Wie Katzenschnupfen-Trägerkatze & Partnerkatzen vor Erkrankung schützen?
Infobox Katzenschnupfen
Katzenschnupfen ist eine häufige Erkrankung bei Katzen, die durch verschiedene Erreger ausgelöst werden kann. In etwa 90% der Fälle handelt es sich allerdings um eine Infektion mit dem felinen Herpesvirus und/oder dem felinen Calicivirus.
Die betroffenen Katzen zeigen meist typische Schnupfensymptome wie Niesen, Nasenausfluss, eine verstopfte Nase, Augenausfluss, gerötete, geschwollene Augen (Bindehautentzündung), Appetitlosigkeit, Fieber und Teilnahmslosigkeit. Aber auch andere Symptome, wie Geschwüre im Maul (z.B. auf der Zunge) oder an den Augen, Husten, Speicheln oder Humpeln (Lahmheit), kommen vor.
Die Symptome können sehr mild sein und nur kurz anhalten. Allerdings kann der Katzenschnupfen v.a. bei sehr jungen, alten oder immungeschwächten Katzen aber auch sehr schwer verlaufen und sogar tödlich enden.
Die Impfung gegen Katzenschnupfen wird bei allen Katzen (auch reinen Wohnungskatzen) empfohlen. Zwar kann sie unsere Katzen nicht ganz sicher vor einer Infektion schützen, aber die Erkrankung wird dadurch seltener und verläuft deutlich milder.
Antwort von Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz:
Eine spannende Frage, die vermutlich viele Katzenhalter betrifft – denn was viele nicht über Katzenschnupfen wissen: Auch wenn die Schniefnase und die entzündeten Augen abgeklungen sind und es der Katze wieder gut geht, heißt das nicht unbedingt, dass man einen Strich unter den Katzenschnupfen machen kann und die Mieze geheilt ist.
Latente Infektion: Wenn das Virus schläft…
Gerade feline Herpesviren – neben den felinen Caliciviren die Haupterreger für Katzenschnupfen – haben nämlich eine fiese Angewohnheit: Meist wird die Katze sie nicht vollständig los. Einige Exemplare siedeln sich nämlich in einem Gehirnnerv an. Dort schlummern sie – bis sich ihnen eine gute Möglichkeit bietet, wieder aktiv zu werden.
Etwa 80% der Katzen, die mit dem Herpesvirus infiziert waren, beherbergen den kleinen Erreger auf diese Weise lebenslang – und sind damit sogenannte Trägertiere bzw. Carrier (man spricht auch von einer latenten Infektion). Die betroffenen Katzen zeigen keinerlei Anzeichen einer Erkrankung, aber das Virus ist trotzdem da – gut verborgen vor dem Immunsystem der Katze.
Erregerträger – eine Ansteckungsquelle für andere Katzen
Es kann sein, dass das Virus dort friedlich vor sich hinschlummert und nie wieder Probleme macht.
Es kann aber auch passieren, dass die Herpesviren wieder zum Vorschein kommen. Das passiert vor allem in Stresssituationen (veränderte Lebensumstände, Einzug einer neuen Katze, Umzug etc.) oder wenn das Immunsystem der Katzen geschwächt ist (z.B. aufgrund einer Erkrankung oder bestimmter Medikamente).
Die Herpesviren werden dann (meist vorübergehend) von der Carrier-Katze über Speichel, Tränenflüssigkeit und Nasenausfluss ausgeschieden – und können andere Samtpfoten infizieren. Die latent infizierten Katzen sind zu diesem Zeitpunkt also ansteckend für andere Miezen.
Es ist möglich, dass die Trägertiere während dieser Phase der Reaktivierung und Ausscheidung Katzenschnupfensymptome zeigen. Den meisten Samtpfoten merkt man aber nichts an.
Caliciviren
Auch bei einer Infektion mit felinen Caliciviren (den zweiten Haupterregern von Katzenschnupfen) werden die betroffenen Katzen meist eine Zeitlang Erregerträger. Obwohl sie gesund aussehen, scheiden sie das Virus über einige Wochen oder Monate aus.
Der Großteil dieser Miezen schafft es irgendwann (innerhalb einiger Monate), das Virus komplett loszuwerden und dementsprechend auch nicht mehr ansteckend für ihre Artgenossen zu sein – allerdings gelingt das nicht allen.
Maßnahmen, um den Erregerträger und dessen Partnerkatzen vor Katzenschnupfen zu schützen
Nun aber zurück zur ursprünglichen Frage: Was kann man tun, um die Carrierkatze vor Symptomen und die Partnerkatzen vor einer Ansteckung zu schützen?
Leider gibt es nichts, was Sie tun können, damit ganz sicher weder das eine noch das andere eintritt. Aber: Sie können zumindest das Risiko minimieren.
Impfungen gegen Katzenschnupfen
Das Wichtigste ist, dass alle Katzen in Ihrem Haushalt gegen Katzenschnupfen geimpft sind – sowohl die Partnerkatzen als auch die bereits infizierte Katze.
Geimpfte Katzen haben nämlich 1) ein deutlich geringeres Risiko, sich mit Katzenschnupfen zu infizieren und 2) verläuft die Infektion bei ihnen in aller Regel deutlich milder.
Das heißt, Sie können Ihre Katzen mit der Impfung zwar nicht völlig davor schützen, dass sie sich bei Ihrer Trägerkatze mit Katzenschnupfen anstecken, aber zumindest sinkt die Wahrscheinlichkeit – und falls es doch passiert, sollte der Krankheitsverlauf nicht besonders schwer sein.
Aber auch für Ihre Carrier-Katze ist es wichtig, dass sie weiter gegen Katzenschnupfen geimpft wird. Es ist nämlich recht unwahrscheinlich, dass sie sowohl Herpes- als auch Caliciviren mit sich herumträgt. Die Impfung ist u.a. also deshalb nötig, um sie vor dem anderen Erreger zu schützen.
Übrigens: Falls Sie irgendwann eine weitere Katze adoptieren wollen, sollten sie darauf achten, dass diese vorher vollständig grundimmunisiert wurde und – bei einer älteren Katze – die Impfungen auch regelmäßig aufgefrischt wurden.
Stress vermeiden
Wie schon erwähnt, kann Stress dazu führen, dass der Erreger „aufwacht“. Die Trägerkatze ist dann ansteckend für ihre Artgenossen und kann auch selbst wieder Symptome entwickeln.
Idealerweise sollten Sie also Situationen vermeiden, die für Ihre Katze stressig sind.
Zugegeben: manchmal geht das einfach nicht.
Aber Sie sollten zumindest versuchen, die am „wenigsten stressige“ Möglichkeit zu wählen (z.B. Versorgung der Katze während des Urlaubs durch einen Katzensitter zu Hause statt in einer Katzenpension; langsame Gewöhnung an neue Situationen, z.B. Baby oder Hund).
Außerdem sollten Sie das normale Lebensumfeld Ihrer Katze so gestalten, dass sie so wenig Stress wie möglich empfindet. Dabei gibt es für Katzen viele potentielle Stressauslöser – gerade in einem Mehrkatzenhaushalt. Das fängt an bei zu wenigen Katzenklos und geht über Streit mit der Partnerkatze bis hin zu Platzmangel.
Was Sie genau tun können, um den Stress für Ihre Katze möglichst gering zu halten, haben wir in unserem Artikel „Stress und Angst bei der Katze – 33 Tipps, wie Sie helfen können!“ zusammengefasst. Dort erfahren Sie auch mehr zu den möglichen Stressursachen und wie Sie erkennen, ob Ihre Katze gestresst ist.
Vermeidung von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen
Es gibt verschiedene Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken oder zumindest schwächen. Häufig werden sie bei Juckreiz und Hautentzündungen (z.B. durch Allergien) oder bei chronischen Darmentzündungen eingesetzt.
Zu den bekanntesten Vertretern dieser Medikamente gehören mit Sicherheit Cortison-Präparate wie Prednisolon oder Dexamethason.
Diese und andere sogenannte immunsuppressive Arzneimittel können leider ziemlich schnell dafür sorgen, dass es zu einer Reaktivierung der Katzenschnupfeninfektion kommt. Deswegen sollten Erregerträger-Katzen wenn möglich nicht damit behandelt werden.
Zugegebenermaßen lässt sich die Gabe solcher Medikamente manchmal nicht vermeiden. Es gibt aber auch Situationen, in denen schnell mal zum Cortison gegriffen wird, obwohl es vielleicht nicht zwingend nötig wäre.
Sie sollten Ihrem Tierarzt also vor jeder Behandlung mitteilen, dass Ihre Katze vermutlich Katzenschnupfen-Carrier ist. Falls er Ihrer Mieze Cortison (oder ein anderes immunsuppressives Medikament) geben will, sollten Sie mit ihm besprechen, ob es möglicherweise Alternativen dazu gibt oder eine niedrige Dosis gewählt werden kann.
Auch bei einem eventuell nötigen Klinikaufenthalt Ihrer Katze, sollten Sie die behandelnden Tierärzte darüber aufklären, dass Ihre Mieze möglicherweise Trägertier ist – so kann sie unter Umständen in einem ruhigeren Bereich untergebracht werden.
Maßnahmen bei Wiederaufflammen der Infektion
Falls Sie bei Ihrer Trägerkatze eines Tages doch wieder Anzeichen von Katzenschnupfen entdecken, sollten Sie einige zusätzliche Maßnahmen treffen:
L-Lysin
Jahrelang haben wir Tierärzte eine Aminosäure namens L-Lysin empfohlen, wenn eine Katze von Katzenschnupfen betroffen war – oder um Samtpfoten vor einer Infektion zu schützen.
Diese sollte angeblich das Herpesvirus hemmen, auch wenn nie ganz klar war, auf welche Weise. Eine beliebte Theorie war, dass eine erhöhte Menge L-Lysin in Konkurrenz mit einer anderen Aminosäure namens Arginin tritt. Arginin ist essentiell für die Vermehrung der Herpesviren. Durch die L-Lysin-Gabe sollten die Viren also nicht mehr so viel Arginin erhalten und dadurch gehemmt werden.
Dabei hatte L-Lysin auch den Vorteil, dass die Gabe sehr sicher war – als Aminosäure ist L-Lysin nämlich sowieso Bestandteil der normalen Nahrung. Dementsprechend gibt es heute viele Anbieter, die L-Lysin als Nahrungsergänzungsmittel für Katzen verkaufen.
Seit einigen Jahren bestehen aber Zweifel, ob L-Lysin tatsächlich etwas bringt. Die allermeisten Studien konnten weder zeigen, dass die damit behandelten Katzen seltener erkranken, noch dass die Symptome bei ihnen milder sind oder schneller wieder verschwinden.
Im Gegenteil – einige Untersuchungen kamen sogar zu dem Ergebnis, dass Katzen, die L-Lysin erhielten, häufiger erkrankten und schwerere Symptome zeigten.
Die wissenschaftliche Grundlage für eine Gabe von L-Lysin zum Schutz vor bzw. zur Behandlung von Katzenschnupfen ist also sehr dürftig. Dennoch besteht unter uns Tierärzten noch kein Konsens, ob wir nun L-Lysin gegen bzw. bei Katzenschnupfen empfehlen oder nicht – es gibt nämlich durchaus auch viele positive Erfahrungsberichte.
Bis wir Tierärzte uns da einig sind, muss also vermutlich jeder Katzenhalter selbst entscheiden, ob er L-Lysin ausprobieren möchte oder nicht.
Fazit
Es ist nicht gesagt, dass Ihre Carrier-Katze überhaupt irgendwann noch mal Katzenschnupfen-Symptome entwickeln oder Ausscheider werden wird.
In den wenigsten Fällen ist ja auch bekannt, welches Virus den Katzenschnupfen bei einer Mieze verursacht hatte. Es könnte dementsprechend sein, dass Ihre Katze mit Calici-Viren infiziert war – und diese schon längst wieder losgeworden ist. In diesem Fall wäre das Risiko für Katzenschnupfen-Symptome und eine Ansteckung ihrer vierbeinigen Mitbewohner nicht größer als bei jeder anderen Katze.
Es ist vermutlich aber trotzdem eine gute Idee, die oben beschriebenen Maßnahmen (v.a. Impfung, Vermeidung von Stress und immunsuppressiven Medikamenten) zu treffen und die Augen für Katzenschnupfensymptome offen zu halten!
Wir wünschen Ihnen und Ihren Katzen alles Gute und drücken Ihnen die Daumen, dass sie von Schniefnasen und weiteren Katzenschnupfensymptomen verschont bleiben!
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .