Atemfrequenz, Puls, Temperatur – was ist normal bei Hund & Katze?
Schleimhäute bei Hund und Katze: Was ist normal?
Die Schleimhäute unserer Hunde und Katzen eignen sich hervorragend, um bestimmte Gesundheitsprobleme zu erkennen. So kann man über sie z.B. einen Eindruck von der Kreislaufsituation und vom Flüssigkeitshaushalt des Tieres gewinnen.
Zugegeben: die Beurteilung der Schleimhaut ist etwas schwieriger als die Bestimmung von Atemfrequenz oder Temperatur – auch weil es keine eindeutigen „Werte“ gibt. Umso wichtiger ist es, sich die Schleimhäute beim eigenen Tier regelmäßig anzuschauen, solange es ihm gut geht. So kriegt man den besten Eindruck davon, was normal ist – wie die Schleimhaut also eigentlich aussehen und sich anfühlen sollte.
Wie sollten die Schleimhäute bei Hunden und Katzen normalerweise aussehen?
In Bereichen ohne dunkle Pigmentierung (Färbung) sieht die Schleimhaut bei gesunden Hunden rosa aus, bei gesunden Katzen ist sie eher blassrosa bis rosa. Sie sollte sich feucht und nicht klebrig anfühlen.
Drückt man kurz mit einem Finger auf die Schleimhaut, entsteht ein heller Abdruck. Dieser sollte nach 1-2 Sekunden wieder die Farbe der umgebenden Schleimhaut annehmen. Dieser Wert – die Zeit, bis die Schleimhaut wieder die Ursprungsfarbe annimmt – wird als kapilläre Füllungszeit (KFZ) bezeichnet. Es handelt sich dabei um die Dauer, die die kleinen Blutgefäße (Kapillaren) in der Schleimhaut brauchen, um sich wieder vollständig mit Blut zu füllen, nachdem dieses vorher mit dem Finger rausgedrückt wurde.
Wie und wo kann ich bestimmen, ob die Schleimhäute normal sind?
Am einfachsten können Sie die Schleimhäute im Maul beurteilen. Heben Sie dazu eine Lefze Ihres Hundes/Ihrer Katze an und betrachten Sie die Schleimhaut über bzw. unter den Zähnen. Achten Sie auf die Farbe und ob irgendwo Flecken oder Einblutungen zu sehen sind.
Dann drücken Sie für kurze Zeit (etwa eine Sekunde lang) mit einem Finger auf die Schleimhaut und beobachten, wie lange es dauert bis die normale Farbe wieder zurückkommt. Um einzelne Sekunden abschätzen zu können, nutzen Sie am besten den alten Trick: Sagen Sie in normalem Sprechtempo „einundzwanzig, zweiundzwanzig“. Die Farbe sollte zurückkommen, während Sie „zweiundzwanzig“ sagen. Dann beträgt die kapilläre Füllungszeit 1 bis 2 Sekunden.
Nun berühren Sie die Schleimhaut ein weiteres Mal (oder mehrmals) mit dem Finger – diesmal allerdings nur leicht. Achten Sie darauf, ob sie sich klebrig anfühlt.
Wenn die Schleimhaut im Maul Ihres Hundes/Ihrer Katze pigmentiert, also schwarz bzw. dunkelbraun gefärbt ist, können Sie sie dort nicht beurteilen. Alternativ können Sie dann die Bindehaut am Auge betrachten. Dazu legen Sie einen Finger vorsichtig auf die behaarte Haut unter dem Auge und schieben sie (ebenfalls vorsichtig) nach unten. Dadurch wird die Bindehaut an der Innenseite des unteren Augenlides sichtbar.
Bitte beachten Sie allerdings, dass Sie an der Schleimhaut am Auge nicht rumdrücken sollten – sie können hier nur die Farbe beurteilen! Versuchen Sie dort auf keinen Fall die kapilläre Füllungszeit zu bestimmen oder festzustellen, ob die Schleimhaut klebrig ist!
Welche Veränderungen können bei Hunden und Katzen an der Schleimhaut vorkommen?
Farbe
Die Farbe der Schleimhäute kann bei Hunden und Katzen ganz unterschiedlich verändert sein – von sehr blass (z.B. bei Blutarmut, im Schock) über gelblich (z.B. bei Lebererkrankungen) oder bläulich (z.B. bei Atemnot) bis rot (z.B. im Schock, bei bestimmten Vergiftungen).
All diese Veränderungen sollten sehr ernst genommen werden! Wenn Ihr Tier eine sehr blasse, gelbe, bläuliche oder rote Schleimhaut hat, sollten Sie so schnell wie möglich Ihren Tierarzt kontaktieren (Ausnahme: Ist die Schleimhaut nicht im gesamten Maul rot, sondern nur an begrenzten Stellen, kann das auch Folge einer lokalen Entzündung sein, wie z.B. bei Parodontitis oder Zahnstein. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht um einen Notfall – ein Tierarztbesuch wäre aber natürlich trotzdem eine gute Idee).
Flecken
An der Schleimhaut von Hunden und Katzen können auch rote oder schwarze Flecken auffallen. Wenn Sie mehrere stecknadelkopfgroße, rote, gut abgegrenzte Flecken oder größere, rote, blutergussähnliche Flecken entdecken, könnte es sich um Einblutungen (Petechien, Ekchymosen) in die Schleimhaut handeln. Diese sind ein Hinweis auf eine Blutgerinnungsstörung (z.B. bei bestimmten Autoimmunkrankheiten, bei Rattengift-Aufnahme). In diesem Fall handelt es sich ebenfalls einen Notfall, bei dem Sie sofort einen Tierarzt aufsuchen sollten!
Bei schwarzen bzw. dunkelbraunen Flecken kann es sich um Schleimhaut handeln, die an diesen Stellen nur anders gefärbt ist. In diesem Fall wirken die Flecken wie ganz normale Schleimhaut, nur die Farbe ist anders. Wenn die Flecken allerdings erst seit kurzem dort sind, sich erhaben anfühlen oder sonst irgendwie anders wirken als die umgebende Schleimhaut, könnte es sich um einen Tumor (z.B. ein Melanom) handeln. In diesem Fall sollten Sie also unbedingt Ihren Tierarzt aufsuchen.
Klebrigkeit
Wenn sich die Schleimhaut bei Ihrem Hund bzw. Ihrer Katze klebrig anfühlt, ist dies das erste Anzeichen für einen Flüssigkeitsmangel (Dehydratation), welchem nachgegangen werden sollte. Er kann beispielweise als Folge eines Flüssigkeitsverlusts, z.B. bei Erbrechen oder Durchfall, auftreten oder Hinweis auf eine Erkrankung sein (z.B. Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus).
Kapilläre Füllungszeit (KFZ)
Eine eindeutig und deutlich erhöhte (über 2 Sekunden) oder verringerte (unter 1 Sekunde) kapilläre Füllungszeit ist ein klarer Hinweis auf einen Schock (z.B. bei Anaphylaxie, Blutvergiftung, großem Blutverlust). Wenn Sie sich sicher sind, dass die KFZ bei Ihrem Hund/Ihrer Katze verändert ist, sollten Sie ihn/sie schnellstmöglich zu einem Tierarzt bringen!
In unseren Infografiken haben wir die wichtigsten Werte für Sie zusammengefasst:


Bei den mit einem Sternchen (*) versehenen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links – das heißt, wenn Sie auf der verlinkten Website etwas kaufen, erhalten wir eine Provision.
Dies hat keinerlei Einfluss darauf, über welche Produkte wir schreiben. Wir verlinken ausschließlich Produkte, über die wir Sie so oder so informieren würden.
Für Sie entstehen durch den Kauf über einen solchen Affiliate-Link natürlich keine zusätzlichen Kosten! Sie helfen uns jedoch bei der Finanzierung dieses Projekts – und sorgen dafür, dass unsere eigenen Tiere das ein oder andere Leckerli erhalten :). Danke!

Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .