Hund trinkt viel und pinkelt viel
Ihr Hund trinkt viel? Dafür kann es eine ganz harmlose Ursache geben. Wenn er allerdings zusätzlich viel pinkelt, sollten Sie einen Besuch beim Tierarzt in Erwägung ziehen – denn das Bild „Hund trinkt viel Wasser und pinkelt viel“ ist typisch für einige häufige Erkrankungen!
Beschreibung
Es gibt viele Gründe dafür, wieso ein Hund viel trinkt: Es kann sein, dass er grade einfach mehr Flüssigkeit braucht (z.B. weil ihm sehr warm ist, er sich viel bewegt hat oder an Fieber leidet). Andererseits kann sein Körper aber auch Flüssigkeit verlieren (z.B. bei Durchfall oder Erbrechen). Dann muss er mehr trinken, um den Verlust auszugleichen.
Wenn ein Hund allerdings nicht nur viel trinkt, sondern auch mehr, öfter und/oder länger pinkelt als sonst, kann es sein, dass zwei Symptome dahinterstecken, die Tiermediziner als Polyurie und Polydipsie (PU/PD) bezeichnen.
Dabei steht Polydipsie (griechisch für „viel Durst“) für einen krankhaft gesteigerten Durst. Ein Hund mit Polydipsie trinkt also viel Wasser.
Polyurie (griechisch für „viel Harn“) steht dagegen für eine krankhaft gesteigerte Urinprouktion. Ein Hund mit Polyurie muss also oft raus, pinkelt viel und setzt dabei meistens auch große Mengen Urin ab. Die über den Tag abgesetzte Harnmenge ist dadurch größer als normal.
Es gibt Krankheiten, die primär zu gesteigertem Durst führen. Andere wiederum sorgen dafür, dass ein Hund vermehrt urinieren muss. Weil ein Hund, der viel trinkt, i.d.R. aber auch mehr pinkeln muss (und andersrum ein Hund, der viel pinkelt, auch mehr Durst hat), kommen die Symptome Polyurie und Polydipsie meistens zusammen vor (Ausnahme: erhöhter Flüssigkeitsbedarf oder Flüssigkeitsverlust).
Aus diesem Grund ist es auf den ersten Blick meistens unmöglich zu erkennen, ob dem Bild „Hund trinkt viel und pinkelt viel“ primär eine gesteigerte Urinproduktion (Polyurie) oder ein gesteigerter Durst (Polydipsie) zugrunde liegt. Tierärzte sprechen deswegen vom „Symptomkomplex Polyurie/Polydipsie“ (oder kurz PU/PD).
Weil die betroffenen Hunde so oft und so dringend urinieren müssen, kann es vorkommen, dass sie – obwohl sie stubenrein sind – in die Wohnung pinkeln. Dabei handelt es sich nicht um ein Verhaltensproblem, sondern um eine Folge der Symptome Polyurie/Polydipsie!
Achtung, Verwechslungsgefahr!
Die Polyurie kann leicht mit anderen Symptomen verwechselt werden, bei denen Hunde ebenfalls häufiger pinkeln als sonst. Wir haben für Sie einen interaktiven Test erstellt, der Ihnen dabei hilft, das „richtige“ Symptom zu identifizieren:
(Der Test öffnet sich in einem neuem Tab, sie bleiben also trotzdem auf dieser Seite.)
Wieviel Wasser und Urin ist für Hunde normal?
Generell gilt, dass die normale, „gesunde“ Urinabsatzmenge eines Hundes bei maximal 50 ml pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag liegt (bei einem 10 kg-schweren Hund also max. 500 ml pro Tag).
Aber zugegeben: Es ist nicht ganz einfach, die Urinmenge bei einem Hund zu bestimmen. Deswegen ist es meistens zweckmäßiger die Wasseraufnahme zu beurteilen. Die normale Trinkmenge eines Hundes beträgt i.d.R. etwa 60 ml pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Die allgemein akzeptierte Obergrenze einer „gesunden“ Wasseraufnahme liegt bei maximal 100 ml pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (bei einem 10 kg-schweren Hund also max. 1 Liter pro Tag).
Das Problem ist allerdings, dass sich nicht alle Hunde an diese allgemein akzeptierten Höchstwerte halten: die individuellen Höchstwerte eines Hundes können also niedriger liegen. So kann es sein, dass ein Hund weniger als die Höchstmenge trinkt (z.B. 80 ml pro Kilogramm Körpergewicht), seine Wasseraufnahme aber trotzdem schon krankhaft gesteigert ist.
Es gilt also: wenn Ihr Hund deutlich mehr trinkt oder pinkelt als sonst, könnte das bereits ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. Wenn die Trinkmenge oder Urinmenge dagegen sogar über dem angegebenen Höchstwert liegt, ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt und eine Polyurie/Polydipsie vorliegt.
Allerdings gibt es leider auch hier Ausnahmen: Wie schon erwähnt, gibt es Situationen, in denen der Körper einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf hat (z.B. bei großer Hitze, bei Fieber, in Stresssituationen, nach viel Bewegung). Dann kann es sein, dass die „gesunde“ Trinkmenge höher liegt – das heißt, obwohl der Hund viel trinkt, liegt keine PU/PD vor. Dasselbe gilt für Zustände, bei denen viel Flüssigkeit verloren geht, wie z.B. Erbrechen oder Durchfall. Und auch wenn man von Feuchtfutter auf Trockenfutter umsteigt, kann es zu einem Anstieg der Trinkmenge kommen, ohne dass eine Erkrankung zugrunde liegen muss.
Wie kommt es zum gesteigerten Durst und zur vermehrten Urinproduktion?
Flüssigkeitsregulation bei gesunden Hunden
Für den Körper ist es sehr wichtig, den Flüssigkeitsgehalt des Blutes genau zu überwachen und zu regulieren – denn ein Flüssigkeitsmangel kann schwere Folgen haben und bis zum Tod führen.
Die benötigten Informationen erhält der Körper des Hundes über mehrere „Messstationen“. Dort werden der Flüssigkeitsgehalt des Blutes sowie die Konzentrationen bestimmter Salze (Elektrolyte) im Blut ständig überprüft.
Wird dort festgestellt, dass der Flüssigkeitsgehalt zu niedrig bzw. eine Elektrolytkonzentration zu hoch ist, werden sofort bestimmte Reaktionen ausgelöst. Deren Zweck ist es, den korrekten „Flüssigkeitspegel“ des Blutes wiederherzustellen.
So wird einerseits im Gehirn des Hundes, im sog. Durstzentrum, ein Durstgefühl ausgelöst. Dadurch trinkt der Hund mehr und es gelangt mehr Flüssigkeit über den Magen in den Darm. Dort wird es über die Darmwand aufgenommen und gelangt ins Blut, wo es den Flüssigkeitsgehalt des Blutes schließlich erhöht.
Andererseits veranlassen die Messfühler aber auch die Ausschüttung eines bestimmten Botenstoffs, des sogenannten antidiuretischen Hormons (ADH). ADH teilt den Nieren mit, dass Flüssigkeit gespart und mit dem Urin weniger Wasser ausgeschieden werden soll. Dadurch entsteht weniger Urin, der dafür aber stärker konzentriert ist (einen stark konzentrierten Urin erkennt man an der dunkelgelben Farbe). Als Ergebnis wird weniger Flüssigkeit ausgeschieden und der Flüssigkeitspegel des Blutes steigt an.
Gestörte Flüssigkeitsregulation
Wenn ein Hund ohne erkennbaren Grund viel trinkt und viel pinkelt (mehr, als für ihn normal wäre), ist diese fein abgestimmte Flüssigkeitsregulation bei ihm wahrscheinlich gestört.
Wie schon erwähnt, können hinter dem Bild „Hund trinkt viel Wasser und pinkelt viel“ zwei verschiedene Hauptprobleme stecken: entweder ein primär gesteigerter Durst oder eine primär gesteigerte Urinproduktion.
Primäre Polydipsie
Bei einer primären Polydipsie (= der gesteigerte Durst ist die Ursache für das Bild „Hund trinkt viel und pinkelt viel“) liegt i.d.R. eine Schädigung oder krankhafte Stimulation des Durstzentrums im Gehirn vor.
Es gibt allerdings auch Hunde, die aus psychischen Gründen (z.B. in Stresssituationen, als angewöhnter „Tick“) mehr trinken als eigentlich aus Sicht des Körpers nötig wäre. Bei diesen Hunden findet sich keine körperliche Ursache für das vermehrte Trinken und den gesteigerten Urinabsatz.
Primäre Polyurie
In den meisten Fällen ist allerdings eine primäre Polyurie für das Bild „Hund trinkt viel und pinkelt viel“ verantwortlich – d.h. der gesteigerte Urinabsatz sorgt sekundär dafür, dass Hunde mehr Durst haben und viel trinken.
Dabei kann die Störung an verschiedenen Stellen der Flüssigkeitsregulation liegen:
Ursachen für das Symptom „Hund trinkt viel und pinkelt viel“
Achtung!
Wie schon erwähnt gibt es Situationen, in denen ein Hund viel trinkt, weil er einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf hat, z.B. wenn ihm sehr warm ist, nach intensiver sportlicher Betätigung, bei Fieber oder in Stresssituationen. Auch wenn dem Körper viel Flüssigkeit verloren geht (z.B. bei Erbrechen oder Durchfall) wird der Hund mehr trinken als sonst.
Diese gesteigerte Wasseraufnahme ist nicht krankhaft, sondern im Gegenteil ein sinnvoller Mechanismus, um den Flüssigkeitsmangel auszugleichen! Hunde, die aus diesen Gründen viel trinken, werden i.d.R. allerdings keine Polyurie zeigen, also nicht mehr pinkeln als sonst.
Häufige Ursachen für „Viel trinken und viel pinkeln“ beim Hund
Die häufigsten Ursachen für das Bild „Hund trinkt viel und pinkelt viel“ (Polyurie und Polydipsie) sind
- die chronische Niereninsuffizienz,
- der Hyperadrenokortizismus („Cushing-Syndrom“, „Morbus Cushing“) und
- der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Chronische Niereninsuffizienz
Die chronische Niereninsuffizienz ist eine Erkrankung, bei der sich die Nierenfunktion über längere Zeit (Wochen, Monate oder Jahre) immer weiter verschlechtert. Erst wenn mehr als zwei Drittel der Niere zerstört sind, kommt es zu den typischen Symptomen der Erkrankung: die Hunde trinken viel und setzen häufig große Mengen Urin ab, verlieren Gewicht und zeigen insgesamt einen schlechten Allgemeinzustand. Gelegentlich leiden erkrankte Hunde auch an Erbrechen und Appetitlosigkeit und/oder haben blasse Schleimhäute.
Hyperadrenokortizismus (Cushing-Syndrom)
Beim Hyperadrenokortizismus (häufig auch als Cushing-Syndrom oder Morbus Cushing bezeichnet) kommt es zu einer krankhaft erhöhten Produktion des Stresshormons Cortisol in den Nebennieren. Häufig sind eher kleine Hunde (< 20 kg Körpergewicht) betroffen.
Neben dem „viel Trinken und viel Pinkeln“ zeigen erkrankte Hunde häufig auch einen gesteigerten, fast unstillbaren Hunger (Polyphagie), Hecheln, einen „tonnenförmigen“ Bauch, (Leistungs-) Schwäche, haarlose Hautbereiche (häufig symmetrisch an den Flanken) sowie dunkel verfärbte, teilweise auch dünne Haut.
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Der Diabetes mellitus ist – neben dem Cushing-Syndrom und der Schilddrüsenunterfunktion – eine der häufigsten Hormonerkrankungen des Hundes. Hunde mit Diabetes haben einen Mangel an Insulin. Dadurch kommt es zu einem krankhaften Anstieg des Blutzuckerspiegels.
Neben der Polyurie und Polydipsie fällt bei vielen betroffenen Hunden auf, dass sie abnehmen – obwohl sie einen gesteigerten, fast unstillbaren Hunger (Polyphagie) haben. Gelegentlich entwickeln zuckerkranke Hunde ein stumpfes und schuppiges Fell. Bei manchen Hunden kommt es auch zur Trübung der Augenlinsen (Katarakt = grauer Star) und dadurch zur Erblindung.
Weitere Ursachen
Weitere Ursachen für das Bild „Hund trinkt viel Wasser und pinkelt viel“ (Polyurie/Polydipsie) können sein:
- Medikamente
- Glukokortikoide wie Cortison (z.B. in Form von Prednisolon, Dexamethason)
- Medikamente zur Entwässerung (Diuretika)
- Medikamente zur Behandlung von Epilepsien und Krampfanfällen (Antikonvulsiva)
- Überdosis von Schilddrüsenmedikamenten
- Große Mengen bakterieller Giftstoffe (Toxine, z.B. von Escherichia coli = E. coli) im Körper, z.B. bei
- Gebärmuttervereiterung (Pyometra)
- Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)
- Akute Prostataentzündung (Prostatitis)/Prostataabszess
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Hyperkalzämie (zu viel Kalzium im Blut), z.B. als Folge einer Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus) oder bei Tumoren (Lymphome, Analbeutelkarzinom)
- Vergiftungen, z.B. mit Weintrauben, Rosinen oder Frostschutzmittel (Ethylenglykol)
- Lebererkrankungen
- Leberinsuffizienz
- Leberentzündung (Hepatitis)
- Portosystemischer Shunt (eine Gefäßmissbildung, bei der das Blut nicht durch die Leber fließt und daher nicht entgiftet wird)
- Akutes Leberversagen
- Hypokaliämie (zu wenig Kalium im Blut)
- Akutes Nierenversagen (z.B. als Folge von Vergiftungen, bei Infektionskrankheiten wie Leptospirose, nach einer Unterversorgung der Nieren mit Sauerstoff – z.B. nach Narkosen)
- Glomerulonephritis (bestimmte Art der Nierenentzündung, bei der die sog. Nierenkörperchen betroffen sind)
- Hypoadrenokortizismus („Morbus Addison“)
- Psychisch bedingt (in Stresssituationen oder als angewöhnter „Tick“)
- nach Behandlung eines Harnröhrenverschlusses, z.B. durch Harnsteine (postobstruktive Diurese)
- Natriumarme oder eiweißarme Fütterung
- Erkrankungen des Gehirns
- Trauma (Verletzung)
- Entzündung des Gehirns (Enzephalitis)
- Hormonproduzierende Schilddrüsen-Tumore
- Diabetes insipidus (Erkrankung, bei der ein Mangel oder eine unzureichende Wirkung des antidiuretischen Hormons vorliegt)
Dann sollten Sie zum Tierarzt
Möglichst schnell sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen, wenn:
- die Symptome sehr plötzlich aufgetreten sind und/oder Ihr Hund sehr schwach, teilnahmslos oder „krank“ wirkt
- eine Vergiftung nicht ausgeschlossen werden kann
- weitere Symptome, wie starkes Erbrechen oder Durchfall, auftreten
Wenn Sie sich nicht ganz sicher sind, ob ihr Hund zu viel trinkt und/oder uriniert, können Sie (sofern es Ihrem Hund sonst gut geht) zunächst versuchen, die Trinkmenge über 3-5 Tage zu bestimmen:
Messen Sie die Wassermenge, die Sie ihrem Hund in den Napf geben, in einem Messbecher ab. Nach 24 Stunden messen Sie, wieviel Wasser noch im Napf vorhanden ist. Die Differenz ergibt die getrunkene Flüssigkeitsmenge.
Damit Sie die Trinkmenge möglichst genau beurteilen können, sollten Sie einige Punkte beachten:
Wenn die tägliche Trinkmenge mehrmals über der Obergrenze von 100 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht liegt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass bei Ihrem Hund eine der oben genannten Erkrankungen vorliegt. In diesem Fall sollten Sie unbedingt einen Tierarzt aufsuchen.
Wie oben bereits beschrieben, halten sich manche Hunde jedoch nicht ans Lehrbuch, so dass die Obergrenze Ihres Hundes niedriger liegen könnte. Bei manchen Hunden kann eine Wasseraufnahme von beispielsweise 80 ml pro Kilogramm pro Tag bereits krankhaft gesteigert sein. Wenn Sie also den Eindruck haben, dass Ihr Hund viel trinkt oder pinkelt (oder zumindest mehr als früher), sollten Sie sicherheitshalber einen Tierarztbesuch einplanen – oder zumindest eine Urinprobe Ihres Vierbeiners untersuchen lassen!
Untersuchungen und Diagnose bei Polyurie/Polydipsie
Als erstes wird der Tierarzt Ihnen einige Fragen stellen (z.B. wieviel Ihr Hund trinkt, ob er in letzter Zeit Medikamente bekommen hat oder ob er auch mehr Hunger hat als früher) und eine allgemeine klinische Untersuchung durchführen.
Danach wird er eine – am besten zu Hause gesammelte (s. Abschnitt „Das können Sie selbst tun“) – Urinprobe Ihres Hundes untersuchen. So kann er schnell und einfach herausfinden, ob Sie mit Ihrem Verdacht (nämlich, dass Ihr Hund vermehrt trinkt und pinkelt) richtigliegen.
Einen Messwert, den er im Urin bestimmen wird, ist das sog. „Urin-spezifische Gewicht“ (USG). Dieses gibt an, wie gut der Urin konzentriert ist. Ist das USG normal hoch, liegt i.d.R. keine Polyurie vor – das heißt, es war entweder „falscher Alarm“ oder Ihr Hund leidet an einem anderen, ähnlich aussehenden Problem, wie z.B. Inkontinenz oder Pollakisurie (ständiger Harndrang, z.B. bei Blasenentzündung). Ist das USG dagegen erniedrigt (Wert unter 1.030), ist der Urin tatsächlich zu „wässrig“ (also nicht gut genug konzentriert) und es liegt eine „echte Polyurie“ vor.
Achtung: Wenn mit dem Urin vermehrt Zuckermoleküle ausgeschieden werden (typisch bei Diabetes mellitus), kann es vorkommen, dass das Urin-spezifische Gewicht normal ist, obwohl eine Polyurie vorliegt. Deswegen wird der Tierarzt neben der Messung des Urin-spezifischen Gewichts oft gleichzeitig noch weitere Untersuchungen des Urins veranlassen.
Weitere Untersuchungen zur Feststellung der Ursache
Wenn klar ist, dass ein Hund tatsächlich an einer Polyurie leidet, wird der Tierarzt verschiedene Untersuchungen durchführen, um die Ursache für den Symptomkomplex „Hund trinkt viel und pinkelt viel“ herauszufinden.
So wird er beispielsweise den Urin noch genauer untersuchen. Es kann sein, dass er dafür frischen Urin steril aus der Harnblase entnehmen wird. Dazu pikst er i.d.R. mit einer dünnen Nadel durch die Bauchwand direkt in die Blase und saugt etwas Urin ab (Zystozentese) – keine Sorge, das hört sich dramatischer an als es ist. Für die meisten Hunde ist das nicht schlimmer als eine Impfung.
In vielen Fällen wird der Tierarzt auch eine Blutprobe untersuchen. So kann er z.B. die Nierenwerte kontrollieren und dadurch eine chronische Niereninsuffizienz erkennen. Um ein Cushing-Syndrom zu diagnostizieren, kann es nötig sein, dem Hund ein spezielles Medikament zu verabreichen und in bestimmten Zeitabständen mehrmals Blut abzunehmen.
Eine Ultraschalluntersuchung des Bauches kann ebenfalls hilfreich sein – der Tierarzt kann so u.a. die Nieren und die Nebennieren besser beurteilen.
Manchmal ist es jedoch nicht ganz leicht herauszufinden, was hinter dem Bild „Hund trinkt viel Wasser und pinkelt viel“ steckt. Deswegen kann es sein, dass Ihr Tierarzt darüber hinaus noch weitere Tests und Untersuchungen durchführen muss.
Das können Sie selbst tun
Wie im Abschnitt „Dann sollten Sie zum Tierarzt“ beschrieben, können Sie zuhause bereits die durchschnittliche tägliche Wasseraufnahme Ihres Hundes bestimmen.
Außerdem können Sie vor dem Termin beim Tierarzt schon mal Urin sammeln. Durch die Untersuchung mehrerer zuhause gesammelter Urinproben erhalten Sie bezüglich des Urin-spezifischen Gewichts nämlich die höchstmögliche Aussagekraft. Es kann damit also am besten herausgefunden werden, ob der Urin wirklich zu stark verdünnt ist und eine Polyurie/Polydipsie vorliegt.
Idealerweise sammeln Sie über 2-3 Tage jeweils den ersten Urin des Tages (Morgenurin) sowie je eine weitere Urinprobe pro Tag. Aber auch eine einzelne Urinprobe (idealerweise Morgenurin) ist bereits sehr hilfreich.
Zum Auffangen des Urins eignen sich beispielsweise eine Schöpfkelle oder ein sauber ausgewaschener, trockener Milchkarton/Getränkekarton, den Sie wie im Bild gezeigt zuschneiden. Am besten eignet sich ein Karton mit Drehverschluss – denn über diese Öffnung kann der Urin ganz einfach in ein Aufbewahrungsgefäß umgefüllt werden.
Den aufgefangenen Urin füllen Sie am besten in auslaufsichere Gefäße wie z.B. sauber ausgewaschene und trockene Marmeladengläser. Ihr Tierarzt wird Ihnen aber sicher auch gerne spezielle Gefäße zur Verfügung stellen. Die Urinproben sollten dann mit Datum und evtl. Uhrzeit beschriftet und bis zum Termin beim Tierarzt im Kühlschrank gelagert werden (nicht einfrieren!).
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .