Chronische Blasenentzündung bei Katzen: alternative Behandlungen?

Was hilft bei Katze mit chronischer Blasenentzündung?

Mein Kater (10 J.) hat eine chronische Blasenentzündung. Er wird jedes Mal mit Metacam behandelt, was er sehr schlecht verträgt. Gibt es auch homöopathische Globuli, welche gegen Schmerzen helfen bzw. dauerhaft die Blasenentzündung ausheilen lassen?
Tierarztfrage vom 13.05.2018

Antwort von Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz:

Blasenentzündung ist nicht gleich Blasenentzündung

Eine chronische Blasenentzündung ist wirklich eine Belastung – nicht nur für Ihren Kater, sondern bestimmt auch für Sie als Besitzer!

Allerdings ist Ihre Frage leider nicht ohne weiteres zu beantworten, denn: bei Katzen ist Blasenentzündung nicht gleich Blasenentzündung. Stattdessen können ganz viele verschiedene Ursachen zu einer Entzündung der Harnblase führen – z.B. Blasensteine, Harnkristalle, eine Infektion mit Bakterien oder selten leider auch eine Krebserkrankung.

Aus diesem Grund werden all diese Krankheiten bei der Katze zum so genannten FLUTD-Komplex zusammengefasst (Ausführliche Informationen zu den möglichen Ursachen des FLUTD-Komplexes sowie zur Diagnose und Behandlung finden Sie hier).

Suche nach Grundursachen

Vor allem wenn eine Katze immer wieder bzw. andauernd die typischen Symptome einer Blasenentzündung zeigt, sollte unbedingt abgeklärt werden, ob eine dieser Grundursachen hinter der Entzündung steckt! Denn wenn eine Grunderkrankung unbehandelt bleibt, wird Ihre Katze immer wieder eine Blasenentzündung entwickeln.

Erst wenn alle denkbaren Ursachen für die Blasenentzündung ausgeschlossen wurden, kann man davon ausgehen, dass die Katze an einer sog. idiopathischen FLUTD (also an einer Blasenentzündung ohne erkennbare Ursache) leidet – der häufigsten Form der Blasenentzündung bei der Katze.

Also: sofern Ihr Kater noch nicht auf Grunderkrankungen hin untersucht wurde, würden wir das unbedingt empfehlen!

Gehen wir für die Beantwortung der Frage aber mal davon aus, dass Ihr Kater eine idiopathische chronische Blasenentzündung hat.

Umstellung der Fütterung und Verbesserung des Lebensumfelds

Leider gibt es nicht die „eine“ Wunderwaffe, die die idiopathische chronische Blasenentzündung bei Ihrem Kater heilen wird. Meist ist eine Kombination verschiedener Maßnahmen nötig, um die Erkrankung so gut wie möglich zu kontrollieren. Dadurch können die einzelnen Krankheitsepisoden verringert werden und die Symptome fallen nicht so schwer aus (mehr Infos zur Diagnose und Behandlung finden Sie übrigens auch in unserem Artikel über die idiopathische FLUTD).

Am wirklich allerwichtigsten ist dabei

  • Die Steigerung der Wasseraufnahme der Katze
  • Die Vermeidung und Verminderung von Stress

Ausführliche Tipps und Tricks, wie man eine Katze dazu bewegen kann, mehr Flüssigkeit aufzunehmen, finden Sie in unserem Artikel „11 Tipps, wie Ihre Katze garantiert mehr trinkt!“ – kurz gesagt, läuft es aber darauf hinaus: Wenn Sie Trockenfutter füttern, sollten Sie die Fütterung bei Ihrem Kater auf jeden Fall auf Nassfutter umstellen!

Stress scheint ebenfalls eine sehr große Rolle bei der idiopathischen FLUTD zu spielen, weswegen die Stressreduktion der zweite Grundpfeiler der Behandlung ist. Auch zu diesem Thema haben wir schon die besten Tipps zusammengestellt: Stress und Angst bei Katzen: 33 Tipps, wie Sie helfen können!. Dort finden Sie auch Informationen zu Feliway®, Zylkene®, Relaxan® u.a. – dabei handelt es sich um Pheromone bzw. Nahrungsergänzungsmittel, die Stress reduzieren können. Diese Mittel könnten Ihrem Kater möglicherweise dabei helfen, seltener und weniger schwer an Blasenentzündungen zu erkranken.

Homöopathie und andere „sanfte Mittel“

Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen oder wenn Sie gerne noch etwas unterstützend geben wollen, kommen mehrere Mittel zur Verbesserung der Blasengesundheit in Frage. Idealerweise wenden Sie sich an einen Tierarzt mit Erfahrung in der Homöopathie, damit dieser die Behandlung genau auf Ihren Kater abstimmen kann. Ansonsten sollten Sie die Gabe von jedem Medikament zumindest mit Ihrem Haustierarzt absprechen.

Viele Katzenbesitzer und auch Tierärzte empfehlen bei chronischer Blasenentzündung die folgenden Mittel:

Grünlippmuschelextrakt/Canosan®

Manch einer hat vielleicht schon von Grünlippmuscheln gehört – meist allerdings wohl im Zusammenhang mit Gelenkserkrankungen. Vor allem bei Arthrose wird Grünlippmuschelextrakt Hunden und Katzen gerne gegeben.

Weil Grünlippmuscheln aber u.a. Glykosaminoglykane enthalten, empfehlen manche auch eine Gabe bei chronischen Blasenentzündungen. Glykosaminoglykane (kurz GAGs) kleiden nämlich als Schutzschicht die Harnblase aus. Es wird angenommen, dass bei vielen Katzen mit idiopathischer Blasenentzündung diese Schutzschicht teilweise kaputt ist. Dadurch können die Stoffe im Urin die Blasenwand reizen und zu einer Entzündung führen. In der Theorie könnte die Schutzschicht durch eine Gabe von GAGs wieder gestärkt werden. Wie bereits erwähnt, ist die Wirksamkeit allerdings nicht bewiesen.

Grünlippmuschelextrakt gibt es u.a. als Pulver oder auch als Kautabletten (z.B. Canosan® Kautabletten für Katzen – u.a. hier erhältlich).

Heel Cosmochema Berberis Cosmoplex®

Hierbei handelt es sich um ein homöopathisches Medikament. Dessen Wirksamkeit ist ebenfalls nicht bewiesen – viele Katzenbesitzer schwören bei (chronischen) Blasenentzündungen aber darauf. Angeblich werden Erkrankungsepisoden dadurch deutlich seltener und die Symptome klingen schneller wieder ab.

Dabei haben die erwähnten Katzenbesitzer gute Erfahrungen mit der folgenden Dosierung gemacht: Über einige Wochen 2-3 Mal täglich 4 Tropfen des Medikaments mit einem Milliliter Wasser verdünnen und dann der Katze oral eingegeben (oder über das Futter).

Heel Cosmochema Berberis Cosmoplex® ist z.B. hier erhältlich.

Astorin FLUTD®

Auch dieses Medikament wird von vielen Katzenbesitzern gerne bei chronischen Blasenentzündungen gegeben – die Tabletten enthalten ebenfalls GAGs sowie zusätzlich u.a. Vitamin K und Calciumchlorid.

Vor allem bei Astorin FLUTD® raten wir allerdings dringend zu einer vorherigen Absprache mit dem Tierarzt! Es säuert den Urin nämlich an – was sinnvoll sein kann, wenn Ihr Kater unter Harnsteinen oder Harngrieß aus Struvit leidet. Ist dies nicht der Fall, ist meines Erachtens nach von einer Gabe abzuraten. Denn sonst könnten sich durch den niedrigen pH-Wert im Urin Harnsteine aus Calciumoxalat bilden und das würde die Situation nur weiter verschlechtern.

Das gleiche gilt für alle Präparate und spezielle Futtersorten, die versprechen, den Harn anzusäuern und so die Blasengesundheit zu verbessern!

Alternativen zum Metacam

Eine Blasenentzündung kann wirklich sehr schmerzhaft sein – auch für Katzen. Ein „schulmedizinisches“ Schmerzmittel wird bei akuten Schüben deswegen trotz Steigerung der Wasseraufnahme, Stressreduktion und homöopathischer Behandlung meistens nötig sein.

Von den meisten Katzen wird Metacam gut vertragen – wenn Ihr Kater allerdings nicht dazugehört, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Tierarzt über eine Alternative nachdenken, wie z.B. Gabapentin, Novalgin oder Buprenorphin.

Fazit

Leider können wir Ihnen nicht zu dem „einen sanften Mittel“ raten, dass die chronische Blasenentzündung bei Ihrem Kater ausheilen lassen oder zumindest die Schmerzen zuverlässig verringern wird. Vermutlich ist eine Kombination verschiedener Maßnahmen und Medikamente erforderlich, um die Häufigkeit und den Schweregrad der Erkrankung langfristig zu mindern. Dazu ist v.a. viel Geduld und Ausprobieren nötig.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit den gegebenen Informationen trotzdem weiterhelfen konnten! Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns bei Gelegenheit ein Update geben würden, wie es Ihrem Kater geht und was ihm geholfen hat!

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Dr. Iris Wagner-Storz von fellomed vor einer Betonwand

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz

Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .

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