Katzen impfen: wann, was und wie oft?
Welche Impfungen brauchen Katzen wirklich? Wie sieht es bei reinen Wohnungskatzen/Hauskatzen aus – z.B. mit den Impfungen gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche, Tollwut und Co? Wann sollte man Katzen bzw. Kitten impfen lassen? Und wollen Tierärzte nur möglichst viel Geld verdienen, wenn Sie jährlich impfen?
Erfahren Sie hier die Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund ums Thema Katzen impfen – von einer unabhängigen Tierärztin, im mit dem Medienpreis Tiergesundheit ausgezeichneten Artikel !
Impfungen bei Katzen: Kein einfaches Thema
Das Thema Impfungen bei Katzen ist kompliziert. Schon bei einer kurzen Suche im Internet stößt man auf zahlreiche unterschiedliche Meinungen dazu, wie oft, gegen was – und ob überhaupt – Katzen geimpft werden sollten. Und dabei sind die Quellen dieser Infos mal mehr, mal weniger zuverlässig.

Als unabhängige Tierärztin, die mit dem Impfen von Katzen keinerlei Geld verdient und dementsprechend „frei von der Leber“ weg schreiben kann, möchte ich versuchen, für Sie etwas Licht ins Dunkel der Katzenimpfungen zu bringen.
Dabei möchte ich in diesem Artikel natürlich genau die Fragen beantworten, die Sie interessieren!
Deshalb habe ich auf Instagram und Facebook im Vorfeld Katzenhalter gefragt, was sie zu diesem Thema gerne wissen wollen. Die Antworten finden Sie natürlich verstreut im Artikel, aber auch am Ende als Liste häufig gestellter Fragen.
Keine Lust zu lesen? Dann können Sie stattdessen (bzw. ergänzend) auch die folgenden zwei Videos ansehen. Darin beantworte ich die wichtigsten Fragen zum Thema Katzen impfen: Welche Impfungen sind nötig, zu welchen Nebenwirkungen kann es kommen, wie oft und wann sollten Katzen geimpft werden und wieso impfen so viele Tierärzte nach wie vor jedes Jahr.
Grundsätzliches zur Impfung von Katzen
Gegen was sollte ich meine Katze impfen lassen?
Welche Impfungen bei einer Katze sinnvoll sind, kann man erst mal gar nicht so pauschal beantworten. Wir Tierärzte unterscheiden bei Impfungen nämlich zwischen sog. „Core-Impfungen“ und „Non-Core-Impfungen“.
Die Core-Impfungen, also Kernimpfungen, sind das absolute Minimum, das bei wirklich allen Katzen erfolgen sollte – ganz egal, ob sie Freigänger sind oder nur drinnen leben. Bei Katzen sind die Core-Impfungen die gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen (bzw. eigentlich gegen 2 Erreger des Katzenschnupfens, aber dazu gleich mehr). Sofern bei Ihrer Katze nicht grundsätzlich etwas gegen Impfungen spricht (bestimmte Krankheiten, Vorgeschichte allergischer Reaktionen auf Impfungen o.ä.), sollten Sie sie also auf jeden Fall gegen diese Krankheiten impfen lassen.
Non-Core-Impfungen sind dagegen nur bei manchen Katzen oder in bestimmten Situationen sinnvoll. Hier gibt es also kein „Schema F“. Stattdessen muss bei jeder Katze individuell entschieden werden, was Sinn macht. Beispiele für Non-Core-Impfungen sind die gegen Tollwut und FeLV („Leukose“).
Für mehr Informationen zu den einzelnen Impfungen und wann sie Sinn machen, einfach weiterlesen!

Wann sollte ich meine Katzen impfen lassen?
Bevor wir uns auf die einzelnen Impfungen stürzen und genauer klären, bei welchen Katzen sie wann sinnvoll sind, müssen wir noch kurz ganz allgemein über die richtigen Zeitpunkte sprechen.
Wie vermutlich jeder Tierbesitzer weiß, wird bei Impfungen zwischen der sogenannten Grundimmunisierung und den Wiederholungsimpfungen (Auffrisch-/Booster-Impfungen) unterschieden.
Die Grundimmunisierung besteht i.d.R. aus mehreren Impfungen, die erst mal einen belastbaren Immunschutz aufbauen. Normalerweise machen wir das schon bei Katzenbabys (Katzenwelpen, Kitten), aber auch ungeimpfte erwachsene Tiere müssen wir erst mal grundimmunisieren.
Meistens besteht die Grundimmunisierung aus mehreren Impfungen kurz nacheinander (bei der Impfung von Kitten gegen Katzenschnupfen z.B. 3-4) sowie aus einer weiteren Spritze ein Jahr später.
Haben Sie sich schon mal gefragt, wieso bei Katzenwelpen für die Grundimmunisierung so viele Impfungen nötig sind? Das erkläre ich Ihnen unten bei „Warum werden Kätzchen zur Grundimmunisierung so oft geimpft?“
Bei der Grundimmunisierung sollte man auf keinen Fall „schlampern“ und alles wirklich genau wie empfohlen durchführen – sie ist nämlich absolut entscheidend für einen guten und lange anhaltenden Schutz! Deswegen muss man leider auch nochmal von vorne anfangen, wenn man hier Termine verpasst.
Die Wiederholungsimpfungen sind dann dazu da, den Körper regelmäßig an den Erreger zu „erinnern“ – so bleibt der Immunschutz dann auch langfristig stabil.
Wichtig:
Auch wenn Ihre Katze im Erwachsenenalter nicht jährlich geimpft wird, sollten Sie mit ihr trotzdem unbedingt zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung gehen!
Denken immer dran: Ihre Katze kann Ihnen nicht sagen, wenn ihr etwas fehlt oder sie Schmerzen hat – und oft sind die Anzeichen extrem schwer zu erkennen.
Außerdem gilt bei fast allen Krankheiten: je früher sie erkannt werden, desto einfacher und kostengünstiger können sie auch behandelt werden.
Wie kommen Tierärzte eigentlich auf ihre Impf-Empfehlungen?
Was viele nicht wissen: Wir Tierärzte entscheiden nicht einfach „ins Blaue rein“, was wir wie oft impfen. Stattdessen richten wir uns da nach den Empfehlungen von Experten, die sich mit diesen Themen wesentlich mehr beschäftigen.
In Deutschland ist das maßgebliche, nationale Gremium die StIKo Vet – die ständige Impfkommission Veterinärmedizin. Daneben gibt es aber noch einige weitere namhafte Expertengruppen, die Impfempfehlungen aussprechen – z.B. die WSAVA (World Small Animal Veterinary Association), das ABCD (European Advisory Board on Cat Diseases) und die AAFP (American Association of feline Practioners), aber auch die Medizinische Kleintierklinik der LMU in München (MTK).
Auch ich richte mich in diesem Artikel natürlich nach den Empfehlungen dieser Expertengruppen.
Core-Impfungen: Für alle Katzen
Schauen wir uns jetzt endlich die einzelnen Impfungen an: Wie eben schon erwähnt, sind die einzigen Core-Impfungen bei Katzen die gegen Katzenseuche (felines Panleukopenievirus/Parvovirus) und Katzenschnupfen – oder genauer gesagt gegen zwei Katzenschnupfenerreger: das feline Herpesvirus und das feline Calicivirus.
Katzenseuche
Die Katzenseuche (Feline Panleukopenie, Feline Parvovirose) ist eine hochansteckende Krankheit, die durch das feline Panleukopenievirus (felines Parvovirus) verursacht wird. Vor allem bei Jungtieren kann sie zu einer massiven Darmentzündung und zur Zerstörung der Immunzellen führen und dann leider oft tödlich enden.
Im Impfausweis erkennt man die Impfung gegen Katzenseuche oft am Kürzel „P“ (= Panleukopenie), meist als Teil der Kombination „RCP“.
Die Impfung gilt als sehr wirksam, um Katzen vor Katzenseuche zu schützen.
Auch das Parvovirus von Hunden (canines Parvovirus) kann gelegentlich auf Katzen übertragen werden und zu einer Katzenseuche-Erkrankung führen. Die Impfung schützt Katzen glücklicherweise aber auch vor diesen Erreger.
Katzenschnupfen (Felines Herpes- und Calicivirus)
Der Katzenschnupfen ist eine nach wie vor weit verbreitete Krankheit, die bei Katzen u.a. zu Atemwegsproblemen, Augenveränderungen sowie Haut- und Schleimhautgeschwüren (v.a. im Maul) führen kann. Dabei kann die Krankheit – je nach Erreger und Katze – eher mild verlaufen, aber auch tödlich enden.

Katzenschnupfen kann durch eine ganze Reihe verschiedener Erreger verursacht werden. Die beiden allerhäufigsten Erreger sind allerdings das feline Herpesvirus (FHV) und das feline Calicivirus (FCV) – und das sind auch die, gegen die wir alle Katzen impfen (Core-Impfungen).
Im Impfausweis erkennt man die Impfung gegen diese beiden Katzenschnupfenerreger meist an den Kürzeln „R“ (= Rhinotracheitis-Virus, ein weiterer Name für das feline Herpesvirus) und „C“ (= Calicivirus), oft als Teil der Kombination „RCP“.
Die Impfung gegen Katzenschnupfen schützt leider nicht sicher vor einer Erkrankung, d.h. auch geimpfte Tiere können Katzenschnupfen bekommen. Trotzdem sollten Katzen unbedingt gegen das Herpes- und Calicivirus geimpft werden – denn die Impfung verhindert zumindest die Entwicklung schwerer Symptome und einen möglicherweise tödlichen Verlauf (ähnlich wie bei einer Grippeimpfung)!
Non-Core-Impfungen: Für manche Katzen
Neben der Katzenseuche und dem Katzenschnupfen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Erkrankungen, gegen die man Katzen impfen kann. Ob diese Impfungen auch sinnvoll sind, hängt allerdings ganz von den individuellen Lebensumständen ab – sie sollten nur bei Katzen erfolgen, die ein besonderes Infektionsrisiko haben. Tierärzte sprechen deswegen auch von Non-Core-Impfungen.
Am besten besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt die Lebensumstände der Katze und entscheiden dann gemeinsam mit ihm, welche Impfungen vorgenommen werden sollten.
Feline Leukämie (FeLV, „Leukose“)
Die Infektion mit dem Felinen Leukämie-Virus (FeLV; umgangssprachlich bzw. veraltet auch als „Leukose“ bezeichnet) ist eine sehr vielschichtige und unter Umständen leider unheilbare, tödliche Krankheit. Sie kann unter anderem zu einer Immunsuppression sowie zu verschiedenen Krebserkrankungen führen.
Dank ausgiebigen Testungen und Impfungen sind in Deutschland mittlerweile „nur“ noch etwa 2% der Katzen betroffen.
Das Feline Leukämie-Virus wird v.a. über den Speichel übertragen. Es ist in der Außenwelt nur kurz (wenige Minuten) stabil, so dass ein Einschleppen zu Wohnungs-/Hauskatzen glücklicherweise sehr unwahrscheinlich ist.
Im Impfausweis erkennt man die Impfung gegen das Feline Leukämie-Virus oft am Kürzel „FeLV“ oder am Wortbestandteil „Leu“ bzw. „Leuco“.
Tollwut
Die Tollwut ist eine tödlich verlaufende Erkrankung, die alle Säugetiere treffen kann. Sie ist von Katzen und Hunden auch auf den Menschen übertragbar (es handelt sich um eine sog. Zoonose). Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei.
Im Impfausweis erkennt man die Impfung gegen Tollwut oft am Kürzel „T“ oder dem Wort „Rabies“ (engl.: Tollwut).
Bordetella bronchiseptica
Das Bakterium Bordetella bronchiseptica (B. bronchiseptica) ist ein weiterer möglicher Erreger des Katzenschnupfens (für mehr Informationen siehe Katzenschnupfen-Impfung, Abschnitt „Was ist Katzenschnupfen?“).
Eine Besonderheit der Impfung gegen Bordetellen ist, dass der Impfstoff nicht gespritzt, sondern in die Nase geträufelt wird. Man erkennt ihn im Impfausweis am Kürzel „Bb“.
Chlamydia felis
Bei Chlamydia felis (C. felis) handelt es sich ebenfalls um ein Bakterium, das Katzenschnupfen auslösen kann (für mehr Informationen siehe Katzenschnupfen-Impfung, Abschnitt „Was ist Katzenschnupfen?“).
Im Impfausweis erkennt man die Impfung gegen C. felis teilweise am Kürzel „Ch“.
Feline infektiöse Peritonitis (FIP)
Die FIP (Feline Infektiöse Peritonitis) ist eine von vielen Katzenhaltern und Tierärzten gefürchtete, tödliche Infektionskrankheit. Sie entsteht vermutlich, wenn eigentlich relativ harmlose feline Coronaviren (FCoV) im Körper der Katze mutieren.
Die Impfung richtet sich gegen diese unmutierten Coronaviren (FCoV) und nicht gegen den tödlichen FIP-Verursacher. Dementsprechend handelt es sich eigentlich nicht wirklich um eine „FIP-Impfung“.
Die Impfung gilt als wenig wirksam, so dass sie von den meisten Expertengremien nicht empfohlen wird – nur unter ganz bestimmten Umständen kann die Impfung im Einzelfall Sinn machen.
Häufige Fragen zu Impfungen bei Katzen
Kann ich die Erreger zu meinen Wohnungskatzen/Hauskatzen einschleppen?
Welche Nebenwirkungen sind beim Impfen von Katzen möglich?
Sind Impfungen dann wirklich das Risiko wert?
Was kann ich tun, um das Risiko für ein Felines Fibrosarkom zu verringern?
Warum werden Kätzchen zur Grundimmunisierung so oft geimpft?
Wieso impfen viele Tierärzte nach wie vor jährlich?
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .