Brauchen Wohnungskatzen für Spaziergänge zusätzliche Impfungen?
Antwort von Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz:
Toll, dass Sie sich darüber Gedanken machen – das ist eine absolut berechtigte Frage! Tatsächlich haben wir sie sogar zum Anlass genommen, einen ausführlichen Artikel über Impfungen bei Katzen zu schreiben (dieser wurde inzwischen sogar mit dem Medienpreis Tiergesundheit ausgezeichnet)! Dort erklären wir genau, was das für Krankheiten sind, gegen die Katzen geimpft werden können, welche Impfungen bei welchen Katzen Sinn machen und wann sie erfolgen sollten.Hier gehts zu unseren Impfempfehlungen für Katzen!
Fangen wir mal mit dem Einfachsten an: Das Wichtigste ist, dass Ihre Katze gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen (felines Herpesvirus und felines Calicivirus) geimpft ist (im Impfpass heißt der Impfstoff meistens irgendwas mit „RCP“). Das sollte sie aber eigentlich sowieso schon sein, weil normalerweise auch Hauskatzen dagegen geimpft werden (wir Menschen können die Erreger nämlich in die Wohnung schleppen).

Jetzt kommen wir zu zwei Impfungen, die möglicherweise Sinn machen, wenn man mit seiner Katze Gassi gehen will: Tollwut und FeLV.
Tollwut
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ihre Katze draußen mit Tollwut ansteckt, ist verschwindend gering – und wird noch kleiner, wenn sie nur an der Leine ist. Eigentlich erscheint es also vollkommen unnötig, sie fürs Spazierengehen gegen Tollwut zu impfen.
Das Problem ist allerdings, dass geimpfte Tiere nach deutschem Recht einen kleinen Vorteil gegenüber ungeimpften Tieren haben. Stellen wir uns mal folgendes Szenario vor: Ihre Katze war – ohne gegen Tollwut geimpft zu sein – mit Ihnen draußen spazieren. Eines Tages bekommen Sie Besuch, Ihr Stubentiger hat einen schlechten Tag und beißt einen Menschen. Das „Beißopfer“ wendet sich ans Veterinäramt und wirft Ihrer Mieze vor, tollwütig zu sein. Im aller-, allerschlimmsten Fall kann das Amt dann anordnen, Ihre Katze einschläfern zu lassen.
Das Risiko, dass dieses Szenario eintritt, ist extrem klein. Trotzdem wollte ich es Ihnen nicht verschweigen – denn die Entscheidung müssen letztlich Sie treffen. Wenn Sie mich allerdings fragen würden, ob ich meine Wohnungskatze fürs Gassi gehen gegen Tollwut impfen lassen würde, lautet die Antwort: Nein, würde ich nicht.
FeLV („Leukose“)
Kommen wir jetzt zu FeLV (Felines Leukämie-Virus, umgangssprachlich auch als Leukose bezeichnet). FeLV ist ein Virus, das v.a. bei engem Kontakt mit infizierten Artgenossen über den Speichel übertragen wird. Weil das Virus in der Außenwelt nur einige Minuten lang überlebt, stecken sich Katzen häufig beim gegenseitigen Beschnuppern/Belecken, beim Trinken bzw. Fressen aus einem Napf, der kurz zuvor von einer infizierten Katze benutzt wurden, aber auch durch Kratzer/Bisse bei einem Kampf an.
Außerdem sind ältere Katzen (über 7 Jahre alt) ziemlich resistent gegen den Erreger – das heißt, sie erkranken nach einem Kontakt zu FeLV in aller Regel nicht.
Ob eine Impfung bei Ihrer Katze erfolgen sollte, hängt also von zwei Faktoren ab: wie alt ist Ihre Katze und wieviel Kontakt hätte sie draußen beim Gassi gehen mit Artgenossen? Wenn sie über 7 Jahre alt ist oder draußen nicht nahe an andere Katzen rankommt, ist eine Impfung unnötig (auch wenn Ihre Katze bereits mit FeLV infiziert ist, macht eine Impfung keinen Sinn). Falls Ihr Stubentiger aber jünger ist, kein FeLV hat und draußen ziemlich sicher auf Artgenossen trifft, könnte man sich eine Impfung überlegen. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass noch gar nicht bekannt ist, wie gut die Impfung überhaupt gegen FeLV schützt.
Das Beste wäre also, wenn sie anderen Katzen beim Spazieren gehen gar nicht erst so nahe kommt – auch weil die Wahrscheinlichkeit für Revierkämpfe ziemlich hoch wäre. Und dabei könnte sie nicht nur Verletzungen davontragen, sondern sich auch mit FIV (Felines Immundefizienz-Virus, „Katzenaids“) anstecken (dagegen gibt es leider keine Impfung).
Fazit
Vermutlich braucht Ihre Katze keine weiteren Impfungen – wenn Sie sich draußen beim Gassi gehen von anderen Katzen, Hunden, Füchsen und Fledermäusen fernhalten.
Sie sollten allerdings darüber nachdenken, sie etwas häufiger zu entwurmen (viermal jährlich bzw. alle 3 Monate während der Zeit, in der Sie mit ihr spazieren gehen) und gegen Zecken und Flöhe zu behandeln (z.B. mit SpotOns oder Tabletten – siehe auch „Flohbefall bei Hund und Katze“).
Außerdem würden wir empfehlen, dass Sie Ihre Mieze vorher chippen lassen, für den Fall, dass Sie beim Gassi gehen mal entkommt.
Wir wünschen Ihnen ganz viel Spaß beim Spazieren gehen mit Ihrer Mieze – schicken Sie uns doch mal Bilder (z.B. auf Instagram unter #fellomed)!
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .