Blasse Schleimhaut bei Hund und Katze
Blasse Schleimhaut beim Hund bzw. bei der Katze sind ein Symptom, dem immer nachgegangen werden sollte – bei akutem Auftreten kann es sogar auf einen lebensbedrohlichen Schock hinweisen, der sofort behandelt werden muss!
Erfahren Sie hier von einer Tierärztin, welche Ursachen helles Zahnfleisch beim Hund bzw. bei der Katze haben kann und wie Sie sich verhalten sollten!
Beschreibung
Die Schleimhäute von Hunden und Katzen werden von Tierhaltern oft ignoriert – dabei liefern sie wertvolle Informationen über den Kreislauf- und Allgemeinzustand eines Hundes oder einer Katze. Änderungen der Farbe, Feuchtigkeit und sog. Kapillären Füllungszeit können auf ernste Probleme und Krankheiten hinweisen und sollten jeden Tierhalter aufhorchen lassen.
Achtung:
Wenn Ihr Hund oder Ihre Katze sehr blasse oder weiße Schleimhäute hat, zögern Sie nicht und suchen Sie so schnell wie möglich einen Tierarzt auf. Das gilt insbesondere, wenn Ihr Tier sehr schwach oder lethargisch wirkt, erbricht, unter Atemnot leidet, kollabiert oder weitere, schwere Symptome zeigt (siehe unten).
Wie untersuche ich die Schleimhaut bei Hunden und Katzen?
Am einfachsten lässt sich die Schleimhaut im Maul des Hundes bzw. der Katze untersuchen. Heben Sie bei Ihrem Vierbeiner einfach vorsichtig die Lefze hoch, dann können Sie das Zahnfleisch und die Schleimhaut an der Innenseite der Lefze betrachten.
Sollte die Maulschleimhaut bei Ihrem Hund/Ihrer Katze dunkel pigmentiert sein, können Sie alternativ auch die Bindehäute am Auge betrachten. Dazu halten Sie den Kopf Ihres Tieres fest und ziehen ein Augenlid vorsichtig etwas herunter.

Wie sieht gesunde Schleimhaut beim Hund und bei der Katze aus?
Bei gesunden Hunden ist die Schleimhaut z.B. im Maul und an den Augenlidern rosa gefärbt, während sie bei Katzen von Natur aus eine eher blassrosa Farbe hat. Bei manchen Hunden und Katzen kann sie allerdings wie gesagt auch komplett oder teilweise dunkel pigmentiert sein und eine bräunlich-schwarze Farbe haben.
Tipp:
Zugegeben: es kann ganz schön herausfordernd sein, die Schleimhautfarbe richtig einzuschätzen – schließlich sieht man sie sonst i.d.R. nur, wenn das Tier gähnt oder knurrt, faucht bzw. bellt. Deswegen ist es wichtig, sich rechtzeitig vorzubereiten und die normale Schleimhautfarbe beim gesunden Tier kennenzulernen. Nur so können Veränderungen richtig eingeschätzt werden.
Mein Tipp deshalb: Nehmen Sie sich z.B. einmal im Monat Zeit, die Schleimhaut Ihres Hundes oder Ihrer Katze anzusehen – am besten im Rahmen eines „Ganzkörper-Checks“, bei dem Sie Ihr Tier systematisch von Nase bis Schwanz durchchecken.
Ich verspreche Ihnen – es lohnt sich! Nicht nur lernen Sie so die individuellen „Normalbefunde“ Ihres Tieres kennen und erhalten eine Routine, sondern Sie haben auch eine sehr viel höhere Chance, Schmerzen, Krankheiten und gesundheitliche Probleme bei Ihrem geliebten Vierbeiner frühzeitig zu erkennen!
Falls Sie für diese „Untersuchung“ gerne eine Art Anleitung möchten: in meinem E-Book „Home-CheckUp“ zeige ich Ihnen genau, worauf Sie achten sollten und wie bestimmte Untersuchungen funktionieren – ganz kompakt und übersichtlich anhand von vielen Bildern, Videos und Checklisten!

Wie sehen blasse Schleimhäute beim Hund bzw. bei der Katze aus?
Bei Tieren mit blasser Schleimhaut sehen das Zahnfleisch und die Maulschleimhaut heller als normal aus. Bei Hunden wirken sie statt rosa also blassrosa bis elfenbeinweiß oder auch gräulich. Bei Katzen sind sie tendenziell noch etwas heller.
Achtung:
Sollte die Schleimhaut bei Ihrem Tier blass/elfenbeinfarben, gräulich, bläulich, gelb oder auch sehr rot sein, ist das nicht normal. Suchen Sie unbedingt einen Tierarzt auf!


Ursachen von blasser Schleimhaut bei Hund und Katze
Wenn Ihr Hund oder Ihre Katze blasse Schleimhäute bzw. auffallend helles Zahnfleisch hat, kann das theoretisch auf eine Hypothermie (Untertemperatur, i.d.R. <34°C) oder starke Schmerzen/starken Stress hinweisen.
Häufiger liegt aber eine von zwei Hauptursachen vor:
- Anämie (Blutarmut) oder
- Schock.
Anämie
Eine häufige Ursache von blassen Schleimhäuten ist, dass der Hund oder die Katze unter einer sog. Anämie, also Blutarmut, leidet. Das bedeutet, dass im Blut zu wenig rote Blutkörperchen und/oder zu wenig Hämoglobin (Blutfarbstoff) vorhanden sind, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.
Dabei kann eine solche Anämie viele verschiedene Ursachen haben – sie reichen von akuten Blutungen (auch innerlich) über Infektionen und Vergiftungen bis hin zu verschiedenen Organerkrankungen. Dementsprechend kann die Anämie – je nach Hintergrund – auch eher schleichend entstehen oder ganz akut (plötzlich) auftreten (z.B. bei stärkeren Blutungen).
Bei einer chronischen Anämie sind typische weitere Symptome Leistungsschwäche („bewegt sich nicht mehr so gerne“), Müdigkeit und ggf. auch Atemnot/Lufthunger.
Schock
Die zweite Hauptursache von blassen Schleimhäuten bei Hunden und Katzen ist ein akuter Schock. Dabei handelt es sich um ein lebensbedrohliches Kreislaufversagen, bei der die Blut- und damit Sauerstoffversorgung im Gewebe plötzlich so schlecht ist, dass es unbehandelt i.d.R. zum Organversagen und Tod kommt. Die blasse Schleimhaut entsteht hier durch die schlechte Durchblutung des peripheren Gewebes.
Dabei kann ein Schock sehr viele verschiedene Ursachen haben und als Folge verschiedener anderer Notfälle auftreten – z.B. nach starkem Blutverlust, schwerer allergische Reaktion (z.B. auf Bienengift), Magendrehung oder Flüssigkeitsmangel (z.B. bei starkem, anhaltendem Erbrechen/Durchfall).
Oft fällt nach einem solchen Notfall dann auf, dass der betroffene Hund oder die Katze unruhig ist, vielleicht auch zittert und/oder sich übergeben muss. Manchmal starren die Tiere bei einem Schock auch ziellos und abwesend in die Gegend, taumeln und wirken unsicher auf den Beinen.
Im Lauf der Zeit wird der Hund/die Katze dann immer teilnahmsloser und schwächer, bis er oder sie irgendwann kollabiert und bewusstlos wird und schließlich stirbt.
Typische Anzeichen eines Schocks
- Unruhe, Zittern
- Erbrechen
- Taumeln, starrer Blick
- Kühle Extremitäten (Pfoten, Ohren)
- Erhöhte Herzfrequenz und rasender oder schwacher Puls
- Blasse (oder seltener: kräftig rote) Schleimhaut
- Veränderte kapilläre Füllungszeit: >2 oder <1 Sekunde (KFZ, siehe unten)
- Beschleunigte Atmung, später auch flach und langsam
- Teilnahmslosigkeit, Kollaps, Bewusstlosigkeit

Ein „typisches“ Merkmal, dass Ihnen dabei helfen kann, einen Schock zu erkennen, ist die sog. kapilläre Füllungszeit (KFZ). Hierbei handelt es sich um die Dauer, die das Blut braucht, um die Kapillaren – also die kleinsten Blutgefäße – in der Schleimhaut zu füllen. Sie spiegelt also die Durchblutungssituation in der Peripherie wieder, die bei einem Schock dramatisch gestört ist.
Um die KFZ zu bestimmen, drücken Sie mit einem Finger kurz auf das Zahnfleisch im Maul Ihres Tieres. Dadurch pressen Sie das Blut aus den Kapillaren und die Schleimhaut wird dort ganz hell. Nun messen Sie, wie lange es dauert, bis die Schleimhaut wieder wie die Umgebung aussieht. Normalerweise sollte dieser Vorgang 1 bis 2 Sekunden dauern.
Achtung:
Wenn die kapilläre Füllungszeit eindeutig verlängert (> 2 Sek) oder verkürzt (< 1 Sek) ist, ist das ein klarer Hinweis auf einen Schock – zögern Sie nicht und bringen Sie Ihren Hund oder Ihre Katze sofort zum Tierarzt!
Ursachen für blasse Schleimhaut bei Hund & Katze – Übersicht
- Anämie (Blutarmut)
- Blutverlust (äußerliche oder innere Blutungen)
- Autoimmunerkrankung (Autoimmun-hämolytische Anämie, AIHA)
- Infektionen
- Babesiose (Hund)
- Ehrlichiose
- Leishmaniose
- Hämotrope Mykoplasmen (Katze)
- Parasiten (z.B. massiver Befall mit Flöhen oder Würmern im Magen-Darm-Trakt)
- Chronische Erkrankungen, z.B.
- Chronische Niereninsuffizienz
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Hypoadrenokortizismus („Morbus Addison“)
- Vergiftungen (z.B. Zwiebeln, Paracetamol, Östrogen – z.B. aus Salbe von „Frauchen“, Blei, Thallium, Kupfer, Zink)
- Vitamin-/Spurenelementmangel (Vit .B12-Mangel, Vit. B6 Mangel, Eisenmangel)
- Krebserkrankungen (z.B. Lymphom)
- Reaktion auf Medikamente (z.B. Chemotherapie, bestimmte Antibiotika)
- Schock
- Innere oder äußere Blutungen (z.B. nach Autounfall, Rattengiftvergiftung, „geplatztem“ Milztumor)
- Flüssigkeitsverlust bei anhaltendem u./o. starkem Erbrechen/Durchfall (v.a, Welpen stark gefährdet!)
- Magendrehung (Hund)
- Anaphylaktischer Schock als starke allergische Reaktion z.B. auf Bienenstich
- Septischer Schock (Folge einer Blutvergiftung/Sepsis)
- Kardiogener Schock (Herzschock)
- Neurogener Schock (Teil des Nervensystems fällt aus, z.B. bei massivem Trauma)
- Hypothermie (Untertemperatur, innere Körpertemperatur i.d.R. unter 34°C)
- Starke Schmerzen/starker Stress
Dann sollten Sie zum Tierarzt
Wann immer Ihnen bei Ihrem Hund oder Ihrer Katze blasse Schleimhäute auffallen, sollten Sie der Sache unbedingt näher auf den Grund gehen – wie Sie gesehen haben, können sehr ernsthafte Ursachen hinter dem Symptom stecken. Rufen Sie also unbedingt Ihren Tierarzt an und schildern Sie die Situation. Je nach Vorbericht kann es nötig sein, dass Sie Ihr Tier sofort vorstellen.
Dabei gilt: je plötzlicher die blassen Schleimhäute aufgetreten sind und je schlechter es Ihrem Tier insgesamt geht, desto schneller sollten Sie handeln.
Grade bei Schockverdacht sollten Sie nicht zögern und Ihren Hund oder Ihre Katze sofort notfallmäßig zum Tierarzt bringen – es handelt sich um einen ganz akut lebensbedrohlichen Zustand, bei dem es auf jede Minute ankommt! Halten Sie Ihr Tier in diesem Fall unbedingt warm (z.B. durch Zudecken/Einpacken in eine Decke) und bringen Sie es sofort zum nächsten Tierarzt!
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es sich um einen Schock bzw. um einen anderen lebensbedrohlichen Notfall handelt, gilt dabei das Motto: lieber einmal zu viel als zu wenig – schnelles Handeln könnte Ihrem Hund oder Ihrer Katze das Leben retten!
Zusätzliche Symptome, bei denen Sie Ihr Tier sofort zum Tierarzt bringen sollten:
- Veränderte kapilläre Füllungszeit (<1 oder >2 Sekunden)
- Erbrechen, Durchfall, Würgen
- Schwarzer Kot (beim Hund/bei der Katze)
- Blut im Urin (beim Hund/bei der Katze)
- Teilnahmslosigkeit, Lethargie
- Probleme beim Laufen, Schwäche
- Kollaps
- Schwierigkeiten bei der Atmung
- Geschwollener Bauch
- Rötliche oder blaue Flecken (stecknadelkopfgroß oder größere Flecken) irgendwo am Körper (Maulschleimhaut, Bauch, Augen, …)
- Erkennbare Blutungen
- Vorangegangenes Trauma (Unfall oder andere Verletzung)
Untersuchungen und Diagnose bei blasser Schleimhaut
Je nachdem, wie es Ihrem Hund bzw. Ihrer Katze insgesamt geht, wird Ihr Tierarzt ein unterschiedliches Vorgehen wählen – so muss bei einem akuten Schock z.B. alles deutlich schneller gehen als bei einer langsam entstandenen Anämie.
Eine klinische Allgemeinuntersuchung gehört dabei allerdings – zumindest in Kurzform – immer zum Untersuchungsablauf dazu. Vermutet der Tierarzt anschließend einen Schock, steht i.d.R. erstmal die Stabilisierung des Patienten im Vordergrund – z.B. durch Infusionen, Blutstillung und die Gabe von Notfallmedikamenten.
Besteht dagegen der Verdacht auf eine Anämie, wird diese i.d.R. erstmal durch eine Blutuntersuchung bestätigt (Blutbild). Ist sie dann so diagnostiziert, muss nach der Ursache geforscht werden. Dazu können z.B. weitere Blutuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums oder auch Untersuchungen des Urins nötig sein.
Behandlung von Hunden und Katzen mit blasser Schleimhaut
Bei einem Schock erfolgt wie bereits erwähnt zunächst eine intensive Behandlung, um den Hund oder die Katze zu stabilisieren. Hierfür wird i.d.R. eine intensive Flüssigkeitszufuhr mittels Infusionen durchgeführt, der Patient erhält Sauerstoff (z.B. über eine Maske) und es werden diverse Medikamente eingesetzt. Je nach Schockursache sind auch noch weitere, spezifische Maßnahmen nötig, z.B. Bluttransfusionen oder eine Operation (z.B. bei Magendrehung, Milzruptur.)
Auch bei einer ausgeprägten Anämie muss Ihr Tier evtl. erstmal stabilisiert werden – hier kommen ebenfalls Infusionen und Sauerstoffgaben zum Einsatz. Unter Umständen kann es auch nötig sein, eine Bluttransfusion durchzuführen. Die weitere Behandlung richtet sich dann ganz nach der Grundursache.
Das können Sie selbst tun
Wenn Ihr Hund oder Ihre Katze eine deutlich blasse Schleimhaut hat, sollten Sie Ihren Vierbeiner einfach schnell zum Tierarzt bringen – das gilt insbesondere dann, wenn weitere Symptome dazukommen und es Ihrem Tier eindeutig schlecht geht!
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .








