Blasenentzündung (FLUTD-Komplex) bei der Katze
Eine Blasenentzündung (Zystitis/Cystitis) kann viele verschiedene Ursachen haben. Weil bei Katzen aber häufig nicht nur die Harnblase, sondern auch die Harnröhre betroffen ist, sprechen Tierärzte statt von Blasenentzündung oft auch von FLUTD (Feline Lower Urinary Tract Disease = Erkrankung der unteren Harnwege der Katze) oder FLUTD-Komplex. Unter diesem Oberbegriff werden verschiedene Krankheiten der Harnblase und Harnröhre (also der unteren Harnwege) bei Katzen zusammengefasst, die die typischen Symptome einer Blasenentzündung verursachen.
Erfahren Sie in diesem Artikel unter anderem, welche Ursachen eine Blasenentzündung bei der Katze haben kann – und wie Sie erkennen, ob Ihre Katze betroffen ist!
Blasenentzündung/FLUTD (Katze): Steckbrief
Beschreibung
Viele Krankheiten der unteren Harnwege (also der Harnblase und Harnröhre) führen bei der Katze zu den typischen Symptomen einer Blasenentzündung (Zystitis) wie häufiges und schmerzhaftes Pinkeln, ständiger Harndrang und blutiger Urin. Deswegen ist es ohne ausgiebige Untersuchungen meistens nicht möglich, zu erkennen, welche Krankheit hinter den Symptomen steckt.
Um trotzdem schon mal einen Namen zu haben, bei dem man die Erkrankung nennen kann, wird sie häufig erst mal grob als Blasenentzündung oder – korrekter – als FLUTD (wird meist als „Flutt“ ausgesprochen) bezeichnet. FLUTD steht für „Feline Lower Urinary Tract Disease“, auf Deutsch also „Erkrankung der unteren Harnwege der Katze“. Die FLUTD ist aber eigentlich gar keine eigenständige Krankheit. Vielmehr werden unter diesem Oberbegriff alle Krankheiten der Harnblase und/oder Harnröhre zusammengefasst, die diese typischen Symptome verursachen.
Die FLUTD (bzw. die Blasenentzündung) kommt relativ häufig vor. Es wird angenommen, dass etwa 1-3% aller Katzen jedes Jahr erkranken.
Symptome einer Blasenentzündung bzw. FLUTD bei der Katze
Katzen, die an einer FLUTD bzw. Blasenentzündung leiden, zeigen in der Regel mindestens eines der folgenden Symptome:
Ursachen einer Blasenentzündung bzw. FLUTD bei der Katze
Viele verschiedene Erkrankungen können eine Blasenentzündung bzw. eine FLUTD verursachen. Zu den häufigsten gehören:
- idiopathische FLUTD/Blasenentzündung
- Harnsteine
- Schleimpfropfen (Entzündungspfropfen, urethrale Plugs)
- Bakterielle Harnwegsinfektion
- Anatomische Störungen
- Krebserkrankungen
Idiopathische Blasenentzündung (Zystitis)/Idiopathische FLUTD (iFLUTD)
Obwohl es viele gut erklärbare und bekannte Ursachen für die FLUTD gibt, finden die Tierärzte in den meisten Fällen (etwa 60%) keine wirkliche Ursache für die Symptome der Blasenentzündung. Mediziner sprechen dann von „idiopathischer FLUTD“ („FLUTD ohne erkennbare Ursache“). Manchmal wird die Erkrankung auch als idiopathische Zystitis oder idiopathische Blasenentzündung bezeichnet.
Bei vielen Katzen verursacht die idiopathische FLUTD teilweise starke Schmerzen. Häufig kommt es bei einer iFLUTD auch zu einem Verschluss der Harnröhre – entweder durch Schleimpfropfen oder durch eine Entzündung der Harnröhre und anhaltende Verkrampfung der Harnröhrenmuskulatur.
Es gibt keinen Test und keine Untersuchung mit der man eine idiopathische Blasenentzündung nachweisen kann – nur durch Ausschluss aller anderen Ursachen kann die Diagnose gestellt werden.
Harnsteine
Bei Katzen handelt es sich dabei meistens um Blasensteine. Sie können die Blasenwand reizen und so zur Blasenentzündung (und deren typischen Symptomen) führen. Wenn sie aus der Blase abgeschwemmt werden, kann es allerdings auch zu einem Harnröhrenverschluss kommen (vor allem bei Katern).
Harnsteine sind bei 7-30% der Katzen die Ursache für die FLUTD.
Schleimpfropfen (Entzündungspfropfen, urethrale Plugs)
Ein Verschluss der Harnröhre kann v.a. bei Katern auch die Folge eines Schleimpfropfens sein. Diese Pfropfen oder „Plugs“ sind weiche, aber stabile „Stöpsel“, die hauptsächlich aus organischem Material, wie Proteinen (Eiweißen), Schleimhautzellen und Entzündungszellen, bestehen. Sie können aber auch Kristalle (die Vorläufer von Harnsteinen) enthalten.
Sie bilden sich in der Harnröhre (Urethra) und führen dort zu einem teilweisen oder vollständigen Verschluss. Es wird angenommen, dass die Schleimpfropfen als Folge einer Entzündung in der Harnröhre entstehen.
Sie sind bei etwa 10% der Katzen für die FLUTD verantwortlich, verursachen jedoch etwa jeden zweiten Harnröhrenverschluss.
Bakterielle Harnwegsinfektion
Auch Katzen können eine bakterielle Blasenentzündung bekommen – allerdings deutlich seltener als Menschen oder auch Hunde.
Sie ist bei 8-20% der Katzen für die FLUTD verantwortlich. Meist sind ältere Tiere von ihr betroffen. Bei einer Blasenentzündung kommt es eher selten zu einem Harnröhrenverschluss.
Anatomische Störungen/Fehlbildungen
Manchmal ist der Harntrakt nicht so aufgebaut wie er sein sollte. Ein solcher Defekt kann bereits angeboren sein, er kann aber auch erst später entstehen. Häufig kommt es dazu, wenn Verletzungen der Harnröhrenschleimhaut abheilen und eine Narbe zurückbleibt. Wenn es dadurch eine Engstelle gibt, kann die Katze Schwierigkeiten haben, Urin abzusetzen.
Krebserkrankungen
Krebserkrankungen der Harnblase und -röhre sind bei Katzen nicht sehr häufig. Gerade bei älteren Tieren müssen sie aber trotzdem als Ursache für die Blasenentzündungs-Symptome in Betracht gezogen werden.
Am häufigsten kommt bei der Katze ein sogenanntes Übergangszellkarzinom in der Harnblase vor. Zu einem Harnröhrenverschluss kommt es bei Krebserkrankungen der unteren Harnwege eher selten.
Risikofaktoren
Generell gilt, dass Katzen jeden Alters und jeder Rasse von einer FLUTD bzw. Blasenentzündung betroffen sein können. Dennoch ist die FLUTD häufiger bei Katzen, die:
- männlich sind
- mittelalt sind
- kastriert sind
- Übergewichtig sind
- sich wenig bewegen
- vor allem drinnen leben
- nur Trockenfutter fressen
Untersuchungen und Diagnose bei Blasenentzündung bzw. FLUTD
Obwohl alle Krankheiten, die zum FLUTD-Komplex gehören, ganz ähnliche Symptome verursachen, werden sie teilweise sehr unterschiedlich behandelt. Deswegen ist es überaus wichtig, herauszufinden, was die Blasenentzündung bzw. FLUTD verursacht – das gilt vor allem dann, wenn eine Katze bereits mehrere FLUTD-Erkrankungen hatte, die Symptome anhalten oder sehr schwer sind.
Basis der Untersuchungen sind die Aufnahme der Krankengeschichte (Anamnese), bei der der Tierarzt verschiedene Fragen zur betroffenen Katze stellt, und eine gründliche klinische Allgemeinuntersuchung.
Im Anschluss werden meist folgende Untersuchungen durchgeführt:
Behandlung bei Blasenentzündung bzw. FLUTD bei der Katze
Wenn ein Verschluss der Harnröhre vorliegt, ist das ein lebensbedrohlicher Notfall. Die Harnblase kann reißen, außerdem kann es innerhalb von nur 2-3 Tagen zu einem akuten Nierenversagen kommen. Die Katze sollte deswegen so schnell wie möglich zum Tierarzt gebracht und behandelt werden!
Die Behandlung der FLUTD kann sehr unterschiedlich aussehen und hängt davon ab, welche Krankheit hinter den Symptomen der Blasenentzündung steckt.
Idiopathische FLUTD (iFLUTD)/Idiopathische Blasenentzündung (Zystitis)
Bislang ist immer noch nicht ganz klar, wieso Katzen eine iFLUTD entwickeln – Stress scheint aber eine große Rolle zu spielen. Die Behandlung baut deswegen auf verschiedenen Säulen auf. Unter anderem werden eine Steigerung der Wasseraufnahme, eine vermehrte Beschäftigung mit der Katze und eine Reduzierung ihres Stresslevels empfohlen.
Harnsteine
Je nach Situation kommen verschiedene Möglichkeiten in Frage, um die Harnsteine zu entfernen. Manche Steine können mit einem speziellen Futter oder mit Medikamenten aufgelöst werden, bei anderen kommt nur eine chirurgische Entfernung in Frage. In den meisten Fällen sind nach der Entfernung weitere Maßnahmen nötig, damit sich nicht wieder Steine entwickeln (z.B. Futterwechsel).
Schleimpfropfen (Entzündungspfropfen, urethrale Plugs)
Die Behandlung zielt zunächst darauf ab, den Harnröhrenverschluss zu beheben. Es wird allerdings angenommen, dass bei vielen Katzen mit einem Schleimpfropfen gleichzeitig eine idiopathische Blasenentzündung (iFLUTD) vorliegt. Deswegen können die dort erwähnten langfristigen Behandlungsempfehlungen auch bei Schleimpfropfen hilfreich sein.
Bakterielle Harnwegsinfektion (bakterielle Blasenentzündung/Zystitis)
Mittel der Wahl bei einer bakteriellen Blasenentzündung ist die Behandlung mit Antibiotika.
Anatomische Störungen/Fehlbildungen
Meistens kann nur versucht werden, die Engstelle in einer Operation zu entfernen bzw. zu weiten. Der Erfolg der Behandlung hängt davon ab, wie schwer die Veränderung ist und wo sie sitzt.
Krebserkrankung: Übergangszellkarzinom
Wenn Symptome auftreten, ist die Erkrankung leider meistens schon weit fortgeschritten. Eine chirurgische Entfernung des Tumors ist dann in der Regel nicht mehr möglich. Eine Chemotherapie kann aber helfen, den Tumor zu verkleinern, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Katze zu erhöhen. Auch bestimmte Schmerzmittel mit entzündungshemmender Wirkung können hilfreich sein – neben ihrer Wirkung auf die Entzündung scheinen sie auch direkt das Tumorwachstum hemmen zu können. So geht es vielen Katzen damit erst mal wieder besser, auch wenn die Erkrankung so nicht geheilt oder aufgehalten werden kann.
Prognose bei Blasenentzündung bzw. FLUTD bei der Katze
Die Prognose bei FLUTD ist meistens vorsichtig bis gut (ohne Verschluss der Harnröhre: günstig bis gut; mit Verschluss der Harnröhre: vorsichtig). Allerdings kommt es bei vielen Katzen (30-70%) zu einem Rezidiv, also zur erneuten Entwicklung einer Blasenentzündung.
Bei immer wiederkehrenden FLUTD-Episoden steigt das Risiko für die Entwicklung einer chronischen Niereninsuffizienz oder Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis).
Vorbeugung gegen Blasenentzündung bzw. FLUTD
Es gibt ein paar Maßnahmen, die das Risiko einer Blasenentzündung (Zystitis) reduzieren können. Vor allem bei Katzen, die schon mal eine FLUTD-Erkrankung hatten oder die ein besonderes Risiko haben, eine Blasenentzündung/FLUTD zu entwickeln, können sie helfen, einer Erkrankung vorzubeugen:
- Katzen, die viel Flüssigkeit aufnehmen, haben ein geringeres Erkrankungsrisiko. Deswegen sollte man, wenn möglich
- Nassfutter füttern
- immer frisches Trinkwasser zur Verfügung stellen, am besten an verschiedenen Orten
- Mehr Informationen finden Sie in unseren „11 Tipps, wie Ihre Katze garantiert mehr trinkt!
- Katzen, die häufiger Urin absetzen, erkranken seltener an einer Blasenentzündung/FLUTD. Um sie zum Urinieren zu ermuntern, sollte man
- das Katzenklo regelmäßig reinigen (mind. 2 Mal täglich) und immer sauber halten
- genügend Katzenklos zur Verfügung stellen (Faustregel: Anzahl der Katzenklos = Anzahl der Katzen im Haushalt plus eins)
- Ausführliche Informationen zur optimalen Katzenklo-Situation finden Sie hier
- Katzen, die weniger Stress haben, erkranken seltener an einer idiopathischen Blasenentzündung. Lesen Sie hier wie Sie Stress und Angst bei Ihrer Mieze erkennen und bekämpfen können!
- Die Katze sollte fit und schlank gehalten werden. Übergewichtige und sich wenig bewegende Katzen erkranken eher.
- Bei Fütterung einer selbstgekochten oder rohen Diät sollte eine spezielle Rationsberechnung bei einem auf Ernährung spezialisierten Tierarzt erfolgen.
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Über Dr. med. vet. Iris Wagner-Storz
Ich bin seit 2013 approbierte Tierärztin, Mutter einer kleinen Tochter und leidenschaftliche Leseratte. Mein Tiermediziner-Herz schlägt v.a. für die Dermatologie und Innere Medizin – und so habe habe ich meine Doktorarbeit auch in der Dermatologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zum Thema Allergien beim Hund geschrieben. Ich bin selbst leidgeprüft, was Krankheiten bei den eigenen Haustieren angeht – und weiß wie wichtig ausführliche, korrekte Informationen sind, um die richtige Entscheidung für den geliebten Vierbeiner zu treffen. Aus diesem Grund ist fellomed ein Herzensprojekt für mich! Um Ihnen möglichst gute und aktuelle Informationen liefern zu können, versuche ich ständig dazuzulernen und mich fortzubilden – so bin ich beispielsweise auch Mitglied der International Society of Feline Medicine (ISFM) .