiedlich „bösartig“ sein können. Deswegen sollten wir jetzt auch noch nicht zu viel auf diese Studienergebnisse geben.

Empfehlungen verschiedener Expertengruppen

Das zeigt sich auch in den Empfehlungen der verschiedenen Expertengruppen:

Tabelle mit Empfehlungen verschiedener Expertengremien zur Katzenschnupfenimpfung

Wie Sie sehen gibt’s beim Katzenschnupfen sehr unterschiedliche Empfehlungen. Und manche richten sich sogar nach dem Risiko der individuellen Katze.

Aber was bedeutet eigentlich „hohes Risiko“?

Was hat Einfluss auf das Risiko einer Katze?

Es ist so: ob eine Katze beim Kontakt mit Erregern, wie z.B. Katzenschnupfenviren, krank wird, hängt ab vom Gleichgewicht zwischen dem Immunsystem des Tieres auf der einen Seite und der Menge und der „Bösartigkeit“ (Virulenz) des Erregers auf der anderen Seite.

Das heißt bei der Entscheidung, wie hoch das Risiko einer Katze ist und wie oft sie entsprechend geimpft werden sollte, muss der Tierarzt mehrere Dinge bedenken: Wie gut ist ihr Immunsystem? Wie alt ist sie? Hat sie Vorerkrankungen? Leidet sie unter Stress? Bekommt sie Medikamente? usw.

Andererseits muss er aber auch berücksichtigen, wie oft die Katze mit dem Erreger in Kontakt kommen wird und mit welcher Menge. Dazu muss er die Lebensumstände der Katze kennen. Lebt sie alleine oder mit anderen Katzen oder Hunden zusammen? Ist sie nur drinnen oder darf sie raus (auch wenn es nur an der Leine ist)? Falls sie Freigänger ist, leben viele Katzen in der Umgebung? Sind die wahrscheinlich geimpft oder eher nicht? Wie weit verbreitet ist die Krankheit in der Gegend? Gab es Ausbrüche mit besonders virulenten, also „bösartigen“, Stämmen? usw.

Wenn der Erreger besonders bösartig ist oder die Menge sehr groß, kann die Waagschale nämlich kippen und eine Katze, die z.B. nur alle 3 Jahre geimpft wird, wird krank. Und das gleiche kann auch passieren, wenn der Erreger zwar gleichbleibt, das Immunsystem der Katze aber geschwächt ist.

Ist die jährliche Impfung also nur reine Abzocke oder sogar sinnvoll?

Fassen wir mal zusammen: weder die Leute die sagen, dass Katzen nur alle 3 Jahre gegen Katzenschnupfen geimpft werden sollten, noch die, die für jährlich sind, haben so ganz unrecht. Selbst die Experten sind sich da einfach noch nicht zu 100% sicher. Und wahrscheinlich kommt es eben auch auf das individuelle Risiko Ihrer Katze an und kann gar nicht pauschal gesagt werden.

Eine gesunde Wohnungskatze, die mit keinen anderen Vierbeinern zusammenlebt, kann sehr wahrscheinlich seltener gegen Katzenschnupfen geimpft werden als ein junger Freigänger, der draußen regelmäßig mit anderen Katzen zusammentrifft.

Besprechen Sie also gemeinsam mit Ihrem Tierarzt, welcher Impfabstand bei Ihrer Katze am meisten Sinn macht und sagen Sie ihm offen, wenn Sie lieber seltener impfen würden.

Ich verspreche Ihnen, den meisten Tierärzten geht es beim jährlichen Impfen wirklich nicht ums Geld, sondern sie wollen einfach nur das Beste für Ihr Tier. Und manche Tierärzte sind eben einfach lieber ein bisschen vorsichtig.

Wichtig:

Wie oben schon erwähnt: Auch wenn es bei Ihrer Katze nicht (mehr) nötig sein sollte, sie jährlich zu impfen, sollten Sie mit ihr trotzdem unbedingt zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung gehen!

Denken Sie immer dran, dass Ihre Katze Ihnen nicht sagen kann, wenn ihr etwas fehlt oder sie Schmerzen hat – und oft sind die Anzeichen extrem schwer zu erkennen.

Außerdem gilt bei fast allen Krankheiten: je früher sie erkannt werden, desto einfacher und kostengünstiger können sie auch behandelt werden.

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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