Schmerzen beim Pinkeln und ständiger Harndrang beim Hund

Wenn Ihr Hund ständig pinkeln muss und ihm das weh tut (wenn er also Probleme beim Wasserlassen hat) ist das nicht nur für Sie als Besitzer eine Belastung. Auch für den Hund ist die Situation sehr unangenehm. Meistens steckt zwar eine harmlose Blasenentzündung hinter den Symptomen, trotzdem ist schnelles Handeln wichtig – nicht nur um etwas gegen die Schmerzen des Hundes zu tun, sondern auch weil einige gefährlichere Erkrankungen die Symptome verursachen können!

Beschreibung

Wenn wir Menschen eine Blasenentzündung haben, ist das extrem unangenehm: wir haben ständig das Gefühl ganz, ganz dringend aufs Klo zu müssen – wenn wir dann aber pinkeln, sind es doch nur einige Tropfen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, kommt dazu auch noch ein brennender Schmerz.

Mediziner nennen diese Symptome Pollakisurie (ständiger Harndrang und häufiges Pinkeln, wobei jeweils nur eine kleine Menge Urin abgesetzt wird; die tägliche Gesamtmenge Urin ist nicht erhöht) und Strangurie (Schmerzen beim Urinieren und aktives „Pressen“ beim Pinkeln).

Auch Hunde können an Pollakisurie und Strangurie leiden. Sie wollen dann ständig raus, versuchen immer wieder zu pinkeln, oft kommen aber nur einige Tropfen. Dabei scheint der Urinabsatz für die Hunde auch unangenehm bzw. schmerzhaft zu sein (zu erkennen z.B. an einem aufgekrümmtem Rücken, Winseln, Schmatzen). Manche Hunde scheinen beim Wasserlassen auch richtig zu „pressen“. Es kann auch vorkommen, dass die betroffenen Hunde plötzlich nicht mehr stubenrein sind und in die Wohnung pinkeln.

Achtung, Verwechslungsgefahr!

Wenn Sie „nur“ beobachtet haben, dass Ihr Hund häufiger pinkelt als sonst, kann auch ein anderes Problem als Pollakisurie oder Strangurie, dahinterstecken (z.B. Polyurie/Polydipsie; Inkontinenz). Wir haben für Sie einen Entscheidungsbaum entwickelt, der Ihnen dabei hilft, das „richtige“ Symptom zu identifizieren:

(Der Test öffnet sich in einem neuem Tab, sie bleiben also trotzdem auf dieser Seite.)

Andererseits kann es aber auch sein, dass Ihr Hund stattdessen versucht Kot abzusetzen (z.B. bei einer Verstopfung) und dabei „presst“ (Tenesmus) – das kann ganz ähnlich aussehen wie ständiger Harndrang und Schmerzen beim Urinieren. Allerdings ist der Urinabsatz hierbei in der Regel normal.

Wie kommt es zu ständigem Harndrang und schmerzhaftem Pinkeln?

Der Urin wird bei Hunden genau wie bei Menschen ständig in den Nieren produziert. Von dort gelangt er über die Harnleiter in die Harnblase, wo er erst einmal gesammelt wird. Ist die Blase voll, verspürt der Hund einen Harndrang.

Damit der Hund dann aber auch pinkeln kann, müssen vereinfacht gesagt zwei Muskeln eng zusammenarbeiten: Die Muskulatur in der Wand der Harnblase (Blasenmuskulatur) muss sich zusammenziehen – dadurch wird die Blase zusammengepresst und der Urin aus ihr herausgedrückt. Zusätzlich muss sich allerdings auch der Schließmuskel am Blasenausgang und in der Harnröhre entspannen. Dann kann der Urin über die Harnröhre nach außen abfließen.

Wenn ein Hund Probleme beim Wasserlassen hat, kann dieses System an mehreren Punkten gestört sein:

  • Die Blasenmuskulatur ist zu schwach, um den Urin vollständig aus der Blase zu pressen (z.B. bei einer Schädigung der Muskelfasern durch eine starke Überdehnung der Blase). Dadurch wird beim Pinkeln immer nur ein bisschen Urin abgelassen, so dass die Blase voll bleibt und der Hund immer noch das Gefühl hat „mal zu müssen“.
  • Die Blasenmuskulatur ist überaktiv und zieht sich auch außerhalb des Urinabsatzes immer wieder zusammen (z.B. bei einer Blasenentzündung). Das ist schmerzhaft und weckt beim Hund das Gefühl, dringend pinkeln zu müssen – obwohl die Blase eigentlich leer ist.
  • Das Fassungsvermögen der Blase ist verkleinert (z.B. durch einen großen Tumor bei Harnblasenkrebs). Dadurch reichen schon geringe Mengen Urin für eine volle Blase und Harndrang.
  • Die Harnröhre ist undurchlässig (Harnröhrenverschluss, z.B. bei einer „Verstopfung“ durch einen Harnstein). Nur sehr wenig (oder gar kein) Urin schafft es beim Pinkeln an der Engstelle vorbei. Dadurch bleibt die Blase voll – und der Hund hat immer noch das Gefühl, dringend pinkeln zu müssen.

Ursachen für Probleme beim Wasserlassen (Schmerzen und Harndrang)

Die häufigsten Ursachen für Probleme beim Wasserlassen (Schmerzen beim Pinkeln und häufiger Harndrang; Pollakisurie und Strangurie) beim Hund sind die bakterielle Blasenentzündung und Harnsteine.

Bakterielle Blasenentzündung

Die bakterielle Blasenentzündung (Harnwegsinfektion) ist eine recht häufige Erkrankung, bei der Bakterien in die Blase gelangen und dort zu einer Entzündung führen. Diese ist schmerzhaft und sorgt für ständigen Harndrang. Manchmal schädigen die Bakterien die Harnwege sogar so sehr, dass der Urin blutig wird. Hündinnen sind häufiger von einer Blasenentzündung betroffen als Rüden.

Harnsteine

Harnsteine bzw. Blasensteine können die Blasenwand reizen und so zu Harndrang, Schmerzen und sogar Blut im Urin führen. Sie können aber auch in die Harnröhre abgeschwemmt werden und sie verstopfen. Hunde mit einem solchen Harnröhrenverschluss können teilweise gar nicht urinieren und zeigen oft weitere Symptome wie Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit und Erbrechen. Ein Harnröhrenverschluss ist ein lebensbedrohlicher Notfall: haben Sie den Verdacht, dass Ihr Hund betroffen sein könnte, sollten Sie so schnell wie möglich einen Tierarzt aufsuchen! Harnsteine kommen häufig zusammen mit einer bakteriellen Blasenentzündung vor.

Weitere Ursachen für Probleme beim Wasserlassen und ständigen Harndrang

  • Erkrankungen der Prostata (nur bei Rüden)
    • gutartige Vergrößerung der Prostata (Benigne Prostatahyperplasie)
    • Entzündung der Prostata (Prostatitis)
    • Prostatakrebs
  • Schädigungen des Rückenmarks (z.B. beim Bandscheibenvorfall)
  • Reflex-Dyssynergie (Erkrankung bei Rüden, bei der die Harnblasenmuskulatur und der Schließmuskel nicht korrekt zusammenarbeiten; die Ursache der Erkrankung ist unbekannt)
  • Tumore der Harnwege (Blasenkrebs und Harnröhrenkrebs)
  • Geschädigte Blasenmuskulatur (als Folge einer starken Überdehnung der Blase, wie sie z.B. bei einem Harnröhrenverschluss durch Harnsteine auftreten kann)
  • Verletzung (Trauma) der Harnblase oder Harnröhre (z.B. Harnblasenriss)
  • Verschluss der Harnröhre durch Narben oder Blutgerinnsel
  • Bestimmte Medikamente (z.B. Cyclophosphamid – ein Medikament zur Chemotherapie)
  • Angeborene und erworbene Fehlbildungen der Harnwege
  • Harnröhrenprolaps (Heraustreten der Harnröhrenschleimhaut aus der Harnröhrenöffnung an der Penisspitze)

Dann sollten Sie zum Tierarzt

Wenn Ihr Hund Probleme beim Wasserlassen oder einen ständigen Harndrang hat, sollten Sie den Tierarztbesuch nicht auf die lange Bank schieben. Wer schon mal eine Blasenentzündung hatte, kann das sicherlich gut nachvollziehen!

Besondere Eile ist allerdings geboten, wenn:

  • Die Symptome sehr plötzlich gekommen sind und/oder Ihr Hund sehr schwach, teilnahmslos oder „krank“ wirkt
  • Ihr Hund Schmerzen zu haben scheint
  • Ihr Hund nur sehr wenig oder gar keinen Urin absetzt, so dass die insgesamt an einem Tag abgesetzte Urinmenge geringer ist als normal (Hinweis auf einen lebensbedrohlichen Harnröhrenverschluss)
  • Ihr Hund weitere Symptome, wie z.B. Erbrechen, Durchfall oder Fieber (Körpertemperatur über 39°C), hat
  • Ihr Hund nicht mehr oder nur schlecht frisst
  • Wenn der Urin blutig ist, stinkt oder anders aussieht als sonst

Untersuchungen und Diagnose bei Problemen beim Pinkeln

Üblicherweise wird der Tierarzt zunächst etwas über die Vorgeschichte des Hundes erfahren wollen, z.B. wie oft und wieviel Urin setzt Ihr Hund ab? Stinkt der Urin? Hat er in letzter Zeit Medikamente bekommen?

Danach wird er sich Ihren Hund gründlich anschauen (allgemeine klinische Untersuchung). Besonders wichtig ist für ihn z.B. wie groß die Harnblase ist (ob sie also stark gefüllt oder leer ist) und ob Ihr Hund beim Abtasten des Bauches Schmerzen zeigt. Vor allem bei Rüden wird der Tierarzt vermutlich auch eine rektale Untersuchung (Abtasten des Enddarms und der benachbarten Strukturen mit einem Finger) durchführen. So kann er beispielsweise einen ersten Eindruck gewinnen, ob die Prostata vergrößert ist.

Urinuntersuchung

Bei Problemen beim Wasserlassen, ständigem Harndrang und Schmerzen beim Pinkeln ist eine Untersuchung des Urins besonders wichtig. Um zu überprüfen, ob im Harn Entzündungszellen, Blut und einige andere Stoffe vorhanden sind, wird Ihr Tierarzt meistens einen sog. Urinstick verwenden. Dabei handelt es sich um Papier- oder Plastikstreifen, die über verschiedene, mit bestimmten Chemikalien behandelte Felder verfügen. Wird ein solcher Streifen in den Urin eingetaucht, verfärben sich die einzelnen Felder je nachdem, welche Stoffe im Harn vorhanden sind. So kann der Tierarzt sofort beurteilen, welche Veränderungen im Urin vorliegen.

Zusätzlich wird der Tierarzt meistens das sog. „Urin-spezifische Gewicht (USG)“ bestimmen. Das gibt an, ob der Harn eher wässrig (niedriges USG, Urin hell) oder gut gesättigt (hohes USG, Urin dunkelgelb) ist. Wenn das USG sehr niedrig ist, leidet Ihr Hund möglicherweise eher an einem anderen Symptom, das als Polyurie/Polydipsie bezeichnet wird. Dabei pinkeln die Hunde ebenfalls sehr oft, allerdings in größeren Mengen. Die Trinkmenge ist i.d.R. ebenfalls gesteigert. Es ist wichtig, ganz sicher rauszufinden, welche Symptome vorliegen. Je nachdem kommen nämlich andere Krankheiten als Ursache in Frage.

Meistens wird Ihr Tierarzt auch einen Tropfen des Urins unter dem Mikroskop untersuchen (sog. Harnsediment). Dort kann er sehen, ob und wieviele Bakterien, Entzündungszellen und rote Blutkörperchen im Urin vorhanden sind. Auch andere, speziellere Veränderungen kann er dort erkennen. So können beispielsweise bei Blasenkrebs Krebszellen im Urin vorhanden sein oder bei Blasensteinen Kristalle (die „Vorläufer“ von Harnsteinen).

Wenn der Tierarzt den Verdacht hat, dass Ihr Hund an einer bakteriellen Blasenentzündung leidet, wird er möglicherweise auch eine Urinprobe zur bakteriologischen Untersuchung (BU) in ein Labor einschicken. Damit kann ganz sicher festgestellt werden, ob und welche Bakterien im Urin vorhanden sind und welches Antibiotikum gegen sie hilft. Eine BU kann auch dann Sinn machen, wenn der Tierarzt bei seiner Untersuchung keine Bakterien gefunden hat. Denn manchmal „verstecken“ sich die Keime und sind unter dem Mikroskop nicht zu finden.

Weitere Untersuchungen

Je nachdem, welche Ursache der Tierarzt hinter den Symptomen vermutet, wird er möglicherweise noch weitere Untersuchungen durchführen. Glaubt er beispielsweise, dass Harnsteine die Symptome verursachen, wird er vermutlich Röntgenbilder anfertigen. Vermutet er dagegen z.B. ein Problem mit der Prostata, ist eine Ultraschalluntersuchung sehr hilfreich.

Es kann aber auch sein, dass Ihr Tierarzt eine Blutuntersuchung, also eine Beurteilung des Blutbilds und der Organwerte, durchführen wird.

Findet man trotz all dieser Untersuchungen keine Ursache, müssen möglicherweise noch speziellere Maßnahmen erfolgen, z.B. eine Untersuchung der Harnwege mit Kontrastmittel oder eine Endoskopie der Harnröhre und Blase (Urethroskopie und Zystoskopie).

Das können Sie selbst tun

Vor dem Termin beim Tierarzt können Sie für einige der Untersuchungen zuhause bereits eine Urinprobe sammeln und in einem auslaufsicheren, sauberen Gefäß zum Termin mitbringen.

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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