Harnröhrenverschluss bei der Katze

Wenn eine Katze oder ein Kater nicht pinkeln bzw. keinen Urin absetzen kann, handelt es sich um einen absoluten Notfall! Meistens liegt ein sogenannter Harnröhrenverschluss vor. Dabei ist die Harnröhre entweder von innen verstopft oder sie wird von außen zusammengedrückt. Durch die blockierte Harnröhre kann die Katze keinen Urin absetzen und der Harn staut sich zurück. Als Folge kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen!

Lesen Sie hier, wie Sie erkennen, ob Ihre Katze betroffen ist, was die Ursachen sein können und wie ein Harnwegsverschluss behandelt wird.

Harnröhrenverschluss (Katze): Steckbrief

  • Symptome: Katze kann nicht urinieren ODER pinkelt sehr häufig, wobei sie jeweils nur einige Tropfen Urin absetzt; Schmerzen beim Urinieren bzw. beim Versuch Urin abzusetzen; übermäßiges Scharren im Katzenklo
  • Verlauf: Akut
  • Schwere der Erkrankung: Schwer bis sehr schwer
  • Häufigkeit: Gelegentlich
  • Vorkommen: Bei jeder Katze möglich; meistens jedoch bei Katern, v.a. wenn sie mittelalt, kastriert und/oder übergewichtig sind
  • Diagnose: Allgemeinuntersuchung, Röntgen, Ultraschall, Blutuntersuchung
  • Behandlung: Harnröhrenmassage, Katheterisierung, Operation, Infusionen
  • Prognose: Vorsichtig
  • Ansteckungsgefahr: Nicht ansteckend für Tiere oder Menschen
  • Fachgebiet: Innere Medizin

Beschreibung

Ein Verschluss der Harnröhre ist ein akuter, lebensbedrohlicher Notfall! Die Harnblase kann reißen und es kann innerhalb von nur 2-3 Tagen zu einem akuten Nierenversagen kommen.

Betroffene Katzen sollten deswegen so schnell wie möglich zum Tierarzt gebracht und behandelt werden!

Die Harnwege der Katze
Schematische Darstellung der Harnwege der Katze.

Die Harnröhre (Urethra) verbindet die Harnblase mit der Außenwelt. Wenn sie aus irgendeinem Grund nicht mehr durchgängig ist, kann kein Urin mehr abgesetzt werden.

Zu einem solchen Harnröhrenverschluss kann es kommen, wenn die Harnröhre von innen verstopft ist (z.B. durch Harnsteine) oder wenn sie von außen stark zusammengedrückt wird (z.B. durch einen Tumor).

Wenn die Harnröhre komplett blockiert ist und gar kein Urin mehr hindurchgelangt (die Katze also nicht urinieren kann), sprechen Mediziner von einem totalen Harnröhrenverschluss (andere Bezeichnungen sind z.B. Urethraobstruktion, Harnröhrenobstruktion, Harnröhrenblockade oder Harnwegsverschluss).

In manchen Fällen ist die Harnröhre aber auch nur teilweise verstopft bzw. blockiert, so dass noch ein bisschen Urin daran vorbeigelangen kann. In diesem Fall nennt man das einen partiellen Harnröhrenverschluss.

In den allermeisten Fällen tritt ein Verschluss der Harnwege bei Katern auf. Das liegt daran, dass diese eine längere und engere Harnröhre haben als weibliche Katzen. Dadurch kann sie leichter verstopfen.

Was sind die Folgen, wenn eine Katze nicht urinieren kann?

Wenn eine Katze über längere Zeit nicht pinkelt bzw. nicht pinkeln kann, staut sich der Urin zunächst in der Harnblase. Diese wird immer voller und voller und ihre Muskulatur wird überdehnt. Wenn gar nichts mehr hineinpasst, staut sich der Urin noch weiter zurück – und zwar bis in die Nieren.

Folgen einer blockierten Harnröhre bei der Katze
Kann eine Katze nicht urinieren, staut sich der Urin – im schlimmsten Fall bis in die Nieren.

Als Folge einer solchen Harnstauung können mehrere Dinge passieren:

  • Urinvergiftung (postrenale Azotämie/Urämie): Die Nieren sind die „Waschmaschinen“ des Körpers und reinigen das Blut von Abfall- und Giftstoffen. Wenn sich der Urin bis in die Nieren zurückstaut, können sie das Blut nicht mehr ausreichend filtern und die schädlichen Stoffe bleiben im Körper. Es kommt dann zu einer gefährlichen Urinvergiftung. Auch die Blutsalze (Elektrolyte), wie z.B. Kalium und Phosphat, können nicht mehr ausgeschieden werden, so dass deren Anteil im Blut gefährlich hoch ansteigen kann.
  • Akutes Nierenversagen: Wenn der Zustand länger anhält, können die Nieren durch die Urinstauung so stark geschädigt werden, dass es zu einem lebensbedrohlichen akuten Nierenversagen kommt. Bei einem totalen Harnrörenverschluss kommt es dazu schon nach 2-3 Tagen!
  • Schädigung der Harnblasenmuskulatur: Die Harnblasenmuskulatur kann durch die Überdehnung so stark geschädigt werden, dass sie auch nach der Behebung des Harnröhrenverschlusses nicht mehr richtig funktioniert. Diese Muskulatur ist aber dafür zuständig, dass die Blase beim Urinieren zusammengedrückt und der Urin herausgepresst wird. Ist die Muskulatur stark geschädigt, kann die Blase nicht mehr vollständig entleert werden, es bleibt immer ein Rest Urin in der Blase zurück. Als Folgen können unter anderem häufiger und/oder erschwerter Harnabsatz, Blasenentzündungen, Harnsteine und Inkontinenz auftreten.
  • Ruptur der Harnblase oder Harnröhre: Wenn der Druck in der Harnblase oder in der Harnröhre zu groß wird, können sie reißen. Der Urin fließt dann in die Bauchhöhle oder in das Gewebe um die Harnröhre und führt dort zu einer starken Entzündung. Außerdem werden die Abfall- und Giftstoffe aus dem Urin dann wieder ins Blut aufgenommen – eine Urinvergiftung ist die Folge.

Symptome bei Harnröhrenverschluss

Verschiedene Erkrankungen der unteren Harnwege (also Harnblase und Harnröhre) verursachen bei Katzen identische Symptome. Sie werden deswegen zum sogenannten FLUTD-Komplex zusammengefasst (FLUTD = Feline Lower Urinary Tract Disease; mehr Informationen zur FLUTD finden Sie hier). Dabei kann das Krankheitsbild von Katzen ohne Harnröhrenverschluss (z.B. mit einer Blasenentzündung) und Katzen mit (zumindest teilweise) blockierter Harnröhre ganz ähnlich aussehen.

Manchmal ist es deswegen nicht ganz leicht festzustellen, ob eine Katze eine Harnwegsblockade hat oder nicht. Ein hochgradiger Verdacht auf einen Harnröhrenverschluss besteht aber immer dann, wenn:

  • Die Katze nicht urinieren kann, obwohl sie es immer wieder versucht.
  • Die Katze immer wieder nur einige Tropfen Urin absetzt (sodass die insgesamt im Verlauf eines Tages abgesetzte Harnmenge deutlich geringer ist, als normal wäre).
  • Die unten beschriebenen Symptome sehr stark ausgeprägt sind.
  • Die Katze allgemeine Symptome, wie Erbrechen, Appetitlosigkeit, Teilnahmslosigkeit oder eine schnelle, flache Atmung, hat.

Wenn diese Symptome beobachtet werden, handelt es sich um einen Notfall und es sollte so schnell wie möglich ein Tierarzt aufgesucht werden!

Wenn Zweifel bestehen, sollte vor allem bei Katern vorsichtshalber immer davon ausgegangen werden, dass es sich um einen Harnröhrenverschluss handelt!

Katzen, deren Harnröhre teilweise oder vollständig blockiert ist, zeigen meistens die folgenden Symptome:

  • Fehlender Urinabsatz trotz ständiger Absatzversuche (Katze kann nicht urinieren) – die Katzen gehen immer wieder aufs Katzenklo, scharren sehr viel und versuchen zu pinkeln, aber es kommt nichts. Häufig schreien sie dabei.

oder

  • häufiges Pinkeln, wobei jeweils nur einige Tropfen Urin abgesetzt werden (Pollakisurie)

Außerdem

  • Schmerzen beim Urinabsatz bzw. beim Versuch, Urin abzusetzen (erkennbar an Miauen oder Schreien) (Strangurie).
  • Pressen auf Harn – die betroffenen Katzen scheinen beim Pinkeln richtig zu pressen und drücken, um den Urin irgendwie loszuwerden.
  • Blutiger Urin (Hämaturie)
  • Exzessives, übermäßiges Scharren im Katzenklo
  • Übermäßiges Lecken am Genitalbereich
  • Verhaltensänderungen – z.B. Unruhe, Nervosität oder Aggressivität, aber auch Verstecken und Zurückziehen
  • Bauchschmerzen/Schmerzen bei Berührung des Bauches

Wenn die Katze schon länger nicht pinkeln konnte (der Verschluss also bereits länger besteht) und eine Urinvergiftung vorliegt, kommen häufig noch die folgenden Symptome dazu:

  • Teilnahmslosigkeit (Apathie, Lethargie)
  • Schwäche
  • Appetitlosigkeit (Inappetenz)
  • Erbrechen
  • Austrocknung (Dehydration)
  • Schnelle, flache Atmung
  • Untertemperatur (Hypothermie; Körperinnentemperatur unter 38°C) oder Fieber (Körperinnentemperatur über 39°C)

Ursachen von Harnröhrenobstruktionen

Viele verschiedene Erkrankungen können einen Harnröhrenverschluss verursachen. Zu den häufigsten gehören:

Schleimpfropfen (Entzündungspfropfen, urethrale Plugs)

Diese Pfropfen oder „Plugs“ sind stabile, weiche „Stöpsel“, die hauptsächlich aus organischem Material, wie Proteinen (Eiweißen), Schleimhaut- und Entzündungszellen, entstehen. Sie können aber auch Kristalle (die Vorläufer von Harnsteinen) enthalten.

Sie bilden sich in der Harnröhre (Urethra) und führen dort zu einem teilweisen oder vollständigen Verschluss. Es wird angenommen, dass die Schleimpfropfen als Folge einer Entzündung in der Harnröhre entstehen. Sie sind für etwa jeden zweiten Harnwegsverschluss verantwortlich.

Idiopathische FLUTD/idiopathische Blasenentzündung

In vielen Fällen kommt es bei Katzen ohne erkennbare Ursache zu einer Entzündung der Harnblase. Mediziner sprechen in einem solchen Fall von „idiopathischer FLUTD“ – dabei steht FLUTD für „Feline Lower Urinary Tract Disease“, auf Deutsch also „Erkrankung der unteren Harnwege der Katze“, und idiopathisch für „ohne erkennbare Ursache“.

Häufig entsteht bei Katern durch die Erkrankung auch eine Harnröhrenblockade – entweder durch Schleimpfropfen oder durch eine Entzündung der Harnröhre und anhaltende Verkrampfung der Harnröhrenmuskulatur.

Eine idiopathische FLUTD ist in etwa 30% der Fälle die Ursache für eine Harnröhrenobstruktion. Erfahren Sie hier mehr zu dieser Erkrankung: Idiopathische FLUTD bei der Katze.

Harnsteine

Am häufigsten kommen Harnsteine bei der Katze in der Blase vor (Blasensteine). Vor allem bei Katern können sie aber auch in die Harnröhre abgeschwemmt werden und diese blockieren. Harnsteine sind bei etwa 10% der betroffenen Katzen der Auslöser für den Harnröhrenverschluss.

Anatomische Veränderungen/Fehlbildungen

Manchmal ist der Harntrakt nicht so aufgebaut wie er sein sollte. Ein solcher Defekt kann bereits angeboren sein, er kann aber auch erst später entstehen. Dazu kommt es häufig, wenn Verletzungen der Harnröhrenschleimhaut abheilen und eine Narbe zurückbleibt. Dadurch kann eine Engstelle entstehen, die einen (teilweisen) Harnröhrenverschluss verursacht.

Weitere Ursachen

Auch verschiedene andere Erkrankungen kommen – wenn auch seltener – als Ursache für eine blockierte Harnröhre in Frage. Dazu gehören unter anderem:

  • Bakterielle Harnwegsinfektionen (Blasenentzündungen)
  • Krebserkrankungen, v.a. der Blase und Harnröhre
  • Blutgerinnsel in der Harnröhre
  • Verletzung (Trauma) der Blase oder Harnröhre (z.B. bei einem Autounfall)
  • Hernie (Eingeweidebruch) – Vorfall der Harnblase durch eine Lücke in der Bauchwand, z.B. in den Dammbereich (Perineum)

Risikofaktoren für die Entwicklung eines Harnröhrenverschlusses

Generell gilt, dass Katzen jeden Alters und jeder Rasse betroffen sein können. Dennoch ist ein Harnröhrenverschluss häufiger bei:

  • Männlichen Katzen/Katern
  • Mittelalten Katzen
  • Kastrierten Katzen
  • Übergewichtigen Katzen
  • Katzen, die sich wenig bewegen
  • Katzen, die vor allem drinnen leben
  • Katzen, die nur Trockenfutter fressen

Je mehr dieser Faktoren auf Ihre Katze zutreffen, desto gefährdeter ist sie, eine Harnröhrenblockade zu entwickeln.

Untersuchungen und Diagnose bei Harnröhrenobstruktion

Basis der Untersuchungen ist die Aufnahme der Krankengeschichte (Anamnese), bei der der Tierarzt verschiedene Fragen zur betroffenen Katze stellt (Seit wann kann die Katze nicht pinkeln? Kann sie überhaupt noch Urin absetzen? Zeigt die Katze Schmerzen?). Anschließend folgt eine gründliche klinische Allgemeinuntersuchung. Der Tierarzt wird dabei besonders darauf achten, ob die Blase sehr voll ist, wie sich die Harnröhre anfühlt und wie es der Katze allgemein geht.

Häufig bekommt der Tierarzt so schon einen starken Verdacht auf das Vorliegen eines Harnröhrenverschlusses. Bevor weitere Untersuchungen durchgeführt werden, wird der Tierarzt dann häufig erst mal dafür sorgen, dass der Urin wieder abfließen kann oder – falls das nicht gelingt – den Urin mit einer Nadel aus der Blase absaugen, so dass die Harnwege entlastet werden.

Viele betroffene Katzen haben dadurch, dass sie keinen Urin absetzen können, auch noch andere Veränderungen, wie z.B. eine gefährliche Urinvergiftung (Azotämie) oder lebensbedrohliche Elektrolytverschiebungen (häufig haben die Katzen einen stark erhöhten Kalium-Blutspiegel, dieser kann zu Herzrhythmusstörungen führen). Unbehandelt können diese Veränderungen zum Tod der Katze führen. Um sie zu erkennen, wird der Tierarzt meistens eine Blutprobe der Katze untersuchen und möglicherweise ein EKG (Elektrokardiogramm) durchführen – wenn es der Katze sehr schlecht geht, sogar noch, bevor er dafür sorgt, dass der Urin wieder abfließen kann.

Untersuchungen zur Feststellung der Ursache

Im Anschluss (häufig erst nachdem die Katze bereits behandelt bzw. stabilisiert wurde) geht es dann darum herauszufinden, was die Blockade verursacht hat. Nur dann kann die Ursache behandelt und sichergestellt werden, dass es nicht gleich wieder zu einem Harnwegsverschluss kommt. Dazu werden häufig folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Untersuchung des Urins: Je nach Ursache der Harnröhrenblockade kann der Tierarzt im Urin verschiedene Veränderungen erkennen. So sind bei Harnsteinen z.B. manchmal Kristalle im Urin zu finden. Der Tierarzt kriegt so einen ersten Hinweis auf die wahrscheinlichste Ursache.
  • Röntgenuntersuchung: Vor allem Harnsteine sind auf Röntgenbildern häufig sehr gut zu erkennen, aber auch andere Veränderungen können sichtbar sein. Manchmal ist es allerdings nötig, eine Röntgenkontrast-Untersuchung der Harnwege durchzuführen. Dabei wird ein sogenanntes Kontrastmittel entweder über die Vene oder über die Harnröhre verabreicht. Kontrastmittel ist ein Farbstoff, der im Röntgenbild ganz hell aussieht und nach seiner Verabreichung die Harnwege auskleidet. Überall dort, wo Strukturen wie Harnsteine oder Tumoren vorhanden sind, erkennt man in dem hellen Farbstoff schwarze Flecken oder Aussparungen.
  • Ultraschalluntersuchung: Bei einer solchen Untersuchung des Bauchraums und v.a. der Blase können auch feinere Veränderungen dargestellt werden. So kann z.B. ein Tumor entdeckt werden. Aber auch Harnsteine können dabei manchmal zu erkennen sein.

Behandlung bei Harnwegsverschluss

Zunächst einmal geht es bei einem Harnröhrenverschluss darum, so schnell wie möglich (1) den aufgestauten Urin aus den Harnwegen herauszubekommen und (2) die lebensgefährlichen Blutveränderungen zu behandeln. Je nachdem, wie es der Katze geht, wird der Tierarzt entscheiden, welche Maßnahmen als erstes getroffen werden müssen.

  • Behebung des Harnröhrenverschlusses: Bei manchen Katzen bzw. Katern kann der Harnröhrenverschluss durch vorsichtige Massage des Penis und der Harnröhre behoben werden. Häufiger ist es aber nötig, einen Urinkatheter durch die Harnröhre in die Blase zu schieben. Wenn das gelingt kann der Urin wieder abfließen und mit etwas Glück kann das, was die Harnröhre verstopft, aus ihr herausgespült werden. Um den Katheter zu schieben ist es meistens nötig, der Katze ein Beruhigungsmittel zu geben (oder sie sogar in Narkose zu legen). Manchmal ist es wegen der Blockade aber leider nicht möglich, einen Katheter bis in die Blase zu schieben. In einem solchen Fall – oder wenn die blockierende Struktur nicht aus der Harnröhre massiert bzw. -gespült werden kann – bleibt zur Behandlung des Harnröhrenverschlusses meistens leider nur eine Operation.
  • Behandlung der Blutveränderungen: Viele Katzen (vor allem wenn sie schon länger nicht pinkeln konnten) zeigen deutliche Veränderungen im Blut, z.B. einen erhöhten Kaliumgehalt und eine Urinvergiftung. Diese Abweichungen müssen mit Flüssigkeitsgaben über die Vene (Infusionen) behandelt werden.

Auch nach der Entfernung des Verschlusses ist die Harnröhre in der Regel noch entzündet und geschwollen, so dass die Katze oft noch einige Tage lang Probleme hat, Urin abzusetzen. Deswegen müssen die meisten Katzen noch für einige Tage in der Klinik oder beim Tierarzt bleiben, bis der Harnabsatz wieder normal funktioniert. Meistens wird die betroffene Katze auch Medikamente bekommen, die gegen die Schmerzen und die Schwellung helfen. Die Blutveränderungen werden – wenn nötig – in der Zeit ebenfalls weiter behandelt.

Weitere Behandlung

Die weitere Behandlung kann dann sehr unterschiedlich aussehen und hängt davon ab, welche Krankheit hinter dem Harnröhrenverschluss steckt. Die unter „Vorbeugung“ beschriebenen Maßnahmen können aber in allen Fällen hilfreich sein.

  • Harnsteine: Falls z.B. in der Blase noch mehr Harnsteine vorhanden sind, kommen verschiedene Möglichkeiten in Frage, um sie zu entfernen. Manche Steine können mit einem speziellen Futter oder mit Medikamenten aufgelöst werden, bei anderen kommt nur eine chirurgische Entfernung in Frage. In den meisten Fällen sind nach der Entfernung weitere Maßnahmen nötig, damit sich nicht wieder Steine entwickeln (z.B. Futterwechsel). Erfahren Sie hier mehr zur Behandlung von Harnsteinen.
  • Schleimpfropfen (Entzündungspfropfen, urethrale Plugs): Es wird angenommen, dass bei vielen Katzen mit einem Schleimpfropfen auch eine idiopathische FLUTD vorliegt. Deswegen können die dort erwähnten langfristigen Behandlungsempfehlungen auch bei Schleimpfropfen hilfreich sein.
  • Idiopathische FLUTD (iFLUTD)/idiopathische Blasenentzündung (Zystitis): Bislang ist immer noch nicht ganz klar, wieso Katzen eine iFLUTD entwickeln. Es wird aber angenommen, dass Stress als Auslöser für die Erkrankung eine große Rolle spielt. Die Behandlung baut deswegen auf verschiedenen Säulen auf. Unter anderem werden eine Steigerung der Wasseraufnahme, eine vermehrte Beschäftigung mit der Katze und eine Reduzierung ihres Stresslevels empfohlen. Lesen Sie hier alles zur Behandlung der idiopathischen FLUTD.
  • Anatomische Veränderungen/Fehlbildungen: Meistens kann nur versucht werden, die Engstelle in einer Operation zu entfernen bzw. zu weiten. Der Erfolg der Behandlung hängt davon ab, wie schwer die Veränderung ist und wo sie sitzt.

Prognose bei Harnröhrenblockade

Insgesamt ist die Prognose bei einem Harnröhrenverschluss vorsichtig. Sie hängt aber davon ab, ob es ein teilweiser oder vollständiger Verschluss ist, wie lange die Katze nicht urinieren konnte und was die Harnröhrenobstruktion verursacht hat. Je länger eine Katze nicht pinkeln konnte und je schlechter es der Katze geht, desto schlechter die Prognose. Viele Katzen sterben dann leider an den Folgen der Urinstauung.

Wenn die Katze die akute Harnröhrenblockade übersteht, kann es langfristig leider auch zur Entwicklung einer chronischen Niereninsuffizienz kommen – vor allem, wenn es bei einer Katze immer wieder zu Harnröhrenverschlüssen kommt.

Bei vielen Katzen, die einmal eine Harnröhrenblockade hatten, kommt es leider zu einem Rezidiv, also zur erneuten Entwicklung eines Harnwegsverschlusses.

Vorbeugung gegen Harnröhrenverschluss

Vor allem, wenn eine Katze schon mal eine blockierte Harnröhre hatte, ist es besonders wichtig sie gut zu beobachten. Wenn sie wieder anfängt, extrem viel im Katzenklo zu scharren, beim Urinabsatz schreit, nicht pinkeln kann oder beim Urinieren nur sehr wenig Harn kommt, sollte sofort reagiert und ein Tierarzt aufgesucht werden. Je schneller der Harnröhrenverschluss behandelt wird, desto besser die Prognose.

Bei den meisten Katern verstopft die Harnröhre im Bereich des Penis. Wenn ein Kater immer wieder Harnröhrenverschlüsse bekommt, kann deswegen überlegt werden, vorsorglich eine Operation durchführen zu lassen. Bei dieser wird im Dammbereich (zwischen Anus und Penis) ein neuer Ausgang für den Urin geschaffen (sogenannte perineale Urethrostomie). Der Harn muss dann nicht mehr durch die Harnröhre im Penis durch und ein Harnröhrenverschluss ist sehr viel unwahrscheinlicher. Ein solcher Eingriff hat aber natürlich auch Nachteile. Neben dem OP- und Narkoserisiko kann es auch leichter zu Blasenentzündungen kommen. Die Vor- und Nachteile sollten deswegen gut abgewogen und mit dem Tierarzt besprochen werden.

Es gibt auch ein paar allgemeine Maßnahmen, die das Risiko einer Erkrankung der unteren Harnwege (FLUTD) und eines erneuten Harnröhrenverschlusses reduzieren können. Vor allem bei Katzen, die schon mal eine FLUTD bzw. eine blockierte Harnröhre hatten (oder die ein hohes Risiko haben, einen Harnwegsverschluss zu bekommen), können sie helfen, einer Erkrankung vorzubeugen:

Steigerung der Flüssigkeitsaufnahme

Katzen, die viel Wasser aufnehmen, erkranken seltener. Deswegen sollte man, wenn möglich

  • Nassfutter füttern oder das Trockenfutter zumindest mit etwas Wasser mischen
  • immer frisches Trinkwasser zur Verfügung stellen, am besten an vielen verschiedenen Orten
  • spezielle Trinkbrunnen für Katzen können die Wasseraufnahme ebenfalls steigern (z.B. der Lucky-Kitty Katzenbrunnen*)
  • mehr Informationen dazu finden Sie in unserem Artikel „11 Tipps, wie Ihre Katze garantiert mehr trinkt!

Optimierung der Katzenklo-Situation

Katzen, die häufiger pinkeln, erkranken seltener. Um Katzen zu ermuntern, öfter aufs Katzenklo zu gehen und Urin abzusetzen, sollte man

  • das Katzenklo regelmäßig reinigen (mind. zwei Mal täglich) und immer sauber halten
  • genügend Katzenklos zur Verfügung stellen (Faustregel: Anzahl der Katzenklos = Anzahl der Katzen im Haushalt plus eins)
  • Lesen Sie hier mehr zur Gestaltung der idealen Katzenklo-Situation

Fitness und Gewicht

Die Katze sollte fit und schlank gehalten werden. Übergewichtige Katzen und Katzen, die sie sich wenig bewegen, erkranken eher.

Rationsberechnung

Bei Fütterung einer selbstgekochten oder rohen Diät sollte eine spezielle Rationsberechnung bei einem auf Ernährung spezialisierten Tierarzt erfolgen.

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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