Atopische Dermatitis (Umweltallergie) beim Hund
Bei Ihrem Hund wird eine Milbenallergie, Grasallergie oder Pollenallergie – kurz: eine atopische Dermatitis – vermutet? Dann sind Sie hier genau richtig!
Erfahren Sie in diesem ausführlichen (und wie immer von einer erfahrenen Tierärztin geschriebenen) Artikel alles, was Sie zu Diagnose, Allergietests, Behandlung, Desensibilisierung und mehr wissen müssen.
Unser Interview mit einem der führenden Experten für Allergien bei Hund & Katze zum Thema „Atopische Dermatitis“:
Atopische Dermatitis (Hund): Steckbrief
Beschreibung
Die atopische Dermatitis (auch als Umweltallergie bezeichnet) ist eine leider recht häufige allergische Hauterkrankung, die bei den betroffenen Hunden zu teilweise starkem Juckreiz führt. Dabei ist die Allergie gegen bestimmte Stoffe in der Luft, wie Pollen, Milben oder Schimmelpilze, gerichtet.
Der Begriff „atopische Dermatitis“ bzw. Umweltallergie ist also sozusagen der Überbegriff für Milbenallergie bzw. Hausstaubmilbenallergie, Pollenallergie, Grasallergie, Hausstauballergie, Schimmelpilzallergie etc.
Der Begriff „atopisch“ bezeichnet dabei die genetische Veranlagung, auf harmlose Stoffe aus der Umwelt (Umweltallergene) eine Antikörper-vermittelte Allergie zu entwickeln. Die atopische Dermatitis bzw. Umweltallergie ist also eine zumindest teilweise angeborene Erkrankung.
Man vermutet, dass etwa jeder zehnte bis zwanzigste Hund an einer atopischen Dermatitis leidet.
Wann und wie entwickelt sich die atopische Dermatitis?
Typischerweise sind Hunde zwischen 6 Monaten und 3 Jahren alt, wenn sie die ersten Symptome einer atopischen Dermatitis zeigen (ca. 80% der Hunde). Einmal entwickelt, bleibt die Umweltallergie i.d.R. lebenslang bestehen.
Häufig ist die atopische Dermatitis am Anfang allerdings noch saisonal, d.h. die Hunde zeigen nur zu bestimmten Jahreszeiten allergische Symptome (z.B. im Winter bei Milbenallergie, im Frühjahr bei Baum-Pollenallergie oder im Sommer bei Grasallergie). Oft wird die Allergie im Lauf der Zeit dann jedoch asaisonal, d.h. die Symptome bestehen das ganz Jahr über. Das liegt u.a. daran, dass entsprechend veranlagte Hunde immer mehr Sensibilisierungen entwickeln, d.h. sie werden auf immer mehr Stoffe allergisch.
Auf welche Allergene können Hunde reagieren?
Hunde können auf ganz viele verschiedene Umweltallergene in der Luft reagieren, z.B. auf
- Milben-Allergene (z.B. Hausstaubmilbe, Vorratsmilbe)
- Verschiedene Pflanzenpollen (von Bäumen, Gräsern und Kräutern, z.B. von Birke, Hasel, Wiesen-Lieschgras, Spitzwegerich, Ambrosia)
- Federn; Hautschuppen von Menschen, Katzen oder anderen Tieren
- Insekten (z.B. Kakerlake, Stubenfliege)
- Hausstaub
- Schimmelpilzsporen (z.B. Aspergillus, Penicillium)
Dabei leiden die meisten Hunde mit atopischer Dermatitis an einer Milbenallergie, genauer gesagt an einer Hausstaubmilbenallergie. Aber auch Pollenallergien bzw. Grasallergien kommen sehr häufig vor.
Interessanterweise können Hunde auch auf Hautschuppen von Katzen oder sogar von uns Menschen allergisch sein – ähnlich wie wenn wir Menschen an einer Hunde- oder Katzenhaarallergie leiden. Menschen können also nicht nur an einer „Hundehaarallergie“ leiden, Hunde können auch von einer „Menschenhaarallergie“ betroffen sein.
Hier finden Sie einen Artikel über Allergien beim Hund im Allgemeinen: „Allergien beim Hund: eine Übersicht“. Lesen Sie dort u.a., was bei einer Allergie passiert, welche Allergiearten es gibt und wie sie behandelt werden können.
Symptome der atopischen Dermatitis beim Hund
Welche Symptome kommen vor?
Juckreiz, haarlose Stellen und Hautveränderungen
Das „typische“ und erste Symptom bei Hunden mit Hausstaubmilbenallergie, Grasallergie, Hausstauballergie und Co ist Juckreiz. Dieser kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein – von kaum bemerkbar bis hin zum „Blutig-Kratzen“. Juckreiz ist das erste Symptom, das bei Hunden mit Allergie auftritt; alle sichtbaren Hautveränderungen kommen i.d.R. erst danach.
Weil die betroffenen Hunde die juckenden Stellen kratzen, benagen, abschlecken und beknabbern, kommt es schließlich allerdings oft zur Hautentzündung (Dermatitis). An den betroffenen Hautstellen zeigen sich dann z.B.
- Rötungen,
- Krusten,
- Pusteln,
- nässende/offene Wunden,
- Kratzspuren und/oder
- Schwellungen
Außerdem kratzen oder schlecken sich Hunde an den juckenden Stellen oft das Fell aus, so dass es zu haarlosen Bereichen (Alopezie) kommt. Andererseits kann sich das Fell aber auch bräunlich-rostrot verfärben, wenn Hunde sich viel schlecken (sog. Leckverfärbung).
Seltener entwickeln Hunde mit atopischer Dermatitis Quaddeln (Urtikaria), also örtlich begrenzte Schwellungen der Haut (sehen ähnlich aus wie Mückenstiche).
Besteht die atopische Dermatitis bzw. die Hautentzündung über längere Zeit, kann es schließlich auch zu einer Verdickung (Lichenifikation) und/oder Dunkelverfärbung (Hyperpigmentation) der Haut kommen.

Typischerweise sind bei Hunden mit atopischer Dermatitis v.a. die Hautstellen von Entzündungen und Juckreiz betroffen, die besonders viel Kontakt zur „Umwelt“ haben (die Allergene gelangen nämlich zum größten Teil direkt über die Haut in den Körper):
- die „Unterseite“ des Hundes: Bauch, Achseln, Leiste
- Innenseite der Oberschenkel
- Pfoten
- Kopf/Gesicht
- Ohren
Dabei können viele verschiedene Hautstellen auf einmal betroffen sein, es gibt aber auch Hunde mit atopischer Dermatitis, die z.B. nur an einer Ohrentzündung leiden oder die sich nur die Pfoten knabbern.
Ohrentzündungen
Bei etwa der Hälfte aller Hunde mit Pollenallergie, Milbenallergie und Co kommt es zu einer Ohrentzündung (Otitis externa). Betroffene Hunde schütteln viel mit dem Kopf und kratzen sich an den Ohren. Im Gehörgang ist oft bräunlich-krümeliger oder weißlich-cremiger, teilweise stinkender Ausfluss erkennbar. Bei manchen Hunden sieht man auch schon von außen, dass die Gehörgänge zugeschwollen sind.
Pfotenentzündungen
Bei vielen Hunden mit atopischer Dermatitis kommt es außerdem auch zu einer Pfotenentzündung (Pododermatitis). Dabei kann sich diese nur als leichte Rötung äußern, sie kann aber auch so stark ausgeprägt sein, dass die Pfoten massiv geschwollen sind, nässen und auf Druck sogar Eiter austritt. V.a. bei solch schweren Fällen kann es auch sein, dass der betroffene Hund lahmt.
Sekundärinfektionen und Pyodermie
Sehr oft nutzen Bakterien oder Hefepilze (z.B. Malassezien) die Situation aus und besiedeln die von Allergie und Entzündung bereits geschädigte Haut (oder die Ohren) – die Folge ist eine sog. Sekundärinfektion. Diese Hautentzündung mit Bakterien (Pyodermie) oder Hefepilzen verstärkt die Symptome noch weiter, denn die Bakterien und Hefepilze verschlimmern nicht nur die Entzündung, sie können auch für sich schon Juckreiz auslösen.
Atemwege und Augen
Seltener leiden Hunde mit Milbenallergie, Grasallergie und Co auch an Problemen mit den Atemwegen (sog. Rhinitis, äußert sich durch Niesen, Rückwärtsniesen, Nasenausfluss, Atemgeräusch) und/oder mit den Augen (sog. Konjunktivitis, äußert sich durch Augenausfluss, gerötete und/oder geschwollene Bindehäute).
Wann zeigen Hunde mit atopischer Dermatitis die Symptome?
Die allergischen Symptome können bei Hunden mit atopischer Dermatitis ganzjährig zu beobachten sein, aber auch nur zu bestimmten Jahreszeiten – je nachdem, wann das problematische Allergen in der Luft vorhanden ist.
So zeigen Hunde mit einer Baum-Pollenallergie (z.B. Hasel, Erle, Buche) oft v.a. im Frühjahr Symptome, während Hunde mit Grasallergie eher im Sommer betroffen sind. Hunde mit Milbenallergie/Hausstaubmilbenallergie jucken und kratzen sich dagegen i.d.R. ganzjährig, wobei die Symptome im Winter oft schlimmer sind.
Ursachen und Risikofaktoren der atopischen Dermatitis
Obwohl zahlreiche Untersuchungen (sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin) durchgeführt wurden, ist bis heute immer noch nicht ganz klar, wieso manche Hunde (und Menschen) eine atopische Dermatitis entwickeln.
Es wird angenommen, dass die Erkrankung teilweise angeboren ist, auf der anderen Seite aber auch Umwelteinflüsse eine große Rolle spielen. So geht beispielsweise die Hygienehypothese davon aus, dass eine mangelnde Stimulierung des Immunsystems durch Keime und Erreger (v.a. in jungem Alter) dazu führt, dass es sich stattdessen mit anderen – eigentlich harmlosen – Eindringlingen beschäftigt: Allergene. Eine zu „reine“, hygienische Umgebung soll dementsprechend die Entstehung von Allergien fördern. Leider gibt es sowohl Studien, die diese These unterstützen, als auch solche, die sie widerlegen.
Klar ist allerdings, dass Kinder von allergischen Eltern sehr viel häufiger an einer Allergie erkranken als Kinder von „gesunden“ Eltern – und dasselbe scheint auch für Hunde zu gelten. Daher sollte mit allergischen Hunden nicht gezüchtet werden.
Welche Hunde sind oft von Pollenallergie, Milbenallergie und Co betroffen?
Jeder Hund kann eine atopische Dermatitis entwickeln, egal welcher Rasse er angehört oder ob er ein Mischling ist. Bei einigen Rassen vermutet man allerdings, dass sie ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben, z.B. Labrador Retriever, Golden Retriever, Französische Bulldogge, Mops, Boxer, verschiedene Terrier (West Highland White Terrier, Yorkshire Terrier), Deutscher Schäferhund und Englische Bulldogge. Dabei bestehen aber auch regionale Unterschiede.
Hunde, die bereits an einer anderen Allergie leiden (z.B. Flohspeichel- oder Futtermittelallergie) haben leider ebenfalls ein höheres Risiko zusätzlich an einer Umweltallergie zu erkranken.
Untersuchungen und Diagnose der atopischen Dermatitis beim Hund
Schwer zu glauben, aber bis heute gibt es tatsächlich keinen einzigen Test, der uns sagen kann, ob ein Hund an einer Allergie leidet und wenn ja, an welcher. Die atopische Dermatitis ist deswegen immer eine sog. Ausschlussdiagnose – d.h. die Diagnose kann nur gestellt werden, indem man die anderen möglichen Ursachen für die Symptome ausschließt.
Zeigt ein Hund die oben beschriebenen Symptome, kommen neben der atopischen Dermatitis v.a. Infektionen mit Bakterien oder Pilzen, ein Befall mit Milben (Räudemilben oder Demodexmilben) sowie die Flohspeichelallergie und die Futtermittelallergie in Frage. Aber auch seltenere Erkrankungen können für die Symptome verantwortlich sein (z.B. bestimmte Autoimmunerkrankungen).
Schritt 1: Diagnose der Allergie
Der Tierarzt wird deswegen zunächst viele Fragen stellen, um möglichst viel über die Krankheitsgeschichte des Hundes zu erfahren: Wann haben die Symptome begonnen? Was war zuerst da – der Juckreiz oder die Hautentzündung? Wo und wieviel kratzt sich der Hund?
Nach einer allgemeinen klinischen Untersuchung des Hundes folgt dann eine genaue Beurteilung der Haut (dermatologische Untersuchung): welche Hautveränderungen gibt es und welche Körperstellen sind davon betroffen?
Wenn ein Hund unter Hautentzündungen leidet, sollten dort unbedingt auch Proben genommen werden (zytologische Untersuchung). Das geht ganz schnell und tut überhaupt nicht weh: so presst der Tierarzt z.B. einfach ein kleines Glasplättchen (Objektträger) oder ein Stück Klebeband auf die Haut des Hundes. Dabei werden einige Zellen und auch etwaige Keime übertragen. Indem er das Präparat dann anfärbt und unter dem Mikroskop betrachtet, kann der Tierarzt so ganz schnell feststellen, ob die Haut wirklich entzündet ist und ob eine Sekundärinfektion mit Bakterien oder Hefepilzen (z.B. Malassezien) vorliegt. Das gleiche Prinzip funktioniert auch bei „dreckigen“ oder entzündeten Ohren. Hier wird die Probe allerdings mit einem Wattestäbchen gewonnen.
Diese sog. zytologische Untersuchung ist sehr wichtig, denn:
- Wie erwähnt, kann auch eine Infektion mit Bakterien oder Hefepilzen zu den beschriebenen Symptomen führen – und diese muss nicht unbedingt Folge einer Allergie sein. Auch Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion), können Hautinfektionen verursachen.
- Wenn ein Hund an Sekundärinfektionen leidet, sollten diese unbedingt behandelt werden, da sie die Symptome der Allergie massiv verstärken können. Durch die zytologische Untersuchung kann der Tierarzt deshalb schnell und einfach die weitere Therapie planen.
Je nachdem, wie die Krankengeschichte des Hundes ist und was der Tierarzt an Hautveränderungen findet, kann es auch sein, dass er noch mehr Untersuchungen durchführt (z.B. Hautgeschabsel, Biopsientnahme, Pilzkultur).
Schritt 2: Diagnose der atopischen Dermatitis
Ist klar, dass der Hund mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer Allergie leidet, geht es im 2. Schritt darum, herauszufinden, ob es sich um eine atopische Dermatitis handelt – oder ob vielleicht eine andere Allergie dahintersteckt.
Eine Flohspeichelallergie kann relativ einfach bestätigt oder ausgeschlossen werden: Man behandelt den Hund einfach mit einem gut wirksamen Mittel gegen Flöhe (z.B. mit einem Spot-On oder mit Tabletten)! Kommt es zu keiner Besserung, ist klar, dass eine Flohspeichelallergie nicht das Problem des Hundes ist.
Um eine Futtermittelallergie auszuschließen muss dagegen unbedingt eine Ausschlussdiät durchgeführt werden – anhand der Symptome und des Aussehens der Haut kann sie nämlich nicht von einer Umweltallergie unterschieden werden, die beiden Allergien äußern sich praktisch identisch! Bei einer Ausschlussdiät darf ein Hund mind. 8 Wochen lang nur eine Eiweißquelle (z.B. Pferdefleisch) und eine Kohlenhydratquelle (z.B. Süßkartoffel) bekommen, die er beide vorher noch nie gefressen hat.
Wenn sich die Symptome bei einem Hund trotz guter Flohprophylaxe und korrekt durchgeführter Ausschlussdiät (ganz wichtig; hierbei gibt es nämlich einige Stolpersteine) nicht bessern, steht die Diagnose „atopische Dermatitis“.
Auf die richtige Diagnose zu kommen ist also ziemlich zeitaufwendig – und auch gar nicht so einfach, denn es müssen viele Punkte beachtet werden. Wer auf „Nummer Sicher“ gehen will, sollte sich deswegen an einen Tierarzt wenden, der sich auf Dermatologie und Allergien spezialisiert hat. Welche Arten von Spezialisten es gibt und wie Sie einen passenden Tierarzt finden können, haben wir hier zusammengefasst: Spezialisten in der Tiermedizin.
Allergietests bei Hunden mit Hausstauballergie und Co
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was dann mit Allergietests ist – kann man denn damit keine atopische Dermatitis diagnostizieren? Und die Antwort lautet leider: Nein.
Allergietests sagen nämlich nichts darüber aus, ob ein Hund tatsächlich auf einen bestimmten Stoff (z.B. Birkenpollen) allergisch ist, sondern nur ob eine Sensibilisierung vorliegt (also ob das Immunsystem eine Immunantwort darauf ausgebildet hat). Das mag jetzt ein bisschen nach Haarspalterei klingen, aber tatsächlich ist das ein großer Unterschied! Auch viele gesunde Hunde zeigen positive Reaktionen in Allergietests – ohne wirklich darauf allergisch zu sein. Allergietests eignen sich also nicht dazu festzustellen, ob ein Hund an einer Allergie leidet und ob es sich um eine Umweltallergie handelt.
Wenn man schon weiß, dass ein Hund eine atopische Dermatitis hat, können Allergietests allerdings trotzdem Sinn machen – nämlich um herauszufinden, auf welche Allergene genau ein Hund vermutlich reagiert (ob er also z.B. am ehesten an einer Pollenallergie gegen Birkenpollen, an einer Hausstaubmilbenallergie oder an einer bestimmten Grasallergie leidet). Zum Einsatz kommen sie deswegen v.a. dann, wenn man plant eine Desensibilisierung (s.u.) durchzuführen. Da ist ein Allergietest dann unbedingt erforderlich, um die passenden Allergene für die Desensibilisierungs-Lösung auszuwählen.
Im Moment gibt es zwei verschiedene Allergietests: den Bluttest und den Hauttest. Wie sich die beiden Tests unterscheiden, wie sie durchgeführt werden und welcher besser für Ihren Hund geeignet ist, erfahren Sie hier: Allergietests bei Hund und Katze.
Behandlung der atopischen Dermatitis beim Hund
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die atopische Dermatitis bei einem Hund zu behandeln: ursächlich (mittels Desensibilisierung) und symptomatisch. Aber auch Maßnahmen zur Allergenvermeidung können helfen.
Bei der ursächlichen Behandlung mittels Desensibilisierung wird die Allergie an sich behandelt und bekämpft. Sie kommt einer „Heilung“ der atopischen Dermatitis noch am nächsten: manchen Hunden geht es nach einigen Behandlungsjahren so gut, dass die Desensibilisierung beendet werden kann – ohne dass die Symptome zurückkommen. Außerdem wird angenommen, dass ursächlich behandelte Hunde seltener neue Allergien gegen andere Stoffe entwickeln.
Bei der symptomatischen Behandlung werden dagegen nur die Symptome unterdrückt, also der Juckreiz und die Hautentzündung. Sobald man die Behandlung abbricht, kommen die Symptome aber wieder. Es wird also nur ein „Deckel“ auf die Symptome gepackt. Der Vorteil der symptomatischen Behandlung ist allerdings, dass sie i.d.R. sehr schnell wirkt.
Wann immer möglich sollte bei Hunden mit atopischer Dermatitis also eine Desensibilisierung durchgeführt werden – bis sie wirkt, können die Symptome aber mit verschiedenen Medikamenten und Behandlungen gelindert werden. Und auch wenn sich Hunde trotz Desensibilisierung noch jucken oder unter Hautentzündungen leiden, können symptomatische Mittel sehr gut ergänzend eingesetzt werden.
Desensibilisierung: Ursächliche Behandlung der atopischen Dermatitis
Bei einer Desensibilisierung werden Hunde mit winzigen Mengen der Stoffe behandelt, auf die sie allergisch sind (z.B. Hunde mit Hausstaubmilbenallergie und Birken-Pollenallergie mit Hausstaubmilben- und Birken-Allergen). Dadurch „gewöhnt“ sich das Immunsystem der Hunde langsam an die Allergene und hört schließlich auf, sie zu bekämpfen.
Zur Desensibilisierung wird für jeden Hund eine eigene, individuelle Allergenlösung hergestellt. Dabei kommen genau die Allergene in die Lösung, gegen die der jeweilige Hund allergisch ist (die Auswahl erfolgt anhand der Ergebnisse eines Allergietests). Die Allergenlösung wird dann in regelmäßigen Abständen (langfristig etwa alle 4 Wochen) unter die Haut des Hundes gespritzt.
Etwa 2/3 aller Hunde mit atopischer Dermatitis sprechen teilweise oder vollständig auf die Desensibilisierung an, bei ca. 1/3 kommt es leider zu keiner Verbesserung.
Oft dauert es allerdings mehrere Monate, bis die Desensibilisierung wirkt. Bevor man die Therapie abbricht, weil sie scheinbar nicht hilft, sollte man sie deswegen unbedingt zumindest 1 Jahr lang durchführen.
Noch mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier: Desensibilisierung bei Hund und Katze.
Symptomatische Behandlung der atopischen Dermatitis
Hier stehen ganz viele verschiedene Medikamente und Behandlungen zur Verfügung – angefangen von „sanften“ Mitteln wie Antihistaminika, essentiellen Fettsäuren und Shampoos, bis hin zu starken, dafür aber i.d.R. sehr gut wirksamen Mitteln wie Cortison, Apoquel® oder Cytopoint®.
All diese Mittel haben Vor- und Nachteile, so dass man idealerweise verschiedene Medikamente und Behandlungen kombiniert – so nutzt man die positiven Effekte und verringert gleichzeitig das Risiko von Nebenwirkungen.
Weil es so viele verschiedene Medikamente und Möglichkeiten der symptomatischen Therapie gibt, haben wir diesem Thema einen eigenen Artikel gewidmet: Allergien bei Hund und Katze: Behandlung & Medikamente.
Allergenvermeidung
Sehr hilfreich ist es für Hunde mit atopischer Dermatitis natürlich auch, die Menge an problematischen Allergenen in der Luft zu verringern. Das ist allerdings oft gar nicht so einfach. Bei Hunden mit Pollenallergie oder Grasallergie kann man nur versuchen bei Spaziergängen Gegenden zu meiden, in denen es viele für den Hund problematische Pflanzen gibt (z.B. hohe Wiesen bei Hunden mit Grasallergie).
Bei Hunden mit Milbenallergie (z.B. Hausstaubmilbenallergie) oder Schimmelpilzallergie gibt es ein paar mehr Möglichkeiten. So kann es z.B. helfen
- die Menge an Textilien in den Hauptaufenthaltsbereichen des Hundes zu reduzieren (Teppiche, Vorhänge, etc.).
- spezielle Hundebetten für Hunde mit Milbenallergie zu verwenden
- häufig zu staubsaugen bzw. feucht zu wischen
- Hundedecken und Spielzeuge regelmäßig bei 60°C zu waschen
- Trockenfutter in luftdichten Plastikboxen aufzubewahren
Prognose bei atopischer Dermatitis
Eine atopische Dermatitis – egal ob Milbenallergie, Hausstauballergie, Pollenallergie oder Grasallergie – ist leider eine i.d.R. lebenslange Erkrankung. Wirklich geheilt werden kann sie nach derzeitigem Wissen nicht. Wenn die Desensibilisierung anschlägt, kommen viele Hunde aber ohne weitere Behandlung (oder mit nur sehr sanften Mitteln) sehr gut zurecht. Und auch sonst können Hunde mit der passenden Therapie eine sehr hohe Lebensqualität und eine normale Lebenserwartung haben!
Vorbeugung der atopischen Dermatitis beim Hund
Nach heutigem Wissen gibt es leider nichts, was man tun kann um seinen Hund vor der Entwicklung einer atopischen Dermatitis zu schützen. Es gibt allerdings erste positive Ergebnisse aus Studien, in denen Hunde mit Probiotika behandelt wurden, um das Erkrankungsrisiko zu verringern. Im Moment ist es allerdings noch zu früh, um hier Empfehlungen zu geben.
Wenn man einen Welpen adoptieren möchte und das Risiko verringern will, am Ende einen Allergiker zu haben, kann man jedoch beim Züchter nachfragen, ob bei den Elterntieren Allergien bekannt sind. Sie können auch selber beobachten, ob Sie bei diesen Hunden allergische Symptome beobachten können. Wenn ja, sollten Sie vielleicht lieber einen anderen Züchter suchen.
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .